Kennst du den Köhler-Effekt? Er beschreibt nicht etwa die schmutzige Kleidung, die beim Herstellen von Kohle in der Köhlerei entsteht. Stattdessen zeigt er den natürlichen Motivationsschub beim Sport in Gruppen. Trainierst du mit anderen, bist du motivierter. Das zeigte eine Studie der Universität in Kiel.
Auf der Laufstrecke ist Sport in der Gemeinschaft normalerweise kein Problem. Die Wege sind breit und viele Aktive können gemeinsam laufen. Möchtest du aber auch auf dem Fahrrad vom Köhler-Effekt profitieren, braucht es zwingend Vorbereitung. Sonst gefährdest du dich und andere Radfahrende.
Welche Handzeichen du beim Fahren in der Gruppe kennen musst und wie du dich richtig verhältst, verrät dieser Artikel.
Warum du Regeln und Handzeichen kennen solltest
Sport in der Gruppe hat viele positive Effekte. Auf den Körper und die mentale Gesundheit. So zeigte beispielsweise eine Studie an der Harvard Medical School in Boston, dass gemeinsamer Sport Stress reduzieren und das körperliche und mentale Wohlbefinden stärken kann.
Diese Effekte treten jedoch nur ein, wenn sich alle in der Gruppe richtig verhalten. Besonders auf dem Fahrrad kann falsches Verhalten nicht nur das Training stören, sondern schnell gefährlich werden. Bist du auf einem Rennrad oder Gravelbike mit dünnen Reifen unterwegs, kann ein kleiner Fehler bereits zu einem Sturz führen. Selbst wenn du ihn nicht selbst verschuldet hast.
Außerdem schmälert unkoordiniertes Fahren in der Gruppe den Spaß für alle. Wenn das Tempo ständig variiert, fällt es schwer, einen gleichmäßigen Tritt beizubehalten.
Hinweis: Besonders auf Straßen sind Regeln und Handzeichen essenziell. Zudem solltest du deine aerodynamische Position anpassen, um mehr Sicherheit und Überblick zu haben. Achte außerdem darauf, nicht plötzlich auszuschwenken, wenn Autos die Gruppe passieren.
Welche Regeln gelten im Peloton?
Handzeichen dienen der Kommunikation bei Gruppenfahrten. Doch auch wenn ihr nicht aktiv kommuniziert, gelten bestimmte Regeln im Peloton – also im geschlossenen Fahrerfeld.
Abstand halten
Windschattenfahren ist effizient. In der Gruppe vermeidest du kräftigen Gegenwind und kannst Energie sparen. Eine Studie der Universität Bensaçon (Frankreich) zeigte, dass du bereits an zweiter Position bis zu 30 Prozent Energie sparen kannst.
Trotzdem solltest du nie zu nah an das Rad vor dir heranfahren. Hängst du direkt am Hinterrad, fehlt dir bei plötzlichen Bewegungen die Zeit zum Reagieren. Ein Unfall ist dann deutlich wahrscheinlicher. Halte deshalb mindestens eine Radlänge Abstand – bist du erfahrener, kannst du auf eine halbe Radlänge heranfahren.
Ruckartige Bewegungen und Bremsmanöver
Besonders auf dem Rennrad kommt es auf einen gleichmäßigen Tritt und Rhythmus an. Plötzliche Lenkbewegungen oder abrupte Bremsmanöver bringen nicht nur dich, sondern die gesamte Gruppe aus dem Flow. Sie zwingen andere zum Reagieren und erhöhen das Risiko für Stürze.
Wichtig: Verringere deine Geschwindigkeit nie abrupt, sondern bremse kontrolliert ab, damit niemand auffahren muss.
Falsche Position und Geschwindigkeit
Die Gruppendynamik ergibt sich oft von allein: Wer mehr Watt tritt, fährt vorn, während weniger Erfahrene sich hinten einreihen.
Wenn du noch nicht sicher bist, ob du konstant die Geschwindigkeit halten kannst, solltest du nicht in den vorderen Reihen fahren. Sonst beeinflusst du das Tempo der Gruppe negativ und sorgst für unnötige Schwankungen. Fahre zu Beginn im letzten Drittel der Gruppe.
Führungsarbeit aufteilen
Niemand sollte dauerhaft an der Spitze fahren – dort ist der Energieverbrauch am höchsten. Daher ist es wichtig, dass sich alle regelmäßig an der Führungsarbeit beteiligen.
Falls es deine Kräfte und Erfahrung zulassen, fahre für kurze Zeit vorne und ermögliche so den anderen eine Erholung im Windschatten. Denke daran: An erster Position bist du für die Gruppe verantwortlich.
Übrigens: Natürlich solltest du dich immer an die StVO halten und auf andere Menschen achten. Das ist für gemeinsame Ausfahrten aber selbstverständlich. Sonst fährst du bald wieder allein.
Welche Handzeichen du können solltest
Egal, ob du an erster oder letzter Position fährst – die wichtigsten Handzeichen müssen alle in der Gruppe kennen. Die Fahrenden an der Spitze sind die Augen für alle und geben Signale weiter, doch auch du solltest Handzeichen korrekt weiterleiten, damit die Information bis ans Ende der Gruppe gelangt. Diese Zeichen solltest du kennen.
Gefahrenstelle
Bei den dünnen Reifen eines Rennrads können bereits kleine Unebenheiten Stürze verursachen. Das Handzeichen für eine Gefahrenstelle ist deshalb essenziell.
Möchtest du beispielsweise einen Gullydeckel auf der rechten Seite anzeigen, zeigst du mit deinem rechten Zeigefinger neben deinem Körper nach unten. So wissen die anderen Aktiven, dass sie nicht nach rechts ausscheren dürfen.

