Body & Soul

Floating: Regungslos, schwerelos, gesund?

Weniger Stress, Schmerzen und Schlafprobleme – nur durchs Treiben auf dem Wasser? Zeit, die großen Versprechen des Floatings unter die Lupe zu nehmen.

Teilen
0

Die Kuppel gleicht dem Interieur eines gigantischen Weltraumkreuzers. Als würden darin Astronautinnen und Astronauten im beinahe ewig währenden Kryoschlaf ruhen. Mit leichtem Surren öffnet sich die gewölbte Apparatur. Blaues Licht dringt durch die wachsende Öffnung und gewährt einen Blick in das Innere: Salzwasser.

Nicht sonderlich spektakulär, oder? Das futuristisch anmutende Gebilde steht nämlich nicht in einer Raumstation. Es dient dem Floating, einem Wellness-Erlebnis, bei dem du einfach vor dich hintreibst und von zahlreichen gesunden Effekten profitieren sollst. Aber funktioniert das? Das erfährst du in diesem Beitrag!

Was ist Floating?

Für Weltraumflüge zahlen die ersten Menschen Millionen. Der Traum? Sich schwerelos fühlen. Keine Sorge: Für dich geht es günstiger, ganz ohne modischem Raumanzug. Floating schickt dich nicht ins All. Bei der Wellness-Anwendung treibst du in besonders salzigem und wohltemperiertem Wasser. Umgeben von einer schallisolierten Box.

Eine Methode, die nach ihrer Entwicklung im Jahr 1954 zunächst mit Argwohn bedacht wurde. Die vom US-amerikanischen Neurophysiologen John C. Lilly entwickelte Behandlung sollte angeblich der mentalen Gesundheit schaden. So hieß es zumindest. Spoiler: Das stimmt nicht. Dazu aber später mehr.

Beim Floating kannst du aufgrund der hohen Salzsättigung (Magnesiumsulfat) von etwa 1,30 g/cm³ regungslos an der Wasseroberfläche treiben. Ähnlich wie im Toten Meer im Nahen Osten.

Die Temperatur des Wassers entspricht mit 35 Grad Celsius deiner Hauttemperatur. Dadurch musst du keine Energie für den Ausgleich aufbringen. Bei geschlossenem Deckel bist du von allen äußeren Reizen abgeschottet – die sogenannte sensorische Deprivation. Sie begünstigt Tiefenentspannung.

© kali9 / iStock / Getty Images Plus

Wie Floating auf Körper und Geist wirkt

Nach ihrer Erfindung dienten die Floating-Tanks lange nur der Wissenschaft. Erst ab 1977 waren sie auch der Öffentlichkeit zugänglich. Das heißt: Es gibt mittlerweile sehr viele Erfahrungsberichte und Studien zu diesem Thema. Also: Wie wirkt Floating, das es sogar in eine Simpsons-Folge schaffte, wirklich auf den Körper?

Stressreduktion

Treibst du in völliger Stille im Wasser, verlierst du das Gefühl für Zeit. Auch deine Körpergrenzen lösen sich auf. Du nimmst nicht mehr wahr, wo dein Körper endet. Klingt beängstigend, ist aber enorm wichtig für den beruhigenden Effekt.

Das belegten Forschende des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychotherapie in Freiburg. In ihrer Untersuchung entspannten die Teilnehmenden durch 60 Minuten Floating deutlich besser als nach 60 Minuten im Bett. Forschende der Medizinischen Universität in Ohio ermittelten zudem interessante Daten. In ihren Versuchen sank der Cortisolspiegel der Teilnehmenden durchschnittlich um rund 21 Prozent.

Spannend: Laut einer schwedischen Studie kann es deine Schlafqualität signifikant verbessern, wenn du dich regelmäßig in salzigem Wasser bettest.

Verbesserte mentale Gesundheit

Gelangst du in die Tiefenentspannung, kannst du nicht nur Stress reduzieren. Auch deine mentale Gesundheit profitiert. Das zeigte eine Forschungsarbeit der Universität im US-amerikanischen Tulsa. Schon nach einer einzigen Floating-Session von 60 Minuten reduzierten sich die Angstzustände der Teilnehmenden. Samt Auftrieb für das Wohlbefinden und verbesserter Emotionsregulation.

Zudem sanken die Muskelspannung und depressive Verstimmungen. Ein Effekt, der bis zu 48 Stunden nachwirken kann. Bei manchen führte er sogar zur Remission. Das bedeutet: Die Krankheit gilt zwar nicht als geheilt, doch die Symptome verbesserten sich langfristig. Regelmäßige Behandlungen über mehrere Wochen zeigten noch größere Effekte.

Schmerzlinderung

Im Floating-Tank schwebst du Problemen und Sorgen förmlich davon. Aber auch körperlich wirkt die Behandlung. Denn besonders Muskelschmerzen schwinden im salzigen Wasser. Das belegten Forschende an der Universität im schwedischen Karlstadt.

Vor allem Nacken- und Rückenschmerzen linderte das Floating effektiv. Gleichzeitig stieg dadurch der Optimismus der Teilnehmenden, ihre Schlafqualität verbesserte sich und der Spiegel des Stresshormons Noradrenalin sank.

© RealPeopleGroup / E+ / Getty Images

Geförderte Herz-Kreislauf-Gesundheit

Der entschleunigende Effekt des Treibens wirkt auch auf dein Herz. Im Salzwasser sinken sowohl der systolische (−6,5 mmHg) als auch der diastolische (−3,5 mmHg) Blutdruck. Das zeigte Forschende der Universität im US-amerikanischen Boulder. Besonders spannend: Die Effekte traten bereits nach 15 Minuten auf.

Ein vergleichbarer Effekt zeigte sich bei der Herzfrequenz. Diese sank um acht bis zehn Schläge pro Minute. Außerdem erhöhte sich die Aktivität des Parasympathikus – ein Zeichen von körperlicher und geistiger Entspannung.

Was du über die Studien wissen solltest

Viele Untersuchungen zur schwerelosen Behandlung zeigen signifikante Effekte. Allgemeingültig sind sie deswegen aber nicht. Denn ein Blick auf die Studienbedingungen zeichnet ein einheitliches Bild:

Oft waren die untersuchten Gruppen sehr klein. Zudem war die Laufzeit vieler Studien mit maximal sieben Wochen kurz. Klare Aussagen zu Langzeitwirkungen lassen sich so nicht formulieren. Ebenso könnte die Motivation der Teilnehmenden die Effekte beeinflussen. Bei Menschen, die beispielsweise an Angststörungen leiden, ist die Motivation bei neuen Behandlungen groß. Das könnte die Wirkung beschönigen.

Dennoch sehen Expertinnen und Experten enormes Potenzial im Floating. Besonders zu Therapiezwecken. Dafür braucht es aber weiterführende Untersuchungen.

Heilendes Floating – für wen ist es geeignet?

Das Salzwasser lockt dich mit etlichen Vorteilen in den schallisolierten Tank. Denn egal, ob du nach dem Sport entspannen, deine schmerzenden Muskeln pflegen oder Stress abbauen möchtest – beim schwerelosen Treiben kann dir all das gelingen.

Manche Menschen sollten dennoch mit Vorsicht eintauchen. Leidest du beispielsweise unter Klaustrophobie, teste zunächst, ob du die Enge im Tank aushältst. Auch raten Expertinnen und Experten bei schweren psychischen Erkrankungen davon ab. Die sensorische Isolation könnte die Symptome noch verstärken.

Tipp: Nicht mit offenen Wunden eintauchen. Denn Salzwasser brennt. Du willst in der Kapsel entspannen und nicht leiden.

Wichtiges für die erste Floating-Session

  • Beginne mit kurzen Anwendungen von 30 bis 45 Minuten. Später kannst du dich steigern.
  • Atme tief und ruhig, damit du die Tiefenentspannung erreichst.
  • Akzeptiere die Reizisolation, auch wenn sie zunächst ungewohnt ist.
  • Vermeide Koffein, Alkohol oder schwere Mahlzeiten vor der Anwendung. Sonst schmälerst du die Effekte.
  • Bewusstseinserweiternde Drogen können unangenehme oder sogar gefährliche Reaktionen auslösen.
  • Beim Floating bist du nackt. In vielen Studios ist aber auch Badekleidung erlaubt, wenn du dich sonst unwohl fühlst.
  • Mit Ohrstöpseln verhinderst du Wasser im Ohr.
  • Fühlst du dich unwohl, kannst du jederzeit abbrechen.

Zusatztipp: Du willst Floating zu Hause testen? In abgeschwächter Form kannst du es versuchen. Ein abgedunkeltes Bad, eine Badewanne und mindestens 500 Gramm Epsom-Salz können dir ein Gefühl von Schwerelosigkeit vermitteln. Allerdings sind Badewannen meist zu klein für das volle Erlebnis, und die Effekte bleiben in der Regel sehr begrenzt. Statt Tiefenentspannung steht am Ende womöglich die Reinigung eines überschwemmten Badezimmers an.

Fazit: Realität statt Sci-Fi-Fantasie

Was früher als die abstruse Idee eines Neurophysiologen galt, hat sich zu einer anerkannten therapeutischen Methode entwickelt. Zu Recht. Die Vorteile überzeugen, auch wenn Langzeitstudien noch selten sind. Wer Körper und Geist entspannen will, braucht Wasser, Salz und Stille. Eine ungemein entspannende Symbiose, die mehr Science ist als Fiction.

Besser schlafen mit Garmin

Guter Schlaf ist wichtig. Deine Garmin-Uhr liefert dir viele wertvolle Informationen zu deiner Schlafqualität und gibt dir Tipps, wie du deinen Schlaf langfristig verbessern kannst. Zeichne deine verschiedenen Schlafstadien, Herzfrequenz, Stress, Blutsauerstoffsättigung und Atemfrequenz im Verlauf der Nacht auf und analysiere sie am Morgen direkt auf der Uhr oder in Garmin Connect.

Was dich sonst noch vorwärts bringt
Quellen
  1. https://www.floating.ch/de/empfehlungen-solebad
  2. https://floating-verband.de/was-ist-floating/kontraindikationen/
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Floating
  4. https://www.nature.com/articles/s41598-024-59642-y
  5. https://www.float-wuerzburg.de/floaten/
  6. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9780456/
  7. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11854763/
  8. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2950004423000032
  9. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0190292
  10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27016217/
  11. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1864782/
  12. https://bmccomplementmedtherapies.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12906-025-04973-0
  13. https://www.healthline.com/health/sensory-deprivation-tank#how-it-works
  14. https://www.medicalnewstoday.com/articles/sensory-deprivation-tank-benefits
  15. https://www.cphfloat.dk/en/benefits-of-floating/

Über diesen Artikel

Kevin Berg © Redaktion

Autor:

Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

Mehr Infos
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel