Fitness

Cheerleading: Mehr als nur Hüpfen und Wedeln

Hüpfen und mit Pompons wedeln. Was oft nach leichter Unterhaltung aussieht, ist in Wirklichkeit eine anspruchsvolle Sportart. Wie Cheerleading auf dich wirkt und wie du es trainierst.

Teilen
0

Mit etlichen Drehungen schraubt sie sich in die Luft. Steigt höher und höher. Unter ihr wartet nicht etwa eine weiche Sprunggrube. Lediglich die Arme ihrer Teammitglieder federn den meterhohen Fall ab. Einen Schwung später steht sie einbeinig auf den Händen ihrer Teammitglieder. Reckt das andere Bein bis zum Kopf hinauf.

Cheerleading bedeutet Spektakel. Was aber von außen wie eine einfache Showeinlage anmuten mag, ist eine kräftezehrende Sportart. Denn die tänzerischen Parts am Spielfeldrand bilden nur einen Bruchteil des Cheerleadings ab. Was du für die Sprünge, Choreographien und Flugeinlagen trainieren musst und wo du Cheerleading lernen kannst.

Timos Cheerleading Team bei einem Auftritt
© Timo Birck/privat

Was ist Cheerleading?

Cheerleading ist eine Sportart, die Tanz-, Akrobatik- und Turnelemente kombiniert. Häufig sind auch die namensgebenden Anfeuerungsrufe in den Choreographien enthalten. Jeder Auftritt besteht aus verschiedenen Komponenten, die sich hauptsächlich in die Bereiche Stunt, Tumbling und Dance unterteilen lassen.

Bei den Stunts werden möglichst leichte Personen (die „Flyer“) von möglichst kräftigen Cheerleadern, die zusammen die sogenannte „Base“ bilden, oft mehrere Meter in die Luft geworfen. Dort führen die Flyer diverse Drehungen, Saltos und Schrauben durch. Nach der möglichst eleganten Ausführung dieser Stunts ist es Aufgabe der Base, die in die Luft gefeuerte Teampartnerin oder den Teampartner wieder sicher aufzufangen. Mehrere dieser Stunts aneinandergereiht werden als „Routine“ bezeichnet.

Im Gegensatz zu den Stunts findet das Tumbling am Boden statt und kommt dem Bodenturnen sehr nahe. Bei diesem Element führen die Cheerleader jede Menge Flickflacks, Drehungen und Saltos durch, bei denen einem alleine vom Zuschauen schwindelig werden kann.

Zusätzlich gibt es noch das Element Dance, bei dem vorwiegend die weiblichen Teammitglieder eine Art Tanzchoreographie durchführen. Hierbei kommen auch die besagten Pompons zum Einsatz. All diese Elemente müssen zudem im Takt der dabei abgespielten Musik stattfinden. Rhythmusgefühl und Teamwork sind hier gefordert. Um den synchronen Ablauf zu erleichtern, zählen alle Cheerleader während der Choreographie kontinuierlich von 1 bis 8.

Die Geschichte des Cheerleadings: Frauensache? Von wegen!

Die Sportart entstand in ihrer Grundform bereits Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. 1898 feuerten Cheerleader bei einem American-Football-Spiel erstmals ihre Teams an.

Damals flogen die Cheerleader jedoch noch nicht durch die Luft. Auch die Turn- und Tanzpassagen existierten noch nicht. Der Job der Cheerleader bestand zunächst nur aus Anfeuerungsrufen aus dem Publikum. Erst in den Folgejahren entwickelten Cheerleader erste Choreographien mit den Armbewegungen und setzten die typischen Pompons ein. Für noch mehr Spektakel begannen die Cheerleader auch mit Stunts.

Ursprünglich war Cheerleading ausschließlich Männern vorbehalten. Erst in den 1950er-Jahren begannen auch Frauen, sporadisch am Spielfeldrand zu animieren.

In der DACH-Region verbreitete sich das Cheerleading erst deutlich später. Erst 1988 entstand beispielsweise in Deutschland das erste Cheerleading-Team der Football-Mannschaft Düsseldorf Panthers. Durch die wachsende Popularität gründete sich 2004 die International Cheer Union (ICU). Der erste Weltverband des Cheerleadings.

Arten von Cheerleading

Heute erfreut sich Cheerleading großer Beliebtheit. In vielen Sportligen auf der ganzen Welt sind die motivierenden Teams fester Bestandteil der Spieltage. Es gibt sogar Cheerleading-Profis. Wer Teil eines sogenannten Squads werden möchte, muss heute ein intensives Casting absolvieren. Auch entwickelten sich schnell verschiedene Arten des Cheerleadings.

Sideline Cheerleading

Die bekannteste Form ist das Sideline-Cheerleading – das Anfeuern an der Seitenlinie und in den Pausen eines Spiels. Es soll die Zuschauerinnen und Zuschauer motivieren und für Unterhaltung in den sonst schnöden Pausen sorgen. Die Choreographien sind meist kurz und enthalten weniger waghalsige Manöver.

