Fitness

Football-Fitness: Weniger Nutella, mehr Gurke

Sprinten, hüpfen, drücken, wenden – die Übungen des NFL-Combine verraten dir deinen persönlichen Fitnessstand, und sie geben dir ein regelmäßiges Trainingsziel. Ein Erfahrungsbericht.

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Wann wird es wieder so, wie es früher nie war? Den Romantitel von Joachim Meyerhoffs bestem Werk habe ich häufig im Kopf, wenn ich morgens vor dem Spiegel stehe.

Als Student war ich immerhin sportlich, muskulös und blasiert genug, um mir in meiner Universitäts-Fußballmannschaft den Spitznamen „Beast Mode” aufs Trikot zu schreiben. Bei manchen Kumpels verfing sich der Name, ich wurde „Beasty” genannt. Schöne Zeit.

„Beast Mode” ist eigentlich der Kosename von Marshawn Lynch. Das ist ein ehemaliger American-Footballspieler. Er rechtfertigte seinen Namen im Januar 2011, als er bei einem Spiel 67 Yards in die Endzone lief und dabei zahlreiche Gegenspieler, die ihn umklammerten, wie lästige Kletten abwarf. Der Jubel in Seattle war so groß, dass Seismografen ein Erdbeben registrierten. Diese Erschütterung des Pazifischen Nordwestens wurde Beast Quake getauft und hat sogar einen deutschen Wikipedia-Eintrag bekommen.

Fitnesstest in Friedrichsfelde

Ein solches Beben droht Friedrichsfelde nicht. Es ist ein wolkenverhangener Sonntagnachmittag im Osten Berlins, als ich die Laufbahn eines kleinen Sportclubs betrete. Ich werde heute mich selber testen, mich herausfordern. Die Übungen machen, die sonst die durchtrainierten Athleten von US-Colleges vor ihrem Weg in die härteste Football-Liga der Welt absolvieren müssen.

Es stehen genau die fünf Übungen an, die ich während meiner Reportage bei den Rostock Griffins hautnah beobachten konnte: der 40-Yard-Dash, der Standweitsprung, die 3-Cone- und Shuttle-Cone-Drill sowie das Bankdrücken.

1. Der 40-Yard-Dash

Die Übung: Der 40-Yards-Dash ist ein kurzer, knackiger Sprint über 36,57 Meter. Der Test zeigt, wie antrittsschnell ein Athlet ist. Die schnellsten Footballer sind auf den ersten 40-Yards flinker als so mancher Leichtathletik-Weltmeister. Das liegt auch daran, dass die Reaktionsschnelligkeit beim 40-Yard-Dash nicht so wichtig ist. Die Athleten starten nicht auf ein Signal hin, sondern dann, wenn sie sich bereit fühlen. Eine Lichtschranke erfasst automatisch den Start.

Die Zeiten im Vergleich:

Schnellste je gelaufene Zeit beim NFL-Combine: 4,22 Sekunden

Langsamste je gelaufene Zeit beim NFL-Combine: 6,0 Sekunden

Meine gelaufene Zeit: 5,73 Sekunden

Auch wenn es bei dieser Zeit kurios klingt, sie ist viel besser als erwartet. Ich war nie ein Sprinter, weil ich immer zu schwerfällig war. Ich kam immer erst ab sechzig, siebzig Metern auf Tempo. Meine Beine mögen eher das stete, schnelle Laufen über Mitteldistanzen.

Auch ein Problem: die Furcht vor dem nächsten Fall. Im Schulunterricht stürzte ich einmal so schwer, dass ich mir das rechte Schlüsselbein gleich doppelt brach. Die einzelnen Knochenfragmente schoben sich beim Versuch des Aufstehens übereinander, ziemlich schmerzhaft. Mit Rettungswagen und Blaulicht kam ich in die Klinik. Am schlimmsten ist immer noch, dass die Königsberger Klopse meiner Mama an diesem Tag vergeblich auf mich warteten.

Der Standweitsprung ist im Football ein wichtiger Test. Beim Selbstversuch wird hier das beste Ergebnis erzielt. © privat
Der Standweitsprung ist im Football ein wichtiger Test. Beim Selbstversuch wird hier das beste Ergebnis erzielt. © privat

2. Der Standweitsprung

Wo wir bei Kindheitstraumata sind. In der ersten Klasse schaffte ich es noch auf das Heldenboard meiner Grundschule. Ich war beim Sportfest fabelhafte 2,95 Meter gesprungen, nein, was sage ich: geflogen. Damals der weiteste Satz in meinem Jahrgang.

