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Kampfsport für Kinder: Welche Vorteile das Training bietet

Martialische Kampfkünste mögen für Kinder ungeeignet erscheinen. Aber das stimmt nicht, denn Kampfsport bietet Kids viel mehr als Tritte und Schläge.

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Schweiß tropft auf den Hallenboden. Ein leises Ächzen schallt durch den Raum. Der Geruch der Anstrengung wabert durch die Luft.

Es ist mein Geruch.

Seit Minuten drückt sich mein elfjähriges Ich mit zittrigen Armen bei Liegestützen nach oben. Verweilt etwas länger als gewünscht am Boden, ehe schnaufend die nächste Wiederholung folgt.

Warum das alles?

Das habe ich mich als Kind oft gefragt. Die Antwort damals war eigentlich simpel: Weil ich dem Trainer dazwischen quatschen musste. In meiner Kampfkunst Qwan Ki Do setzt es dafür zehn Liegestütze. Jedes Mal.

Was ich damals verteufelte, hilft mir heute. Mir gelingen nicht nur die Liegestütze besser. Ich kann Menschen besser zuhören, bin aufmerksamer. Auch dann, wenn mir eigentlich nach Quatschen ist.

Kampfsport bedeutet also mehr Kraft und Selbstverteidigung. Es bedeutet, dass man gerade als Kind Tugenden lernt, die im Alltag sehr wichtig sein können.

Kampfsport oder Kampfkunst – wo liegt da der Unterschied?

Viele Menschen nutzen den Begriff Kampfsport stellvertretend für alle Arten und Stile. Ganz richtig ist das aber nicht. Denn zwischen einem Kampfsport und einer Kampfkunst bestehen Unterschiede. Diese betreffen vor allem die Ziele der Aktivitäten. Kampfsport fokussiert sich voll auf den sportlichen Aspekt und Wettkämpfe. Das Training beinhaltet vor allem körperliche Arbeit.

Kampfkünste hingegen bestehen neben dem körperlichen Training aus vielen weiteren Faktoren. So fokussieren sie beispielsweise auch die Charakterbildung und vermitteln im Training Werte wie Respekt und Anstand. Oft beinhalten die Trainings auch Atemübungen oder Meditationen, die die mentale Stärke fördern sollen.

Was sind die Vorteile des Krafttrainings für Kinder?

Zugegeben, Straf-Liegestütze klingen nach wenig Spaß für Kinder und ein wenig aus der Zeit gefallen. Ich kann Eltern beruhigen: Strafen sind nur ein marginaler Teil der Kampfsportarten. Stattdessen überwiegen auch für die Kids die direkt spürbaren Vorteile.

Physische Vorteile

Kampfsport beansprucht den gesamten Körper. Die Bewegungen kombinieren Schläge, Tritte und Stellungen. Das spricht viele Muskeln an. Kinder werden dadurch in ihrer gesamten motorischen Entwicklung geschult.

Die körperlichen Effekte von Kampfsport auf Kinder zeigte eine Studie der Fakultät für Sport und Leibeserziehung an der Universität im serbischen Niš. Die Untersuchung belegte, dass Kampfsport bei Kindern die Schnelligkeit, die Beweglichkeit, die Kraft, die Flexibilität und die Koordination und das Gleichgewicht erheblich verbessert. Auch stieg ihre kardiorespiratorische Fitness. Auf Deutsch: Die Kids gewinnen durch Kampfsport an Ausdauer.

Psychische Vorteile

Kampfkünste trainieren den gesamten Körper, zahlen aber genauso auf Charakter und die mentale Stärke ein. Wie das Training das Selbstbewusstsein beeinflussen kann, zeigte eine Studie der Abteilung für Psychologie an der Universität im iranischen Bushehr. Teilnehmende, die Taekwondo oder Karate trainierten, konnten ihr Selbstbewusstsein signifikant steigern.

