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Unverträglichkeiten bei Nah­rungs­mitteln: erkennen und wieder genießen

Essen sollte Genuss sein. Doch nicht jeder verträgt alle Lebensmittel. Was du über Laktoseintoleranz und Co. wissen musst.

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Manch einer reagiert auf Laktose, Gluten, Fructose oder Histamin mit unangenehmen Beschwerden wie Bauchkrämpfen oder Durchfall. Daran ist häufig eine Lebensmittelunverträglichkeit schuld.

Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist keine Nahrungsmittelallergie. Eine Allergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems. Es stuft Bestandteile von Lebensmitteln als gefährlich ein und bildet Antikörper gegen sie. Das ruft eine allergische Reaktion hervor.

Bei einer Unverträglichkeit handelt es sich allerdings um eine Stoffwechselstörung, bei der der Körper nicht in der Lage ist, bestimmte Stoffe zu verdauen und zu verwerten. Die Symptome betreffen überwiegend den Magen-Darm-Trakt.

Frau lehnt ein Brötchen mit Gluten ab, weil sie an einer Glutenunverträglichkeit leidet
Viele Deutsche verzichten auf Gluten und Laktose, obwohl sie keine ärztliche Diagnose dazu eingeholt haben. © iStock / AndreyPopov

Die Zahlen von Betroffenen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit in Deutschland variieren. Der Grund: Viele diagnostizieren sich selbst und gehen nicht zum Arzt. In den Supermärkten findest du immer mehr Lebensmittel, die frei von Laktose oder Gluten sind. Gut für die, die tatsächlich an einer Unverträglichkeit leiden und auf Ersatzprodukte angewiesen sind. Bei vielen besteht jedoch keinerlei medizinische Notwendigkeit, diese Produkte zu kaufen, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eine Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab, dass rund 80 Prozent der Käufer von laktosefreien Lebensmitteln gar keine nachgewiesene Laktoseintoleranz aufweisen.

Spezielle Lebensmittel ohne Laktose oder Gluten sind sinnvoll für alle, die an einer Unverträglichkeit leiden. Wer das nicht tut, muss die Produkte nicht kaufen, denn sie sind nicht gesünder als das „Original“, oft aber deutlich teurer. Wenn du eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vermutest, lass dich von einem Arzt untersuchen, bevor du auf bestimmte Lebensmittel verzichtest.

Die bekanntesten Unverträglichkeiten im Überblick

Frau hat ein Glas Milch in der Hand und fässt sich mit der anderen Hand an den Bauch
Laktoseintoleranz sorgt für Magen- und Darmbeschwerden. © iStock / spukkato

Laktoseintoleranz

Ein Enzymmangel ist schuld daran, dass du keine oder nur wenig Laktose (Milchzucker) verträgst. Das Enzym Laktase spaltet den Milchzucker normalerweise im Darm auf. Die Bestandteile Glukose und Galaktose werden dann als Energielieferanten verwertet. Wird Laktase aber in zu kleinen Mengen produziert oder wirkt nicht richtig, baut dein Körper zu wenig Milchzucker ab. Dieser gelangt dann unverdaut in den Dickdarm und wird dort von Darmbakterien vergoren. Und genau das führt zu den typischen Symptomen einer Laktoseintoleranz wie Blähungen und Durchfall. Die Unverträglichkeit kann genetisch bedingt sein („primäre Laktoseintoleranz“) oder seltener auch in Folge von Krankheiten oder Operationen am Magen-Darm-Trakt entstehen („sekundäre Laktoseintoleranz“).

Problematische Lebensmittel bei Laktoseintoleranz:

Lebensmittel, die von Natur aus Milchzucker enthalten. Dazu zählen Milch und daraus hergestellte Milchprodukte wie Quark, Joghurt und einige Käsesorten. Auch Süßigkeiten wie Schokolade oder Fertiggerichte wird das Disaccharid zugesetzt.

Typische Beschwerden:

  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Übelkeit

Diagnose:

Die Laktoseintoleranz wird durch einen Test beim Arzt diagnostiziert. Beim Wasserstoff-Atmungstest trinkt der Betroffene in Wasser aufgelösten Milchzucker auf nüchternen Magen. Danach muss er in ein Testgerät atmen. Besteht eine Intoleranz, kann der Arzt Wasserstoff im Atem nachweisen. Dieser bildet sich beim Zersetzen der Laktose im Dickdarm.

Behandlung:

Verzicht auf laktosehaltige Lebensmittel oder eine Reduzierung des Konsums. Die Einnahme von Laktase-Tabletten vor dem Genuss von Produkten mit Milchzucker kann die Beschwerden ausbremsen.

