Morgens um halb fünf, wenn seine Familie noch schlief. Oder abends, wenn andere auf dem Sofa mit der Tüte Chips raschelten. Dann zog Franz Mayr seine Laufschuhe an. Ein Alltag, getaktet nach Pulszonen und Trainingsplänen.
Als Vorbereitung auf den größten Langdistanz-Triathlon der Welt – den DATEV Challenge Roth 2025. Doch hat es gereicht?
Über Franz Mayr
Franz Mayr, Jahrgang 1986, ist seit seiner Kindheit sportbegeistert. Von Basketball über Fitness bis hin zu Ausdauer-Challenges. Fast 20 Jahre spielte er im Verein, bevor ihn ein Umzug raus aus der Halle und rein ins Gelände zog. Heute schlägt sein Herz für Trailrunning, Triathlon und vor allem: den Challenge Roth.
Beat Yesterday: Franz, du hast es nach etwa elf Stunden in Roth über die Ziellinie geschafft. Was hast du in dem Moment wahrgenommen?
Franz Mayr: Als ich nach etwa elf Stunden die Ziellinie überquerte, war da erst mal nur Ungläubigkeit. Ich konnte es kaum fassen. Dann kamen die Helfer mit der Medaille und ich ging wie in Trance in den Bereich für Athletinnen und Athleten.
Was über Monate so fern schien, war plötzlich Wirklichkeit. Ich brauchte ein paar Augenblicke.
Beat Yesterday: Etwa 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Wahnsinnsstimmung. Wie fühlt man sich, wenn mehr als eine halbe Million Augen auf einen gerichtet sind?
Franz: Beim Schwimmen kriegt man kaum etwas mit. Aber sobald ich aus dem Wasser raus war, hat mich die Stimmung gepackt. Diese Energie war überall – und hat mich durch den Tag getragen.
Auf der Radstrecke, besonders am Solarer Berg, war das Gänsehaut pur. Ich kannte es bislang nur von Bildern und Videos. Aber dort selbst, durch diese enge Schneise aus Menschen hochzufahren, die dich nach vorne schreit – das ist Wahnsinn. Auch beim Laufen: überall gute Stimmung, positive Vibes.

Beat Yesterday: Für dich war es die erste Langdistanz, oder?
Franz: Ja, genau. Vorher hatte ich nur olympische Distanzen (51,5 Kilometer) gemacht. Eine Langdistanz war für mich aber schon immer ein Lebenstraum. Dass es dann dieses Jahr in Roth geklappt hat, war wirklich ein absolutes Highlight.
Beat Yesterday: Wie lange hast du dich auf den Challenge Roth vorbereitet?
Franz: Sieben Monate. Ich war auch vorher schon im Triathlontraining aktiv. Aber in den sieben Monaten habe ich meinen Fokus noch einmal deutlich geschärft – dank meiner Coachin Verena Fetzer.
Und durch das Intervalltraining der 26.Miles-Munich-Running-Community. Die Grundlage für meine Ausdauer habe ich durch viele Radausfahrten und Longruns gelegt.
Beat Yesterday: Was hat dir dieser Wettkampf gegeben? Gab es etwas, das du vorher nicht in dir gesehen hast – und das jetzt da ist?
Franz: Für mich zeigt so ein Wettkampf immer wieder, dass man die eigenen Grenzen verschieben kann. Und dass viel mehr möglich ist, als man oft denkt. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel auch einen Ultra-Trail über 100 Kilometer gemacht.
Jetzt eben der Challenge Roth. Das beweist mir: Wenn man dranbleibt, geht viel. Ich will damit auch anderen zeigen, dass man sich ruhig mehr zutrauen darf – und mutig sein kann.
Beat Yesterday: Gab’s im Rennen Momente, in denen du dachtest: „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich durchziehe?“
Franz: Ab Kilometer 34 ging es auf der Marathonstrecke noch mal in so ein kleines Dorf hoch, mit einer richtig fiesen Steigung. Das hatte ich nicht auf dem Schirm. Man denkt: Jetzt bist du fast durch, nur noch zehn Kilometer – und dann kommt das Ding. Da hab ich mir kurz gedacht: „Boah, da hab ich jetzt keinen Bock mehr drauf.”
Beat Yesterday: Wie motivierst du dich in solchen Momenten?
Franz: Ich wusste einfach tief in mir, dass ich das schaffen kann. Zusätzlich hat mir meine Familie Kraft gegeben. Meine Frau Mona und unser dreijähriger Sohn Paul waren an der Strecke.
Sie sind immer wieder aufgetaucht, und ich wusste, dass sie auch im Stadion auf mich warten. Das war ein riesiger Antrieb. Für sie wollte ich das durchziehen.

