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Garmin Vereinsförderung: #BeatYesterday fürs Leben

Der ISC AlHilal kämpft um Jugendliche, die ans Aufgeben denken. Beim Sport sollen sie wieder Mut und Selbstvertrauen schöpfen. Die Aktion „Dein Sportverein. Euer Projekt. Mit Garmin.“ hilft.

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In Bonn Pennenfeld sind die Straßen porös. An manchen Häusern bröckeln die Fassaden und in den Wohnungen die Träume. Wer den Ortsteil der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn googelt, liest Nachrichten, wie sie häufiger aus sozialen Brennpunkten hervordringen. Drogen, Kriminalität, Armut. Ein Dreiklang der Verzweiflung. Und doch nur die halbe Wahrheit.

In Pennenfeld, dem Problembezirk, in dem sehr viele Menschen mit wenig Geld wohnen, pulsiert auch das positive Leben. So bunt und grell, dass manche Projekte Farbe in die Tristesse bringen. Der ISC AlHilal ist eines dieser leuchtenden Beispiele.

Der Verein kümmert sich um die Jugend. Bietet Sportangebote und Nachhilfestunden. Die Initiator*innen sind selbst in der Region aufgewachsen. Mittlerweile studieren sie Betriebswirtschaftslehre und Jura. Sie wollen Vorbilder sein für die Jugend von heute.

Mohamed Chaaboute, Fußballer, 22 Jahre alt, ist einer dieser Mentor*innen. „Für seinen Verein hat sich der Student um eine Förderung bei der Aktion „Dein Verein. Euer Projekt. Mit Garmin.” beworben. Und das Konzept hat die Jury überzeugt: Mit den 5.000 Euro, die der Verein jetzt von Garmin erhält, wollen sich Mohamed und seine Mitstreiter*innen noch intensiver um die Jugend vor Ort kümmern und den Sport fördern.“ Ein Interview über beherzte Projekte, das Rauskommen und Dableiben und dringend benötigte #BeatYesterday-Momente.

Die Aktion „Dein Sportverein. Euer Projekt. Mit Garmin.”

Vereine sind stark. Sie vernetzten Menschen. Sie sind Rückgrat unserer Gesellschaft. Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben viele Vereine unverschuldet in Existenznot gebracht. Deshalb möchte Garmin Vereine bei ihrem Neustart unterstützen. Mitglieder, Eltern, aktive Sportler*innen oder Sympathisant*innen konnten sich für eine Förderung ihres Sportvereins von bis zu 5.000 Euro bewerben. Insgesamt 21 Projekte wurden von der Jury prämiert.

BeatYesterday.org: Mohamed, dein Verein, der ISC AlHilal, konnte sich bei der Aktion „Dein Verein. Euer Projekt. Mit Garmin.” eine Förderung in Höhe von 5.000 Euro sichern. Warum habt ihr euch beworben?

Mohamed Chaaboute: Weil wir – wie so viele andere Sportvereine – unter der Corona-Pandemie und den notwendigen Einschränkungen arg gelitten haben. Weil keine Trainings oder Spiele stattfanden, konnten wir weniger Einnahmen generieren. Manche Mitglieder haben sich ihre Beiträge gespart, weil kein Vereinsleben stattfinden konnte. Ich kenne Garmin und habe über die sozialen Kanäle von der Aktion erfahren. Dann habe ich das Bewerbungsschreiben mit einem guten Bauchgefühl aufgesetzt. Das zunächst sogar ohne genaue Absprache mit dem Vorstand. Dass wir jetzt die nötige Unterstützung für unsere Projekte bekommen, freut uns sehr und hilft vor allem den Kids.

BeatYesterday.org: Was sind das für Projekte?

Mohamed: Wir arbeiten zweigleisig. Wir bieten Nachhilfestunden für die Heranwachsenden aus unserem Stadtteil an, die in der Schule Probleme haben oder sich auf den Abschluss vorbereiten möchten. Und dann organisieren wir einmal die Woche ein freies Spielangebot. Wir treffen uns auf dem Fußballfeld, jede*r kann mitmachen, egal wie alt. Geschulte Trainer*innen kümmern sich um die Kids. Es geht um Sport, aber auch darum, unser soziales und emotionales Verhalten zu trainieren. Wir nutzen den Fußball, um den Kindern und Jugendlichen Frustrationstoleranz zu vermitteln. Auf dem Platz sollen sie – spielerisch – für das Leben lernen.

Die Mitglieder des Vereins ISC AlHilal beim Training auf dem Platz bei Sonnenuntergang
Der ISC Al Hilal richtet sich an alle Menschen. Egal wo sie herkommen, welches Geschlecht sie haben oder welcher Religion sie angehören. © ISC Al Hilal Bonn

BeatYesterday.org: In Großstädten gibt es Vereine, die bestimmte Bevölkerungsgruppen repräsentieren, beispielsweise kroatisch-, kurdisch- oder italienischstämmige Sportler*innen. An wen richtet sich der ISC AlHilal?