Eine Untersuchung an der Universität im US-amerikanischen Philadelphia zeigte außerdem, dass Kampfsport Kindern bei der Kontrolle von Emotionen helfen kann. Eine Studie an der Universität im israelischen Ramat Gan stärkt diese Annahme. In den Versuchen verbesserten sich die kognitiven Fähigkeiten und die Emotionskontrolle. Die Teilnehmenden konnten Reize dadurch schneller verarbeiten und erlebten seltener emotionale Ausbrüche.

Ähnliche Effekte zeigte eine Studie an der Universität im tunesischen Manouba bei Kindern, die an ADHS leiden. Diese konnten durch das Training ihre Angstgefühle und negative Emotionen verringern und ihre Konzentration steigern.

Soziale Vorteile

Wie kaum eine andere Sportart vermitteln Kampfkünste positive Werte. Und sie können den Charakter eines Kindes formen. Denn ein ganz zentraler Teil des Trainings sind Disziplin und Respekt – und zwar vor den Lehrenden und anderen Teilnehmenden. Das gemeinsame Training stärkt die Teamarbeit und den sozialen Umgang.

Hinweis: Gewalttätige Kinder bringt der Kampfsport selten hervor. Gute Trainerinnen und Trainer ermahnen immer wieder, dass die erlernten Techniken ausschließlich als Selbstverteidigung dienen. Bei vielen Arten ist das sogar in den Grundsätzen verankert. Zudem zeigte eine Studie, dass gewaltbereite Kinder ihre Aggressionen durch Kampfsport sogar senken konnten. Eine Garantie ist das natürlich nicht.

Welche Kampfsportarten eignen sich für Kinder?

Die Auswahl an verschiedenen Kampfsportarten ist groß. Nicht alle eignen sich aber uneingeschränkt für Kinder. „Karate und Taekwondo sind für Schüchterne ein guter Anfang. Beides ist weniger körperlich.“, erklärt die Kampfsporttrainerin Ana Yagües beispielsweise im Gespräch mit der AOK. Auch eher weichere Stile wie Judo oder Aikido sind empfehlenswert. Diese enthalten wenig Schläge oder Tritte und sind defensiver ausgerichtet. Allerdings stören sich manche Kinder am regelmäßigen Fallen beim Judo. Viele Kampfkünste wie Kung Fu bieten heute aber auch spezielle Inhalte für Kleinkinder und beginnen erst später mit Schlägen und Tritten.

Hinweis: Welche Kampfsportart einem Kind wirklich zusagt, lässt sich nur mit Probetrainings herausfinden.

Zwei Mädchen beim Taekwondo Training
© Drazen_ / E+ / Getty Images Plus

Was ist das richtige Alter für den Einstieg?

Manchen Kampfsportarten haftet ein martialischer Ruf an.

Klar ist aber: Auch für kleinere Kinder kann das Erlernen ein Kampfkunst sinnvoll sein. Ähnlich wie beim Schwimmen oder Schlittschuhlaufen manifestieren sich Bewegungsmuster in frühen Jahren besonders gut. Kinder lernen schneller und besser. Gemeinhin gilt ein Alter zwischen sechs und acht Jahren als guter Einstiegspunkt.

Für jüngere Kinder empfiehlt besagte Ana Yagües das Budoturnen. Ein Grundlagen-, Spiel- und Koordinationstraining, das gänzlich ohne Schläge stattfindet. Die Expertin sagt: „Dabei lernen die Kleinen viel über Körperkontrolle, beispielsweise, wie man sich richtig nach vorn oder hinten abrollt und fällt, ohne sich wehzutun.“

Natürlich können auch ältere Kinder mit einer Kampfkunst beginnen. Die Trainingsgruppen sind häufig nach Alter und Wissensstand unterteilt.

Welche Ausrüstung benötigen Kinder?

Für dein Einstieg in den Kampfsport genügt einfache Sportkleidung. Diese sollte aber lang sein. In kurzer Kleidung entstehen schnell Schürfwunden, wenn die Kinder mit der Haut über die Matte oder den Hallenboden rutschen. Später tragen sie meist einen Anzug aus robustem Stoff.

