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Last Soul Ultra: Wie läuft man einen Ultra, wenn man kein Ultraläufer ist?

Das Konzept Backyard-Ultra wird immer beliebter: So lange laufen, bis kein anderer mehr kann. Nico Rauchenwald hat beim „Last Soul“ mitgemacht und einiges über sich gelernt. Besonders beim Thema Essen.

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Eine Stunde Zeit und 6,7 Kilometer laufen. Klingt nach einer einfachen Nummer. Das Problem: Wenn man erfolgreich sein will, hört die Strecke nicht auf. Es ist ein Rennen ohne Kilometerziel. Denn: Jede Stunde geht es wieder an den Start der 6,7 Kilometer langen Schleife über den „Hinterhof“. Solange, bis man aufgibt und die Glocke läutet. Oder eben, bis kein anderer mehr dabei ist.

Nico Rauchenwald, ein österreichischer Sportler und Content Creator, hat beim Last Soul Ultra in Deutschland mitgemacht. Mit 28 Runden in 28 Stunden war er der beste Österreicher und zählte zu den Top 10 beim medial viel beachteten Event. Dabei ist er alles – aber kein Ultraläufer. Wie hat er das geschafft? Vor allem mit einem guten Team, guter Logistik, einem starken Kopf und einem Motivations-Hack.


Nico Rauchenwald beim Last Soul Ultra
© Nico Rauchenwald

Über Nico Rauchenwald

Nico Rauchenwald ist Österreicher, Sportskanone, vor allem beim Hyrox eine echte Nummer in Europa. Dazu ist er als Unternehmer und Filmemacher erfolgreich. Sein Erscheinungsbild bei Instagram: Ohne Arroganz – aber mit ganz viel Stil. Den Last Soul Ultra lief er mit der Garmin Enduro 3. Die Smartwatch für maximale Akkupower auf Ultrastrecken.


Beat Yesterday: Wie fühlt man sich nach 28 Stunden Laufen?

Nico Rauchenwald: Es ist ein einziger großer Schmerz, am meisten spürbar an den Gelenken. Das Knie, die Patellasehne. Man muss wissen: Beim Laufen habe ich den Schmerz ausgeblendet, ihn wegignoriert. Dann habe ich die Glocke zur Aufgabe geläutet. Das war pure Euphorie, Stolz, auch Tränen in den Augen, also super emotional. Und direkt danach schoss der Schmerz durch den Körper. Eben konnte ich noch laufen, und jetzt nicht mal mehr gehen. Wenn das Adrenalin weg ist, haut der Schmerz voll rein.

Beat Yesterday: Du warst lange unterwegs. 28 Runden, also 28 Stunden, hast du geschafft. Ab wann wurde es schlimm?

Nico Rauchenwald: So ein bisschen ab Runde zehn, und ab der 20. Runde wurde es dann schlimmer. Ich war einfach nicht auf die Belastung vorbereitet. Meine längste Strecke zuvor war ein Marathon. Auch Long Runs mache ich nicht so oft. Ich bin schon gar kein Ultraläufer. Da muss ich mit dem Kopf irgendwie über den Schmerz hinweglaufen.

Beat Yesterday: Um den Kopf anzutreiben, helfen für gewöhnlich Ziele. Nun ist das beim Last Soul eher schwierig. Es gibt keine klare Ziellinie. Es wird gelaufen, bis kein anderer mehr läuft.

Nico Rauchenwald: Das Spannende ist: Ich habe versucht, mir kein klares Ziel zu setzen. Viele schalten nämlich ab, wenn das erreicht ist. Also nach 100 Kilometern zum Beispiel. Oder nach einem vollen Tag. Für mich zählte eine andere Quest, eine Herausforderung. Mich hat interessiert, wie weit ich mich quälen kann.

Last Soul Ultra – Ein Event zum Quälen

Das Event: Der Last Soul Ultra ist kein gewöhnlicher Lauf, sondern ein mentales Experiment im Kreis. Inspiriert vom „Backyard Ultra“-Format läuft jede Stunde eine neue 6,7-Kilometer-Runde. Wer nicht rechtzeitig zurück ist, fliegt raus.

Der Austragungsort: Irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Ein abgelegener Rundkurs zwischen Feldern, Wald und Nacht. Kein Glamour, kein Zielbogen – nur Startlinie, Zeitdruck und Schlafmangel.

Die Idee: Der Lauf hat sich aus der weltweiten Backyard-Bewegung entwickelt. Der deutsche Ultraläufer Kim Gottwald machte ihn durch seine Teilnahme 2025 in Texas bekannt. Er gewann nach knapp 67 Stunden und 448 Kilometern.

