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Heuschnupfen und Sport? Was du beachten solltest

Eine Allergologin verrät, worauf Sportler*innen mit Heuschnupfen achten sollten, welche Tricks die Symptome mindern und wann das Training sogar gefährlich werden kann.

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Die Nase läuft, die Augen tränen, das Atmen fällt schwer und die Glieder schmerzen. Während die Beschwerden ganz unterschiedlich ausfallen, haben alle Allergiker dennoch eines gemeinsam: Sobald der Frühling beginnt und die Bäume und Gräser blühen, würden sie sich am liebsten zu Hause verkriechen. Schließlich ist das die einzige Chance, dem lästigen Heuschnupfen aus dem Weg zu gehen.

Was sind Allergien?

„Eine Allergie ist keine banale Erkrankung und kein saisonaler Schnupfen, denn dahinter steckt eine Fehlregulation des Immunsystems“, erklärt Dr. Sibylla Chantraine, Fachärztin für Allergologie in Hamburg. Genauer gesagt: Eine Allergie ist so etwas wie ein großer Irrtum des Immunsystems. Normalerweise ist es dafür verantwortlich, Bakterien, Viren und Schadstoffe aus der Umwelt abzuwehren. Bei Betroffenen werden diese allerdings falsch bewertet.

Das Immunsystem glaubt, in den Pollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern, den sogenannten Allergenen, gefährliche Angreifer zu erkennen – und fährt schwere Geschütze auf, um sie zu bekämpfen. Die Abwehrzellen produzieren gegen die vermeintlichen Krankheitserreger maßgeschneiderte Antikörper in zum Teil sehr hoher Anzahl. Diese veranlassen die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen wie Histamin. Und genau dieser Botenstoff löst Symptome wie geschwollene Augen und Naselaufen, Niesattacken, Reizhusten und Atemnot aus. Das ist in erster Linie nervig, kann aber auch gefährlich werden.

Die häufigsten Allergien in Deutschland:

  • Heuschnupfen/Pollenallergie
  • Staub- und Milbenallergie
  • Nahrungsmittelallergie
  • Allergie gegen Tierhaare
  • Insektengiftallergie
  • Schimmelpilzallergie

„Es geht hier nicht darum, die Pollensaison irgendwie zu überstehen. Du musst die Allergie behandeln, damit sie nicht chronisch wird. Zudem kann im weiteren Verlauf ein sogenannter Etagenwechsel entstehen, sodass die Patient*innen zusätzlich Asthma entwickeln“, erklärt Dr. Chantraine. Darüber hinaus können sich demnach die allergischen Beschwerden ausbreiten, das bedeutet, es kommen mit der Zeit weitere Allergien hinzu.

„Es gibt mittlerweile nicht verschreibungspflichtige, kortisonhaltige Nasensprays, Augentropfen ohne Konservierungsstoffe sowie rezeptfreie Antihistaminika, die die Beschwerden mindern. Dennoch ist es wichtig, dass Patient*innen vor der Einnahme zu einem Allergologen oder einer Allergologin gehen, um das Panel der Allergene zu bestimmen“, empfiehlt die Expertin. Nur so könne man herausfinden, worauf reagiert wird und zu welchen Jahreszeiten man aufpassen sollte. Das sei besonders wichtig für Leute, die viel reisen. Allein in europäischen Ländern wie Spanien oder der Türkei ist das Pollenmuster im Frühjahr ganz anders.

Frau sieht auf ihr Handy und sieht eingegangene Mails

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Heuschnupfen: Diese ollen Pollen!

Heuschnupfen ist mit deutlichem Abstand die häufigste Allergie. Bei etwa 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens ein Heuschnupfen diagnostiziert. Die Häufigkeit der Erkrankungen hat sich in den vergangenen 20 Jahren beinahe verdoppelt. Birkenpollen sind dabei die häufigsten Auslöser für Allergien.

Trotzdem willst du auch im Frühling und Sommer nicht auf das Fitnessstudio oder andere geschlossene Räume ausweichen, sondern weiterhin an der frischen Luft trainieren? Egal, ob Mountainbiken, Joggen oder Walken: Wir erklären, wie du trotz Heuschnupfens Sport im Freien machen kannst, welche Tricks die Symptome mindern und wann du unbedingt aufs Training verzichten solltest.

