Running

Schweiß mit Style: Die modischen Stolperfallen auf der Laufstrecke!

Seit Jahren wird das Thema Mode beim Sport immer wichtiger. Ein Interview mit einem Fashion-Experten zeigt: Gut aussehen ist gar nicht so schwierig. Doch es gibt klare No-Gos.

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Früher war Sport für viele ein Mittel zum Zweck, eine empfundene Pflicht dem Körper gegenüber. Wie man dabei aussah? Meist nebensächlich. Ein Blick auf alte Fußballfotos von Frauen und Männern ist da sehr deutlich. Wenig Gel, keine Tattoos, dafür wilde Mähne und schlabbrige Hose.

Heute ist alles anders. Sport ist Lifestyle und eine Projektionsfläche für die visuelle Selbstdarstellung.

Was negativ klingt, hat auch Vorteile. Denn was zu mehr Bewegung führt, kann gar nicht schlecht sein. Nur die Kleidung ist es manchmal.

Wie man beim Sport abseits der Körperproportionen eine gute Figur macht? Das weiß Theo Grassl, Modeexperte der Akademie für Mode und Design in München. Im Interview beantwortet er die dringlichsten Fragen zu diesem Thema – und bewertet danach die aktuellen Looks von Garmin-Athletinnen und -Athleten.

Über Theo Grassl

Theo Grassl ist ein deutscher Kommunikations- und Marketingexperte. Nach seiner Tätigkeit in der Wirtschaft gibt er seit vielen Jahren als Dozent und Referent sein Wissen weiter. Seit 2023 ist er an der Akademie Mode & Design (AMD) Studiendekan für den Bachelorstudiengang in Mode Design und den Masterstudiengang Fashion Management.

Beat Yesterday: Machst du Sport und wie wichtig ist dir dein Aussehen dabei?

Theo Grassl: Ich bin in Bayern aufgewachsen, da lag das Skifahren nahe. Ich war nicht der Tiefschneefahrer oder Freerider auf wenig präparierten Strecken, aber dennoch ganz gut unterwegs. Habe es aber lang nicht mehr so richtig gemacht. Heute sind vor allem zwei Sportarten für mich relevant: Laufen und Bouldern. Alles outdoor, alles mit Bergen und Klettern – das ist mein Zuhause.

Beat Yesterday: In unserem Interview geht es heute um Mode. Und zwar nicht irgendwo, sondern beim Sport. Wie wichtig ist es dir, wie du beim Training ausschaust?

Theo Grassl: Da bin ich ziemlich uneitel, meine Outfits sind nicht spektakulär. Ich bin funktional und monochrom, also gleichfarbig unterwegs. Dabei setze ich eher auf dunkle Kleidung.

Mann mit leichtem Übergewicht joggt
© xavierarnau / E+ / Getty Images Plus

Beat Yesterday: Früher liefen die Leute in alten Pullis und schlabberigen Jogginghosen herum. Heute fühlt man sich als sportlich aktiver Mensch in Parks wie auf einer Modenschau. Was ist passiert?

Theo Grassl: Sport war schon immer auch ein Treiber für Mode, zum Beispiel bei der klassischen Kleidung der Skater. Übergroße Shirts, weite Baggy Pants – das hat gesellschaftlich abgefärbt. In den vergangenen Jahren haben wir dann verschiedene Trends erlebt, die die Bedeutung von Sport erhöht haben. Zum einen Gesundheit, aber natürlich auch Social Media und im Speziellen die Selbstinszenierung dort.

Die Fitnessbranche hat sich so stark entwickelt, weil Sport eben mehr im Leben der Menschen stattfindet. Und das führt natürlich dazu, dass man nicht nur beim Ausgehen abends gut aussehen möchte, sondern auch während des Trainings. Somit sind Sport und die Kleidung, die wir dabei tragen, zum Ausdruck von Lifestyle und Persönlichkeit geworden.

Beat Yesterday: Inwieweit kann die Auswahl der Sportkleidung was über die Persönlichkeit eines Menschen sagen?

