Running

Laufschuhe made in Mecklenburg

Die Manufaktur der Brüder Lunge produziert Laufschuhe - nachhaltig und in Deutschland. Alexander Balow war in Düssin und hat Ulf Lunge getroffen.

Teilen
0

Von der Bundesstraße ab sind es noch ein paar Kilometer, dann wird die Straße enger. „Düssin“ steht in schwarzen Lettern auf dem Ortsschild. Wenige Meter weiter zeigt eine bunte Plane auf ein riesiges Gebäude in außergewöhnlicher Dimension: die Schuhmanufaktur Lunge. Mitten in der mecklenburgischen Pampa werden die Schuhe gebaut, die man als Geheimtipp der Laufszene bezeichnen darf.

Das mit der Pampa überhört Ulf Lunge. „Bis Hamburg sind es nur 80 Kilometer“, sagt er. Er könnte die Entfernung vermutlich noch viel genauer benennen. Denn er fährt die Strecke fast täglich, seit über 10 Jahren. In der Hansestadt führen Ulf und sein jüngerer Bruder Lars drei Laufläden, einen auch in Berlin. Es sind mit die größten Laufläden in Deutschland. Seit der Gründung des ersten Laufladens 1978 beraten sie Läufer bei der Auswahl der passenden Schuhe. Und im Laufe dieser Zeit stellen sie bei vielen Laufschuhen, die sie in ihren Läden testen, immer wieder fest: Die Materialien und die Verarbeitung werden immer einfacher und anfälliger, die Leistungsfähigkeit sinkt. Für Füße und Bewegungsapparat sind einige Schuhe sogar gefährlich. „Wir haben nicht so gute Erfahrungen mit vielen Laufschuhen gemacht“, formuliert Ulf Lunge diplomatisch. Der Gedanke, es anders und besser zu machen, war geboren.

Die Brüder Ulf und Lars Lunge stehen vor der Schuhmanufaktur und halten Schuhkartons ihrer Marke in den Händen
Die Brüder Ulf und Lars Lunge (v.l.n.r.) vor ihrer Laufschuhmanufaktur in Mecklenburg. | © Andreas Schwarz

Ideenklau aus Fernost

Die Umsetzung der Idee gestaltete sich zunächst schwierig:

Einen der ersten Schuhe wollten wir in Asien bauen lassen. Bevor der Schuh fertig war, fanden wir jedoch unsere Entwürfe als fertige Modelle auf einer Sportmesse wieder.

Ulf Lunge

Es mussten noch ein paar Jahre vergehen, bevor aus der Idee doch noch etwas Greifbares wurde. Denn da stand 2005 plötzlich dieser alte Kuhstall in Düssin zum Verkauf. Für 20.000 Euro ersteigern die Brüder 6.000 Quadratmeter Fläche, Innenfläche wohlgemerkt. Sie bauen in der Pampa eine Manufaktur für Laufschuhe, in einem alten, 120 Meter langen Kuhstall. „Wenn es einfach gewesen wäre, hätte es jeder gemacht“, sagt Ulf Lunge auf die Frage, warum ausgerechnet hier, im Nichts. Das Land freute sich über die Investition, die Region über die Ansiedlung und das Dorf über Arbeitsplätze. Knapp über 30 sind es aktuell. Und es sollen noch mehr werden. Die Nachfrage nach Schuhen aus Düssin sei da, ist sich Ulf Lunge sicher, die Produktion kann hochgefahren werden.

Schuhkarton mit Sportschuhen der Marke Lunge aus Mecklenburg gestapelt
Die Schuhe von Lunge rennen: Die Nachfrage ist groß, die Händler wollen mehr! | © Alexander Balow

Verpflichtung „Made in Germany“

20.000 Paar Schuhe sind es derzeit pro Jahr. „Da müssen wir drüber, unsere Händler wollen mehr Schuhe haben, wir konnten aber bislang nicht mehr liefern“, sagt der Geschäftsführer. Das soll sich ändern. Aber von Schuhfabrik kann keine Rede sein, im Gegenteil: „Wir sind das flexibel reagierende Unternehmen in der Nische“, weiß auch Ulf Lunge. Das bedeutet beispielsweise, dass bei Lunge von der Idee am Bildschirm bis zu einem fertigen Prototypen nicht einmal 60 Minuten vergehen. Zeitlich unschlagbar gegenüber der asiatischen Billigkonkurrenz. Viel Handwerk. Viel Handarbeit. Das macht sich auch an anderer Stelle bemerkbar. Denn während viele Laufschuhe bereits nach 500 Laufkilometern schlichtweg „durch“ sind und in den Müll wandern, lassen sich Lunge-Schuhe sogar neu besohlen.

