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Jugger: Fakten zum Knüppelspiel mit Schaumstoff-Lanzen

Hast du schon Spieler mit riesigen Q-tips einem schädelartigen Spielball nachlaufen sehen? Nein? Dann kennst du Jugger noch nicht, eine filmreife Trendsportart.

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1. Wer Fantasy und Rollenspiele mag, wird Jugger lieben

Jugger ist ein Sport, dessen Ablauf an eine mittelalterliche Schlacht erinnert. Keine große Überraschung also, dass Jugger vor allem unter Fans des Fantasy-Genres beliebt ist. Viele in der Szene haben schon in ihrer Kindheit Rollenspiele gespielt. „Es ist ein Spiel für Individualisten, die einen Sport abseits des Mainstreams suchen“, erklärte Dirk Tafelski, Vorstandsvorsitzender des Vereins Jugger e.V. Berlin, dem „Tagesspiegel“.

2. Jugger ist wie Rugby, nur anders

Das Regelwerk von Jugger erinnert an Rugby. Zwei Teams mit jeweils fünf Spielern treten gegeneinander an. Vier Spieler einer Mannschaft stellen sich auf ihrer jeweiligen Spielfeldseite auf und halten gigantische Schaumstoff-Schläger in der Hand. Hinter seinem Team steht der unbewaffnete Läufer. Sein Ziel ist es, den Spielball („Jugg“), der anfangs in der Mitte des Felds zwischen beiden Mannschaften platziert wird, ins gegnerische Tor („Mal“) auf der anderen Seite zu bringen. Mit den Schlägern, den sogenannten „Pompfen“, können die anderen Spieler ihren Läufer schützen und die Gegner attackieren. Wer von einer Pompfe getroffen wird, bekommt eine Zeitstrafe, währenddessen er nicht mehr in das Spielgeschehen eingreifen darf.

Jugger-Spielszene - ein Sport, der an eine mittelalterliche Schlacht erinnert.
Jugger-Spielszenen erinnern durchaus an mittelalterliche Schlachten. | © www.jugger.de

3. Die Spielzeit wird in Trommelschlägen statt Minuten gezählt

Am Spielfeldrand sind laute Trommelschläge zu vernehmen. Das dient nicht (nur) zur Motivation der Spieler, sondern ist Teil des Spiels. Jugger wird nämlich nicht nach Minuten, sondern nach Trommelschlägen gespielt. Ein Spiel hat zwei Halbzeiten à 100 Trommelschläge, jeder Trommelschlag ertönt im Abstand von etwa 1,5 Sekunden. Die reine Spielzeit einer Jugger Partie beträgt also rund fünf Minuten.

Es passiert unheimlich viel gleichzeitig und die Akteure müssen blitzschnell Entscheidungen treffen.

Jens Münzer, Vorsitzender der Oldenburger Keiler, im Gespräch mit dem NDR

4. Nichts für Sportmuffel: Schnelligkeit ist gefragt

Wer glaubt, Jugger sei nicht anstrengend, unterschätzt die Sportart. Jugger ist schnell und taktisch anspruchsvoll. Ähnlich wie beim Fechten versuchen die Spieler, den Gegner geschickt zu berühren. „Das Faszinierende an Jugger ist die Komplexität“, sagte Jens Münzer, der Vorsitzende der Oldenburger Keiler, im Gespräch mit dem NDR. „Es passiert unheimlich viel gleichzeitig und die Akteure müssen blitzschnell Entscheidungen treffen.“

Ein Teil der Jugger-Ausrüstung liegt aufgereiht auf einem Rasen.
Das Jugger-Spiel-Equipment – auf geht’s in die sportliche „Schlacht“. | © www.jugger.de

5. Jugger ist hart aber herzlich

Von außen sieht der Sport zunächst archaisch aus, doch der Eindruck trügt. Jugger ist eine Mannschaftssportart, auch wenn die Spieler häufig in Einzelkämpfe geraten. Der Teamgedanke und die Fairness gegenüber dem Gegner werden in den Vereinen großgeschrieben. „Es gibt zwar bei Turnieren auch Schiedsrichter, doch in der Regel klärt man strittige Situationen immer untereinander, zum Beispiel wer wen zuerst mit der Pompfe getroffen hat“, so Münzer. Die Teams sind außerdem, anders als bei vielen anderen Sportarten, meistens geschlechtlich gemischt. Denn neben Kraft und Schnelligkeit sind vor allem Taktik und Strategie gefragt – und da sind Frauen oft mindestens genauso gut wie ihre männlichen Mitspieler.

6. Die Idee zur Sportart stammt aus einem Kinofilm

Die Vorlage hat der Kinofilm „Die Jugger – Kampf der Besten“ (1989) geliefert: In einem dystopischen Zukunftsszenario verdienen moderne Gladiatoren ihren Lebensunterhalt, indem sie von Dorf zu Dorf ziehen und im Jugger gegen die Mannschaft des jeweiligen Ortes antreten. Das heutige Jugger-Spiel hat immer noch ähnliche Regeln wie im Film, ist aber weniger martialisch. Die meisten Spieler verkleiden sich nicht wie die Protagonisten mit Blechen, Ketten oder Teilen von alten Autoreifen, sondern tragen normale Sportoutfits. Im Film diente außerdem ein echter Hundeschädel den Gladiatoren als Spielball. Auch das wurde geändert: Der Hundeschädel aus Schaumstoff ist mittlerweile sogar durch einen neutralen, eiförmigen Jugg ersetzt worden.

Der Spielball, der sogenannte „Jugg“, liegt „im Tor“ des Gegners.
Der Spielball, der sogenannte „Jugg“, liegt „im Tor“ des Gegners. | © www.jugger.de

7. In vielen deutschen Städten gibt es Jugger-Vereine

Die Jugger-Szene ist in den letzten Jahren zu einer großen Community gewachsen. Mittlerweile wird in Deutschland an rund 70 Orten gejuggert und auch Jugger-Turniere finden regelmäßig statt. Über 150 Teams und eine in vier Regionen unterteilte Liga machen das Juggern immer mehr zu einer professionellen Sportart. Wenn du in Berlin wohnst, dann kannst du mal beim Verein Jugger e.V. vorbeischauen. Und auch in vielen anderen Städten organisieren sich die Spieler in professionellen Vereinen. Genug Möglichkeiten also, es einfach mal selbst auszuprobieren!

Jugger ist nicht dein Ding? Dann sagt dir vielleicht eine dieser skurrilen Sportarten mehr zu:

  • Octopush ist eine Art Unterwasserhockey. Zwei Mannschaften kämpfen am Boden eines Schwimmbeckens – ausgestattet mit Schnorchel, Flossen und Schlägern – um einen Bleipuck.
  • Blackminton wird im Stockdunkeln unter Schwarzlicht gespielt. Nur die neonfarbene Bemalung der Spieler und die fluoreszierenden Bällen sind wirklich gut zu erkennen. Genauso wie Crossminton wird Blackminton ohne Netz gespielt.
  • Speedjumping funktioniert wie das Laufen mit Siebenmeilenstiefeln. Die Sportler haben 40 bis 50 Zentimeter hohe Sprungstelzen an den Füßen, dank der Federung können sie wie ein Känguru durch die Gegend hüpfen oder sprinten.

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