Mohamed: An alle Menschen. Egal, wo sie herkommen, welches Geschlecht sie haben, welcher Religion sie angehören. Das alles ist für uns nicht wichtig. Das „I” in unserem Namen steht für „International”. Und wir sind wirklich ein bunter Haufen. Was wunderbar ist, weil die jungen Sportler*innen so lernen, dass Mitspielende unabhängig von der Nationalität toll oder weniger toll sein können.

BeatYesterday.org: Was wollt ihr mit dem Geld bewirken?

Mohamed: Ich habe die fehlenden Einnahmen und die finanziellen Sorgen bereits angesprochen. Besonders die sozialen Projekte des Vereins litten darunter. Durch die Förderung von Garmin können wir unser Engagement fortführen und sogar ausbauen. Wir wollen unsere Trainer*innen noch besser ausbilden, Material anschaffen, Events möglich machen.

BeatYesterday.org: Warum ist das Engagement des ISC AlHilal so wichtig für den Stadtteil?

Mohamed: Pennenfeld gilt als Problemstadtteil. 40 Prozent der Kinder kommen aus Familien, die von der Sozialhilfe leben. Das Geld ist bei vielen knapp. Den Familien fehlt die Perspektive. Besonders die Kids fühlen sich abgehängt, sie haben nicht dieselben Chancen wie Gleichaltrige in anderen Vierteln. Das sorgt für Wut und Enttäuschung. Und wir wollen es nicht beschönigen: In unserem Stadtteil gibt es Probleme. Jugendliche sind in Hauereien verwickelt, manche dealen mit Drogen, andere klauen. Über den Sport und das Nachhilfeprogramm wollen wir diese Probleme angehen. Chancen aufzeigen, Mentor*innen für diejenigen sein, die im Leben Halt und Orientierung suchen und noch nicht gefunden haben.

Mohamed Chaaboute
Mohamed „Mo“ Chaaboute engagiert sich für den Nachwuchs. © Mohamed Chaaboute

BeatYesterday.org: Du bist auch im Stadtteil aufgewachsen. Wie hast du als Jugendlicher vom Sport profitiert?

Mohamed: Ich habe meinen Mentor kennengelernt. Der hat mir viel beigebracht, auch bei schulischen Dingen geholfen. Beim Fußball konnte ich die aufgestaute Wut rauslassen und habe meine sozialen Skills verbessert. Viele, die damals in meiner Mannschaft waren, haben durch den Sport die Kurve gekriegt. Ich selbst hab’ Abi gemacht. Momentan studiere ich in Remagen Gesundheit und Soziales.

BeatYesterday.org: Du hast es „rausgeschafft”.

Mohamed: Ich mag die Bezeichnung nicht. „Es raus schaffen.” Das trifft es nicht.

BeatYesterday.org: Warum?

Mohamed: Ich wohne immer noch hier, und das freiwillig. Mir und vielen anderen liegt daran, nicht einfach abzuhauen, sondern die Lage vor Ort zu verbessern. Zu unterstützen. So wie uns damals geholfen wurde. Viele meiner ehemaligen Mitspieler oder aktuelle Fußballer*innen aus den Erwachsenenmannschaften, die mittlerweile zur Uni gehen, bieten ehrenamtlich Nachhilfestunden an. Sie studieren Jura, Ingenieurwesen, BWL. Über ein Portal können die Kids ein bis zweimal die Woche unsere Angebote buchen. Wir können ihnen nicht nur schulisch helfen, sondern wollen erklären, warum sich Fleiß in der Schule lohnt.

BeatYesterday.org: Bevor Corona kam und die Projekte stoppte, liefen eure Aktionen schon zwei Jahre. Konntet ihr Erfolge sehen?

Mohamed: Wir haben sie schwarz auf weiß. Seit Projektbeginn hatten wir keinen einzigen Fall, der vor dem Sportgericht verhandelt wurde. Davor gab es immer mal wieder Gewaltausbrüche auf dem Platz, Schubsereien, Beleidigungen, Schläge. Das passiert nicht mehr. Viele Kids, die unsere zusätzlichen Förderangebote wahrnehmen, spielen nebenbei in den normalen Jugendmannschaften. Sie nehmen aus unseren Projekten viele Erfahrungen mit und verändern ihre Verhaltensweisen. Das färbt später auf alle ab.

BeatYesterday.org: Wie ist es euch gelungen, junge Leute so positiv zu beeinflussen?

