Sie posten Sonnenuntergänge, er Zieleinläufe. Sie reden von Party, er von Pulszonen. Während Gleichaltrige in der WG-Küche Nudeln kochen, stecken Mikas Füße in den Laufschuhen. Sein Alltag? Streng auf Leistung getaktet. Und auf ein Ziel: Weltmeister werden. Lässt sich das mit der gewünschten Lockerheit bewältigen?

Beat Yesterday: Mika, bei der Challenge Vieux Boucau 2023 bist du einen Meter vor dem Ziel erschöpft zusammengebrochen. Was hat dir dieser Moment gezeigt?
Mika Noodt: Dass ich alles auf der Strecke lassen kann, wenn’s sein muss.

Beat Yesterday: Und wie oft „muss es sein“?
Mika Noodt: Ich pushe mich nicht in jeder Einheit. Besonders auf der Mittel- und Langdistanz wäre das kontraproduktiv. Stattdessen muss ich die richtige Balance finden und auf den Körper hören. Wer sich ständig quält, wird nicht besser und fliegt irgendwann raus. Ich will meinen Sport ja noch ein paar Jahre ausüben.
Beat Yesterday: Du willst der beste Triathlet der Welt werden. Warum?
Mika Noodt: Ich mache jetzt seit 13 Jahren Triathlon, also über die Hälfte meines Lebens. Seit fünf Jahren professionell. Da ist es nur logisch, dass sich irgendwann alles auf ein Ziel zuspitzt: Weltmeister werden.

Beat Yesterday: War das schon immer dein Traum?
Mika Noodt: Nicht von Anfang an. Aber in den vergangenen Jahren ist dieser Gedanke zum echten Antrieb geworden. Natürlich will ich das nicht nur für mich. Ich habe so viele Menschen an meiner Seite, die mich auf diesem Weg unterstützen. Auch für sie möchte ich das schaffen. Denn am Ende wäre so ein Titel auch ihr Verdienst, und es würde mich stolz machen, ihn für sie zu holen.
Beat Yesterday: Die meisten spielen Fußball. Andere gehen zum Handball, ins Turnen, Reiten oder ins Ballett. Wie kommt man stattdessen zum Triathlon?
Mika Noodt: Als Kind war ich viel draußen. Wir waren oft in den Alpen im Urlaub und Bewegung gehörte einfach dazu. In Wolfsburg bin ich zudem jedes Jahr den Bambini-Lauf ohne spezielles Training mitgelaufen. Und irgendwie habe ich den immer gewonnen.
Als ich dann mal beim Triathlon in Wolfsburg zugeschaut habe, war ich sofort fasziniert. Diese Aerohelme, das ganze abgespacte Setup – das hatte einfach was. Ich habe mich dann spontan für meinen ersten Triathlon angemeldet – und hatte direkt riesiges Glück.
Schon beim ersten Training bin ich in eine super Gruppe gekommen. Mit ihr trainiere ich bis heute, wenn ich mal in Wolfsburg bin.
Beat Yesterday: Was macht die Gruppe so besonders?
Mika Noodt: Es ist kein klassisches, verkopftes Triathlon-Umfeld, das sich nur mit Zahlen beschäftigt. Stattdessen ist es einfach ein entspannter und cooler Haufen. Da geht es mehr um menschliche Werte als um Key-Trainingseinheiten.

Beat Yesterday: Du bist dieses Jahr bei der T100 Triathlon World Tour dabei und rockst die Podiumsplätze. Worauf kommt es in der Vorbereitung auf Saisonhighlights an?
Mika Noodt: Dass nicht nur das Training, sondern auch der Alltag zu 100 Prozent auf Performance ausgelegt ist. Je professioneller ich werde, desto mehr stelle ich fest: Es ist kein 9-to-5-Job, sondern ein 24/7-Ding.
Beat Yesterday: 24/7-Ding. Was heißt das?
Mika Noodt: Auch wenn das Training vorbei ist, muss ich weiter die richtigen Entscheidungen treffen. Wann gehe ich ins Bett? Was esse ich? Scrolle ich vorm Schlafengehen noch am Handy oder lasse ich es lieber? Treffe ich mich mit meinen Kumpels oder tanke ich lieber Schlaf? Dabei geht es nicht immer um den asketischen Weg. Es braucht die Balance. Maximale Performance ja, aber der Kopf muss mitspielen.
Beat Yesterday: Wie sieht eine typische Trainingswoche bei dir aus?
Mika Noodt: In der Regel habe ich zwei „Ruhetage” pro Woche. Heißt: Athletiktraining und lockeres, aerobes Training.
An den restlichen Tagen stehen alle drei Disziplinen auf dem Plan. Insgesamt komme ich auf rund sechs Schwimmeinheiten, sechs Radeinheiten und vier Laufeinheiten pro Woche. Also etwa 30 Stunden Training.