Pollen lösen sich vom Baum
Bei etwa 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens ein Heuschnupfen diagnostiziert. © iStock.com / Alkimson

Symptome: So erkennst du Heuschnupfen

Jede*r Allergiker*in kennt es: Die Nase kribbelt, die Augen tränen und man fühlt sich einfach nur schlapp. Juhu, es wird Frühling!

Die Symptome bei Heuschnupfen sind denen einer Erkältung oft zum Verwechseln ähnlich. Jedoch tritt der Schnupfen bei einer Pollenallergie sehr plötzlich auf, während er sich bei einer Erkältung eher einschleicht. Das Sekret bleibt beim Heuschnupfen im Gegensatz zur Erkältung klar. Auch der Juckreiz in Nase, Rachen und im Bereich der Augen ist ein typisches Unterscheidungsmerkmal. Diese Beschwerden sind bei einer Erkältung nicht so stark ausgeprägt.

Heuschnupfen-Symptome auf einen Blick:

  • Niesattacken und Schnupfen
  • laufende Nase mit klarem Sekret
  • juckende, brennende Augen
  • Juckreiz in Nase und Rachen
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Kreuzallergien: Bestimmte Lebensmittel können allergische Reaktionen verstärken

Wer Heuschnupfen hat, kann auch auf Stoffe allergisch reagieren, die auf den ersten Blick gar keine Ähnlichkeiten mit der Pollenart haben. Bei Menschen, die auf Birkenpollen sensibilisiert sind, sind es häufig Kernobst, Nüsse, Karotten und Curry, die ebenfalls Beschwerden bei Betroffenen hervorrufen.

Diese Kreuzreaktionen entstehen, weil sich die Oberflächenstrukturen einiger Allergene so ähnlich sind. Die Antikörper können sie nicht unterscheiden. Deshalb werden ebenfalls allergische Reaktionen ausgelöst. Wird die Pollenallergie therapiert, können bei 50 % der Betroffenen auch die Lebensmittelallergien verschwinden.

Beispiele für typische Kreuzallergien:

Baumpollen, wie Birke, Erle oder HaselNüsse, Kern- und Steinobst, Kiwis, Sellerie, Karotten oder rohe Kartoffeln
BeifußKräuter und Gewürze, wie z. B. Petersilie, Pfeffer und Paprikapulver
Karotten, Sonnenblumenkerne, Sellerie, Weintrauben und Mangos
AmbrosiaMelone, Banane, Tomate und Gurke
Gräser- und GetreidepollenMehl und Kleie
Tomaten oder Hülsenfrüchte
HausstaubmilbenKrustentiere, Muscheln und Schnecken
LatexBanane, Avocado, Kartoffel, Tomate, Kiwi, Ananas, Kastanie, Buchweizenmehl, Sellerie, Feige

Kann Heuschnupfen mit dem Alter schlimmer werden?

Als Kind war dein Heuschnupfen nicht annähernd so schlimm wie heute? Das hat einen Grund: Hat das Immunsystem einen Schadstoff einmal bekämpft, behält es Gedächtniszellen zurück. Dadurch kann es bei einem erneuten Angriff schneller reagieren. Diese Informationsspeicherung ist sinnvoll und ziemlich clever, wenn es um wirkliche Bedrohungen geht. Der Organismus erkennt diesen Fremdstoff selbst nach Jahren wieder. Unbehandelter Heuschnupfen kann mit der Zeit also schlimmer werden. Die allergische Reaktion kann bei einem erneuten Kontakt mit den Pollen von Mal zu Mal stärker ausfallen, da der Körper nun bereits auf minimale Reize reagiert.

Darum macht Feinstaub Pollen noch aggressiver

Feinstaub hat mit sichtbarem Staub wenig zu tun. Genau das lässt uns seine Präsenz und die damit einhergehende Gefahr manchmal nicht ganz so ernst nehmen. Mit dem Begriff Feinstaub sind winzig kleine Partikel in der Luft gemeint. Mit einem Durchmesser unter zehn Mikrometer. Ein Mix aus Ruß, Reifen- und Bremsabrieb, Plastikteilchen und sogar Rückstände aus Abfallbeseitigung und Düngung. Vor allem in Großstädten ist die Feinstaubbelastung extrem hoch.

