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Walk-and-Talk: Warum du deine Sitzzeiten in Meetings reduzieren solltest

Lange Termine rauben dir Zeit, Energie und deine Kreativität. Sitzt du auch noch wie ein nasser Sack im Stuhl, können Meetings sogar krank machen. Zum Glück hilft eine neue Methode.

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Du hasst dieses Geräusch. An manchen Tagen sogar ganz besonders.

Kaum am Schreibtisch angekommen und den Laptop gestartet, meldet sich ein bekannter Ton – der erste Termin des Tages beginnt. Und ihm werden noch einige folgen. Laut Statistiken nehmen Meetings etwa 15 Prozent der gesamten Arbeitszeit ein.

Die meisten davon verbringst du vermutlich im Sitzen. Rutscht hibbelig auf deinem Stuhl hin und her, wenn es mal wieder länger dauert. Immer diese Meetings, die auch eine E-Mail sein könnten. Vielleicht musst du auch den inneren Homer Simpson bekämpfen und ein laut geschnarchtes „Langweilig“ herunterschlucken.

Kein Geheimnis: Öde Meetings senken Kreativität und Konzentration. Doch es gibt eine Alternative – Walk-and-Talk-Meetings sollen regungslose Termine ablösen. Was das ist und welche Vorteile der Trend bietet.

Was sind Walk-and-Talk-Meetings?

Bei Walk-and-Talk-Meetings entfliehst du der Enge deines Büros. Stattdessen verbindest du die digitale Konferenz mit einem Spaziergang. Die Methode verbindet Bewegung mit produktiver Arbeit. Sei es auf einem Flur oder in der Natur nahe des Büros – ganz egal. Nur eine Sache gilt: Sitzenbleiben ist verboten.

Was du dafür brauchst? Mindestens einen anderen Menschen, ein Thema, einen Weg. Laptops oder Unterlagen bleiben am Schreibtisch. Sie würden dich nur stören. Das Gehen soll dein Denken anregen und dir mehr Kreativität bescheren. Spaziere zur nächsten großen Idee.

Interessant: Walk-and-Talk-Meetings mögen neu erscheinen. Tatsächlich schlenderte aber schon Aristoteles mit seinen Schülerinnen und Schülern umher.

Welche Vorteile hat ein Walk-and-Talk-Meeting?

Walk-and-Talk-Meetings schaffen nicht nur Ablenkung vom Bürotrott. Die Gespräche in Bewegung vereinen etliche Vorteile für Körper und Geist.

Sogar die Bürokultur kann profitieren, wie der Managementberater Matthias Hettl erklärt. Er sagt:

„Eine Besprechung im Gehen hievt alle Teilnehmenden auf Augenhöhe. Im Gegensatz zu einem eher formalen Meeting im Besprechungsraum, wo bereits die Sitzposition signalisiert, wer welche Position hat.“

Matthias Hettl

Erfolgreicher kreativ denken

Du kennst es sicher: Seit Minuten kaust du gedanklich auf einem Problem herum. Aber die erhoffte Erleuchtung bleibt aus. Spätestens das sollte ein Weckruf für ein bewegtes Brainstorming mit Kolleginnen und Kollegen sein. Wie eine Studie der Stanford University in Kalifornien zeigt, kann ein Spaziergang deinen Ideenmotor ankurbeln. In der Untersuchung sollten Teilnehmende möglichst viele und originelle Verwendungen für Gegenstände finden. Wer dabei ging, hatte im Schnitt 60 Prozent mehr kreative Ideen. Ein Schub, der auch nach dem Gehen kurz anhielt.

Netter Zusatz: Besonders am Nachmittag kann dich Bewegung vor Müdigkeit schützen und lässt dich konzentrierter arbeiten. Auch Stress baust du beim Schlendern effektiv ab.

© Bevan Goldswain/E+/Getty Images

Die körperliche Gesundheit fördern

Menschen sitzen im Schnitt über neun Stunden am Tag. Das ist sehr ungünstig für die eigene Gesundheit. Auf dem Stuhl fährt dein Körper wichtige Prozesse runter, du beanspruchst deine Muskulatur kaum. Was das heißt? Beanspruchst du beim Gehen etwa 200 Muskeln, sind es beim aufrechten Sitzen weniger als 50. Forschende wie Dr. Eric Söhngen urteilen daher scharf: „Sogar liegen ist gesünder als sitzen.“

Die häufigste Folge vom zu vielen Fläzen? Schmerzhafte Verspannungen in Nacken und Rücken vermiesen dir den Tag. Mit bewegten Terminen schützt du dich davor. Du aktivierst vernachlässigte Muskelgruppen und steigerst ihre Durchblutung. Das hält ihren pH-Wert auf normalem Niveau – gut für die Muskelgesundheit. Außerdem verhinderst du die Ansammlung von Abfallstoffen, die den Schmerz begünstigen.

Spannend: Eine Studie der Universität in Miami zeigt, dass Walk-and-Talk-Meetings die krankheitsbedingten Fehlzeiten von Mitarbeitenden senken können. Außerdem können sie die Produktivität fördern.

Die Herzgesundheit und den VO2max im Alltag verbessern

Mit der modernen Meeting-Methode schützt du sogar dein Herz. Das zeigte eine Studie der Universität in Glasgow. Teilnehmende, die regelmäßig in durchschnittlichem Tempo gingen, konnten ihr Risiko für Herzerkrankungen um 35 Prozent senken. Wer mit schnellen Schritten unterwegs war, reduzierte die Gefahr sogar um 43 Prozent.

Weitere Effekte verzeichnete ein Forschungsteam der Universität im britischen Norwich. Laut ihrer Analyse können regelmäßige Spazier-Dates deinen Blutdruck senken, den Ruhepuls verringern und sogar deine VO2max minimal steigern. Vom aktiven Arbeitsalltag kannst du also sogar im Training profitieren.

Wie integrierst du die Walk-and-Talk-Methode in den Alltag?

Du willst von den Vorteilen profitieren? Kein Problem! Ein Walk-and-Talk-Meeting lässt sich leicht umsetzen.

Ganz wichtig: Wähle die richtigen Termine dafür aus. Wenn du unterwegs bist, aber etwas präsentieren musst, ist das natürlich ungünstig. Denke daran – auch die Zeit deiner beruflichen Weggefährten solltest du respektvoll behandeln. Bewege dich während des Meetings nur, wenn der Termin und deine Rolle es zulassen.

Spaziergang im Termin

Ein Brainstorming beim Spazieren? Das ist eine richtig gute Idee. Noch besser: Wenn du für persönliche Feedbackgespräche nach draußen ausweichst. Die Natur gibt einen entspannten Rahmen, dazu schärft die neue Umgebung die Sinne. Du kannst das Gespräch wacher führen und nimmst ihm der Schwere. Bei kritischen Themen kann es alle Seiten entspannen. Und egal in welchem Kontext: Gemeinsame Walks festigen die Bindung zueinander.

Tipp: Keine Walk-and-Talk-Meetings über 60 Minuten. Sonst geratet ihr wahrscheinlich ins Plaudern.

Junge Frau spaziert mit Kopfhörern und Handy während eines Meetings
© Antonio_Diaz/iStock/Getty Images Plus

Aktiv im Homeoffice

Richtig gelesen. Auch im Homeoffice kannst du deinen Terminen mehr Bewegung verpassen. Beende die Lethargie vor dem Bildschirm und nutze dein Headset für das nächste Meeting. Verbunden mit dem Smartphone kannst du so sogar deine Wohnung verlassen. Ganz wichtig sind eine gute Internetverbindung und ein passendes Mikrofon. Bricht der Ton ständig ab, weicht Inspiration schnell Frustration – auch bei den anderen.

Für ein Gemeinschaftsgefühl könnt ihr euch in Garmin Connect zu einer Gruppe zusammenschließen und eine digitale Schritt-Challenge starten. Wer sammelt während der Arbeitswoche die meisten Schritte?

Hilfreich: Dokumentiere die Inhalte nach dem Termin, damit du nichts vergisst.

Wann ist ein Walk-and-Talk-Meeting sinnvoll – und wann nicht?

Walk-and-Talk-Meetings sind eine gute Möglichkeit für mehr Aktivität im sonst bewegungsarmen Arbeitsalltag. Besonders für lockere Termine oder den persönlichen Austausch bietet sich die Methode an. Auch Brainstormings könnten eine Portion Bewegung vertragen. In denen musst du keine Präsentation halten oder Unterlagen parat haben. Also raus mit dir! Auch Steve Jobs spazierte regelmäßig über das Apple-Gelände, wenn er keine Problemlösungen fand.

Leider eignet sich aber nicht jeder Termin für einen Spaziergang. Fesselt dich das Thema an den Bildschirm, bleibt dir nur Platz am (hoffentlich hochfahrbaren) Schreibtisch. Das können große Meetings sein, Budgetplanungen oder Vertrauliches. Auch Workshops, die deine Beteiligung erfordern, solltest du nicht nur auditiv beiwohnen.

Fazit

Walk-and-Talk-Meetings können festgefahrene Routinen aufpeppen und vereinen viele Vorteile. Körperliches Wohlbefinden, mentale Gesundheit oder kreative Ideen – die Effekte sind reichhaltig. Wann testest du die Methode? Manchmal genügen schon ein paar Schritte für den nächsten Geistesblitz.

Was dich sonst noch vorwärts bringt

Behalte dein Stresslevel im Blick

Finde heraus, ob du einen ruhigen, ausgeglichenen oder anstrengenden Tag hast. Lass dich zur Entspannung an kurze Atemübungen für zwischendurch erinnern.

Quellen
  1. https://www.workpartners.com/articles/employee-productivity/why-walking-meetings-work/
  2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33234872/
  3. https://www.health.com/walking-pace-heart-arrythmia-study-11716175
  4. https://heart.bmj.com/content/early/2025/05/02/heartjnl-2024-325004
  5. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33234872/
  6. https://www.ambitionsaba.com/resources/time-wasted-in-meetings
  7. https://digitaleneuordnung.de/blog/statistiken-meetings
  8. https://www.bain.com/about/media-center/press-releases/germany/2014/your-scarcest-resource/
  9. https://doodle.com/en/state-of-meetings-report-2023/
  10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31868816/
  11. https://magazin.hettl-consult.de/walk-talk-meeting-steigert-ihre-effektivitaet-teil-ii/
  12. https://magazin.hettl-consult.de/walk-talk-meeting-steigert-ihre-effektivitaet-teil-i/
  13. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verletzungen/muskelverletzungen/muskelverhaertung.html
  14. https://www.gesund-reha.de/verspannungen-was-bedeutet-das-eigentlich/
  15. https://t2informatik.de/wissen-kompakt/walk-and-talk-meeting/
  16. https://www.sherpany.com/de/ressourcen/meeting-management/walking-meeting/
  17. https://praxistipps.chip.de/walk-and-talk-meeting-was-das-ist-und-wie-es-geht_174411
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  22. https://www.kunstforum.de/artikel/gehen-in-philosophie-und-kunst/
  23. https://t3n.de/news/steve-jobs-zehn-minuten-regel-1648663/
  24. https://www.bbc.com/worklife/article/20150504-to-cure-meeting-mayhem-try-this

Über diesen Artikel

Kevin Berg © Redaktion

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Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

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