Gut zu wissen: Viele Betroffene vertragen eine gewisse Menge an Laktose, da Reste der Laktase meist noch vorhanden sind. Du musst nicht komplett auf laktosehaltige Produkte verzichten. Einen Joghurt oder eine Scheibe Käse verträgst du häufig beschwerdefrei. Welche Mengen du verträgst, hängt davon ab, wie schwer deine Intoleranz ist. Ein Arzt oder ein Ernährungsberater hilft dir, deine individuelle Toleranzgrenze auszuloten.

Wissenswert: Lang gereifter Käse ist praktisch milchzuckerfrei und wird oft gut vertragen. Als Kuhmilchalternativen eignen sich Pflanzendrinks wie Mandel- oder Sojamilch.

Frau schneidet sich eine Scheibe vom Brot ab
Bei der Glutenunverträglichkeit handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. © iStock/Edalin

Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)

Die Zöliakie ist ein Sonderfall, denn sie ist keine richtige Allergie, aber auch keine klassische Unverträglichkeit. Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit, eine chronische Erkrankung des Dünndarms. Betroffene reagieren auf das Klebereiweiß Gluten, das in Getreide vorkommt. Normalerweise wird Nahrung im Dünndarm in ihre Bestandteile zerlegt und Nährstoffe werden ins Blut transportiert. Daran beteiligt sind Falten im Darm, die sogenannten Darmzotten. Bei einer Zöliakie löst der Verzehr von Gluten eine Entzündung in der Darmschleimhaut aus. Die Folge: Die Zotten bilden sich zurück und typische Symptome wie Blähungen, Durchfall oder ein Nährstoffmangel treten auf.

Problematische Lebensmittel bei Zöliakie:

Glutenhaltiges Getreide wie Weizen (auch alte Weizensorten Einkorn, Emmer und Kamut), Dinkel, Roggen, Gerste, Grünkern, handelsüblicher Hafer und aus glutenhaltigem Getreide hergestellte Produkte. Dazu zählen auch Panaden und manche Sorten Cornflakes, Nudeln aus Weizen und das asiatische Paniermehl Panko.

Eine vollständige Übersicht findest du auf der Seite der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V.

Typische Beschwerden:

  • Blähungen
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Magenschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Abgeschlagenheit
  • Nährstoffmängel

Diagnose:

Die Diagnose von Zöliakie stellt der Arzt durch Bluttests in Kombination mit einer Dünndarmbiopsie. Dein Blut liefert den ersten Hinweis auf eine Unverträglichkeit, wenn darin die Antikörper Transglutaminase, Endomysium und Gliadin gefunden werden. Eine sichere Diagnose ist nur durch die Dünndarmbiopsie möglich.

Behandlung:

Gegen Zöliakie gibt es keine Medikamente. Wenn du daran leidest, musst du konsequent auf deine Ernährung achten und komplett auf den Verzehr glutenhaltiger Produkte verzichten. Selbst Lebensmittel mit einem geringen Anteil Gluten sind tabu. Zusätzlich solltest du dich beim Arzt auf Nährstoffmängel testen lassen, um die Symptome zu bekämpfen.

Gut zu wissen: Quinoa, Amaranth und Buchweizen gehören zum sogenannten Pseudogetreide (Scheingetreide) und sind glutenfrei. Auch Hirse und Reis enthalten kein Klebereiweiß. Als Mehlalternative eignen sich zum Beispiel Kastanienmehl, Hülsenfruchtemehl, Traubenkernmehl, Hanfmehl, Lupinenmehl oder Nussmehl.

Neben der Zöliakie gibt es noch die Weizenallergie (löst u. a. Hautreaktionen aus und wird über eine Antikörperbestimmung im Blut und einen Pricktest festgestellt) und die Weizensensitivität. Sie können ebenfalls zu Bauchschmerzen oder Durchfällen führen. Dabei ist nicht das Gluten der Auslöser. Die gründliche Diagnose beim Arzt ist deshalb entscheidend, um die richtige Therapie zu bestimmen.

Schale mit dunklen und grünen Weintrauben
Bei einer Frucktzuckerunverträglichkeit kommt dein Körper nur mit kleinen Mengen Fructose klar. © iStock / Olha_Afanasieva

Fruktoseintoleranz (Fruktose-Malabsorption)

Bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit ist die Aufnahme von Fruchtzucker (Fruktose) aus dem Darm ins Blut gestört. Betroffene dürfen nur kleine Mengen zu sich nehmen. Normalerweise schleust das Transportprotein GLUT-5 Fruchtzucker aus dem Dünndarm ins Blut. Bei einer Fruktoseintoleranz produziert der Körper jedoch zu wenig GLUT-5. In der Folge gelangt das Monosaccharid in den Dickdarm und wird dort von Darmbakterien verstoffwechselt. Das löst Beschwerden wie Krämpfe und Durchfall aus.