Theo Grassl: Es gibt den schönen Fachbegriff der „Enclothed Cognition“. Er bedeutet so viel wie „Kleider machen Leute“. Die Kleidung spricht bereits für dich, ehe du nur ein Wort gesagt hast. Klamotten sagen etwas aus. Das beste Beispiel: der Kittel von Ärztinnen und Ärzten. Er kommuniziert Vertrauen, Sicherheit, Hilfe, unabhängig von der tatsächlichen Persönlichkeit. Auch kann Sportkleidung etwas über Charakter und Vorlieben erzählen. Wer sehr auffällige Muster trägt, wirkt eher selbstbewusst und extrovertiert. Wer monochrom und klar gekleidet ist, kann fokussierter und vielleicht ein bisschen zielstrebiger rüberkommen.

3 Läuferinnen gehen eine Treppe hoch
© iStock / Getty Images Plus / FreshSplash

Beat Yesterday: Bei „Kleider machen Leute“ geht es aber nicht nur um die Fremdwahrnehmung. Man sieht es bei Menschen, die im Alltag fast unscheinbar wirken, aber im Anzug sofort eine Aura bekommen. Wie beeinflusst Sportkleidung die Motivation und damit vielleicht auch die Leistung?

Theo Grassl: Bei mir sind es meistens neue Lauf- und Boulderschuhe. Da ist sofort etwas anders, ich habe etwas Profihaftes, fühle mich irgendwie besser und motivierter. Ganz allgemein und unabhängig vom Sport kann Kleidung eine motivierende oder demotivierende Wirkung haben, sie beeinflusst die Mentalität.

Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir in Kleidung aus dem Haus gehen, in der wir uns doch nicht wohlfühlen. Man zuppelt dann den ganzen Tag an sich herum, ist verunsichert. Wenn wir uns hingegen richtig gut und passend angezogen fühlen, haben wir dieses Problem nicht. Im Gegenteil: Wir fühlen uns gut. Sind zufrieden mit uns.

Die richtige Laufbekleidung hilft also bei der Motivation und beim Wohlfühlen während des Trainings. Beide Aspekte entscheiden, ob man dranbleibt. Genauso klar: Nur weil ich Profischuhe und ein hochfunktionales Fibershirt trage, laufe ich keinen Marathon unter drei Stunden.

Beat Yesterday: Was ist die größte Modesünde, die dir je auf einer Joggingrunde unterlaufen ist?

Theo Grassl: Zum Glück nicht bei mir, weil ich eher zurückhaltend und minimalistisch rumlaufe. Ich war aber mal früh morgens unterwegs, da kam mir eine Läuferin entgegen. Neongrüne Leggings, kräftig rot gemustertes Shirt. Ich dachte nur: Oh wow, das ist jetzt sehr visuell erschlagend.

Theo Grassl: Ich sehe drei große Entwicklungen:

  1. Retro ist immer noch voll im Trend. Besonders diese Polyester-Trainingsanzüge mit knalligen Farben aus den 70ern. Die tragen jetzt Leute, die diese Zeit nie erlebt haben.
  1. Dazu immer noch das Thema Nachhaltigkeit. Ich finde, dass das die Normalität und kein Trend sein sollte, was viele Menschen auch so annehmen. Innovative Materialien sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit oft mit Qualität einhergeht. Fashionistas stehen trotzdem in der Zwickmühle. Denn vieles, was gerade hip ist, siehe diese Trainingsanzüge, sind nicht nachhaltig. Auch weil sie teilweise unter unfairen Bedingungen produziert werden. Sie müssen da einen Kompromiss finden. Ich persönlich mag die veganen Sneaker von Veja.
  2. Im Performance-Bereich merken wir, dass es immer technologischer wird. Es gibt zum Beispiel Shirts, die die Muskelspannung messen. Hier erleben wir einen sehr futuristischen Trend. Kleidung ist plötzlich mehr als etwas, das den Körper bedeckt.
Frauen und ein Mann laufen in Funktionskleidung im Winter
© craft

Beat Yesterday: Von 1 bis 10: Wie schlimm findest du es, wenn die Jogginghose in den Socken steckt?

Theo Grassl: Das ist eine Frage, bei der man nur falsch antworten kann. Ich sag mal so: Solange man keine Adiletten dabei trägt, ist alles gut.

Beat Yesterday: Und die Skala?

Theo Grassl: Es kommt bei all diesen Fragen immer auf die Trägerin oder den Träger an. Wer die Laufhose oder die Leggings in den Socken trägt und das mit entsprechender Souveränität tut, kann cool rüberkommen. Es darf aber nicht zu lässig oder zu gewollt wirken. Das ist immer entscheidend. Ich bin bei Socken über der Jogginghose bei einer 6 oder 7.

Beat Yesterday: Wer sind für dich die Stilikonen des Breitensports?

Theo Grassl: Als Erstes denke ich an René Lacoste, eine absolute Stilikone, auch wenn Tennis damals kein Breitensport war. Roger Federer ging in eine ähnliche Richtung. Sehr elegant, zeitlos und klassisch. Serena Williams zeigte mutige und starke Looks, was perfekt zu ihrem Charakter passt. Konträr dagegen ein Eliud Kipchoge. Tanktop, Hose, Laufschuhe – immer einfach und schlicht. In Kombination mit seinen Leistungen ist Kipchoge ein Sinnbild für Souveränität.

Beat Yesterday: Würde dem Breitensport mehr oder weniger Mode guttun?

Theo Grassl: Mehr Mode tut dem Sport auf jeden Fall gut, wenn sie keine Verkleidung ist. Wir hatten das Thema bereits: Wer sich schöne Kleidung kauft, will sie für gewöhnlich zeigen. Und das bedeutet: Man macht mehr Sport. Und das halte ich für gut.

Frauen in bunter Sportbekleidung
© mihailomilovanovic / E+ / Getty Images Plus

Beat Yesterday: Zum Abschluss: Welche drei Dos und Don´ts siehst du bei der Auswahl der Sportkleidung?

Theo Grassl: Bitte Machen:

  • Auf Nachhaltigkeit achten. Auch recycelbare Materialien können atmungsaktiv und bequem sein.
  • Qualität statt Quantität. Wer billig kauft, kauft doppelt. Hochwertige Basics, die man vielseitig kombinieren kann, sind besonders gut. Damit schafft man Varietät und kann immer ein bisschen anders aussehen. Da freut sich auch der Kopf.
  • Kleidung mit sinnvollen Extras. Reflektoren sorgen für mehr Sicherheit. Materialien, die Feuchtigkeit und Geruch reduzieren, sind auch super angesagt und hilfreich.

Nicht machen:

  • Zu unbequeme Schnitte. Sportkleidung sollte die Bewegung fördern, nicht einengen. Das senkt Motivation und fördert das Unwohlsein.
  • Dieser unnötige Marken-Overkill. Wer zu viel Marke zeigt, wirkt schnell aufgesetzt und protzig. Besonders im Winter finde ich es negativ auffällig, wenn die Leute in den teuersten Ski-Anzügen mit dickem Markenaufdruck nur die kleinsten Hügel runterfahren. Marken wirken dann gut, wenn man sie reduziert zeigt.
  • Und: die falsche Materialauswahl. Ein Baumwollshirt beim Ausdauersport, das saugt sich richtig schön mit Schweiß voll und wird ihn nicht los – ein absolutes No-Go. Auf die richtige Kombination achten. Das Material muss zur Sportart passen.

Was denkt Theo Grassl über die Outfits von Oumou und René?

Oumou Aidara und René Clausnitzer – große Garmin-Fans – fallen auf der Laufstrecke auf. Durch gute Leistungen, durch einen eigenen Stil. Wie kommt der beim Mode-Pro an? Theo Grassl hat die Outfits bewertet!

Oumou Aidara

© Oumou Aidara

Theo Grassl: Ein cleanes Running-Outfit mit Farbharmonie. Weiß und Blau wirken frisch, clean und motivierend. Passt ideal für Social-Media-Posts mit hohem Wiedererkennungswert. Die Radshorts bieten nicht nur klare Konturen, sondern auch Bewegungsfreiheit. Damit eignen sie sich perfekt für Long-Runs. Die Schuhe (vermutlich On) und Socken zeigen Markenbewusstsein, ohne aufdringlich zu sein. Subtiles Branding ist 2025 voll im Trend.

Theo Grassl: Der Raceday-Look zeigt ein funktionelles Finish – kompakt, schön, schnörkellos und stark. Der pinke Farbakzent an den Socken ist zusammen bei dem dunklen Anzug ein mutiger Eyecatcher. Die Bauchtasche mit Startnummer ist funktional und schnell erreichbar.

© Oumou Aidara
© Oumou Aidara

Theo Grassl: Hier trifft Natürlichkeit auf Funktion. Also eine perfekte Balance zwischen Performance und Leichtigkeit. Der Trinksnack als Kontrast zur Power-Ästhetik macht das Bild menschlich und sympathisch. Die Smartwatch ist prominent platziert, eine perfekte Integration des Garmin-Stylings.