Stopp
Besonders bei langen Ausfahrten sind Ampeln und Zebrastreifen meist unumgänglich. Möchtest du der Gruppe einen bevorstehenden Stopp ankündigen, hebst du deine offene Hand nach oben. Halte die Hand nicht zu flach und deutlich neben deinem Körper, damit andere das Zeichen registrieren.
Tipp: Zeige den Stopp rechtzeitig an, damit alle behutsam bremsen können.

Ausweichen
Manchen Hindernissen wie einem parkenden Auto muss die Gruppe ausweichen. Möchtest du einen Spurwechsel signalisieren, fungiert deine Hand als eine Art Richtungszeiger. Bei einem Spurwechsel nach links zeigst du mit dem rechten Daumen hinter deinem Rücken nach links. Einen Spurwechsel nach rechts zeigst du genau umgekehrt mit der linken Hand an.
Tipp: Beim Abbiegen zeigt man die Richtung mit einem gestreckten Arm auf Schulterhöhe an.

Verlangsamen
Unübersichtlichen Streckenteile solltest du vorsichtig befahren. Kannst du beispielsweise eine Kurve nicht einsehen, verlangsame dein Tempo. Damit du damit niemanden überraschst, deute mit deiner Handfläche mehrmals auf Sattelhöhe gen Boden.

Waagerechtes Hindernis
Schienen sind besonders für dünne Reifen tückisch. Musst du sie überfahren, zeigst du das mit nach unten ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger an. Falls möglich, weise mit der Fingerhaltung zusätzlich auf den Winkel der Schienen hin.

Abstand
Tempoveränderungen können gefährlich sein, wenn die Gruppe nicht darauf vorbereitet ist. Bereitest du dich an der Spitze aber auf eine solche vor, kannst du Abstand vom Rad hinter dir fordern. Dafür deutest du mit deiner Handfläche nach hinten. Das kannst du beispielsweise in Vorbereitung auf eine enge Kurve tun.
Tipp: Zeige an, wenn du aus dem Sattel gehst. Denn dabei schiebst du dein Rad leicht nach hinten. Unangekündigt kann das zu Stürzen führen.

Verbale Signale
In manchen Situationen kannst du nicht mit Handzeichen kommunizieren. Deswegen solltest du bestimmte Hindernisse verbal ankündigen. Bist du beispielsweise am Ende des Feldes, musst du vor einem Auto von hinten warnen. Gleiches gilt für die Position an der Spitze bei Gegenverkehr.
Auch kannst du beispielsweise Glas oder ein kleines Schlagloch auf der Straße mit den Handzeichen und verbal ankündigen. Das schafft Aufmerksamkeit, falls jemand das Handzeichen nicht sofort wahrnimmt.
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Quellen
- https://radsportgemeinschaft-hannover.de/2020/07/02/neues-video-die-wichtigen-handzeichen-und-regel-fuer-das-fahren-in-der-gruppe/
- https://www.169k.net/blog/handzeichen
- https://www.alpecincycling.com/rad-training-radsport/handzeichen-gruppe-fahren/
- https://www.bikes.de/magazin/service/verkehr/handzeichen-fuer-radfahrer-gruppe?srsltid=AfmBOopoBdv4gaUetLngANtgYLkr1cFqD8CfAEjoCxmfJaOcx_Zh6lCo
- https://herzbewegt.org/radfahren-herzgesundheit/radfahren-in-gruppe/
- https://econtent.hogrefe.com/doi/full/10.1024//0044-3514.31.4.204
- https://www.degruyter.com/document/doi/10.7556/jaoa.2017.140/html?lang=de
- https://www.radsport-rennrad.de/training/peloton-windschatten-fahrtechnik/
- https://magazine.bkool.com/en/2023/06/15/how-much-do-we-save-with-the-slipstream-by-riding-in-the-velodrome/
- https://www.researchgate.net/publication/51660070_Aerodynamic_drag_in_cycling_Methods_of_assessment
- https://www.alpecincycling.com/rad-training-radsport/rennrad-fahren-gruppe/
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