Das Reglement: Jede Stunde startet eine neue Runde (6,706 km). Wer nicht pünktlich zurück ist, scheidet aus. Keine Zielmarke, kein Limit. Es bleibt eine „Soul“ übrig – die letzte Läuferin oder der letzte Läufer.

Beat Yesterday: Wann war das Quälen besonders schwer?

Nico Rauchenwald: Als nach zehn Stunden fast noch alle 100 Läuferinnen und Läufer dabei waren, dachte ich: Es kann doch nicht sein, dass keiner aufgibt. Also, nicht falsch verstehen: Ich habe mich für alle gefreut, ich wünsche niemandem etwas Schlechtes. Trotzdem will man nicht der Erste sein, der die Glocke läutet.

Beat Yesterday: Was hat deine Motivation hochgehalten?

Nico Rauchenwald: Wir waren ein starkes Team vor Ort. Ein Mitarbeiter von mir, mein Cousin, mein Bruder. Sie haben auch Zeit und Leidenschaft investiert. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Sie sollten das Event schon mindestens einen vollen Tag auskosten. Und dann gab es noch eine Motivationsbrücke mit meiner Freundin. Sie würde erst nach 24 Stunden da sein, einen aus meinem Team ablösen. Sie ist extra ins Flugzeug gestiegen, um bei mir zu sein. Wenn es schwer wurde, dachte ich: Ich muss noch im Rennen sein, wenn sie kommt.

Beat Yesterday: Du sprichst das Team an. Warum ist das so wichtig gewesen?

Nico Rauchenwald: Zuallererst, weil wir eine gute Zeit zusammen hatten. Wir waren ein familiäres Team mit einer super Chemie. Unser Ziel war ein geiler Tag, vielleicht ein geiles Wochenende. Eine Gaude, wie wir in Österreich sagen. Und dazu hatte jeder eine Aufgabe. Mein Cousin war für die Motivation da, mein Bruder ist Arzt, der hat sich um alles Medizinische bei mir gekümmert. Und mein Mitarbeiter hat gefilmt und noch wichtiger – geil gekocht. Der hat das früher beruflich gemacht.

Nico Rauchenwald mit seinem Team beim Last Soul Ultra
© Nico Rauchenwald

Beat Yesterday: Wie kann man sich eine Pause vorstellen?

Nico Rauchenwald: Wie ein Boxenstopp beim Autorennen. Jeder wusste, was zu tun ist. In der aktuellen Pause wurde immer die nächste besprochen. Was gibt es zum Essen? Schlafe ich oder gibt es eine Massage? Was stellen wir an? Bei so einem Format bist du nur so stark wie dein Team. Die Jungs haben mich am Rundenziel abgeholt und mich danach wieder zum Start gebracht. Dazwischen Trinken und Klamottenwechsel, gerade, weil es geregnet hat. Da wurde überall unterstützt. Meine Jungs haben bestimmt fünf bis zehn Stunden Laufzeit ermöglicht.

Beat Yesterday: Gibt es einen Trick für die Boxencrew?

Nico Rauchenwald: Früh da sein und das Zelt nah am Start- und Zielbereich aufbauen. Es kommt bei diesem Event echt auf jede Sekunde an.

Beat Yesterday: Das Besondere am Backyard-Ultra: Man muss 6,7 Kilometer in maximal 60 Minuten laufen und pünktlich wieder am Start stehen, wenn die nächste Stunde beginnt. Das heißt: Man kann taktieren. Entweder die Beine schonen und langsam laufen oder sich Pausenzeit rausrennen. Was war dein Ansatz?

Nico Rauchenwald: Tagsüber habe ich gemütliche Runden angepeilt. 47 bis 48 Minuten. Knappe zehn Minuten Pause. Das war voll okay! Nachts bin ich schneller gelaufen, so fünf Minuten zügiger im Schnitt. Ich wollte Zeit für Powernaps rauslaufen, denn nachts ist das Einschlafen hormonell leichter als tagsüber. Auch war es nachts viel kälter. Da musste ich auf der Strecke schneller laufen, damit ich warm blieb.

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© Nico Rauchenwald

Beat Yesterday: Was isst man eigentlich auf so einem Event?

Nico Rauchenwald: Wir waren gut aufgestellt. Vielleicht zu gut. Ich hatte 300 bis 400 Kalorien pro Stunde angepeilt, das ist so eine Faustregel. Ich habe es aber übertrieben. Es gab einen Bagel nach der ersten Runde, Porridge mit Honig und Datteln nach der zweiten. Kurz darauf die erste Pasta. Nachts haben alle Pizza bei einer Bude um die Ecke bestellt. Ich sage es mal vorsichtig: Ich habe mir richtig den Magen zerschossen. Auch durch das zugeführte Magnesium. Das beeinflusst die Verdauung ja noch mal stärker.