Problematische Lebensmittel bei Fructoseintoleranz:

Obst (besonders Weintrauben, Datteln, Rosinen), Säfte, Softdrinks, Honig, Süßigkeiten, viele Light-Produkte, Fertiggerichte und Fertigsaucen.

Typische Beschwerden:

  • Blähbauch
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Bauchkrämpfe
  • Übelkeit
  • Durchfall

Diagnose:

Wie beim Test auf Laktoseintoleranz führt der Arzt auch hier einen Atemtest durch. Du darfst zwölf Stunden vor dem Test nichts essen oder trinken. Sogar Zähneputzen ist tabu. Beim Arzt wird zunächst der Wasserstoffgehalt deines Atems auf nüchternen Magen getestet. Im Anschluss trinkst du ein Glas Wasser, indem Fructose aufgelöst wurde. Danach absolvierst du in regelmäßigen Abständen den Atemtest und der Arzt notiert deine Symptome. Die Untersuchung dauert zwei bis drei Stunden.

Behandlung:

Ein kompletter Verzicht auf Fruchtzucker ist meistens nicht nötig. Im Rahmen einer Ernährungsberatung kannst du testen lassen, wie viel du individuell verträgst. Dafür musst du zunächst komplett auf Fructose verzichten. Darauf folgt eine Testphase, bei der nach und nach Lebensmittel ausgeschlossen oder als Ursache für die Beschwerden identifiziert werden. Einzig bei der sehr seltenen angeborenen hereditären Fruktoseintoleranz (wird über einen Bluttest festgestellt) muss konsequent und für immer auf Fruchtzucker verzichtet werden.

Gut zu wissen: Beeren, Papaya und auch Aprikosen enthalten relativ wenig Fruchtzucker und sind oft gut verträglich. Glukose (Traubenzucker) erleichtert zudem die Fruktoseaufnahme im Darm.

Holzteller mit Brot Käse, Weintrauben, Schinken und daneben ein Glas mit Rotwein gefüllt
Es gibt bisher noch keinen komplett zuverlässigen Test um eine Histaminintoleranz nachzuweisen. © iStock / Lisovskaya

Histaminintoleranz

Histamin ist ein natürlicher Stoff, den der Körper selbst produziert. Er steckt auch in vielen Lebensmitteln und ist an der Verdauung, der Immunabwehr und am Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Bei manchen ist der Abbau von Histamin gestört, was wahrscheinlich an einem Enzym-Defekt liegt. Ein Histaminüberschuss im Körper kann zu Bauchschmerzen und Durchfall führen. Auch andere Symptome wie Herzrasen oder Kopfschmerzen treten auf. Oft leiden Betroffene zusätzlich unter einer Laktoseintoleranz oder Fruktoseunverträglichkeit.

Problematische Lebensmittel bei Histaminintoleranz:

Geräucherte, getrocknete und eingesalzene Fleisch- und Wurstwaren, fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut, Rotwein und lang gereifter Käse enthalten viel Histamin. Daneben gibt es Lebensmittel, Liberatoren genannt, die die Freisetzung von Histamin im Körper fördern. Dazu gehören z. B. Tomaten, Erdbeeren, Zitrusfrüchte und Schokolade.

Typische Beschwerden:

  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Blutdruckabfall
  • Durchfall
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Hautausschläge
  • Flush (Rötung der Haut)
  • Nesselsucht

Diagnose:

Eine Diagnose ist schwer, da es bislang keinen eindeutigen Test gibt. Der Arzt nähert sich meist, indem er andere Krankheiten ausschließt.

Behandlung:

Verzicht auf den Verzehr stark histaminhaltiger Lebensmittel. Die Verträglichkeit anderer Lebensmittel ist individuell sehr verschieden. Bei einer Ernährungsberatung erstellt ihr zusammen einen passenden Speiseplan.

Gut zu wissen: An der Histaminintoleranz muss noch viel geforscht werden. Oft vergeht sie wieder oder entsteht in bestimmten Lebensphasen. Frauen mittleren Alters scheinen besonders häufig betroffen.

Neben den oben genannten Nahrungsmittelunverträglichkeiten gibt es natürlich noch weitere. Hast du Beschwerden und schon so manchen Test gemacht, der kein eindeutiges Ergebnis gebracht hat, könnte dich auch ein Reizdarm traktieren. Eine genaue Diagnose kann an dieser Stelle natürlich nur ein Arzt stellen.

Unabhängig davon kannst du, um bestimmte Unverträglichkeiten und für dich schwierige Nahrungsmittel-Kombinationen auszuschließen, die Low-Fodmap-Diät probieren. Mit ihrer Hilfe kommst du im besten Fall Schritt für Schritt zu der für dich passenden Ernährung.

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