„Feinstaub wird besonders tief in die Bronchien eingeatmet und gelangt teilweise bis zu den Lungenbläschen, wo auch der Blutaustausch stattfindet. Schon das allein reizt die Schleimhäute und führt zu Atemwegsentzündungen“, erklärt die Hamburger Allergologin. „Zudem nehmen die Partikel die Pollen quasi huckepack und schleusen sie tief in den Körper mit ein, was die Immunreaktionen noch zusätzlich verstärkt.“

Von Faustregeln wie „morgens bis 8 und abends nach 19 Uhr ist das Training am besten“, hält die Expertin nichts. Sie empfiehlt zur Orientierung ausschließlich den Belastungs-Check mithilfe der Pollen-App.

Heuschnupfen und Sport: Wann du draußen trainieren kannst

Die Ärztin hat drei Indikatoren. Nach diesen sollten Allergiker*innen mit Heuschnupfen entscheiden, ob sie draußen trainieren.

  1. Höre ehrlich in dich hinein, und mache es von deiner körperlichen Verfassung abhängig. Wer morgens mit geschwollenen Augen aufwacht und nur schwer atmen kann, sollte es bleiben lassen.
  2. Nimm vorher die notwendigen Medikamente! Idealerweise 30 Minuten, bevor du das Haus verlässt, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.
  3. Prüfe die aktuelle Pollenbelastung in deiner Region. Ich empfehle die kostenlose App vom Deutschen Polleninformationsdienst, denn die Belastung kann sogar innerhalb einer Stadt unterschiedlich ausfallen.

Pollen-Apps:

Übrigens: Du kannst dir die Pollen-Warnungen der Apps auf deinem Garmin-Gerät anzeigen lassen. Dazu erlaubst du zuerst der jeweiligen App, Mitteilungen auf deinem Handy einzublenden. Diese kannst du nun an deine Smartwatch senden lassen. Dazu gehst du in der App Garmin Connect oben rechts auf dein Garmin-Gerät, dort auf den Menüpunkt „Töne und Alarme“ und dann auf „Smart Notifications“. Im Unterpunkt „Allgemeine Nutzung“ kannst du „Benachrichtigungen zulassen“. Nach der Synchronisation mit deiner Uhr erhältst du Pollen-Warnungen nun direkt ans Handgelenk.

„Wenn es eine hohe Pollenbelastung gibt und jemand gar keine Medikamente nimmt, würde ich deutlich von einem Training abraten. Da wir durch die körperliche Anstrengung vermehrt Pollen einatmen, kann es sonst zu schweren allergischen Reaktionen wie einem Asthmaanfall oder einem Kreislaufzusammenbruch kommen“, warnt Dr. Sibylla Chantraine.

Es geht hier nicht darum, die Pollensaison irgendwie zu überstehen. Du musst die Allergie behandeln, damit sie nicht chronisch wird.

Dr. Sibylla Chantraine, Fachärztin für Allergologie in Hamburg

Weitere Tipps und Maßnahmen für sportliche Allergiker*innen

Die Fachärztin empfiehlt, in der Heuschnupfen-Saison nur gemäßigt im Freien zu trainieren. Bestleistungen kann man eher im Herbst oder Winter in Angriff nehmen. „Sport ist ja für viele weit mehr, als nur Bewegung an der frischen Luft. Es hat etwas mit Leistung zu tun und damit, an sein Limit – und darüber hinaus – zu gehen. Das führt häufig dazu, dass Menschen nicht mehr auf ihren Körper hören und sämtliche Symptome einfach ignorieren und wegdrücken. Das sollte man auf gar keinen Fall tun.“

Wer empfänglich für die Signale des eigenen Körpers bleibt, kann auch in der Heuschnupfen-Saison trainieren. Denn generell werden sogar Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Walken bei Patient*innen mit Asthma empfohlen, weil sie die Atemmuskulatur stärken.

Frau und Mann joggen zusammen im Frühling durch den Park
Vermeide abrupte Wechsel zwischen Ruhe- und Belastungsphasen, um die Atemwege zu schonen. © iStock.com / nd3000

So kannst du allergische Reaktionen beim Sport mindern:

  • Vermeide abrupte Wechsel zwischen Ruhe- und Belastungsphasen, um die Atemwege zu schonen. Das heißt: Wärme dich vor dem Sport langsam auf und beende das Training mit einem Cooldown.
  • Ob du es wahrhaben willst oder nicht: deine Leistungsfähigkeit ist durch den Heuschnupfen eingeschränkt. Übertreibe es daher nicht. Lege Pause ein, wenn du dich erschöpft fühlst.
  • Versuche, möglichst durch die Nase zu atmen, denn sie ist wie ein Filter und fängt Pollen ab. Alternative: eine Maske oder ein Tuch vor dem Mund tragen.
  • Eine eng anliegende Brille schützt die empfindlichen Bindehäute deiner Augen vor Blütenstaub und starkem Lichteinfall.
  • Nach dem Sport solltest du die Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen. Packe sie direkt in die Waschmaschine oder einen Wäschekorb. Denn Stoff sowie Haare sind ideale Pollenfänger und verteilen diese in der Wohnung. Also wenn möglich, beim Training ein Cap tragen, danach duschen und Haare waschen.

Tipp: Lade dir die AK Pollen-App im Connect IQ Store herunter. So hast du die Pollenflug-Vorhersage direkt auf dem Uhrendisplay.

Läufer checkt die Pollen-App auf seiner Garmin Uhr bevor er sein Training startet
© Garmin

Können sich Allergiker*innen das Wetter zunutze machen?

Es heißt: Laufen nach dem Regen ist ideal, weil die Luft gereinigt ist. Aber stimmt das wirklich? „Es ist durchaus so, dass die Pollen nach dem Regen auf den Boden gedrückt werden. Doch besonders bei Graspollen kommt es durch den hygroskopischen Druck dazu, dass sie platzen und allergene Eiweißkomponenten entlassen. Dadurch können die Beschwerden sogar noch stärker werden“, klärt die Allergologin auf. Obwohl es oft zutrifft, dass man am Meer und in den Bergen freier durchatmen kann, würde sich die Ärztin auf die Signale des eigenen Körpers in Verbindung mit der App verlassen.

Für wen ergibt eine Hyposensibilisierung Sinn?

Augentropfen, Nasensprays oder Tabletten erleichtern das Leben vieler Betroffener. Dennoch behandeln diese Medikamente immer nur die Symptome und unterbinden somit die chronischen Erkrankungen. Eine Hyposensibilisierung zielt auf die Ursachen ab. Sie strebt eine Toleranz gegenüber dem konkreten Allergen an. Für wen ergibt das Sinn?

„Wenn jemand immer zu einer bestimmten Saison Schwierigkeiten mit eindeutig allergischen Symptomen hat und vom Arzt eine Sensibilisierung nachgewiesen ist, würde ich zu einer Immuntherapie raten. Und zwar so zügig wie möglich“, empfiehlt Fachärztin Sibylla Chantraine. Denn anfangs reagieren Patient*innen meist nur auf ein Allergen. Hier sind die Erfolgsaussichten der Behandlung sehr gut.

Wird lange gewartet, wird’s schwieriger, denn mit der Zeit kommen immer weitere Allergien dazu. Das macht eine Therapie umfangreicher und die Aussicht auf völlige Beschwerdefreiheit ist geringer. Eine Hyposensibilisierung ist im Idealfall nach drei bis vier Jahren abgeschlossen. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen wie auch privaten Krankenkassen übernommen.

Wenn jemand immer zu einer bestimmten Saison Schwierigkeiten mit eindeutig allergischen Symptomen hat und vom Arzt eine Sensibilisierung nachgewiesen ist, würde ich zu einer Immuntherapie raten. Und zwar so zügig wie möglich.

Dr. Sibylla Chantraine, Fachärztin für Allergologie in Hamburg

Welche Behandlung ist am besten geeignet?

Für die langfristige Behandlung von Allergien hat man die Wahl zwischen zwei Therapieformen. Die Hyposensibilisierung, welche in einer ärztlichen Praxis mithilfe von Spritzen durchgeführt wird. Und die sublinguale Immuntherapie in Tablettenform für zu Hause. „Es gibt für beide Therapieformen ausgezeichnete Präparate. Wer Angst vor Spritzen hat, ist mit den Tabletten wahrscheinlich besser beraten. Gleiches gilt für alle, die beruflich viel unterwegs sind und nicht die Zeit finden, regelmäßig bei der Ärztin oder beim Arzt vorbeizugehen“, so Allergologin Chantraine. „Für welche Form man sich am Ende auch entscheidet – jede dieser Immuntherapien ist besser als gar keine Behandlung.“

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