Competitive Cheerleading

Deutlich intensiver ist das Competitive Cheerleading. Eine wettkampforientierte Form der Sportart. Hier treten die Cheerleader in Wettkämpfen gegeneinander an, anstatt ein Team zu unterstützen. Diese Wettbewerbe beginnen auf regionaler Ebene. Die besten Teams dürfen sich jährlich auf Landes- und Weltmeisterschaften messen.

Bei den Wettkämpfen bewertet eine Jury die Choreographien wie bei Turnwettbewerben. Zu den Kriterien gehören die Schwierigkeit und Ausführung der Bewegungen, die Kreativität und die Synchronität der Teilnehmenden. Die Präsentationen dauern meist zweieinhalb Minuten und enthalten viele Sprünge und Würfe.

Timos Cheerleading Team bei einem Auftritt mit Stunts
© Timo Birck/privat

Wie Cheerleader trainieren

Cheerleading fordert den gesamten Körper – sowohl bei Auftritten am Spielfeldrand als auch bei Wettkämpfen. Um die körperlichen Anforderungen dieser Sportart zu meistern, trainieren die Athleten und Athletinnen mehrmals wöchentlich. Dabei liegt der Fokus auf der Entwicklung und Verbesserung von Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Balance.

  • Krafttraining ist zentral, um Stunts und Tumbling-Elemente sicher auszuführen. Es umfasst gezielte Übungen zur Stärkung der Muskelgruppen in Armen, Beinen und dem Rumpf, oft mit zusätzlichen Gewichten. Das Krafttraining findet in der Regel drei Mal pro Woche statt und steigert sich sukzessive in seiner Intensität, um kontinuierlich Fortschritte zu ermöglichen.
  • Ausdauertraining verbessert die Kondition, die für längere Choreographien benötigt wird. Daher steht regelmäßiges kardiovaskuläres Training wie Laufen, Radfahren oder Aerobic auf dem Programm. Darüber hinaus wiederholen die Athleten und Athletinnen ihre Choreographien mehrfach hintereinander, um die Belastung einer Aufführung zu simulieren und die Ausdauer zu verbessern.
  • Flexibilitäts- und Beweglichkeitstraining ist notwendig, um die erforderliche Beweglichkeit für Sprünge und andere Stunts zu erreichen. Tägliches Stretching reduziert das Verletzungsrisiko und fördert die Flexibilität.
  • Balance-Training stärkt die Stabilität und Koordination, die für alle Positionen und Sprünge entscheidend sind.

Dieser umfassende Trainingsansatz hilft, die Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern und die Herausforderungen des Cheerleadings erfolgreich zu meistern.

Cheerleading beansprucht den ganzen Körper und erfordert gerade bei den männlichen Mitgliedern des Teams sehr viel Explosivkraft.

Timo Birck, Cheerleader

Wie du vom Cheerleading profitierst

Physische Vorteile

Neugierig geworden? Dann folgt hier noch ein Anreiz! Mit dem Cheerleading trainierst du viele deiner Muskeln. Egal, ob du die Hebefiguren ausführst oder als Spotter agierst. Das sind Personen, die andere heben, schleudern und werfen.

Mit regelmäßigen Einheiten kannst du deinen gesamten Körper stärken und trainierst vor allem die Muskulatur der Arme, der Beine und des Oberkörpers. Das wirkt sich besonders auf die Kraftausdauer und die Flexibilität der Muskeln aus, wie eine Studie an der Universität in Richmond zeigte.

Durch die gestärkte Tiefenmuskulatur profitierst du auch in anderen Sportarten. Denn du bewegst dich sicherer und stabiler, was Verletzungen vorbeugt. Außerdem kannst du deinen Körper und deine Bewegungen besser koordinieren. Dadurch verbrauchst du weniger Energie und deine Muskeln ermüden langsamer.

Psychische Vorteile

Ein Forschungsteam der Sportabteilung an der Universität im chinesischen Chengdu untersuchte die psychologischen Effekte des Cheerleadings – und das mit beeindruckenden Ergebnissen. Nach 16 Wochen Training stieg das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden signifikant an. Auch das Gefühl der eigenen Attraktivität nahm zu. Zudem konnte das Training Angstzustände und depressive Phasen reduzieren und Schlafprobleme lindern.

Forschende der Universität im malaysischen Selangor konnten sogar Unterschiede zwischen tänzerischem und technischem Cheerleading feststellen. Ihre Studie zeigte, dass die technische Variante die zwischenmenschliche Sensibilität merklich verbessert. Auch reduziert sie die grundsätzliche Feindseligkeit gegenüber fremden Menschen.

Darüber hinaus stärkst du durch Cheerleading deine Disziplin und verbesserst deine Teamfähigkeit. Denn für eine perfekte Choreographie muss die ganze Mannschaft zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen können. Dafür ist das Vertrauen ineinander essenziell.

