Running

Richtig Scheitern: „Wenn nix geht, dann geht nix.“

Florian Neuschwander hatte große Pläne beim Zugspitz Ultra Trail. Bereits nach wenigen Kilometern war klar: Das wird nichts. Wie bleibt der Kopf oben? Das verrät Flo im Interview.

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Florian Neuschwander, genannt Flo, mag das Ultimative. Auf dem Laufband hat er beispielsweise einen Weltrekord aufgestellt. 100 Kilometer ballern. Monoton, vor allem schnell vor sich hin. Die Laufwelt war beeindruckt.

Nun hatte der Wahl-Bayer im Juni 2025 ein neues Ziel: Als Erster die schnellsten 16 Kilometer beim Zugspitz Ultratrail beenden. Das Problem bei diesem Anlauf? Ein paar Jungs waren schneller, und das schon recht zeitig während des Wettlaufs.

Wie geht jemand, der es gewohnt ist, seine Ziele zu erreichen, damit um? Und was muss man im Kopf machen, damit das Event trotzdem ein positives Erlebnis wird? Flo verrät es im Interview.

Über Florian Neuschwander

Florian Neuschwander beim Aufstellen seines Weltrekords auf dem Laufband
© Pushing Limits / Garmin

Florian Neuschwander ist Ultraläufer, Rekordhalter und Freigeist mit Flow-Mentalität. Ob 50 oder 100 Kilometer auf dem Laufband – seine Weltrekorde sind legendär. Er siegt beim Wings for Life Run, läuft den Western States 100 und trainiert nach Gefühl. Sein Motto: „Run with the Flow“ – mit Spaß, Stil und an der Schmerzgrenze. Ein Fan von Garmin, der seine Grenzen ständig verschiebt.

Beat Yesterday: Flo, du bist den Zugspitz Ultratrail gelaufen – den ZUT. Mit welchem Ziel bist du gestartet – und wie ist es für dich ausgegangen?

Florian Neuschwander: Ich war auf dem Grainau Trail unterwegs. Der ist 15,8 Kilometer lang und bietet 740 Höhenmeter. Ich wollte eigentlich aufs Podium laufen, das war eindeutig mein Ziel. Aber nicht jeder Lauf klappt leider so, wie man es sich vorstellt. Am Ende bin ich auf Platz 7 ins Ziel gekommen. Damit bin ich nicht zufrieden, aber egal. Es war ein tolles Wochenende und ich habe viele nette Menschen getroffen. Das ist für mich oft wichtiger und schöner als ein paar Plätze weiter vorne zu landen.

Beat Yesterday: Wie hast du das Rennen erlebt – auch mit Blick auf die Stimmung?

Flo: Die Stimmung war schon vor dem Rennen der Wahnsinn. Eigentlich wäre ich vor Ort fast lieber eine lange Strecke gelaufen, weil ich dann mehr Stimmung hätte aufsaugen können. Auf dem relativ kurzen Grainau Trail erlebt man ehrlich gesagt nicht so viel. Das ist ja schnell vorbei und man rennt eher fokussiert. Auf den langen Kanten war die Stimmung, denke ich, viel krasser. Vor allem bei den Verpflegungs- und Cheering Zones. Nächstes Mal dann also auf jeden Fall eine lange Strecke für mich!

@Andi Frank | SALOMON Zugspitz Ultratrail powered by LEDLENSER

Beat Yesterday: Es ging auf den höchsten Berg Deutschlands. Das klingt schon nach Schmerz in den Beinen. Was macht die Strecke so anspruchsvoll?

Flo: Naja, bei meinem kurzen Trail ging es ja nicht wirklich weit hoch. Aber die Strecke hatte es trotzdem in sich. Kilometer drei bis vier sind extrem steil, mit bis zu 28 Prozent Steigung. Das war mir dann doch etwas zu steil, um richtig abzufeuern. Die Strecke war vom Terrain her aber sehr gut laufbar, also nicht schwierig. Ein guter Einsteiger Trail. Auch hier sag ich: Falls ich nochmal am Start bin, dann auf jeden Fall eher beim Ultra.

