Outdoor

Keine Panik: Eisschwimmen tut immer weh

Conny Prasser ist Extremschwimmerin. Sie krault im Eiswasser und auf Ultra-Langstrecken. Warum es nie schadet, sich im Wasser abzuhärten – und welche Fehler Einsteigende vermeiden müssen: ein Gastbeitrag.

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Vier Grad sind doppelt so warm wie zwei Grad.

Kriecht das Quecksilber im Thermometer kurz unter den Fünfer-Strich, freue ich mich. Das sind exzellente, fast warme Bedingungen. Man muss wissen: Wir Eisschwimmer*innen spüren jedes Grad Celsius, beinahe bis auf die Kommastelle. Mein Rekord liegt bei 0,8°. Viel kälter geht nicht. Es sticht, es zwiebelt, das eisige Wasser kneift in die Haut.

Eisschwimmen tut immer weh. Und gegen den Schmerz lässt sich nicht viel ausrichten. Es ist einfach kalt. Eincremen und einfetten sind streng untersagt. Sollte jemand im Wasser kollabieren oder krampfen, müssen die Ersthelfenden zupacken können. Ein zu schmieriger Körper, der den rettenden Händen entgleiten kann, ist lebensbedrohlich.

Nie so lange wie möglich im Wasser bleiben

Ich muss also das Aushalten bei diesen Wassertemperaturen ohne Cremes trainieren, mich an etwas gewöhnen, für das es für den menschlichen Körper eigentlich keine Gewöhnung gibt.

Im Winter quäle ich mich mehrmals die Woche in einen nahe gelegenen See oder ins Schwimmbad. Schaffe ich es nach der Arbeit nicht im Hellen nach Hause, steht eine Eistonne in meinem Garten. Dort verweile ich pro Einheit circa fünf Minuten im Wasser. Das Wichtigste: Nie so lange wie möglich im Wasser zu bleiben. Das kann schiefgehen, ist ein zu großes Risiko. Wer im Eiswasser schwimmen möchte, muss Grenzen setzen und einhalten können. Auch das Warmwasser-Training gehört zu meinem Winterplan. Hier feile ich an der Technik und trainiere meine Geschwindigkeit und Kondition. Ein angenehmer Nebeneffekt des Eisschwimmens: Ich bin abgehärtet und war seit Jahren nicht mehr erkältet.

Die Eistonne im Garten von Conny Prasser
Ein wichtiges Trainingsgerät im Winter ist die Eistonne. Connys Tipp: Nie so lange wie möglich im Wasser verharren. © Conny Prasser

Belastung Extremsport: Der Nacken, die Schulter, die Arme

Ich schwimme nicht nur kurze Bahnen im Eiswasser, sondern auch Ultralangstrecken in offenen Gewässern. Auch hier ist Kälte ein Faktor. Selbst im Sommer, wenn die Meere und Seen warm sind, gibt der Körper auf Dauer Wärme an die kältere Umgebung ab. 

Über den Triathlon bin ich zu diesen extremen Distanzen gekommen. Meine bisher längsten Schwimm-Wettkämpfe waren das Zürichsee-Schwimmen (26 Kilometer in achteinhalb Stunden) und die doppelte Bodenseequerung (22 Kilometer in siebeneinhalb Stunden). Schmerzen setzen beim Langstreckenschwimmen erst nach vielen Stunden ein – je nach Trainingszustand. Der Nacken, die Schulter, die Arme – alles meldet sich wegen der Dauerbelastung.

Das Gute bei der Langstrecke: Hier gibt es Tricks, wie ich mir während des Schwimmens behelfen und den Schmerz abdämpfen kann. Meinen Nacken lockere ich, indem ich zur anderen Seite atme. Die Schultern und Arme kann ich durch den Wechsel meines Schwimmstils entspannen. Ein paar Sekunden Brust oder Rücken sind immer ein probates Mittel zur Schmerzlinderung.

Wenn es besonders schmerzt: Ibuprofen, 800 Milligramm

Manchmal, wenn es ganz schlimm wird, liege ich ein paar Sekunden auf dem Rücken und verharre in einer Ruhelage. Solange ich nicht mein Begleitboot oder ein anderes Hilfsmittel umklammere, ist das Pausieren legal, wird nicht als Aufgabe gewertet. Hilft alles nicht gegen die Schmerzen, greife auch ich zu Ibuprofen, 800 Milligramm. Während des Rennens ernähre ich mich außerdem flüssig mit Kohlenhydrat-Eiweiß-Getränken. Mein Körper braucht die stetige Zufuhr mit Energie. Im günstigsten Fall alle 30 Minuten, wenn es die Wettkampf- und die Strömungssituationen zulassen.

Was beim Eisschwimmen gilt: Je besser Körper und Geist mit den ungewöhnlichen Belastungen vertraut sind, die Muskulatur also trainiert ist, desto später kommen die Schmerzen. Auch sind sie leichter zu ertragen. Lange Distanzen, wie ich sie mittlerweile schwimme, sind das Resultat harter und langjähriger Trainingsarbeit.

Was nicht direkt schmerzt, aber unangenehm sein kann: die Eintönigkeit. Achteinhalb Stunden (oder auch wesentlich mehr) können im Wasser sehr langsam und monoton vergehen. Es braucht also auch die mentale Fitness für diese Abenteuer, weil man sich im Freiwasser Unkonzentriertheit nicht leisten kann.

Langstreckenschwimmen: 50 Kilometer in der Ostsee

Und niemals zu vergessen, ist der Schmerz danach, der Muskelkater. Der Zürichsee verfolgte mich noch eine ganze Woche, biss sich in Schultern und Nacken fest. Die erste Nacht war besonders schlimm, ein Albtraum. Ich wusste nicht, wie ich liegen soll.

Warum ich das alles mache, und zwar sehr gerne?

Schwimmen ist mein Hobby. Ich tue es für mich, für keinen anderen. Es macht mir Spaß. Und ich liebe die Herausforderung. Mein nächstes Ziel ist der Fehmarnbelt –  von der Insel zur Küste Dänemarks und zurück. 50 Kilometer, fast 20 Stunden in der welligen und irgendwann für mich sehr kühlen Ostsee. Es ist mein zweiter Versuch. Beim ersten Mal musste ich wegen Atemnot und Hustenreiz abbrechen. Ich hoffe, dieses Mal sind der Wind und die Strömung gnädiger. Ich wäre die erste Frau, die diese Strecke erfolgreich schwimmt.

Die wichtigsten Lehren von Conny Prasser:

  • Eincremen und Einfetten sind streng untersagt. Sollte jemand im Wasser kollabieren oder krampfen, müssen die Ersthelfenden zupacken können. Ein zu schmieriger Körper, der den rettenden Händen entgleiten kann, ist lebensbedrohlich.
  • Nie so lange wie möglich im Wasser bleiben. Das kann schiefgehen, ist ein zu großes Risiko. Wer im Eiswasser schwimmen möchte, muss Grenzen setzen und einhalten können.
  • Je besser Körper und Geist mit den ungewöhnlichen Belastungen vertraut sind, die Muskulatur also trainiert ist, desto später kommen die Schmerzen. Auch sind sie leichter zu ertragen.
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