Dieses Vertrauen führt zu einem sehr starken Mannschaftszusammenhalt.

Timo Birck, Cheerleader

Übrigens: Das Vorurteil des „Hampelns am Seitenrand“ entkräftet Ilse Hartmann-Tews, die Leiterin des Instituts für Soziologie und Genderforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln, im Gespräch mit DW. Für sie sei Cheerleading mittlerweile eine hochprofessionelle Sportart.

Was du beim Cheerleading benötigst

Cheerleading ist eine enorme körperliche Herausforderung, aber du benötigst kein spezielles Equipment. Zu Beginn reicht normale Sportkleidung. Bei Wettkämpfen oder zur Unterstützung von Sportmannschaften stellt der Verein die Uniformen.
Hilfsmittel wie Bandagen für Knöchel und Handgelenke können dir, besonders am Anfang, zusätzliche Stabilität bieten. Tape schützt außerdem vor Blasen und Überlastungen.

Wo du Cheerleading ausprobieren kannst

Möchtest du diese intensive Aktivität ausprobieren, findest du in deiner Nähe sicher einen Verein. Bei einem Probetraining kannst du erste Übungen testen und das Team kennenlernen. Wenn du dich mehr für den körperlichen Aspekt interessierst, bieten einige Fitnessstudios Cheerleading-Kurse an, die auf tänzerische Elemente fokussieren.

Auch bei Sportvereinen kannst du dich erkundigen. Selbst in kleineren Ligen unterstützen Cheerleader die Mannschaften auf dem Feld. Beispielsweise beim Fußball, Basketball oder Handball. Einige Universitäten mit Sportmannschaften haben sogar eigene Cheerleading-Teams.

Über Timo Birck

Timo Birck
© Timo Birck/privat

Timo Birck ist leidenschaftlicher Cheerleader, spielt gerne Volleyball, geht im Sommer Surfen und im Winter Skifahren. Auch für Timo war der Cheerleading-Sport anfangs mit Vorurteilen behaftet. Allein die Neugier hat ihn dazu gebracht, einfach mal etwas Neues auszuprobieren und er konnte somit eine neue Leidenschaft für sich entdecken. Heute schätzt er den Adrenalinschub beim Ausführen der Stunts, die physische Erschöpfung nach dem Training, die Vielfalt und Grenzenlosigkeit des Sports, sowie den starken Zusammenhalt und Spaß im Team.

Was dich sonst noch vorwärts bringt

KNOW THE REAL YOU – mit der neuen Venu 3 von Garmin

Dank der neuen Fitness-Smartwatch erfährst du mehr über deinen Körper als je zuvor. Innovative Gesundheits- und
Fitnessfunktionen, 30+ Sport-Apps, Bluetooth Telefonie sowie bis zu 14 Tage Akkulaufzeit unterstützen dich bei deinen Zielen.

Quellen
  1. https://premieracademy.ca/benefits-of-cheerleading-and-tumbling/
  2. https://www.deutschlandfunkkultur.de/hochleistungssport-cheerleading-100.html
  3. https://www.wedel-satellites.de/ueber-cheerleading/ist-cheerleading-sport
  4. https://www.nordbayern.de/franken/fuerth/cheerleading-harter-sport-und-hartnackige-vorurteile-1.6324089
  5. https://www.dw.com/de/cheerleading-mehr-als-puscheln-und-posen/a-50642448
  6. https://www.edit-magazin.de/leistungssportler-oder-attraktive-pausenfueller.html
  7. https://blogs.sonia.de/ohr/2013/10/29/cheerleading-eine-sportart-die-von-vorurteilen-geplagt-ist/
  8. https://usacheer.org/history-of-cheerleading
  9. https://www.afvd.de/cheerleading/geschichte-des-cheerleadings/
  10. https://cheerupschwiiz.ch/2018/03/06/es-gibt-cheerleading-der-schweiz/
  11. https://www.varsity.com/news/what-is-competitive-cheerleading/
  12. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9255666/
  13. https://ojs.bbwpublisher.com/index.php/JCER/article/view/6375
  14. https://www.scielo.br/j/rbme/a/7CXF6PQwtFqyXY7kYTJNMSB/?lang=en
  15. https://journals.lww.com/acsm-msse/fulltext/2010/05001/physical_fitness_characteristics_of_division_ii.2449.aspx
  16. https://www.jrchiefscheer.com/post/the-benefits-of-cheerleading
  17. https://healthysportindex.com/sport/girls/cheerleading/

Über diesen Artikel

Kevin Berg © Redaktion

Autor:

Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

Mehr Infos
Avatar-Foto

Co-Autor:in:

Timo Birck

Timo Birck ist leidenschaftlicher Cheerleader, spielt gerne Volleyball, geht im Sommer Surfen und im Winter …

Mehr Infos
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel