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Nachgefragt: Wie wird man mutiger?

Mut tut gut, denn wer mutig ist, lebt freier und selbstbestimmter, sagt Mut-Coach Tanja Peters. Und verrät, wie auch du deinen „Mutmuskel“ trainierst.

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„Man sollte häufiger mal einen Mutausbruch haben!“, las ich kürzlich auf einem Poster. Und dachte mir: leichter gesagt, als getan. Mut, das ist doch nichts, was man lernen kann. Oder doch? Ich habe bei einer nachgefragt, die es wissen muss: Mut-Coach Tanja Peters.

Warum tut Mut so gut?

Weil Mut uns frei macht. Mut ist eine Kernkompetenz für ein selbstbestimmtes Leben. Er ermöglicht, das Leben so zu gestalten, dass ich glücklich und zufrieden bin. Dass ich den Job machen kann, den ich machen möchte, oder die Beziehung lebe, die mir wirklich guttut. Mut hilft, sich zu verändern, sich weiterzuentwickeln und sich von den Meinungen anderer unabhängig zu machen. Von denen lassen sich viele von uns nämlich einschränken, oft ganz unbewusst. „Ab 50 ist es aussichtslos, noch mal einen neuen Job zu finden“, „Alleine reisen ist schrecklich“, „Das macht man einfach nicht!“. Es kursieren so viele „Weisheiten“, die uns im Leben ausbremsen. Diese nicht als wahr hinzunehmen, sondern sich zu trauen, sie zu hinterfragen und Neues auszuprobieren, dafür braucht es Mut. Loszugehen, obwohl man nicht genau weiß, wie es wird. Das ist mutig – und das kann unser ganzes ungenutztes Potenzial freisetzen.

Mut macht frei, oftmals ist nur ein erster Schritt nötig. | © iStock.com/alexemanuel

Heißt mutig zu sein, dass man angstfrei ist?

Nein. Auch mutige Menschen haben Ängste, zweifeln oder sind unsicher. Doch sie lassen sich davon nicht stoppen. Während sehr ängstliche Menschen meist innerhalb ihrer Komfortzone verharren, bedeutet Mut, die Hosen voll zu haben und trotzdem loszulaufen. Dabei sollte man seine Ängste nicht ignorieren, sondern ernstnehmen. Sich fragen: Was brauche ich, um mutiger zu werden? Wer kann mich unterstützen? Und dann geht’s los! Mutiges Verhalten hat übrigens selten mit Action, Abenteuern oder Gefahr zu tun. Mut ist oft viel alltäglicher. Es geht darum, im Alltag die persönlichen Grenzen zu erweitern und zu schauen, was einen bislang davon abhält, der oder die zu sein, die man sein möchte. Im Gespräch mit dem Chef zu seiner Meinung zu stehen, das kann mutig sein. Oder einen sicheren Job zu kündigen, um beruflich nochmal eine neue Richtung einzuschlagen, weil man dann glücklicher wird. Und Mut kann natürlich auch bedeuten, Nein zu sagen. Zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen und Dinge nicht zu machen.

Kann man Mut lernen?

Ja! Mut kann wie ein Muskel trainiert werden. Jeder kann sich verändern und üben, sich Dinge zu trauen, die ihm eigentlich schwerfallen oder unbehaglich sind. Am besten tut jeder täglich etwas, das ihn herausfordert. Ich hatte früher wahnsinnige Angst, vor anderen zu sprechen. Heute habe ich regelrecht Sehnsucht nach der Bühne und liebe große Auftritte! Ängste werden durch Training nach und nach kleiner. Wichtig ist, nicht gleich zu viel zu erwarten. Kinder lernen Laufen durch Hinfallen. Beim Mut ist es ähnlich: Da kommt auch keine Veränderung über Nacht. Wenn ich zum Beispiel Angst habe, vor großen Gruppen zu sprechen, werde ich nicht durch einen Wundertrick zum Präsentationsstar. Wer mutiger sein will, muss viel üben und kleine Schritte gehen. Also etwa erst vor Freunden sprechen, dann vor einer kleinen Gruppe Kollegen und so weiter. Oder einfach mal fremden Menschen auf der Straße ein Kompliment machen. Das ist zu Beginn nicht leicht oder angenehm. Mut zu üben ist ein bisschen so wie Joggen im Regen: Es ist nicht immer schön, aber am Ende ist man stolz, dass man es durchgezogen hat.

Kleine Schritte und viel Übung – fange an regelmäßig vor kleinen Gruppen zu sprechen. | © iStock.com/g-stockstudio

Gibt es konkrete Tipps, die helfen, mutiger zu werden?

