Eisbaden ist gesund, macht glücklich und ist dazu noch super hip auf Instagram. Wie dir der Einstieg ins eisige Wasser sicher gelingt – und was du zwingend beachten solltest, verraten dir echte Eisbade-Profis.
von Gabriel Rath und Hannes Hilbrecht
Am Ufer der Solowezki-Inseln fräsen die Menschen im Januar ein Kreuz mit drei Querbalken in das Eis. Durch dieses steigen die Mutigen in die eiskalten Tiefen des Weißmeeres nördlich von St. Petersburg. Dem arktischen Winterbad nahe des Solowezki-Klosters wird eine wundersame Wirkung nachgesagt. Es soll die Sünden der Gläubigen abspülen. Eisbaden besitzt in Russland eine religiöse Dimension.
Ob das Winterbad beim seelischen Reinwaschen hilft, ist für mich reine Glaubenssache. Doch ist das Eisbaden nicht grundlos ein Trend in den sozialen Medien. Influencerin Sophia Thiel feierte vor etwa einem Jahr ihr mediales Comeback in einem knackig kalten Teich. Dem Eisbad der schwedischen Künstlerin Jonna Jinton wohnten bereits 42 Millionen Zuschauende auf Youtube bei.
Das Eisbaden liefert gute Bilder für Instagram. Aber mehr noch: Es härtet ab, macht gegen Kälte resistenter. Wer die Zeit im frostigen Wasser richtig dosiert, stärkt das Immunsystem und den Kreislauf. Seitdem ich regelmäßig eisbade, war ich nicht mehr erkältet. Noch dazu berauscht Eisbaden mit Glücksgefühlen.
Was ist Eisbaden?
Beim Eisbaden nimmst du für einige Sekunden oder wenige Minuten ein Bad im Wasser, welches eine Temperatur um den Gefrierpunkt aufweist. Der Kopf bleibt dabei stets oberhalb der Wasseroberfläche. Neben dem Winterbad im See oder Meer, kannst du dir auch ein Eisbad in der Badewanne gönnen. Kaltes Wasser und Eiswürfel können deinem Körper einen ähnlich starken Kältereiz geben.
Dein Coach: Gabriel Rath – Gründer der Eisbademeisters Rostock
Gabriel Rath ist Gründer des Rostocker Kältebader-Kollektivs Eisbademeisters. Seit Oktober 2020 wagt er sich wöchentlich in die Wogen der Warnemünder Bucht. Rath, Vater von drei Mädchen, arbeitet im Hauptberuf als Referent für Organisationsentwicklung.
Die Motivation: Gute Gründe für das Eisbad
Seit eineinhalb Jahren stürze ich mich in die eisigen Fluten der Ostsee. Was als Schnapsidee begann, ist mittlerweile ein lieb gewonnenes Hobby. An jedem – verdammt kalten – Freitag wage ich mich mit Freundinnen und Freunden in die Wogen der Warnemünder Bucht. Im Januar und Dezember taucht die Temperatur des Wassers unter die Zwei-Grad-Schwelle. Da hilft nur eine ungebrochene Motivation, eine Aufgabe. Die habe ich gefunden.
Gemeinsam mit unserem Kollektiv, den Eisbademeisters, sammeln wir Geld für Menschen in Not. Für jene, die wirklich frieren. In der ersten Eisbade-Saison kam eine fünfstellige Summe für die örtliche Obdachlosenhilfe zusammen. Welche Gründe mich noch ins Wasser locken, erfährst du in meinem Artikel „Cold as ice! Warum ich den ganzen Winter eisbade“.
Gegenüber Conny Prasser stehen wir Rostockerinnen und Rostocker trotzdem wie Eisbade-Banausinnen und Banausen dar. Die Sächsin ist Eisbade-Profi und Ultra-Schwimmerin. In ihrem Gastbeitrag schildert dir die Athletin, welche besonderen Regeln beim Schwimmen im eisigen Wasser gelten. Auch erklärt dir Conny, warum dich eiskalte Einheiten auf die Langstrecken im sommerlichen Freiwasser vorbereiten.
Coaching-Box: Die wichtigsten Tipps von Gabriel
1. Mach das Eisbaden zu einem freudigen Anlass! Du kannst dich mit Menschen verabreden, die du viel zu selten siehst. Außerdem reduzierst du das Risiko beim Eisbaden, wenn du in Begleitung frierst.
