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Susan R. Eatons Kampf gegen den Klimawandel

Seit 30 Jahren sucht Susan R. Eaton Lösungen für Probleme, mit denen unser Planet konfrontiert ist. Die findet sie unter anderem im eiskalten Wasser der Arktis, umgeben von Killerwalen. Ein Gastbeitrag.

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Vor 13 Jahren erlitt ich ein Tauchtrauma, das mich in eine Überdruckkammer brachte. In diesem drei Meter langen Metallzylinder atmete ich Sauerstoff und dachte: „Das war es dann wohl mit dem Tauchen zu Walhaien.“ Drei Tage später kam ich aus der Kammer und beendete meine 30-jährige Tauchkarriere.

Neue Liebe an der Wasser-Eis-Luft-Genze

Meine Beziehung zum Ozean sollte aber nicht in dieser Überdruckkammer enden. Als ich erneut in Tauchermaske und Flossen schlüpfte, diesmal aber nur einen Schnorchel aufsetzte, verliebte ich mich neu in die dynamische Meereslandschaft. Die Geschichte über das Tauchen mit Walhaien schrieb ich nie. Es war eine weitaus stimmigere Story über meine persönliche Reise in die Schnorchelzone zu schreiben. Dieser einzigartigen Wasser-Eis-Luft-Grenze, an der Meeresbewohner auftauchen, um Luft zu atmen, und manchmal auch auf Menschen treffen.

Ich hatte das Privileg, mit Tausenden von gesprächigen Belugas in der Hudson Bay vor Manitoba zu schnorcheln. Im Galapagos-Archipel schwamm ich in einem Schwarm Köderfische, während Seevögel auf Futtersuche vom Himmel mit halsbrecherischer Geschwindigkeit ins Wasser stießen. In Haida Gwaii, einem abgelegenen Archipel vor der Nordwestküste von British Columbia, schnorchelte ich in Flüssen und zählte Lachse, die zu ihren angestammten Laichgebieten wandern, während ich hungrigen Schwarzbären auswich.

Hautnah begegnete ich 1.400 Pfund schweren Leopardenrobben beim Auswildern im Südpolarmeer. Ich kam ihnen so nah, dass ich die Sommersprossen an ihrem oberen Gaumen und auf der Zunge zählen konnte. Ich inspizierte die dreizackigen Zähne, die einen 30-Pfund-Pinguin in nur wenigen Augenblicken töten können.

Mit dem Klimawandel von Angesicht zu Angesicht

Meine Reise in die Schnorchelzone führte mich zu Problemen, die unseren Planeten und besonders akut die Ozeane angehen und die wir Menschen lösen müssen. Ich habe aus erster Hand erfahren, wie sich der Klimawandel in Polarregionen alarmierend beschleunigt. Auf der westantarktischen Halbinsel ziehen sich Gletscher zurück und Schelfeis bricht auseinander. Der südliche Ozean erwärmt sich und übersäuert, beeinflusst die Wetterlagen und verursacht so einen Dominoeffekt, der sich auf alle Öko-Systeme in den Ozeanen auswirkt. Zusätzlich zur Erwärmung und Übersäuerung des Ozeans in der kanadischen Arktis nimmt die Flächenverteilung und Dicke des Meereises rapide ab.

Als ich die Arktis erkundete und abgelegene indigene Gemeinschaften besuchte, sah ich, dass der Klimawandel mehr als nur eine Bedrohung für Eisbären, Narwale und Belugas darstellt. Ich entdeckte das menschliche Gesicht des Klimawandels in der kanadischen Arktis. Die Inuit, die für Transport und Jagd auf das Meereis angewiesen sind, spüren die Auswirkungen in Echtzeit. Der auftauende Dauerfrostboden führt zum Einsturz von Gebäuden. Winterstürme erodieren die Küsten. Fischbestände bewegen sich nach Norden, um kälteres Wasser zu finden.

Angesichts dieses raschen Klimawandels beschloss ich, meine Polar-Forschungen auf die Arktis zu konzentrieren. Ich arbeite mit Inuit-Gemeinschaften an der Basis zusammen, um diese Probleme zu untersuchen. 2014 begann ich die mehrjährige Sedna Epic Expedition.

Ein Wal taucht im Meer auf neben vielen Möven
Susan R. Eaton schnorchelte mit gesprächigen Belugas und sah, wie der Klimawandel die Welt der Meeressäuger verändert. © Garmin

Sednas Seefrauen stemmen sich gegen den Klimawandel

Von Alaska bis Grönland ist Sedna laut Inuit-Legende die Göttin des Ozeans und die Mutter aller Meeressäuger. Sie ist die perfekte Namensgeberin für unsere Organisation, die sich aus Ozeanforscherinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Fotografinnen, Videografinnen, Historikerinnen, Anwältinnen, Pädagoginnen sowie professionellen Taucherinnen und Medizinerinnen aus der ganzen Welt zusammensetzt. Bis heute haben mehr als 80 Frauen im Alter von 16 bis 78 Jahren an Sedna Epics Tauch- und Schnorchel-Expeditionen in der Arktis teilgenommen.

Bei dieser ehrenamtlichen Organisation geht es allerdings nicht nur um Arktis-Expeditionen und das Sammeln wissenschaftlicher Daten. Sednas Outreach-Programme bringen den Ozean für Inuit-Jugendliche auf Augenhöhe. Sie nutzen dazu mobile Aquarien, in denen vorübergehend Meeresbewohner leben, und veranstalten Workshops zum Bau von Unterwasser-Robotern und Schnorchel-Safaris.

Sednas Seefrauen haben auch ein Ozean-Mentoring-Programm für junge Inuit-Männer und -Frauen entwickelt, bei dem sie die Teilnehmer*innen an Berufe rund um die Meeresbiologie heranführen und sie beispielsweise beim Erlangen von Tauchscheinen unterstützen. Die Seefrauen von Sedna wollen diese künftigen Führerinnen und Führer des Nordens stärken. Sie mit Instrumenten ausstatten, die sie brauchen, um mit den Herausforderungen des Klimawandels, der Veränderung ihres Lebensraumes und dem gesellschaftlichen Wandel umzugehen.

Für mich sind die gleichgesinnten Frauen Sednas eine ständige Inspiration. Sie schauen mit Neugier und Leidenschaft auf die Welt um uns herum. Mir ist auch klar geworden, dass Frauen den Planeten anders erkunden und versuchen, einen Ort – seine Geschichte, Geografie, Umwelt, die Kultur und die Traditionen seiner Ureinwohner*innen – besser zu verstehen. Sie machen das, indem sie persönliche Verbindungen knüpfen und dauerhafte Freundschaften schließen.

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