Unsere Schuhe sind dauerelastisch und verändern erst nach Tausenden von Kilometern ihre Form durch Belastung.

Ulf Lunge

Auch das ist eine Folge der Produktionsverfahren, bei denen „neben einem aufwendigen Schaft für eine elastische Passform die komplette Sohleneinheit in einem exklusiven Fräsverfahren gefertigt wird, um eine exakte Formgebung und präzise Abrollbewegung zu erzielen“.

Anstrengung „Made in Germany“

Auch in puncto Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein oder Verantwortung für Mitarbeiter und Region eine ganz andere Liga. „Made in Germany“ sei eben nicht nur ein Label, sondern auch ein Statement und eine Verpflichtung.

Und manchmal auch eine Zumutung. „Hätte ich vorher gewusst, was für Bürokratie so etwas nach sich zieht, hätte ich mich vermutlich nicht dazu entschieden, in Deutschland zu produzieren“. Verordnungen, Regelungen, Bürokratie – von der Dicke der Wände über Feuerlöschanlagen bis zur Größe von Pausenräumen und der Aufbewahrung von Unterlagen: Jedem Schritt gehen unzählige Anträge und Genehmigungen voraus. Für Ulf Lunges Verständnis von „Made in Germany“ nicht zuträglich.

Wenn ich mich mit den Großen der Branche messen muss, die billigst in Asien produzieren, fressen mich die Ämter und Behörden fast auf.

Ulf Lunge

Über die vielen Unwägbarkeiten, Probleme, Rück- und Niederschläge könnte er Bücher füllen. Und doch hält es ihn nicht davon ab, weiterzumachen, anzugreifen, seine Nische auszubauen. Die flexiblen, hochmodernen Produktionsprozesse beispielsweise – die werden künftig auch genutzt, um Schuhe für Firmen ganz individuell zu produzieren. Ein Hamburger Szene-Shop lässt in Düssin bauen. Und das Know-how der Manufaktur haben auch die ganz Großen des Sports längst erkannt und lassen sich dort individuelle, einzigartige Schuhe anfertigen.

Die Brüder Ulf und Lars Lunge zeigen 2 Sportschuh-Modelle ihrer Marke Lunge aus Mecklenburg
Das Familienunternehmen zeigt der Schuh-Elite, wie Produktion in Deutschland funktionieren kann. | © Andreas Schwarz

Loyalität der Käufer endet an der Kasse

Vegan, schadstofffrei, Made in Germany – wichtige Alleinstellungsmerkmale der Manufaktur. Und Motivation für Läufer, sich für „Produkte von hier“ zu entscheiden. Oder? „Am Ende entscheidet sich an der Kasse, welcher Schuh gekauft wird“, weiß Ulf Lunge nicht zuletzt auch aus den 30 Jahren Laufladen-Erfahrung. Und mit Preisen um die 200 Euro sind die Schuhe aus Düssin noch deutlich teurer als die asiatische Konkurrenz – allen Argumenten wie Wertigkeit und Beständigkeit zum Trotz. Das wissen auch die Lunge-Brüder und stellen sich entsprechend auf, investieren weiter in Menschen und Maschinen. Das ist ihr täglicher Ansporn, schließlich sind sie es, die der Schuh-Elite zeigen, wie Produktion in Deutschland funktionieren kann. Trotz aller Schwierigkeiten. Oder wie Ulf Lunge sagt:

Wenn es einfach gewesen wäre, hätte es jeder gemacht.

Ulf Lunge

Dein Begleiter für jede Challenge: Der Forerunner 945

Garmin Forerunner 945
09.09.2021

Geh an deine Grenzen. Lass sie hinter dir.

Die perfekte Uhr für Triathlet*innen:

  • Der Forerunner 945 begleitet dich über den gesamten Triathlon durch alle Disziplinen.
  • Er erkennt deine Wechselzeiten und macht sie in der Gesamtauswertung sichtbar.
  • Über das Livetracking können deine Freunde dein Rennen mitverfolgen – und dir sogar Nachrichten schicken.
  • Am Ende deiner Challenge kannst du diese in Garmin Connect mithilfe vieler Daten auswerten. Unter anderem Herzschlag, gelaufene Höhenmeter und deine Zeiten auf den Teilstrecken.

zu Garmin.com
Weitere Themen
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel