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„Abenteuer Schokolade“: Die verrückte Rad-Reise von Guido Kunze

Guido Kunze fuhr mit dem Rad von Ecuador nach Deutschland. Jetzt ist er wieder zurück und hat außer Kakaobohnen auch jede Menge Geschichten im Gepäck.

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Den vermeintlichen Höllenritt steckte er ganz locker weg. Einen Tag nach seiner Ankunft Ende April in Erfurt stand Guido Kunze schon wieder in seinem Laufladen „Zwei G“ in Mühlhausen. Medizinische Behandlung brauchte er keine, nicht mal eine Massage oder eine heiße Badewanne gönnte er seinen müden Muskeln. Es wirkte eher so, als wäre er gerade von einer gemütlichen Spazierfahrt durch den Thüringer Wald zurückgekehrt und nicht von einem sechswöchigen Teufelsritt. „Och, meine Beine sind völlig in Ordnung. Es ist ja eher eine Frage der Ausdauer und nicht der Muskelkraft. Außerdem war die Zeit in den Bergen von Ecuador und Kolumbien wie ein perfektes Höhentraining für mich. Davon habe ich dann in Europa profitiert“, sagt er bescheiden.

In der Kleinstadt Pelanda, der historischen Wiege der Kakaopflanze, fiel der Startschuss für das „Abenteuer“. | © Marvin Kunze

8.000 Kilometer in 6 Wochen

Rund 8.000 gefahrene Straßenkilometer und eine Atlantiküberquerung im Sportsegelboot hat der Extremsportler zwischen Mitte März und Ende April bewältigt. Dahinter steckte nicht nur die Idee einer sportlichen Tour de Force, sondern auch die Reise eines 50-Kilogramm-Sacks mit Kakaobohnen. In der ecuadorianischen Kleinstadt Pelanda, der historischen Wiege der Kakaopflanze, fiel der Startschuss für das „Abenteuer Schokolade“. Die Satteltaschen bepackt mit der kostbaren Fracht, führte ihn der Weg über 4.100 Meter über die Anden bis in die kolumbianische Küstenstadt Cartagena. Der 51-Jährige erinnert sich:

Ich hatte vorher schon etwas Bammel, ob ich die Strecke gut schaffen würde. Was, wenn mich eine Erkältung außer Gefecht gesetzt hätte? Ich bin zwar teilweise bei Schnee gefahren, hatte aber weder Pannen noch körperliche Probleme.

Guido Kunze

Schwitzen, staunen und Erkenntnisse sammeln

Im Begleitfahrzeug dabei war auch sein 15-jähriger Sohn Marvin, mit dem er sich fünf Wochen lang ein Zimmer teilte – eine besondere und intensive Zeit, die das Verhältnis zwischen Vater und Sohn verstärkt hat. Gemeinsam schliefen die beiden unter anderem in einfachen Holzhütten bei ecuadorianischen Bauern, die noch nie zuvor in ihrem Leben Ausländer kennengelernt hatten: „Das war für mich eine wunderbare Erkenntnis, mit was für einer positiven Naivität und kindlicher Neugierde wir dort empfangen und umsorgt wurden. Die haben für uns gekocht, uns viele Fragen gestellt und großes Interesse gezeigt. Für mich und meinen Sohn waren das die schönsten Begegnungen“, sagt Guido Kunze. Beide erlebten schwüle Nächte im kolumbianischen Dschungel, wo sie nachts die Fenster ihrer Unterkunft schließen mussten, weil die Tiere im Wald so laut und nachtaktiv sind. Nach fünf Wochen trennten sich die Wege der beiden, als der Papa im kolumbianischen Cartagena auf dem Segelboot gen Europa anheuerte und der Filius samt Begleitteam und Fahrrad im Gepäck mit dem Flugzeug nach Europa reiste.