Beat Yesterday: Wie war der Moment, als du wusstest: „Jetzt gehts schief“?

Flo: Als die Top-5 Jungs an mir vorbei und dann weggelaufen sind. Ich laufe schon seit fast 30 Jahren. Bin schon mehr als dreimal um die Welt gerannt. Da weiß man genau, wann was geht und wann nicht. Beim ZUT ging leider nicht so viel. Aber die nächsten Rennen kommen. Dann geht’s wieder schneller.

Beat Yesterday: Du sprachst die harte Streckenpassage zwischen Kilometer drei und vier an. Gibt es eine Streckenpassage, die besonders sanft war? Nimm uns gerne mit auf die Strecke!

Flo: Nach acht Kilometern hat man die höchste Stelle erreicht und dann geht es „nur“ noch downhill und flach ins Ziel. Wenn man da noch gute Beine hat, kann man ordentlich rennen. Bei mir war da aber leider der Akku schon ein bisschen leer. Ich habs locker runterrollen lassen.

@Andi Frank | SALOMON Zugspitz Ultratrail powered by LEDLENSER

Beat Yesterday: Wie sah eigentlich deine Rennstrategie aus? Auf so einem Trail mit vielen Höhenmetern muss man sicher anders taktieren als auf einer flachen Strecke.

Flo: Ich wollte die ersten zwei Kilometer ganz vorne laufen. Das hat auch geklappt. Dann wollte ich zwischen Kilometer drei und vier Kraft sparen und das steilste Stück „nur“ locker hochlaufen. Leider waren die anderen so stark, dass sie mir da weggelaufen sind. Da war das Rennen für mich eigentlich schon vorbei.

Beat Yesterday: Eine doofe Lage, wenn das Rennen, was man laufen will, nach einem Viertel der Strecke praktisch vorbei ist. Wie behält man den Kopf oben?

Flo: Aufgeben sollte keine Option sein. Ich habe mich dann auf mein eigenes Rennen konzentriert und im Kopf einen schnellen Trainingslauf daraus gemacht. Nach vorne und hinten war die Lücke so groß, dass ich komplett allein unterwegs war. Dann hab ich den Lauf einfach etwas mehr genossen als geplant.

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Beat Yesterday: Auf so einem Event wie dem ZUT gibt es viele äußere Eindrücke. Das Publikum am Streckenrand. Die Mitstreiter. Natürlich auch das Panorma. Wie bleibst du im Kopf fokussiert, gerade wenn es nicht so läuft, wie geplant?

Flo: Manchmal kann ich mich gut fokussieren, manchmal klappt das bei mir nicht so gut. Dann mache ich eben mein Ding und beende das Rennen „locker“. Wenn nix geht, dann geht halt mal nix. Dann versuche ich einfach, das Rennen aufzusaugen. Klatsche mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern ab. Und ich freue mich, wenn ich am Streckenrad jemanden sehe, den ich kenne. Es ist schön, wenn man nicht Erster wird und trotzdem angefeuert wird. Wenn das ganz große Ziel weg ist, hat man mehr den Blick für so etwas.

Beat Yesterday: Nach so einem Event: Wie erholst du dich in den nächsten Tagen körperlich und mental?

Flo: Ich mach nach dem ZUT erst mal eine Woche Pause. Also vielleicht gar nicht laufen und gar keinen Sport. Mal eine kleine Auszeit mit der Familie. Und danach geht’s dann wieder weiter. Ein neuer Aufbau für den Herbst steht schon an. Auf jeden Fall habe ich jetzt nach der Erfahrung auch wieder Bock auf längere Strecken. Mal sehen, was das Jahr noch so bringt.

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Über diesen Artikel

Hannes Hilbrecht

Autor:

Hannes Hilbrecht

Hannes ist mittlerweile seit mehr als zehn Jahren als Journalist tätig – davon fünf als …

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Florian Neuschwander

Co-Autor:in:

Florian Neuschwander

Florian Neuschwander, Jahrgang 1981, knapp unter 60 Kilo leicht, ist ein Schwergewicht in der deutschen …

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