Inhalt:
- Wann wird Sport zur Sucht?
- Typische Warnsignale: Woran du erkennst, dass du zu viel trainierst
- Gefangen im Trainingszwang: Wie Sportsucht entsteht
- Schmerz, Erschöpfung, Isolation: Wenn Sport zur Belastung wird
- Der Weg aus der Sportsucht: Warum ein kompletter Entzug nicht hilft
- So trainierst du gesund und ohne Zwang
Egal, ob nach einem langen Arbeitstag oder bei strömendem Regen – das Training muss sein. Ein Ruhetag? Undenkbar. Selbst wenn die Muskeln brennen oder eine Erkältung plagt, wird weitertrainiert. Doch genau das kann gefährlich werden.
Tag für Tag, ohne Ausnahme. Nicht nur ohne Rücksicht auf den eigenen Körper, sondern auch auf Kosten der Gesundheit.
Sportsucht – das klingt für viele harmlos, vielleicht sogar belustigend. Doch für Betroffene ist es alles andere als ein Witz. Exzessives Training kann zur körperlichen und mentalen Belastung werden. Aber wann wird viel Sport zu viel? Und wie kannst du dich davor schützen?
Wann wird Sport zur Sucht?
Sportsucht ist eine Verhaltenssucht, die nicht durch Substanzen wie Alkohol oder Nikotin ausgelöst wird, sondern durch exzessives Training. Ähnlich wie bei Kauf- oder Spielsucht bestimmt das Verlangen nach Sport zunehmend den Alltag der Betroffenen.
Betroffene einer Sportsucht verspüren den dauerhaften Drang nach Bewegung. Sie trainieren in krankhafter Häufigkeit und Intensität. Trainingspläne werden ignoriert, der Körper überlastet – selbst wenn bereits negative Konsequenzen spürbar sind. Denn die gesundheitlichen Vorteile des Sports sind für sie nicht der Hauptantrieb. Es geht um Leistung, Leistung, Leistung. Selbst erhebliche Auswirkungen auf das Privatleben ändern daran nichts.
Müssen Betroffene ein Training auslassen, können typische Entzugserscheinungen auftreten – gesteigerte Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder Angstzustände. Auch ein erheblicher Leidensdruck kann entstehen.
Die Reaktion? Oft fatal. Um negative Gefühle loszuwerden, trainieren Betroffene noch mehr. Anne, eine Betroffene, sagt in einer ARD-Dokumentation:
„Ich schlafe dann einfach etwas weniger oder stelle soziale Kontakte zurück. Ich mag dann lieber Sport. Das setzt mehr Glückshormone frei.“
Typische Warnsignale: Woran du erkennst, dass du zu viel trainierst
Entzugserscheinungen sind ein entscheidender Hinweis auf Sportsucht. Doch schon vorher können deutliche Symptome auftreten – sie sind jedoch individuell verschieden. Da es für diese Verhaltenssucht bislang keine einheitliche medizinische Definition gibt, ist eine Diagnose schwer zu stellen.
Die Betroffene Friederike Morawietz fordert daher Veränderungen: „Es ist elementar, dass die Sportsucht als Krankheit anerkannt wird.“
Dabei sollte nicht nur das Sportverhalten betrachtet werden, sondern auch die Ernährung. Im Gespräch mit Spektrum erklärt die Sportpsychologin Nadja Walter: „Es macht einen Unterschied, ob man Sport des Sports wegen macht oder weil man abnehmen will und zwanghaft viel Bewegung mit einer Essstörung einhergeht. Fachleute sprechen daher von primärer und sekundärer Sportsucht.“

Ein weiteres typisches Anzeichen für Sportsucht ist anhaltende Unruhe. Bei der Arbeit oder zu Hause fühlst du dich rastlos, kannst nicht stillsitzen und wirst erst nach dem Workout wieder ausgeglichener.
Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland nennt der Sportpsychologe Heiko Ziemainz ein weiteres Warnsignal: „Wenn man körperliche Signale wie Schmerz bewusst ignoriert, ist das ein Indiz für Sportsucht.“
Auch die Schlafqualität leidet häufig. Zudem verlieren Betroffene oft die Kontrolle über ihr Training – sie können schwer aufhören und verlängern die Einheiten immer weiter. Die Folgen: Muskeln, Bänder und Gelenke werden überlastet, das Verletzungsrisiko steigt. Ist der Körper ausgelaugt und muss dennoch Leistung erbringen, können Kopf- und Magenschmerzen auftreten.
Gefangen im Trainingszwang: Wie Sportsucht entsteht
Eine Sportsucht kann alle Menschen treffen. Egal, ob sie Profis oder nur in der Freizeit aktiv sind. Die genauen Ursachen sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Lange nahm man an, dass Endorphine für die Sportsucht verantwortlich sind – Botenstoffe, die der Körper bei Ausdauersportarten ausschüttet. Neuere Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass vor allem Dopamin eine Rolle spielt. Dieses Glückshormon wird bereits vor dem Training freigesetzt und verstärkt das Verlangen nach weiteren Einheiten.
Auch gesellschaftliche Zwänge können eine Sportsucht begünstigen. Besonders das idealisiertes Körperbild mit definierten Muskeln und wenig Körperfett setzt Aktive unter Druck. In Kombination mit geringem Selbstbewusstsein kann dies dazu führen, dass Betroffene zwanghaft einem unerreichbaren Ideal nacheifern. Das Training wird dann zum Schrei nach Anerkennung.

Schmerz, Erschöpfung, Isolation: Wenn Sport zur Belastung wird
Sportsucht belastet sowohl körperlich als auch mental. Die hohe Trainingsintensität schädigt langfristig Muskeln, Bänder und Gelenke. Das kann zu Verletzungen und bleibenden Schäden führen. So droht beispielsweise Arthrose in den Knien, wenn sie dauerhaft überlastet werden.
Durch fehlende Erholungsphasen wird das Immunsystem geschwächt. Besonders riskant ist Sport trotz Erkältung – in schweren Fällen kann sich eine Herzmuskelentzündung entwickeln. Diese kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder sogar einen plötzlichen Herzstillstand verursachen.
Auch das soziale Leben leidet oft unter einer Sportsucht. Betroffene kapseln sich zunehmend ab und umgeben sich fast nur noch mit Menschen, die ebenfalls trainieren. Training hat Priorität vor privaten Treffen mit Freundinnen und Freunden oder der Familie. Selbst die Partnerin, der Partner oder die eigenen Kinder werden mitunter vernachlässigt. Das kann Beziehungen und Freundschaften stark belasten oder sogar zerstören.

Der Weg aus der Sportsucht: Warum ein kompletter Entzug nicht hilft
Die Behandlung einer Sportsucht ist herausfordernd. Ein abrupter Trainingsstopp – ähnlich einem klassischen Entzug – kann die Beschwerden sogar verstärken. Stattdessen ist eine schrittweise Anpassung des Trainingsverhaltens sinnvoll.
Im Gespräch mit der Sportschau berichtet ein betroffener Surfer, wie ihn der plötzliche Verzicht belastete:
„Ich hatte so starke körperliche Entzugserscheinungen, dass der Blutdruck durch die Decke ging. Superhoher Puls, Herzschmerzen, Schwindel.“
Bei einer Sportsucht sind psychotherapeutische Behandlungen meist unumgänglich. Doch viele Betroffene sträuben sich dagegen – sie fühlen sich durch den Sport eher gestärkt und gesund. Dabei tritt früher oder später fast zwangsläufig das Gegenteil ein.
Zeigen sie jedoch Einsicht, hilft die Therapie, die tieferen Ursachen des Sportzwangs zu erkennen. Zudem lernen Betroffene, ein gesundes Maß für Sport zu finden. Denn komplett verzichten müssen sie auch nach der Therapie nicht.

