Running

Sightjogging Dresden: Tausendfüßler müsste man sein

Beim Sightjogging verbinden Sportler*innen den Ausdauerlauf mit dem Bestaunen von Sehenswürdigkeiten. Ultraläufer René Claußnitzer entdeckte für uns auf flotten Sohlen die sächsische Metropole völlig neu.

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Als Gott die Welt küsste….

… entstand Dresden. Dieses Zitat fiel mir auf die Frage „Wie schön kann eine Stadt sein?” spontan ein. Nein, ich bin kein Träumer. Vielleicht ein bisschen romantisch. Und ein wenig eitel veranlagt. Bart und Haare stylen, nerdiges Outfit überstreifen, Laufschuhe an und ab gehts. Eine ganze Reihe von Termini passen auf das, was ich läuferisch schon gemacht habe: Extremsportler, Ultraläufer, Trailrunner – nun bin ich Sightjogger. Das Coole am City-Running ist, dass beim Laufen eine Stadt zu einer ganz anderen mutiert.

Die Stadt: Ein leuchtender Ort

Am Anfang waren fünf Kilometer ganz schön anstrengend, weil ich die letzten zehn Jahre nur Party gemacht habe. Zunächst bin ich nach Feierabend regelmäßig losgelaufen. Meistens von dem Store aus, in dem ich gearbeitet habe, nach Hause. Der Sonnenuntergang bot hier immer einen tollen Anblick. Wenn ich in der City laufe, ändere ich häufiger mal die Richtung, jogge durch kleine Gässchen. Ich erlebe die Stadt auf einmal ganz anders, renne über Brücken und an Cafés vorbei, die ich noch nie gesehen habe. Natürlich ist es auch klasse, an der Elbe entlang zu laufen. Aber da laufen alle und trainieren ihr Tempo. Beim Joggen an einer Ampel stehen bleiben und den Moment genießen – das ist mal lässig. Pace beim Laufen wird überschätzt.

Beleuchteter Theaterplatz bei Hofkirche in Dresden

Dresden ist bei Sonnenuntergang ein toller Anblick. © TomasSereda / iStock / Getty Images Plus

Die Strecken: Durch die Augen eines Läufers

Dresden ist super vielfältig. Die Stadt hat einfach alles. Die klassische Joggingrunde führt durch den Großen Garten. Das sind sechseinhalb Kilometer beim Sternlauf, vorbei an der Parkeinfahrt, den beiden großen Brunnen und dem Gebäude in der Mitte. Da trainieren auch die Profis und laufen ihre Intervalle. Sightjogging ist etwas für die, die Sport mit Kultur verbinden wollen. Für Leute, die keine Lust haben, acht Stunden durch die Stadt zu marschieren, um sich die ganzen Sehenswürdigkeiten anzugucken. Es ist irgendwie effizienter – und kurzweiliger. In eineinhalb Stunden habe ich alle Attraktionen gesehen.

Es geht los über die erste Brücke, vorbei an der Yenidze. Das ist eine ehemalige Zigarettenfabrik, mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt, die aussieht wie eine Moschee. Fast alle großen Sehenswürdigkeiten finde ich direkt in der Altstadt. Die Frauenkirche, die Semperoper, den Zwinger. Dresden ist komplett flach, liegt in einem Tal, im Kessel. Das ist ideal zum Laufen, weil es kaum Anstiege gibt. Wenn ich eine sinnliche wie körperliche Steigerung suche und das Blaue Wunder – eine Brücke, die nicht von den Nazis gesprengt wurde – mal von oben sehen will, laufe ich einen steilen, wirklich anspruchsvollen Pfad die Elbhänge hoch. Von dort oben habe ich einen fantastischen Ausblick auf die Stadt. Alles, was ich vorher erlaufen habe, kann ich mir noch einmal ansehen.

Garmin Fenix 6 Pro Solar von Rene Clausitzer zeigt 190 Höhenmeter an
Für eine körperliche Steigerung nutzt Rene einen steilen, anspruchsvollen Pfad am Elbhang mit phantastischer Aussicht. © René Clausnitzer

Es ist großartig, die Altstadt aus der Perspektive eines Läufers zu entdecken. Aber genauso, von den Brühlschen Terrassen im Stadtzentrum auf die Neustadt zu schauen. Dresden lebt von der architektonischen Verbindung der Renaissance mit Barock. Die Stadt besitzt Brücken, die wie auch die Frauenkirche und die Semperoper originalgetreu wieder aufgebaut wurden. Zugegeben, in Dresden schlägt ein Stück weit immer noch das Herz der DDR. Das merke ich, wenn ich beim Laufen am Horizont Stadtteile und Ortschaften wie Prohlis und Gompitz an ihren Plattenbauten erkenne. Für den nächsten Eindruck muss man nur wenige Ecken weiter joggen. Hier dominiert die Moderne mit klassischen Yuppie-Gebäuden und gut sanierten Altbauten. Typisch für die Dresdner Neustadt.