Schuhe sind nicht nötig. Möchte ein Kind zunächst nicht barfuß trainieren, eignen sich leichte Kampfsportschuhe aus Stoff. Bei Partnertechniken schützen Faust- und Fußschützer sowie ein Tiefschutz vor Verletzungen.

Tipp: Manche Vereine stellen die Faust- und Fußschützer für Einsteigende zunächst oder bieten gebrauchte Exemplare günstiger an.

So findest du gute Kampfsportvereine

Kindgerechtes Angebot

Besonders kleine Kinder sollten beim Kampfsport altersgerecht trainieren können. Schläge, Tritte und Würfe mit Körperkontakt sind eher ungeeignet. Stattdessen sollte das Training aus den Grundlagen bestehen und zunächst die Koordination und Körperkontrolle fördern. Das können auch spielerische Übungen sein. Startet das Training direkt mit Körperkontakt, schreckt das Kinder oft ab.

Außerdem ist die Atmosphäre beim Training wichtig. Fühlt sich ein Kind unwohl in der Gruppe, lernt es wenig und hat keinen Spaß. Oft hilft es, wenn Freundinnen und Freunde aus der Schule in derselben Trainingsgruppe sind.

Qualifizierte Lehrende

Eine der wichtigsten Faktoren ist die Qualifikation der Lehrenden. Im Kampfsport sind Coaches gut geschult. Zusätzlich sollten sie aber eine abgeschlossene Lehrausbildung für Sport vorweisen können.

Auch ist der Umgang der Lehrenden mit den Kindern ein wichtiger Indikator. Kampfsport verlangt Disziplin und Respekt. Trainerinnen und Trainer sollten aber nie einschüchternd oder zwanghaft fordernd gegenüber den Kindern agieren.

Übrigens: Gute Coaches sind oft daran zu erkennen, wie sorgsam sie ein Workout gestalten.

Sicherheit

Ein ganz wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Bei allen Übungen im Training sollte die Sicherheit der Kinder Priorität haben. Dazu gehören beispielsweise weiche Matten bei Sprungübungen oder Schützer bei Partertechniken. Das sind Techniken, die am Boden ausgeführt werden, wie Haltegriffe oder Befreiungsmanöver. Auch regelmäßige Trinkpausen sind Pflicht. Sonst überlastet das Training die Kinder schnell.

Tipp: Sicherheit bedeutet auch die Kontrolle der Finger- und Fußnägel. Sind sie zu lang, steigt das Verletzungsrisiko. Außerdem sollten die Lehrenden darauf achten, dass die Kinder keinen Schmuck oder Uhren tragen.

Elternfeedback

Auch können andere Eltern bei der Vereinswahl helfen. Sie können über ihre Erfahrungen und die Atmosphäre im Verein berichten und Empfehlungen geben. Zudem kennen sie die Kosten, die durch den Kampfsport entstehen und können die Sicherheit der Kinder beim Training einschätzen.

Tipp: An einigen Schulen bieten Kampfsportvereine ihr Training als Nachmittagsprogramm an. Dadurch können Lehrerinnen und Lehrer über die Inhalte und die Atmosphäre informieren. Auch kann Sportamt bei der Auswahl eines guten Vereins helfen.

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Quellen
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  2. https://www.aok.de/pk/magazin/sport/fitness/kampfsporttraining-fuer-kinder-foerderlich-oder-schaedlich/
  3. https://www.kinderstarkmachen.de/suchtvorbeugung/eltern/bewegung-und-entspannung/wie-kampfsport-kinder-staerkt/
  4. https://www.kita.de/wissen/kampfsport-kinder/#4_Kampfsport_fuer_Kinder_zum_Aggressionsabbau_ein_umstrittenes_Thema
  5. https://www.c-and-a.com/de/de/shop/kampfsport-fuer-kinder
  6. https://kindersport-wissen.de/karate-fuer-kinder/
  7. https://tkd-cinar.de/die-vorteile-von-taekwondo-fuer-kinder/
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  28. https://www.philognosie.net/freizeit-hobby/kampfsport-tipps-zur-suche-nach-der-richtigen-schule-verein

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Kevin Berg © Redaktion

Autor:

Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

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