So trainierst du gesund und ohne Zwang
Regeneration ist entscheidend
Höre auf die Signale deines Körpers. Nach einem intensiven Training braucht er Ruhe – gönne sie ihm. Startest du zu früh, kannst du deine volle Leistung kaum abrufen. Das schmälert deine Fortschritte und kann zu Frustration führen.
Fällt es dir schwer, deine Erholungszeit selbst einzuschätzen? Smartwatches wie die von Garmin zeigen dir nach jedem Training eine empfohlene Regenerationszeit an. Zudem liefern sie tägliche Trainingsempfehlungen für eine ausgewogene Belastung. Besonders effektiv hilft übrigens der Garmin Coach.
Setze dir realistische Ziele
Einen Marathon wirst du nicht in drei Monaten laufen, wenn du vorher kaum trainiert hast. Auch Abnehmen gelingt nicht in wenigen Tagen. Realistische Ziele helfen, Enttäuschungen und Schuldgefühle zu vermeiden.
Vermeide unnötigen Druck
Eins ist sicher: Trainierst du regelmäßig, förderst du die Gesundheit deines Körpers. Das sollte dein Ansporn sein, wenn du aktiv bist. Vergleiche dich nicht ständig mit anderen und setze dich nicht unter Druck. Manche sind schneller oder haben bessere Werte, doch du musst ihnen nicht zwanghaft nacheifern. Trainiere in deinem eigenen Tempo.
Achte auf eine gesunde Trainingsstruktur
Setze dir feste Trainingszeiten und halte dich daran – auch, wenn es schwerfällt. Eine klare Struktur hilft dir, Pausen bewusst einzuhalten. Überschreite deine eigenen Grenzen nicht in jeder Einheit, sondern lerne, auf deinen Körper zu hören.
Sportsüchtig? Mache hier den Test.
Quellen
- https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/sport-sucht-bewegungsdrang-100.html
- https://www.stern.de/gesundheit/sportsucht–acht-stunden-training-pro-tag—experten-zeigen-wege-aus-der-sucht-34556672.html
- https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/endorphine.html
- https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/sportsucht.html
- https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/sucht/sportlich-oder-sportsuechtig-infos-zur-sportsucht/
- https://www.pronovabkk.de/gesuender-leben/koerper-und-seele/sucht/sportsucht.html
- https://sportaerztezeitung.com/rubriken/psychologie/2554/sportsucht/
- https://www.swr.de/wissen/sportsucht-wenn-der-sport-zur-abhaengigkeit-wird-100.html
- https://www.netdoktor.de/krankheiten/sportsucht/
- https://www.spektrum.de/news/verhaltensabhaengigkeit-wann-wird-sport-zur-sucht/1874785
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/eat.20247?casa_token=XoqOB41L_gQAAAAA%3AFIa2Z8DfIZCtQfXopUjE8p2axM9dWe0p97W6fVkZR1ZNoyXHNmtjHUpLj6ZFMXl9i1br8-nQyZjrTg
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8222598/
- https://www.dw.com/en/when-sporting-passion-turns-to-addiction/a-67688069
- https://www.healthline.com/health/exercise-addiction
- https://www.zev.lu/suchtverhalten/sportsucht/
- https://www.bisp-surf.de/Record/PU202110007526
- https://www.frontiersin.org/journals/psychiatry/articles/10.3389/fpsyt.2020.521572/full
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0896627302009674
- https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/sportsucht-symptome.html#welche-folgen-kann-exzessives-sporttreiben-haben
- https://www.sportschau.de/investigativ/sportsucht-laufen-100.html
- https://www.onmeda.de/krankheiten/sportsucht-id212864/
- https://www.praxis-pikula.de/sportsucht/
- https://www.rnd.de/gesundheit/sportsucht-ursachen-symptome-und-folgen-einer-verhaltensstoerung-und-was-hilft-UIZF5CHTSRBIBHECO772TPDV4I.html
- https://www.palverlag.de/sportsucht-test.html
- https://www.tk.de/techniker/magazin/digitale-gesundheit/podcasts/sportsucht-wenn-das-hobby-zum-zwang-wird-2150302
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8222598/
- https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1162908822000652
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