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Mit dem Rad in die Luft

Fahrradtouren vor der eigenen Haustür erfordern nicht viel Planung. Wer jedoch für einen Ferntrip auf das Flugzeug angewiesen ist, sollte Geduld und gute Nerven mitbringen, weiß Autor Christian Moeller.

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Das Internet ist eine tolle Erfindung. Unabhängig von Ort und Zeit kann man weltweit Dienstleistungen und Waren einkaufen. Ein Handy in China bestellen? Kein Problem. Das Hotelzimmer auf den Malediven klarmachen? Check. Den Flug nach Mallorca buchen? Ein Kinderspiel. Das Fahrrad mit auf die Insel nehmen? Jetzt beginnt der Spaß. Spätestens bei der Suche nach dem Fahrradtransport auf den Internetseiten der gängigen Fluggesellschaften ist man schnell dem Verzweifeln nahe.

1.200 km mit einem Karton auf dem Gepäckträger?

Deutschlands größte Fluggesellschaft erklärt auf ihrer Internetseite ausführlich, welche Musikinstrumente wie transportiert werden können. Fahrräder sind nicht zu finden. Ich bin die falsche Zielgruppe. Wieder einmal. Und bei der internen Suche nach dem Stichwort „Fahrrad“ kommt der Verweis auf die Telefon-Hotline. Das Vergnügen hatte ich vor ein paar Jahren bei dem Versuch, der freundlichen Dame im Call Center zu erklären, dass ich mit dem Fahrrad nach Belgrad fahre und von dort – natürlich gemeinsam mit meinem Rad und den Fahrradtaschen – nach Deutschland zurückfliegen möchte. Die Service-Dame schlug mir vor, einen großen Karton mitzunehmen, in den ich am Flughafen der serbischen Hauptstadt das Fahrrad ja einpacken könne. Meinen Einwand, dass es etwas schwierig sei, einen Karton rund 1.200 Kilometer mit dem Rad entlang der Donau zu transportieren, konnte sie nicht nachvollziehen. Dann solle ich bei dem Rad einfach den Lenker gerade stellen, die Pedale nach innen klappen und die Luft aus den Reifen lassen (Nennen wir das der Kürze halber mal das LPR-Prinzip – Lenker, Pedale, Reifen). Das sei dann schon in Ordnung. OK, auch eine Auskunft.

Oh du fröhliche

Aber das ist ja die Vergangenheit. Versuchen wir weiterhin per Internet ein Fahrrad ins Flugzeug zu bringen. Bei Condor bekomme ich schnell ausführliche Informationen darüber, wie ich einen Weihnachtsbaum transportieren kann. Der Baum darf nicht größer als 1,80 Meter sein und „er benötigt ein Gesundheitszeugnis (abhängig vom Reiseziel), welches beim örtlichen Pflanzenschutzdienst des entsprechenden Bundeslandes erhältlich ist“. Das sind wertvolle Informationen, aber sie bringen mich nicht ein Stück weiter. Ganz abgesehen davon, ist es gerade Mai. Aktualisierte Internetauftritte sehen anders aus.

Fahrrad verpackt
© iStock.com/windy55

Günstig in Deutschlands Fahrrad-Hauptstadt

Also versuchen wir es bei Eurowings. Unter der Rubrik „Gepäck“ ist alles Mögliche zu finden, aber keine Angabe zum Transport von Fahrrädern. Die interne Suche spuckt nach Eingabe des Suchbegriffs „Fahrrad“ als Erstes günstige Flüge nach Münster/Osnabrück aus. Nicht schlecht, ein gewisser Zusammenhang scheint zu bestehen, gilt Münster doch als inoffizielle Fahrrad-Hauptstadt Deutschlands. Aber nach Mallorca bekomme ich meinen Randonneur so immer noch nicht.

Ich gebe nicht auf. Versuche es bei tuifly. Und siehe da: Es gibt klare Anweisungen – ich sage nur LPR-Prinzip (siehe oben). Zusätzlich soll noch eine Pappe um Kette und Schaltung, damit andere Gepäckstücke nicht verschmutzt werden und dann ab damit in den Flieger. Hoffentlich klappt das dann auch so gut wie es klingt.