Der wichtigste ist: Mut braucht Vorbereitung. Gerade schwierige Situationen sollte man gedanklich vorab durchspielen, vielleicht sogar laut vorsprechen, was man sagen möchte. Ein guter Trick ist auch das Worst-Case-Szenario. Dabei überlegt man sich, was im schlimmsten Fall passieren könnte und entwickelt dann gedanklich ein Gegengift. Viele Ängste erledigen sich so von allein. Um beim Beispiel der Präsentationsangst zu bleiben: Was könnte im schlimmsten Fall beim Vortrag passieren? Dass ich den Faden verliere und plötzlich stumm vor der Gruppe stehe. Dass ich rot werde, abbrechen muss, mich blamiere. Ein Gegengift, um das zu verhindern, wäre, dass ich mir Transparenz und Ehrlichkeit vornehme. Sollte der Worst-Case wirklich eintreten, sage ich: „Bitte entschuldigen Sie, ich habe gerade den Faden verloren. Geben Sie mir einen Moment, um kurz auf meine Notizen zu schauen.“ Das nimmt einem in der Regel niemand übel. Die Vorstellung des Worst-Case-Szenarios entspannt und oft tritt es dann gar nicht erst ein.

Wie kann man Mut noch üben?

Vieles, das dabei hilft, mutiger zu sein, hat mit dem persönlichen Mindset zu tun. Es ist schon einiges getan, wenn man anfängt, positiv zu denken und ein innerliches Ja aufzubauen. Wenn man geduldig ist und sich Zeit gibt. Allen, die mutiger werden möchte, rate ich zudem:

  1. Feiere deinen 1. Schritt! Wie gesagt: Mut kommt nicht von heute auf morgen. Feiere den ersten Schritt den du gehst, ganz unabhängig vom Ergebnis. Du hast dich getraut, etwas zu tun – und das ist das wichtigste überhaupt. Zu einem selbstbestimmten Leben gehört auch, eine gewisse Fehlerkultur zu entwickeln und dir Fehler zu erlauben. Die sind menschlich, davon geht die Welt nicht unter.
  2. Werde reifer. Ein ängstliches Verhalten ist oft ein sehr kindliches Verhalten. Reife nach und stehe zu dir, deinen Meinungen und deinen Wünschen – unabhängig davon, was andere darüber denken. Du musst und kannst nicht jedem gefallen.
  3. Entwickle ein größeres WARUM. Warum willst du dich bewegen? Wonach sehnst du dich, was willst du erreichen? Wofür machst du das? Stell dir vor, was alles möglich wäre, wenn du in bestimmten Momenten mutiger wärst. Mach dein persönliches WARUM größer und dann übe, übe, übe!
  4. Habe einen liebevollen Blick auf dich selbst. Ein gutes Selbstwertgefühl ist entscheidend für mutiges Verhalten. Wenn du dir selbst nicht wichtig bist, dann tust du Dinge nicht für dich, sondern für andere. Arbeite an deinem Selbstwertgefühl und sei nachsichtig mit dir. Je mehr du dich selbst liebst, umso eher wirst du für deine Bedürfnisse und Träume kämpfen.
  5. Höre auf, dich mit anderen zu vergleichen. Was andere tun, hat für dein Leben wenig Relevanz. Du kannst anderen nicht in den Kopf schauen und weißt nie, wie leicht oder schwer etwas jemandem wirklich fällt. Sei dein eigenes mutiges Vorbild.

Was sagen Sie denen, die jetzt trotzdem noch zögern in Sachen Mut?

Ich denke, wir sind auf der Welt, um ein maximal schönes Leben zu leben. Dazu gehört Mut einfach dazu. Genau wie Hürden und Rückschläge. Mut macht frei, Angst hält uns klein. Ich verspreche, dass jeder, der Mut trainiert, mit der Zeit immer cooler wird, weil er seine Grenzen verschiebt. Und das fühlt sich einfach toll an. Als Motto 2019 lege ich deshalb allen ans Herz: Träumt groß und wagt Großes!

Unsere Expertin: Tanja Peters


Tanja Peters arbeitete lange als Einkäuferin in mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen. Mit 40 war sie so mutig, eine zweite Karriere zu starten und machte sich erfolgreich selbstständig. Heute ist sie als Mut-Trainerin, Speakerin und Autorin tätig.

Mehr zu Tanja Peters auch auf www.tanjapeters.koeln.

© Yehdou Fotografie

 

Im Dezember 2018 erschien das erste Buch „Mutmuskeltraining“ von Tanja Peters im dtv Verlag.  Mit vielen Tipps und Übungen für ein selbstbestimmtes, mutiges Leben.

© dtv Verlag

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25.05.2020

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