Theo Grassl: Mint, Lila und Navy sind eine tolle Farbkombination – erfrischend anders im Schnee. Das Schneeschuh-Set, die Handschuhe und die Stirnmütze zeigen 100 % Vorbereitung. Die technische Kleidung ist funktional und körpernah geschnitten, also absolut up to date.

© Oumou Aidara
© Oumou Aidara

Theo Grassl: Das Bild zeigt eine starke Dynamik. Performance und Geschwindigkeit sind spürbar. Das Farbspiel (Gelb-Blau) bringt Energie und visuelle Power. Die Smartwatch mit auffälligem Armband ein echter Eye-Catcher.

René Claußnitzer

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© Moritz Dammann

Theo Grassl: Das Outfit ist All-Black mit Funktionskontrast: Sonnenkappe, Shorts und Shirt – reduziert, aber effektiv. Die Wanderstöcke sind farblich abgesetzt, daher auffällig und zugleich funktional. Der große Rucksack für die Selbstversorgung symbolisiert Durchhaltevermögen.

Theo Grassl: Das Bild verkörpert Rohheit und Realität. Es zeigt den Ultra-Endurance-Alltag und eignet sich perfekt, um Authentizität zu transportieren. Die pinkfarbenen Socken sind ein Statement für Wiedererkennbarkeit! Der Barfußmoment ist ein Symbol für Erschöpfung und Regeneration.

© Moritz Dammann
© Moritz Dammann

Theo Grassl: Der Sweater über den Shorts ist ein cooler Stilbruch mit Retro-Vibe. Die Sonnenbrille ist funktional und urban. Das Sockenspiel verkörpert eine Mischung aus Kompression und Lifestyle.

Theo Grassl: Das Benutzen des Rucksacks als Kissen ist Improvisation – Ultra-Realität. Sonnenbrille und Maske symbolisieren einen Sleep-Mode im urbanen Umfeld. Das Foto zeigt eine Perspektive der Schwäche, eine starke visuelle Gegenerzählung zu klassischen Hero-Pics.

© Moritz Dammann
© Moritz Dammann

Theo Grassl: Das Bild zeigt einen pragmatischen Stil, er trägt alles selbst und braucht keinen Schnickschnack. Das Sockenspiel bleibt stark und ist ein Signature-Look. Die Wasserflaschen sind griffbereit, der Fokus liegt auf Hydration.

Die Trend Matrix 2025

BereichDos – Was geht?No-Gos – Was bleibt besser weg?
RunningKompression, Farbakzente, LaufgürtelBaumwolle, keine Sichtbarkeit durch reflektierende Elemente, kein Stauraum für Gels oder das Telefon
BikingVisor-Helme, Race-Trikots, saubere Silhouetten, also eine passend anliegende KleidungLifestyle-Sneaker statt Cleats (Fahrradschuhe), offene Taschen
Trail und HikingÜbereinander liegende und auf sich aufbauende Kleidungsstücke, Performance-Westen, Signature-Socken (Kontrast zum anderen Look)Klamotten ohne Wetterschutz, unstrukturierte Looks
Urban MovementCasual-Performance-Hybride, also eine Mischung aus Performance-Kleidung und lockeren Elementen. Sporthose mit lockeren Pulli.Funktionseinbußen für Ästhetik
Recovery und SnacksSelfcare sichtbar machen: Picknick, Pause, HumorZu viel Trash-Look ohne Kontext oder Aussage. Also einfach nur Auffallen – ohne Witz und Charme.
Was dich sonst noch vorwärts bringt

Optimiere dein Lauftraining und hole das Beste aus dir heraus.

Ob Ironman, Marathon, 10 Kilometer joggen oder einfach nur ballern – die Uhren der Forerunner-Serie unterstützen dich dabei, deine Ziele zu erreichen. Kontrolliere dein Tempo mit der Pace. Optimiere dein Training gezielt und behalte deine Fitness immer im Blick.

Über diesen Artikel

Hannes Hilbrecht

Autor:

Hannes Hilbrecht

Hannes ist mittlerweile seit mehr als zehn Jahren als Journalist tätig – davon fünf als …

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Theo Grassl ist ein deutscher Kommunikations- und Marketingexperte. Nach seiner Tätigkeit in der Wirtschaft gibt …

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