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Beat Yesterday: Auf welches Training freust du dich am meisten?
Mika Noodt: Auf die langen Radausfahrten in der Gruppe oder an coolen Orten wie Australien. Da kann ich Training mit Sightseeing verbinden. Das sind diese Momente, in denen ich während der Einheit denke: „Krass, hier langzufahren ist gerade mein Job.”
Beat Yesterday: Und was macht weniger Spaß?
Mika Noodt: Wenn der Körper zwickt und man sich fragt: Soll und kann ich überhaupt durchziehen? Diese Ungewissheit nervt manchmal mehr als die Anstrengung selbst. Was ich auch nicht mag: harte Schwimmeinheiten. Wenn das Becken dann noch überfüllt ist, fühlt es sich wirklich wie Arbeit an.
Beat Yesterday: Wie bedeutend ist die Technik für dich? Speziell auch dein Forerunner 970?
Mika Noodt: Meinen Forerunner 970 hab ich eigentlich immer an. Beim Schwimmen, Laufen, Radfahren. Sogar nachts, weil ich auch meinen Schlaf tracke. Sie läuft quasi 24/7 mit.


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Beat Yesterday: Welche Werte hast du besonders im Blick?
Mika Noodt: Die Herzfrequenzvariabilität und Ruhefrequenz. Die checke ich regelmäßig, um zu sehen, ob der Trainingsreiz passt. Das hilft mir und meinem Trainer bei der Periodisierung, also beim Planen der Trainingsphasen und -schwerpunkte.
Beat Yesterday: Würdest du sagen, dass Technik heute entscheidend ist, um als Athletin oder Athlet das nächste Level zu erreichen?
Mika Noodt: Technik ist mitentscheidend – auf jeden Fall. Ohne Garmin würde ich im Training sicher Prozente einbüßen. Ich hätte einfach keinen Überblick mehr darüber, wie schnell ich laufe oder welche Wattzahlen ich trete. Besonders auf meinem Level ist das essenziell.
Und für Einsteigende ist diese Technik extrem hilfreich. Viele Hobby-Athletinnen und Athleten haben noch kein ausgeprägtes Körpergefühl. Da können Funktionen wie Trainingsvorschläge oder Belastungseinschätzungen enorm helfen.
Beat Yesterday: Wem oder was verdankst du diese großen Entwicklungssprünge in deiner Karriere?
Mika Noodt: Da gibt es viele Menschen, denen ich dankbar bin. In den vergangenen Jahren war vor allem mein Physiotherapeut Hansi Friedl eine echte Stütze. Nicht nur physisch, sondern auch mental. Mit ihm bin ich in die Profirolle hineingewachsen.
Und dann gibt es da noch Carlo Kaminski aus Wolfsburg, meinen ersten Trainer. Wobei „Mentor“ es besser trifft. Er hat mich nicht mit Trainingsplänen überhäuft, sondern hat mir beigebracht, was es heißt, ein Athlet zu sein.
Ich war nie auf einer Sportschule, musste mir vieles selbst aneignen und Carlo hat mich da enorm unterstützt. Viele meiner heutigen Entscheidungen gehen im Kern auf das zurück, was ich von ihm lernen durfte.

Beat Yesterday: Hast du manchmal Angst, dass du als Mensch verblasst, wenn du nicht mehr performst?
Mika Noodt: Nee, eigentlich nicht. Mir ist bewusst, dass es auch Phasen geben wird, in denen es nicht läuft. Aber das gehört einfach dazu. Ich weiß, dass ich immer mein Bestes gebe. Und solange ich das tue, bin ich im Reinen mit mir. Selbst dann, wenn am Ende nicht das gewünschte Ergebnis steht.
Beat Yesterday: Wie schützt du dich davor, dass Leistung dein ganzes Selbstbild auffrisst?
Mika Noodt: Ich versuche regelmäßig rauszuzoomen. Wenn mal ein Intervall nicht perfekt läuft oder die Beine nicht so wollen, sage ich mir: Das eine Kleine macht das große Ganze nicht kaputt. Und ich schaue ich mich um, so in der Welt. Oft trainiere ich an Orten, von denen andere nur träumen. Statt in der Uni oder vorm Schreibtisch zu sitzen, darf ich hier draußen mein Ding machen.
Beat Yesterday: Wie gehst du also mit diesem Leistungsdruck um?
Mika Noodt: Ich habe für mich so eine Art Mantra entwickelt: Der Wettkampf ist die Belohnung. Im Alltag und im Training versuche ich, möglichst alles richtig zu entscheiden. Ich will Fehler unbedingt vermeiden.
Und im Wettkampf denke ich mir: Ich habe mich bestmöglich vorbereitet. Jetzt muss ich nur noch schwimmen, radfahren und laufen. Das ist ja der einfache Teil.

Beat Yesterday: Spulen wir mal zehn Jahre vor: Was soll von dir bleiben?
Mika Noodt: Ich fände es schön, wenn ich später jüngeren Athletinnen und Athleten etwas zurückgeben kann. So wie es mein Mentor Carlo bei mir getan hat.
Noch fehlt mir die Zeit, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, arbeite ich super gern mit Jüngeren. Ich würde einfach gern das weitergeben, was ich gelernt habe und anderen die Faszination Triathlon näherbringen.
Wenn am Ende jemand meinetwegen diesen Sport für sich entdeckt, dann wäre das ziemlich cool.
Beat Yesterday: Was rätst du anderen, die mit dem Triathlon anfangen wollen – und sei es mit 44?
Mika Noodt: Nicht so viel nachdenken. Einfach anfangen. Such dir dazu eine gute Gruppe. Denn viele Triathleten trainieren ständig allein, berufen sich nur auf ihre Werte und Trainingspläne. Mach das, was deine Gruppe macht. Lerne von anderen. Und lass dich von der Verbissenheit anderer Menschen nicht anstecken. Also: Verkrampf nicht, bleib locker.







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