Du fühlst dich gut. Also nicht perfekt, aber schon okay gut. Du hast Lust auf Training, bist aber auch skeptisch. Ein Bauchgefühl. Lieber mal in die Trainingsbereitschaft auf deiner Smartwatch von Garmin schauen.
Ups, der Wert ist tatsächlich niedrig. Aber warum? Erholt bist du, die Trainingspause war ausreichend. Du schaust genauer hin: Die meisten Werte sind okay, einer aber ganz sicher nicht, und der macht den Schnitt kaputt. Der HFV-Status. Da steht: unausgeglichen. Was bedeutet das? Und warum beeinflusst das deine Trainingsbereitschaft?
Was ist der HFV-Status?
Der Takt deines Herzens ist unregelmäßig. Mal schlägt es langsam, mal schnell. Es ist das komplette Gegenteil eines Metronoms. Und das gilt nicht nur für die Schläge selbst, sondern auch für die Abstände zwischen ihnen. Es sind, so viel sei vorweggenommen, verräterische Pausen. Beeinflusst wird die sogenannte Herzfrequenzvariabilität von deinem vegetativen Nervensystem, das dich entweder aktivieren oder beruhigen kann.
Deshalb zeigen dir diese feinen Schwankungen bei der Länge zwischen den Schlägen, dass dein Körper flexibel auf Stress, Aktivität und Erholung reagieren kann. Eine hohe HFV (Herzfrequenzvariabilität) heißt so viel wie: wenig Stress und gute Erholung. Eine niedrige HFV hingegen kann auf Belastung oder Übermüdung hindeuten.

Garmin misst deine HFV unter anderem nachts im Schlaf, wenn sich dein Körper entspannt und äußere Reize wegfallen. Aus diesen Daten entsteht kein Momentbild, sondern ein Trend. Der HFV-Status vergleicht den Wert der vergangenen Nacht mit deinem persönlichen 7-Tage-Durchschnitt. Warum?
Weil eine einzige Ausreißernacht – durch Stress, Alkohol oder schlechte Träume – das Bild verzerren würde. Der Durchschnitt schützt dich vor Fehlinterpretationen. Und zeigt, wie gut das Verhältnis zwischen Belastung und Erholung ist.
Der Status (grün, orange, rot) vergleicht deine aktuelle HFV mit deiner persönlichen Norm. Fällt dein Wert über mehrere Nächte spürbar ab, steht die Ampel auf Rot. Ein Hinweis, dass es momentan nicht optimal läuft.

Was kannst du tun, wenn dein HFV-Status niedrig ist?
Ein roter HFV-Status bedeutet nicht, dass du beim Sport komplett aussetzen oder einen zweiwöchigen Spa-Urlaub einplanen musst. Aber du solltest etwas herunterfahren. So kann es gehen:
Keine intensiven Trainingsreize
Du wolltest heute sportlich an deinen Grenzen kratzen? Lass es lieber. Kein Intervall, kein Maximalpuls. Setze stattdessen auf Bewegung, die dich belebt und nicht erschöpft. Merke dir – Bewegung: Ja. Belastung: Nein. Zone 2 klingt perfekt – und bringt auch noch langfristig Trainingserfolge.
Du könntest beispielsweise einen entspannten Dauerlauf machen oder dein Training in eine leichte Einheit umwandeln. Hauptsache es fordert dich nicht zu sehr.
Weitere schonende Aktivitäten:
- Wandern
- Schwimmen
- Spazierengehen
- Radfahren
- Yoga
- Nordic Walking
- Dehnübungen
Kurz durchatmen
Auch innerlich solltest du zur Ruhe kommen. Mit Maßnahmen, die deinen Parasympathikus stimulieren. Das ist der Teil deines Nervensystems, der dich entspannen lässt.
Was hilft? Beispielsweise eine Atemübung, eine geführte Meditation oder einfach mal nichts tun und die Stille genießen. All das kann dich entspannen, wenn du es dir körperlich und mental erlaubst.
Hier eine einfache Atemübung für zwischendurch – das Box-Breathing. Tipp: Auf deiner Garmin-Smartwatch ist diese Übung als Aktivität hinterlegt. Sie führt dich per Vibration durch jede Phase.
- Vier Sekunden durch die Nase einatmen
- Vier Sekunden Atem halten
- Vier Sekunden ausatmen
- Vier Sekunden Atem halten
- Wiederhole das Ganze mindestens dreimal
Übrigens: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Atemübungen den Vagusnerv stimulieren. Das ist der zehnte Hirnnerv, der unter anderem für deine Erholung verantwortlich ist.

Iss und trink dich klar – nicht träge
Verzichte an einem ohnehin schon schlechten HFV-Tag auf alles, was den Körper weiter stresst. Dazu zählt insbesondere Alkohol am Abend, große schwere Mahlzeiten spät in der Nacht oder andere vermeidbare Stressoren. Sonst riskierst du, dass deine HFV weiter absinkt.
Erholung beginnt vor Mitternacht
Nutze den Abend zum Runterfahren. Weniger Licht, weniger Scrollen, mehr Stille. Findest du früh zur Ruhe, schläfst du deutlich besser und unterstützt deine nächtliche Regeneration.
Bleib gelassen
Ein schlechter HFV-Status über ein, zwei Nächte ist kein Grund zur Sorge, sondern ein hilfreiches Feedback deiner Smartwatch. Nutze es konstruktiv. Schau dir die Daten in Garmin Connect an, vergleiche mit den Vortagen und lerne daraus.
Vielleicht erkennst du sogar Muster. Sind es die sechs Stunden Schlaf, die dich immer in den orangenen Bereich fallen lassen? Oder brauchst du nach einem HIIT-Workout mehrere Tage, bis deine HFV wieder im Lot ist? Mit diesem Wissen kannst du künftig gezielt gegensteuern. Vor allem aber: Mach dich nicht verrückt wegen eines Ausreißers.
Tipp: Nutze das Lifestyle Logging in Garmin Connect. Wenn du regelmäßig deine täglichen Gewohnheiten und Verhaltensweisen aufzeichnest, erkennst du in der Übersicht welche davon sich positiv oder negativ auf Stress, Sleep Score und auch deine nächtliche HFV auswirken. So lernst du, welche Routinen dir guttun und welche dich eher aus dem Gleichgewicht bringen.
Dein HFV-Status bleibt langfristig rot?
Wenn sich deine HFV langfristig nicht bessert, du dich müde und abgeschlagen fühlst – dann hör genauer hin. Beobachte den Trend über mindestens zwei Wochen.
Tritt trotz angepasstem Lebensstil keine Besserung ein, dann sprich mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt. Ein dauerhaft niedriger HFV kann ein Frühzeichen für tieferliegende Belastungen sein.
Mögliche Ursachen sind beispielsweise hormonelle Veränderungen, Übertraining oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie beeinflusst du deinen HFV-Status langfristig positiv?
Ein beständig guter HFV-Status klopft nicht einfach an deine Tür. Er ist das Ergebnis von Routinen und einem bewussten Lebensstil. So steigerst du deine HFV auf lange Sicht:
Baue Rituale ein
Dein vegetatives Nervensystem liebt Beständigkeit. Stehst du mal um sechs auf, mal um neun? Isst mal Mittag, und lässt es dann wieder weg? Dann sendest du irgendwann chaotische Signale an deinen Körper. Doch mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Bewegung und Schlaf gibst du ihm Orientierung. Und das hält ihn in Balance.
Gleichermaßen verhält es sich mit dem Training. Auf hartes Training muss Ruhe folgen, denn kein Körper kann eine zu hohe Dauerbelastung aushalten. Auch wenn dein Kopf das gerne so hätte. Plane deshalb Zyklen, also Spannungs- und Entlastungsphasen. Kombiniere Training immer mit bewusster Erholung – und mache das zum Ritual.
Iss entzündungshemmende Kost
Was auf deinem Teller liegt, ist genauso wichtig. Eine US-amerikanische Studie zeigt: Die Einnahme von Omega‑3‑Fettsäuren kann die HFV deutlich verbessern. Besonders gut geeignet ist laut Forschenden die mediterrane Kost mit Fisch, Olivenöl, Gemüse und Nüssen.
Übrigens kann umgekehrt ein hoher Konsum von Zucker, Transfetten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln die HFV senken.

Setze auf moderates Training
Regelmäßige Bewegung stärkt nicht nur Muskeln und Kreislauf. Auch dein Nervensystem profitiert. Moderates Ausdauertraining kann die HFV langfristig verbessern – etwa durch Radfahren, Laufen oder zügiges Gehen bei 60 bis 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Die angesprochene Zone 2 ist wirklich ein Schlüsselfaktor.
Bewusster Lebensstil
Schau dir deinen Alltag genau an: Haben sich ungesunde Routinen bei dir eingeschlichen? Trinkst du genug Wasser oder stillst du den Stress reflexhaft mit Kaffee, Cola, Alkohol? Und was sagt eigentlich deine Bildschirmzeit über deine Pausen aus?
Manchmal sind es keine großen Fehltritte, sondern die Summe kleiner Unachtsamkeiten. Das eine Glas Wein am Abend, zu viele Mails vor dem Schlaf, zu wenig echte Ruhe. Natürlich musst du nicht asketisch leben, aber bewusster.
Fortschritt heißt Geduld
Du kannst Impulse für deine HFV setzen, aber keine Wunder erzwingen. Manchmal dauert es Wochen, bis dein Körper darauf reagiert. Auch wenn die Fortschritte zunächst ausbleiben: Bleib dran. Nur wenn du dich langfristig und konsequent um dein Gleichgewicht kümmerst, bekommst du es zurück.
Nutze die Tools deiner Uhr
Der Sleep Score zeigt dir, wie erholsam deine Nacht wirklich war. Die Body Battery schätzt deine Energiereserven über den Tag hinweg. Auf Basis von Herzfrequenzvariabilität, Stresslevel und Aktivität. Zusammen ergeben diese Werte dein persönliches Frühwarnsystem für Erholung und Belastung.
Ergänzend hilft dir das Lifestyle Logging in Garmin Connect. Wenn du Routinen wie beispielsweise Training, Koffein oder auch den Saunagang trackst, erkennst du, welche Gewohnheiten deinen Körper belasten und welche ihn stärken.
Fazit: Kleine Anpassungen, große Wirkung
Ein ausbalancierter HFV-Status lässt sich nicht einfach herbeiwünschen oder durch ausmergelnde Workouts antrainieren. Aber du kannst ihm den Weg freimachen. Mit klaren Grenzen einerseits und bewussten Anpassungen andererseits.
Weniger Reize, mehr Routine. Weniger „Ich muss noch“, dafür mehr „Was brauche ich gerade?“. Manchmal reicht schon ein Abend ohne Bildschirm. Oder ein Training, das dir Luft lässt. Manchmal ist weniger tun das Beste, was du für dich tun kannst.
Quellen
- https://blackroll.com/de/artikel/herzfrequenzvariabilitaet-herzratenvariabilitaet
- https://www.kup.at/journals/abbildungen/gross/1402.html
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34588511/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6189422/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3681100/
- https://www.ahajournals.org/doi/pdf/10.1161/circoutcomes.109.905810

















Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:
Jetzt mitdiskutierenDiskutiere über diesen Artikel