Ein Bündel aus Muskeln und Sehnen knäult sich auf der Matte. Dumpfe Schläge sind zu hören. Stöhnen. Anstrengung. Keine der beiden Kämpferinnen will von der anderen ablassen. Ein archaisch anmutendes Duell: Frau gegen Frau. Wer nachlässt, verliert. Und das will keine von beiden.
Was abnorm klingt, ist in der UFC alltäglich. In der US-amerikanischen Organisation werden Fights in der Kampfsportart MMA ausgetragen. MMA steht für Mixed Martial Arts, verschiedenste Kampfkünste sind erlaubt. Boxen. Muay Thai. Brazilian Jiu-Jitsu. Taekwondo. Oder Karate. Im Octagon, dem achteckigen Ring, treffen schon mal Kickbox-Spezialist*innen auf ausgebildete Judokas. Wie in einem Videospiel. Nur mit echten Menschen.
Über Mandy Böhm: Das Mentalitätsmonster
Zurück zum Duell auf der Bodenmatte. Mandy Böhm erlangt im Knäuel die Kontrolle. Wie eine Schlange windet sie ihre Gliedmaßen um ihre Gegnerin. Adern treten aus beiden Gesicht hervor. Dann muss Jade Masson-Wong aufgeben. Böhm gewinnt durch einen sogenannten Rear Naked Choke, einen Würgegriff. Den setzen auch die Elitesoldaten der US-Marines ein.
Kurz darauf liegt Mandy Böhm auf dem Rücken. Blut klebt ihr auf der Oberlippe. Der Bauch bebt. Hoch und runter. Dann befällt ein Lächeln das geschundene Gesicht der Siegerin.
Siegen – für Mandy Böhm, Spitzname Mandy Monster, eine vertraute Angelegenheit. Sie zählt zu den besten MMA-Kämpferinnen Europas. Acht Profikämpfe hat Mandy bisher bestritten – sieben gewonnen. Die gebürtige Gelsenkirchenerin, ein Fliegengewicht, gerade einmal 56 Kilo schwer, kann noch viel erreichen, sind sich viele Expert*innen sicher. Eben weil die Deutsche nicht nur als harte Schlägerin, sondern auch als exzellente Bodenkämpferin und Mentalitätsmonster gilt. Mandy sagt: „Jeder hat beim Kampfsport seine Waffen im Gepäck. Jeder weiß, wie man boxt, kickt, ringt und schlägt. Aber das Gewinnen beginnt im Kopf.“

Wie hilft dir dieser Podcast weiter?
MMA bedeutet Stress. Auch wenn die Sportart „erwachsen geworden ist” und der Dachverband viele Regeln eingeführt hat, die die Athlet*innen schützen, geht es rabiat zu. Die Kämpfenden können nur erahnen, was als Nächstes auf sie einprasselt. Schläge? Tritte? Griffe?
Wer im Oktagon zu viel Risiko wagt, sich verschätzt, eine Flanke offenlässt – wird für Fehler mit Schmerz bezahlen. Die Kampfsportler*innen, alles herausragende und hart gesottene Techniker*innen, müssen nervenstark sein.
Im Gespräch mit #BeatYesterday-Host Sebastian Hackl erklärt Mandy Böhm, wie sie mit stressigen und mentalen Extremsituationen umgeht. Einen kühlen Kopf behalten, wenn sich gerade fremde Fußgelenke um den eigenen Hals winden? Für Böhm eine Kernkompetenz, die sicher auch in harmloseren Alltagssituationen ihren Nutzen entfaltet.
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Was ist das Highlight der Folge?
Wenn Mandy Böhm über ihre Niederlage im September und deren Auswirkungen auf ihre Lebensplanung spricht. Die Kämpferin holt dabei weit aus. Erzählt, wie wütend und unzufrieden sie als 18-Jährige war, wie sie es geschafft hat, über den Sport die Wut abzubauen und im Leben anzukommen.
Die Niederlage gegen die Brasilianerin Ariane Lipski stieß auch wegen ihres privaten Glücks eine große Frage an: Mit dem Sport weitermachen, den nächsten Kampf gewinnen? Oder aufhören und an der Familienplanung – an der Weiterentwicklung des Ankommens – arbeiten? Mandy Böhm gewährt den Zuhörenden ein authentisches Seelenkino – und verrät auch, für welchen Weg sie sich am Ende entschieden hat.
Besonders beeindruckend fand ich, dass eine professionelle Kampfsportlerin so ehrlich über ihre Ängste spricht. Mandy berichtet offen von der Arbeit mit einem Sportpsychologen. Die Tatsache, dass so eine starke Frau ihre mentalen Probleme schildert, finde ich wichtig. Mentale Gesundheit darf in unserer Gesellschaft kein Tabuthema mehr sein. Wenn sich eine echte Kämpferin öffnet, haben vielleicht auch andere den Mut dazu.
Sebastian Hackl, Host des #BeatYesterday-Podcasts
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