Beat Yesterday: Gab es trotzdem etwas, was beim Essen gut lief?

Nico Rauchenwald: Ja, eine schöne, heiße, salzige Suppe. Die hat aufgewärmt und Elektrolyte geliefert. Die Suppe war eine Geheimwaffe.

Nico Rauchenwald isst ein Energie-Gel beim Last Soul Ultra
© Nico Rauchenwald

Beat Yesterday: Was auch spannend ist: Die kurzen Behandlungspausen durch deinen Bruder. Lässt sich in fünf Minuten wirklich was rausholen?

Nico Rauchenwald: Erstmal ist es überhaupt gut, dass fachkundige Augen auf die Beine schauen. Die sehen, wenn etwas kaputt ist, wenn man besser aufhören sollte. Dass mein Bruder da war, hat mir Sicherheit gegeben. Auch das Tapen der Patellasehne war wichtig. Das hat Spannung rausgenommen. Und durch Massage-Gun und Recovery Boots hat man in fünf Minuten schon ein besseres Gefühl bekommen.

Beat Yesterday: Auch deine Enduro von Garmin gehörte – wenn man so will – zu deinem Team. Wie hast du die Smartwatch genutzt?

Während des Rennens lief die Uhr nonstop. Kein Start, kein Stopp. Alles andere hätte mich nur rausgebracht. Ich hab den Screen gesperrt, damit nichts versehentlich stoppt – und sie einfach laufen lassen. 28 Stunden am Stück. Laut Prognose hätte sie locker 70 geschafft.

Anfangs hab ich noch den Puls im Blick behalten. Später war das egal – der ging sowieso kaum hoch. Wichtiger war, das Tempo zu halten. Vor allem nachts, als ich etwas schneller wurde, damit ich mir etwas Zeit zum Schlafen rauslaufen kann.

Beat Yesterday: Wir haben ganz viel über Logistik und Pausen gesprochen. Noch nicht so sehr über das Laufen. Wie vertreibt man sich während des monotonen Rundenkreisens die Zeit?

Nico Rauchenwald: Die ersten zehn Stunden waren einfach. Da haben wir alle gequatscht, gut gelaunt, aufgeregt, aber auch alle sehr locker. Mit der Dämmerung wurde es ruhiger, alle sind in ihrem Tunnel gelaufen. Ich habe Musik gehört, das motiviert erstmal so lange, bis die Musik nervig wird. Kennen sicher manche von der Laufstrecke. Die Crunchtime war wirklich die Nacht. Da wurde es zäh, viele haben aufgegeben.

Nico Rauchenwald beim Last Soul Ultra
© Nico Rauchenwald

Beat Yesterday: Was war der härteste Moment in den 28 Stunden?

Nico Rauchenwald: Zunächst der Sturm am Morgen. Der war richtig wild. Regen, 100 km/h Wind. Die Zelte der Teams sind weggeflogen. Ich war auch erst etwas wütend, dass das Rennen einfach weiterging. Keine Pause. Das hab ich in dem Moment so gar nicht verstanden. Genau diese leise Wut hat mich angetrieben, der Regen und der Sturm waren auch motivierend. Ich mag es, wenn es eklig draußen ist, wenn das Laufen vermeintlich schwieriger wird. Ich glaube, ich bin im Sturm die beste Zeit gelaufen.

Beat Yesterday: Wie viel Erholungszeit hat deine Enduro von Garmin eigentlich vorgeschlagen?

Vier Tage sollte ich mich laut Uhr mindestens erholen. Ich hab mir trotzdem etwas mehr Pause gegönnt. Ich war einfach durch. Komplett leer.

Beat Yesterday: Und jetzt, nach dem Event, schon der Blick auf die Wiederholung?

Nico Rauchenwald: Direkt nach dem Rennen dachte ich: Nein. Also im Sinne von: Nein, auf gar keinen Fall. Ich wollte auch nie wieder laufen. Jetzt, mit etwas Abstand, hätte schon Lust. Ich bin fit, vor allem mental. Wenn ich etwas mehr trainiere, wird es noch leichter. Eine zweite Nacht durchzulaufen wäre schon ein Erlebnis.

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Über diesen Artikel

Hannes Hilbrecht

Autor:

Hannes Hilbrecht

Hannes ist mittlerweile seit mehr als zehn Jahren als Journalist tätig – davon fünf als …

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Nico Rauchenwald beim Last Soul Ultra

Co-Autor:in:

Nico Rauchenwald

Nico Rauchenwald ist Österreicher, Sportskanone, vor allem beim Hyrox eine echte Nummer in Europa. Dazu …

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