Ein Jahr und sechs Wochen Sommerferien bei den Großeltern später plumpste ich wie eine Frikadelle in die Sandgrube der Sportanlage. Keine zwei Meter. Der Sportlehrer, der schockiert den Hopser beobachtet hatte, urteilte scharf: „Weniger Nutellabrot, mehr Gurke.”

Der Standweitsprung (Broad Jump) ist beim Football-Combine einer von zwei Tests, bei denen die Beobachter die Sprungkraft der Athleten messen. Auch der vertikale Sprung nach oben wird getestet, hierfür fehlt in Europa aber meist das Equipment.

In Friedrichsfelde gönne ich mir drei Versuche für den Broad Jump. Es gelten die üblichen Regeln. Gemessen wird dort, wo mein erstes Körperteil den Boden berührt. Im Idealfall sind das die Füße. Bei meinem ersten Versuch ist es jedoch beinahe mein Hintern, der leiden muss.

Der zweite Sprung ist mein bester Flug. Meine 97 Kilogramm landen nach 2,32 Metern. Das ist gar nicht so kläglich. Nur ein Vergleich: Orlando Brown, ein NFL-Spieler für die Baltimore Ravens, lieferte 2018 einen der schlechtesten „Broad Jumps” der Football-Geschichte ab: 82 Inches, etwas mehr als 2,08 Meter. Na gut, Brown wog über 50 Kilo mehr als ich, aber das ist mir egal.

Rekordhalter ist Byron Jones mit 3,73 Metern. Wenn dieser Jones ein Känguru ist, bin ich leider nur ein altersschwaches Bison. Aber das hüpft immerhin weiter als Kollege Brown.

Die Zeiten im Vergleich:

Weitester Standweitsprung beim NFL-Combine: 3,71 Meter

Kürzester Standweitsprung beim NFL-Combine: 2,08 Meter

Meine Weite: 2,32 Meter

Ein kleiner Sprung für die Menschheit, ein großer für den Autor dieses Textes. @ privat
Ein kleiner Sprung für die Menschheit, ein großer für den Autor dieses Textes. @ privat

3. Shuttle Drill

Ich merke eine süßlich-sauer schmeckende Flüssigkeit in meinem Hals aufsteigen, presse die Lippen zusammen und ziehe durch die Nase Luft in meine Lungen. Ich sterbe mal kurz. Der Shuttle Drill fühlt sich also genauso an, wie er klingt.

Es sind nur verdammte 20 Yards, also knapp 18 Meter, die ich zurücklege. Aber sie tun weh. 5 Yards vor, 10 Yards zurück, wieder 5 Yards vor. Jeweils mit einer Bodenberührung bei der Wende. Diese Übung macht schwindelig, sie schüttelt meine Eingeweide durcheinander wie ein Barkeeper den Pina Colada. Und ich scheitere kläglich. 5,4 Sekunden. Das ist ziemlich schlecht. Aber zum Glück gibt es Damien Mama. Der Offensive Liner brauchte beim NFL-Combine 2017 ganze 5,51 Sekunden. Mama mia!

Diese Übung offenbart, was mir bereits der 40-Yard-Dash zeigte: Ich muss dringend an meiner Beweglichkeit arbeiten. Ob Yoga hilft?

Die Zeiten im Vergleich:

Schnellster Shuttle-Drill beim NFL-Combine: 3,82

Langsamster Shuttle-Run-Drill NFL-Combine 2017: 5,51 Sekunden

Meine Zeit: 5,40

Übungen, die in die Knie zwingen: Der 3-Cone und Shuttle-Cone-Drill entblößen mangelndes Bewegungstalent. © privat
Übungen, die in die Knie zwingen: Der 3-Cone und Shuttle-Cone-Drill entblößen mangelndes Bewegungstalent. © privat

4. 3-Cone-Drill

Es wartet der vielleicht härteste Drill, der berühmte 3-Cone. In den Achtzigerjahren erfand ein Profi-Scout diese Qual, um die Beweglichkeit, die Antrittsstärke, den Gleichgewichtssinn und das Raumgefühl der Sportler in einer Übung zu erfassen.

Anders als die Profis habe ich keine Kegel dabei und markiere mir den Weg, wie beim Shuttle-Drill mit Paketklebeband. Die drei Streifen bilden ein L auf dem langsam verblassenden Rot des Tartanbodens. Ich laufe fünf Yards vor zum ersten Streifen, dann fünf Yards zurück zum Start. Dann geht es außenrum zum dritten Streifen und dort nach der erneuten Wende wieder zur Ausgangsposition. Insgesamt knapp 30 Yards, also ungefähr 27 Meter. Ich benötige mit meinem großzügigen Wendekreis knapp zehn Sekunden. Das ist schlecht, sogar viel schlechter als der Wert meines neuen Lieblingsfootballers Damien Mama. Der brauchte ganze 1,5 Sekunden weniger als ich – 8,51 Sekunden.

