„Das Klingeln des Weckers um 3.30 Uhr ist manchmal schon hart. Vielleicht sogar mehr für meine Frau als für mich“, sagt Frank Hellberg und grinst. Sonst fällt dem Piloten aus Berlin, der die Menschen der Bundeshauptstadt mit Verkehrsinformationen aus der Luft versorgt, nicht ein, was ihm auf die Nerven geht. „Sturheit und Ungerechtigkeit“, sagt er schließlich. Außerdem Menschen, die „Das geht gar nicht!“ sagen und Probleme nicht lösen wollen, weil sie unflexibel sind.
Das Klingeln des Weckers um 3.30 Uhr ist manchmal schon hart. Vielleicht sogar mehr für meine Frau als für mich.
Frank Hellberg, Berlins Staupilot
Mit Fliegen hatte Frank bis zum frühen Erwachsenenalter gar nichts am Hut. Während seines Wehrdienstes als Taucher bei der Armee in Rostock fliegt ein gelbes Agrarflugzeug immer wieder nur wenige Meter über die umliegenden Felder. Frank war begeistert, bewirbt sich und wird angenommen. „Damals gab es keine Zivilfliegerei, da wo ich herkomme. Agrarflieger waren die einzige Möglichkeit, außerhalb des militärischen Bereichs zu fliegen.“ Wenig später sitzt Frank selbst am Steuer eines Agrarflugzeugs, fliegt im Tiefflug über Felder und beschießt Kartoffelkäfer. „Der Beruf war toll. Er ist sehr frei und man ist immer in der Natur, die Arbeit hat mir unglaublich viel Spaß gemacht“, sagt er.
Redet Frank, hört man zu. Seine Art übers Leben zu reden, macht gute Laune. Fast scheint es so, als habe er sich einen Großteil seiner jugendlichen Leichtigkeit behalten. Dank seiner detailreichen Schilderungen hat man als Zuhörer fast das Gefühl, dabei gewesen zu sein.

Über den Straßen Berlins: Verkehrsfunk mit Weitsicht! | © Manu Grafenauer

Frank hat das Verkehrsaufkommen der Hauptstadt stets im Blick. | © Manu Grafenauer

Frank ist Pilot aus Leidenschaft. | © Manu Grafenauer

Frank Hellberg: Staupilot live on air. | © Manu Grafenauer
Steckt man in Berlin im Morgenverkehr fest, kann man sich von Franks Liebe zum Detail selbst überzeugen. Für zwei Radiosender fliegt er bei guter Sicht über die Stadt und moderiert den Verkehrsfunk live aus der Luft. 1991 kam ihm, während er selbst in seinem Trabant am Berliner Ring im Stau stand, die zündende Idee. Noch am selben Tag saß er beim stellvertretenden Programmdirektor von Antenne Brandenburg. Dieser fand die Idee super und wenig später startet Frank seine Maschine zur ersten Moderation aus der Luft. „Das Redaktionsteam musste die Antennen anfangs sogar noch händisch in die Richtung des Flugzeugs drehen, um überhaupt an Information zu kommen“, amüsiert sich Frank.
Vier Stunden in der Luft ohne aufs Klo zu gehen, muss man auch trainieren.
Frank Hellberg, moderiert den Verkehrsfunk live aus der Luft
Heute, mehr als 25 Jahre später, ist der Job Routine. Zumindest auf den ersten Blick. Minutiös ist der Ablauf vom Klingeln des Weckers über die Sicherheitskontrollen am Flughafen bis zum Start der Maschine und die vierstündige Moderation aus der Luft durchgetaktet. „Vier Stunden in der Luft ohne aufs Klo zu gehen, muss man auch trainieren“, meint Frank und lacht. Trotz der klaren Strukturen seines Berufs ist jedoch kein Tag gleich. Es gilt, spontan auf die Vorkommnisse auf den Straßen zu reagieren und den 3,5 Millionen Berlinern Lösungsvorschläge zu liefern, wenn der Verkehr ins Stocken gerät. Frank selbst beschreibt seinen Job als Reportage aus der Luft. Nicht nur für alle, die schon im Stau stehen, sondern auch für Menschen, die gerade Zähne putzen oder frühstücken, damit diese schon frühzeitig eine Entscheidung für den besten Weg in die Arbeit treffen können.

„Commander Frank“ im Einsatz. | © Manu Grafenauer

Zurück am Boden: Der heutige Berufsverkehr ist geschafft! | © Manu Grafenauer

Zurück am Boden: Der heutige Berufsverkehr ist geschafft! | © Manu Grafenauer

Nach der Landung geht die Arbeit weiter. | © Manu Grafenauer
Wichtig ist es, Spaß zu haben und sich motivieren zu können. Leidenschaft – das ist der Schlüssel zum Erfolg.
Frank Hellberg, hat morgens für 3,5 Millionen Berliner den Straßenverkehr im Blick
Der schönste Moment des Arbeitstages ist für Frank, auf dem Runway Vollgas zu geben, die Maschine in die Luft zu heben und mit geiler Musik den Sonnenaufgang zu beobachten. Auch nach mehr als 25 Jahren brennt er für seinen Beruf. Wenn man etwas macht, sollte man es mit Leidenschaft machen, ist sich Frank sicher. Nicht jeder könne durch die Gegend fliegen oder jeden Tag surfen. Es gibt welche, die können das, aber auch der einfache Job muss eine gewisse Freude bereiten. „Das kann man in jedem Job haben“, ist sich Frank sicher. Dann fügt er hinzu: „Wichtig ist es, Spaß zu haben und sich motivieren zu können. Leidenschaft – das ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Der Staupilot in seiner „Commando“-Zentrale. | © Manu Grafenauer

Kompakte Radiotechnik. | © Manu Grafenauer

Frank hält nicht viel von Menschen, die Probleme nicht lösen wollen und unflexibel sind. | © Manu Grafenauer

Warnung vor Tieffliegern. | © Manu Grafenauer
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