Guido Kunze mit seinem 15-jährigen Sohn Marvin. | © Marvin Kunze

Einmal über den Atlantik wie Christoph Kolumbus

Im 18 Meter langen Segelboot und einer drei Mann kleinen Crew ging es für Kunze dann über den Wasserweg weiter. Die mentale Herausforderung sollte hier am größten werden, denn für den topfitten Tausendsassa gab es an Bord schlichtweg nichts zu tun: „Das war teilweise schon ganz schön hart. Du blickst auf das endlose Meer, dann gehst du mal ans Heck, dann wieder nach vorne, doch irgendwann tut dir der Arsch vom Sitzen weh. Ich habe leider vom Segeln keine Ahnung. Zum Glück hatte ich jede Menge Zeitschriften dabei, denen ich mich widmen konnte“, sagt Kunze mit einem Schmunzeln. Bevor zu viel Langeweile aufkam, sorgte ein unerfreulicher Zwischenfall dann aber doch für die Portion Abenteuer. Nachdem das Schiff bereits knapp zwei Tage auf hoher See war, brach ein Teil der Lenkung und machte das Boot für kurze Zeit manövrierunfähig. Kunze scherzt:

Ich dachte zuerst, wir wären gegen einen Eisberg gefahren.

Guido Kunze

Die Mini-Crew raffte die Segel, justierte den Hilfsmotor und rannte fluchend über das Boot. „Irgendwann kam eines der Crew-Mitglieder mit einem langen Rohr an Deck, setzte das Focksegel und steuerte weiter. Zum Glück war die See sehr ruhig, sonst wäre es extrem ungemütlich geworden. Irgendwie wurde das Schiff wieder startklar gemacht, doch aufgrund meiner fehlenden Spanischkenntnisse bin ich ganz schön ins Grübeln gekommen.“

Von ecuadorianischen Kleinstadt Pelanda aus führte Kunzes Weg über die Anden bis in die kolumbianische Küstenstadt Cartagena. | © Marvin Kunze

Zurück in Europa: „Spazierfahrt“ nach Erfurt

In Lissabon freute sich Kunze wieder über festen Boden unter seinen Füßen und die Möglichkeit, wieder auf den Sattel steigen zu können. Die restlichen 4.500 Kilometer wurden eher zur gemütlichen Spazierfahrt für den austrainierten Abenteurer. In Sevilla besuchte er „Chocomundo“, das größte Schokoladenmuseum der Welt, machte in Monaco um ein Haar die Bekanntschaft von Prinz Albert (der an dem Tag im Ausland weilte und sich entschuldigen ließ) und wurde in der kolumbianischen Botschaft von Madrid zum „Kolumbianer der Herzen“ ausgezeichnet. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß, als er am 29. April wieder in Erfurt ankam und Frau und Kinder in die Arme schloss:

Klar, das sind natürlich ein paar Tränen geflossen. Meine Frau hat mir sechs Wochen lang den Rücken freigehalten, sich um unseren siebenjährigen Sohn gekümmert und den Laufladen geschmissen.

Guido Kunze
Guido Kunze sammelte wunderbare Eindrucke auf seiner 8.000-Kilometer-Reise. | © Marvin Kunze

Die größte Erfahrung? Schokolade macht glücklich

Am 11.09.2018 werden die filmischen Eindrücke der „Abenteuer Schokolade“ in einem Kinofilm münden, der an dem Abend seine Premiere auf der Krämerbrücke in Erfurt feiert. Die 50 Kilogramm Kakaobohnen sind dann vom befreundeten Chocolatier Alex Kühn und seiner Goldhelm Schokoladen Manufaktur zur exklusiven „Abenteuerschokolade“ verarbeitet, die man sich vorab über die Website www.abenteuer-schokolade.de sichern kann. Die goldenen Tafeln werden ebenfalls an dem Abend an alle Käufer übergeben.

Auf die Frage nach seinem persönlichen Fazit muss Guido Kunze schmunzeln:

Man hatte mich vorher vor den südamerikanischen Autofahrern gewarnt, die doch einen sehr eigenwilligen Fahrstil hätten, aber die sind mir auf den Straßen alle mit freundlichem Respekt begegnet. In Kolumbien hat man große Ehrfurcht vor Radfahren. Und kaum war ich wieder in Deutschland, bin ich nach fünf Minuten von einem Autofahrer blöd angehupt worden. Das fand ich schon sehr lustig.

„Abenteuer Schokolade“ – das Fazit von Guido Kunze

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