Die Elbe trennt Alt- und Neustadt voneinander. In der Neustadt gibt die Jugend den Ton an. Man ist draußen, will etwas erleben. Es herrscht buntes Treiben. Immer laut, immer lange. In der Altstadt ist alles gesetzter, die Leute sind entspannter. Wer nicht die klassische Tourirunde laufen möchte, sollte sich eine Strecke rechts der Elbe in der Neustadt suchen. Von dort würde ich mich treiben lassen, durch das Hechtviertel, die Kunsthofpassage und viele kultige, ein wenig versteckte Hinterhöfe. Die kann man super erlaufen, vor allem in Kombination mit echter Kaffeehauskultur: An Start und Ziel kehre ich immer in einem kleinen Café ein. Da gibt es dann ein leckeres Croissant mit einem Flat White. Das liebe ich.

Nach einem anstrengenden Tag im Job empfehle ich eine weniger touristische Runde: einen Lauf durch die Neustadt mit anschließendem Besuch eines der berühmten Biergärten. Hier erwartet die Läufer*innen nach dem Schwitzen ein edles Nass mit Schaumkrone: ein kühles Weißbier. Mit Sport nichts zu tun hat das Feeling im Kneipenviertel der Neustadt. Wenn ich da laufen gehe, ist es also etwas ganz anderes, eher ein gelungener Mix aus Laufen und Lifestyle. Alle können so sein, wie sie wollen. Ich könnte in Leopardenshorts und mit pinkem Haarband unterwegs sein, niemanden störts.

Tipp: Wer von der Alt- rasch in die Neustadt gelangen möchte, kann die Johannstadt-Fähre entern. Die überquert die Elbe in wenigen Minuten. Ein Ticket kostet 2,50 Euro. Umso besser, wenn du dank Garmin Pay deine Geldbörse immer am Handgelenk trägst.

Die Community: Zusammen läufts besser

Dresden ist eine sehr junge Stadt. Es gibt eine tolle Running-Crew. Es gibt diese Communities in jeder größeren Stadt in Deutschland: in Berlin, Dortmund, Hamburg. Komme ich in eine dieser Städte, kontakte ich zuerst die heimische Crew. Sie zeigt mir Spots, die ich sonst nicht sehen würde. Eigentlich ist Laufen ja Individualsport, aber gerade in Corona-Zeiten ist dieses Connecten eine Unterstützung, um sich nicht zu sehr zu isolieren. Und hilft, flexibel unterwegs zu sein.

Fotots von Rene Clausitzer mit seinen Freunden beim Trailrunning
Zusammen läufts besser – ob auf dem Trail oder in der City. © René Clausnitzer

Die Mahlzeit: Traditionelles vegan gedacht

Gut essen ist beim Laufsport wichtig, ich brauche schließlich Kraft für die nächste Runde. Dresden hat kulinarisch unwahrscheinlich viel zu bieten. Ich gehe gerne in die Planwirtschaft in der Neustadt, wo es sächsische Gerichte gibt. DDR-Küche wie Ostnudeln mit Schinkenwürfeln, auch als vegetarische Variante. Dort gibt es auch das Rechenberger Bier, für mich ein Stück Erinnerung, denn es kommt aus meinem Heimatdorf. Ich mag die Ostküche, das Traditionelle – aber auch das Hippe, das ich in der Neustadt finde. Es gibt dort Restaurants, die gute alte Hausmannskost mit veganer Speisekultur verbinden. Die Innenstadt ist eine Perle für sich. Dort paaren sich geschmackvoll Tradition und Moderne. Dresden ist sehr weltoffen und tolerant, auch zu Sportler*innen. Die Stadt könnte allerdings mehr Wasserstellen einrichten, wo erschöpfte Läufer*innen sich mal den Kopf abkühlen können.

Das Fazit: Tausendfüssler müsste man sein

Dresden, die Stadt der Gegensätze, vereint kurze Wege mit langer Tradition. Hier überlappen sich verschiedene historische Epochen – Barock trifft auf Renaissance, DDR-Nostalgie auf moderne Republik. Das Ganze spiegelt sich in einer Architektur aus alten Steinen in neuem Glanz wider. Der Lauf durch die Straßen ist ein Potpourri aus vielen Jahrhunderten, Dekaden, Biografien und Geschichten. Aus jungen und alten Menschen – aus Yuppies, Hipstern, Rentner*innen, Touris, politischen Gesinnungstäter*innen ebenso wie Freizeitfetischist*innen und Hedonist*innen. Dresden hat einen ganz eigenen Puls und die Elbe als Lebensader. Ein Tausendfüssler müsste man sein, um diese Stadt vollkommen zu entdecken. Oder eben Sightjogger.

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Meinungen
Silvio Schwarz
07.08.2021 | 01:56 Uhr

super schön geschriebener bericht über dresden…

grüße von einem in dresden lebender und ehemaliger rechenberg bienenmühler 🙂

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Ein Kommentar

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Silvio Schwarz
07.08.2021 | 01:56 Uhr

super schön geschriebener bericht über dresden…

grüße von einem in dresden lebender und ehemaliger rechenberg bienenmühler 🙂