Der 3-Cone-Drill ist eine der spannendsten Disziplinen, weil er auch die Top-Athleten in eine missliche Lage bringt. Zum Beispiel DK Meltcalf, ein Wide Receiver und Modell-Athlet mit durchtrainierten 104 Kilogramm auf 1,93 Meter. Meltcalf lieft die 40 Yards im Stile einer Kanonenkugel in 4,33 Sekunden und erzielte auch bei den Sprüngen grandiose Ergebnisse. Doch beim 3-Cone-Drill brauchte er 7,31 Sekunden. Das ist ein miserabler Wert für Profis.

Der Bestwert beim 3-Cone-Drill beträgt momentan 6,28 Sekunden. Die magische Grenze, die die wenigsten Super-Athleten überwinden, ist die 6,50er-Marke.

Die Zeiten im Vergleich:

Schnellster 3-Cone-Drill beim NFL-Combine: 6,28 Sekunden

Langsamster 3-Cone-Drill beim NFL-Combine 2017: 8,51 Sekunden

Meine Zeit: 10,02 Sekunden

5. Bankdrücken

Ab ins Fitnessstudio. Das nehme ich mir ja fünfmal die Woche vor. Heute klappt es endlich.

Ein kurzer Rückblick: Bei meiner ersten Combine-Reportage sah ich dem Rostocker Mario Baierl dabei zu, wie er 36-mal die 100 Kilo in Richtung Hallendecke presste. Ein irre guter Wert. Damit würde er auch zu den besseren in der NFL gehören. Seit Beginn des NFL-Combine konnten nur 18 Sportler mehr als 40 Wiederholungen leisten.

Früher, also vor etwa drei Jahren, war ich unsagbar stolz auf meine Brustmuskeln. So stolz, dass ich mich einmal um drei Uhr morgens zu 75 Liegestützen vor einer Diskothek hinreißen ließ, um eine Freibierwette zu gewinnen.

Doch einem Bürojob zollt der Körper seinen Tribut. Schon als ich das Fitnessstudio im Berliner Osten durch eine Schwenktür betrete, weiß ich, dass ich die Hantel heute 36-mal weniger als Mario hochdrücken werde. 100 Kilo oder ein Neuköllner Linienbus im Stoßverkehr – für mich macht das heute keinen Unterschied. Ich drücke und drücke, und es rührt sich nichts. Ganz schön deprimierend.

Die Zeiten im Vergleich:

Die meisten Bench-Press-Wiederholungen aller Zeiten: 51

Die wenigsten Bench-Press-Wiederholungen 2018: 4

Meine Wiederholungen: 0

Sieht nach Wrestling aus, soll aber American Football sein. © privat
Sieht nach Wrestling aus, soll aber American Football sein. © privat

Combine: Endlich neue Motivation

Ein ernüchternder Tag. „Beast Mode” kann ich mich grade jedenfalls nicht mehr nennen. Aber in jedem Scheitern steckt ja auch das Potenzial zur Motivation. Und davon habe ich heute eine Bauarbeiterportion mitbekommen.

Das Gute an der Fitness-Evaluierung in Form eines NFL-Combines: Sie ist vielseitig. Sie zeigt, wie stark oder schwach ich bin, wie schnell ich laufen kann und wie gut die Muskeln trainiert sind, die ich für starke Sprünge brauche. Den Leg-Day sollte ich im Fitnessstudio nicht mehr überspringen. Und ich muss zwingend mehr koordinatives Training machen, zum Beispiel Gleichgewichtsübungen.

Vor allem sind es die Werte, also die Zahlen, die mich reizen. Ich habe sie jetzt schwarz auf weiß, kann mich an ihnen messen. Zum Beispiel alle drei Monate mit einem Vergleichstraining.

Mit neuem Trainingsplan zum Ziel

Bonusargument: Dieser Leistungstest ist auch noch günstig und unkompliziert. Man braucht nicht mehr als einen Partner oder eine Partnerin mit Stoppuhr, ein Maßband oder einen Zollstock, Paketklebeband und im Idealfall eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft.

Die Ergebnisse? Mein Trainingsplan hat durch das Combine-Erlebnis neue Konturen bekommen. Einmal die Woche Yoga, eine konsequente Einheit Beintraining sowie regelmäßige Intervall- und Sprintläufe bereichern ab sofort mein Trainingsprogramm.

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