Serbisches Allerlei

Mir fällt wieder mein Flug von Belgrad nach Hamburg ein. Die Dame an der Hotline meinte ja, dass es mit ein paar Veränderungen am Fahrrad getan sein. Nur dass sich die Mitarbeiterin am Check-in in Belgrad rein gar nicht um die Aussagen einer Service-Dame aus Deutschland kümmert. Die serbische Schönheit hat mich nämlich zu einem der Flughafen-Dienstleister geschickt, der Gepäckstücke mit XXL-Klarsichtfolien einwickelt. Dort könne ich mein Fahrrad verpacken lassen. Dem Mann bei der Arbeit zuzusehen, war ein Vergnügen. Aber die zahlreichen Trümmerteile zerbrochener Schutzbleche rund um seine Folien-Einwickel-Maschine ließen mich zögern. Die Check-in-Dame zeigte sich einsichtig und war zufrieden mit LPR (siehe oben). Das Rad musste nur noch durch den Röntgenkasten am Sperrgepäckschalter. Aber dazu später.

Geschenke aus der Schweiz

Die Recherche im Internet ergibt weiter, dass es bei der Swiss wohl überhaupt kein Problem ist, ein Rad zu transportieren. Auf Europaflügen kostet das bei den Eidgenossen 50 Euro, bei Überseeflügen 100 Euro. Und gibt man sein Rad in der Schweiz auf, bekommt man sogar den benötigten Karton kostenfrei gestellt. In der Schweiz wird etwas verschenkt? Das überrascht mich dann doch. Was ich bei Ryanair veranstalten muss, um ein Fahrrad ins Flugzeug zu bringen, ist der Seite der Billig-Airline nicht zu entnehmen. Es kostet zwar zwischen 50 und 70 Euro, aber ob mit Karton oder ohne bleibt offen. Bei der günstigen Konkurrenz easyjet ist die Rede davon, dass ein Fahrrad in einem entsprechenden Koffer oder einer Tasche verpackt sein muss. Die Option Karton scheint da auszuscheiden.

Flugzeug und Sonne
© iStock.com/MBPROJEKT_Maciej_Bledowski

Der General sieht alles

Ein Ehepaar, das ich auf dem Belgrader Flughafen traf, wollte auf Nummer sicher gehen und hatte vor Beginn seiner Radreise zwei Fahrradtaschen postlagernd auf das Hauptpostamt der serbischen Hauptstadt geschickt. Eigentlich eine gute Idee. Aber sie brauchten drei Tage, um die leeren Taschen durch den Zoll zu kriegen. Ob dabei noch diskret ein paar Scheine über den Tresen geschoben wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich war auch zu sehr damit beschäftigt, die Röntgenprozedur meines Rades durch einen Sicherheitsbeamten zu überwachen. Denn hier war Vorsicht geboten. Zum einen war der Strahlenapparat doch deutlich zu klein für ein mitteleuropäisches Tourenrad, zum anderen lächelten mich von den Wänden des kleinen Raumes zwei große Portraits von General Ratko Mladic und Slobodan Milošević an – offenbar die persönlichen Favoriten des Sicherheitsbeamten. Das machte zweifelsfrei einen beklemmenden Eindruck. Kurz bevor er mein Rad mit ein paar kräftigen Fußtritten in den Röntgenkasten bugsieren wollte, konnte ich ihn besänftigen. Mein Fahrrad hat die Reise dann halbwegs gut überstanden. Ein paar gelbe Lackspuren eines Belgrader Gepäckwagens auf dem sonst mattschwarzen Rahmen sind die einzigen Souvenirs.

Viel Zeit mitbringen und reden

Letztendlich zeigen meine Belgrader Erfahrungen, dass auf die Informationen der Fluggesellschaften wenig Verlass ist. Wenn die Herrschaften am Check-in anderer Meinung sind, hilft nur reden, reden, reden, viel Zeit einplanen und das Gepäck erst nach der Demontage des Rades aufzugeben. Sonst hat man einen 15er Maulschlüssel im Handgepäck, was Sicherheitsleute unter Umständen gar nicht witzig finden.Ein kleiner Trost: Santiago de Compostela am Ende des Jakobswegs wird jedes Jahr von mehreren hundert, wenn nicht gar tausenden Radfahrern angefahren. Die meisten von ihnen wollen anschließend mit dem Flugzeug nach Hause. Ein kleiner Radladen in Santiago, Velocípedo heißt er, hat eine Marktlücke entdeckt und bietet für 21 Euro an, das Rad reisefertig in einen Karton zu verpacken. Und wer es noch ein wenig komfortabler mag, gibt sein Rad bei Velocípedo ab und lässt es für 120 Euro komplett verpackt nach Deutschland schicken. Die Extra-Gebühr bei der Fluggesellschaft spart man sich so auch. Insofern könnte es sich vor der nächsten längeren Radtour lohnen, bei einem Fahrradladen vor Ort zu fragen, ob hier für kleines Geld das Rad verpackt wird.

(Bildquelle: iStock.com/HenryOudeEgberink; iStock.com/windy55; iStock.com/MBPROJEKT_Maciej_Bledowski)

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21.11.2018

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