2. Sei dir bewusst, was du dir alles Gutes tust. Gesundheit, Glück, Abenteuer – all das, was du sonst anderen zum Geburtstag wünscht, kannst du dir im eisigen Wasser selber schenken.
3. Es ist noch keine Eisbademeister vom Fünf-Meter-Turm ins Wasser gefallen. Kein Witz: Mach langsam. Du musst dich erst mal an die Bedingungen gewöhnen. Wenn du es beim ersten Mal bis zu den Knien schaffst, hast du schon viel erreicht.
Deine Vorteile: Durch das Eisbaden wirst du seltener krank
Regelmäßige Eisbäder wappnen dich gegen Infekte. Mediziner und Medizinerinnen wiesen nach, dass dein Körper durch die kalten Bäder mehr Leukozyten bildet. Die weißen Blutkörperchen sind wichtig für dein Immunsystem. Auch reagiert dein Körper mit dem Ausstoß von Adrenalin, Endorphin und entzündungshemmenden Kortikoid auf den Kältereiz. Das bringt den Kreislauf in Schwung und fördert die Regeneration. Welche gesundheitlichen Vorteile dir das Eisbaden noch bringt, erfährst du im Ratgeber „Eisbaden: Was du wissen solltest”.
Aufgrund der positiven Forschungsergebnisse vertraut auch der Profisport auf die heilende Wirkung des eisigen Wassers. Spätestens seit Fußballer Per Mertesackers im berühmten TV-Interview seinen Ausflug in die Eistonne ankündigte, werden Eisbäder mit dem Leistungssport assoziiert. Wie Kälte der körperlichen und mentalen Erholung dient, liest du im Text „Regeneration im Fußball: Was bringen Massage, Kältekammer und Co.?“
Die Hintergründe: Wunderdinge der Kälte
Von der Kälte werden seit Jahrzehnten Wunderdinge erwartet. Manche Menschen lassen sich sogar post mortem einfrieren, weil sie auf eine spätere Wiederbelebung hoffen. Weit weniger schaurig als die sogenannte „Kryonik” ist die Kryotherapie. Die gibt es mittlerweile in beinahe jedem Kosmetikstudio. Was sich hinter den Ansätzen verbirgt? Du erfährst es unserem Beitrag „Kältetherapie: Frost und Freude“.
Ein Star der Kälte-Popkultur ist Wim Hof. Der Niederländer hält zahlreiche Kälte-Weltrekorde. Auch verdiente sich Wim Hof mit wahnsinnigen Aktionen wie einem (halb nackten) Halbmarathon am Polarkreis den Spitznamen “Iceman”. Sein Geheimrezept: eine Atemtechnik. Wir erörtern dir, wie die Wim-Hof-Methode funktioniert.
Du frierst schneller als andere? Keine Panik. Das ist völlig normal. Welche inneren und äußeren Faktoren unsere Kälteempfindlichkeit beeinflussen, zeigen wir dir mithilfe eines lesenswerten Kammerstücks.
Deine Checkliste: Deine zehn Schritte ins Eiswasser
Du möchtest dich den ganzen Vorteilen und Potenzialen sofort aus deiner Abendgarderobe pellen und ins kalte Wasser eintauchen? Super! Aber mach trotzdem erst mal halblang und vor allem langsam.
Wie du fokussiert und sicher mit dem Eisbaden beginnst und einen Kälteschock vermeidest erfährst du in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Diese enthält zehn wichtige Hinweise und bündelt alle Tipps unserer Expertinnen und Experten.
Lass uns und deine Freunde und Freundinnen an deinem Eisbad teilhaben! Teile dein Bild mit dem Hashtag #beatyesterdayeisbaden auf Facebook oder Instagram.
Respiration Tracking: Deine Atmung im Blick
Achte beim Eisbaden darauf, dass du nicht zu schnell atmest. Empfohlen wird eine kontrollierte, tiefe Atmung, damit mehr Sauerstoff in deinen Körper gelangt. Außerdem lenkt dich die kontrollierte Atmung vom Kältegefühl ab. Mit dem Respiration Tracking kannst du deine Atmung jederzeit analysieren und kontrollierte Atemübungen durchführen.