Beat Yesterday: Gab’s am Renntag etwas, das dich überrascht hat – an dir oder an den Bedingungen?
Franz: Definitiv das Neoprenverbot. Am Vortag hieß es schon: Die Wassertemperatur könnte zu hoch sein. Viele – mich eingeschlossen – hatten bis zuletzt gehofft, doch noch mit Anzug starten zu können. Als morgens die Entscheidung kam, war das ein kleiner Schock.
Der Auftrieb, die bessere Wasserlage – das spart spürbar Energie. Ohne Neopren zu schwimmen, hat die Nervosität vor dem Start natürlich nochmal hochgetrieben.
Beat Yesterday: Du hast deinen Startplatz als Ambassador von Garmin bekommen. Hat dich das Unternehmen auch beim Training selbst begleitet?
Franz: Garmin war bei jeder Trainingseinheit dabei. Am Handgelenk trage ich einen Forerunner 970, dazu den HRM 600-Brustgurt. Am Rad: der Edge 1050 und der Rally, also die Wattpedale von Garmin. So hatte ich alles im Blick, was ich fürs Training brauchte. Vor allem meine Herzfrequenz und die Wattwerte.
Auch andere Garmin-Ambassadors waren vor Ort – viele mit Roth-Erfahrung. Von ihnen habe ich einiges gelernt. Kleine Tipps, ehrlicher Austausch, echtes Miteinander. Gerade in einem Sport, der oft sehr individuell ist, war dieser Zusammenhalt etwas Besonderes.
Beat Yesterday: Auf welchen Wert hast du am Renntag besonders geachtet?
Franz: Den Wettkampf habe ich über die Herzfrequenz gesteuert. Die lag permanent zwischen 140 und 150 Schlägen. Ich wollte bewusst mit angezogener Handbremse fahren, gerade weil am Morgen das Neoprenverbot kam. So konnte ich meine Kräfte gut einteilen und hatte am Ende noch genug Power für den Marathon.
Beat Yesterday: Hast du den Challenge Roth mit einer bestimmten Funktion getrackt?
Franz: Ja, ich hab die Triathlonfunktion von Garmin genutzt. Da drückt man einmal auf Start und alles läuft automatisch mit – Schwimmen, Rad, Laufen, sogar die Wechselzeiten. Das war superpraktisch.
Beat Yesterday: Wie viele Kalorien verbrennt man eigentlich beim weltgrößten Triathlon?
Franz: Bei mir waren es knapp 10.000 Kalorien – schon verrückt.
(Anm. d. Red.: Das entspricht etwa 19 Tafeln Vollmilchschokolade à 100 Gramm.)

Beat Yesterday: Was hat dich diese Vorbereitung gekostet? Nicht nur gemessen an der Zeit, sondern generell im Leben?
Franz: Es heißt ja oft: Die eigentliche Challenge ist das, was davor passiert. Das stimmt. Ein Training so zu organisieren, dass Familie und Beruf nicht darunter leiden, war die größte Aufgabe.
Deswegen habe ich entweder frühmorgens trainiert, ab 4:30 Uhr oder abends nach 20:30 Uhr. Also dann, wenn meine zwei Liebsten schlafen. So ließ sich das Trainingsvolumen einer Langdistanz gut unterbringen. Ohne dass dafür etwas anderes zurückstecken musste – außer vielleicht Schlaf.
Beat Yesterday: Mittlerweile ist der Jubel aus Roth verhallt. Es sind nicht mehr über eine halbe Million Augen auf dich gerichtet. Was bleibt dir von diesem Tag?
Franz: Die positiven Vibes sind noch da. Die Freude, das geschafft zu haben, brennt immer noch in mir. Klar, direkt danach war ich körperlich total leer. Sportlich ging in der Woche nach dem Rennen fast gar nichts. Aber jetzt laufen schon wieder die nächsten Planungen. Es geht weiter. Beat Yesterday!
Beat Yesterday: Roth ist das Rockkonzert in der Arena. Daneben wirkt alles andere ein bisschen wie Straßenmusik. Wird es dir schwerfallen, dich für andere Wettkämpfe zu motivieren?
Franz: Jein. Roth ist natürlich ein Mega-Event. Da kann so schnell nichts mithalten. Aber gleichzeitig hat’s bei mir wieder richtig Lust geweckt, weiterzumachen. Besser zu werden. Das Feuer ist eher größer geworden.

Beat Yesterday: Welche Ziele hast du dir als Nächstes gesteckt?
Franz: Dieses Jahr stehen noch zwei Wettkämpfe an. Ende Juli starte ich beim Sprinttriathlon in Augsburg. Da war ich 2024 Dritter. Wenn’s läuft, will ich diesmal ganz vorne mitmischen.
Mitte August bin ich beim Allgäu-Triathlon mit Garmin dabei. Vergangenes Jahr habe ich da knapp die Top 10 in meiner Altersklasse verpasst – das soll diesmal anders laufen. Nächstes Jahr will ich unbedingt wieder in Roth starten. Und meine Zeit deutlich verbessern.
Beat Yesterday: Was würdest du anderen raten, die nächstes Jahr zum ersten Mal in Roth starten?
Franz: Nehmt euch beim ersten Mal nicht zu viel vor. Achtet auf eure Krafteinteilung. Schaut, dass ihr gut durchkommt und genießt einfach das Rennen. Seid nicht zu verkrampft oder zu verkopft. Wenn man sich gleich an eine Zielzeit klammert, verpasst man schnell das Beste: das, was um einen herum passiert. Freut euch einfach auf diese Stimmung. Auf ein einmaliges Erlebnis.
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