Mohamed: Wenn unsere Trainer*innen merken, dass irgendwo Frust gärt, der sich in den Spielsituationen entlädt, arbeiten wir das schnellstmöglich auf. Wir sprechen miteinander. Viele Kids kamen früher nicht mit Kritik klar. Sie haben aggressiv reagiert oder die Ohren dicht gemacht. Sie waren für Feedback schwer empfänglich, weil sie alles negativ aufgefasst haben. Das ist auch kein Wunder. Sie haben es oft schwer, fühlen sich an den Rand gedrängt, das Leben hat es nicht immer gut gemeint. Dann ist es verständlich, dass sie das, was die Lehrer*innen sagen und tun, als blöd und unfair wahrnehmen. Wir konnten ihnen vermitteln, dass Kritik etwas Wertvolles sein kann. Dass wir diese dafür aber annehmen müssen.

BeatYesterday.org: Was macht eure Kritik besonders?

Mohamed: Uns vertrauen die Kids, weil wir ihre Sprache sprechen, weil wir genauso oder ähnlich wie sie aufgewachsen sind. Sie akzeptieren uns als Vorbilder. Das ist wichtig! Es ist besser, wenn sie ihre Mentor*innen beim Sport oder in der Nachhilfe finden, und nicht auf der Straße.

Kinder des ISC AlHilal beim Training auf dem Platz
Spieler des ISC AlHilal sammelten Erfahrungen bei einem Austauschprojekt in Sambia. © Mohamed Chaaboute

BeatYesterday.org: Ein Jahr konntet ihr nicht richtig trainieren, auch das Nachhilfegeben war schwierig.

Mohamed: Wir mussten leider erkennen, das einige wieder in alte Muster zurückgefallen sind. Bei manchen beginnt die Arbeit von vorne. Aber das zeigt uns, dass wir so weitermachen müssen wie vor der Pandemie. Wir begreifen die Situation als Antrieb.

BeatYesterday.org: Wir sprachen bereits darüber, was dir der Sport gegeben hat: Vorbilder, ein Ventil für Wut, soziale Kontakte auf dem Fußballfeld. Gab es eine Begebenheit, einen #BeatYesterday-Moment, der dich besonders motivieren konnte?

Mohamed: Den gab es in der B-Jugend. Wir waren damals mies, haben beinahe jedes Spiel verloren. Es gab sogar Überlegungen, die Mannschaft abzumelden. Ständig Stunk, ständig Unzufriedenheit. Es war nicht auszuhalten. Unser Trainer glaubte aber an uns. Er wollte uns nicht aufgeben. In der damaligen Winterpause zogen wir dann komplett durch, er machte uns Beine. Wir haben die Wut und die überschüssige Energie, die wir im Kopf hatten, in das Training gesteckt. Jeden Tag Arbeit. Das hat uns gefordert, aber auch zusammengeschweißt. Wir litten zusammen. In der Rückrunde waren wir unschlagbar. Wir haben den Tabellenzweiten geschlagen und den Ersten. Wie eine Walze sind wir über alles drüber. Die Gegenspieler haben frustriert gefragt, ob wir im Winter Ronaldo verpflichtet hätten. So gut waren wir.

BeatYesterday.org: Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

Mohamed: Dass sich harte Arbeit lohnt. Wir haben uns angestrengt wie nie zuvor. Wir haben zusammengearbeitet wie ein richtiges Team. Egos und Flausen stellten wir hinten an. Es ging um ein Ziel: endlich Gewinner sein. Und das wurden wir.

Der Sport brachte mir bei, dass wir uns mit Einsatz, Fleiß und Willen am Ende durchsetzen können. Dass wir es in der Hand haben, auch aus einer doofen Situation etwas zu machen. Genau das vermitteln wir den Heranwachsenden in den Trainings- und Nachhilfestunden: Wir strengen uns nicht umsonst an.

BeatYesterday.org: In diesem Sommer geht euer Projekt weiter. Wie würdet ihr es ausbauen wollen?

Mohamed: Wir wollen auch am Wochenende Angebote schaffen. Viele unserer Kids hängen irgendwo rum, haben nichts zu tun. Dann kommen vor lauter Langeweile schnell die dummen Ideen. Außerdem wollen wir mehr Events schaffen und Ausflüge möglich machen. Viele Kinder haben sonst nicht die Möglichkeit, das zu erleben, was für andere Kids selbstverständlich ist. Wir wollen mehr Chancen auf Spaß kreieren.

Dein Sportverein. Euer Projekt. Mit Garmin.: Unzählige Vereine bewarben sich um die Vereinsförderung von Garmin. 21 Sportklubs erhielten eine finanzielle Unterstützung, mithilfe derer sie ihre wichtige soziale Arbeit für den Nachwuchs, die Inklusion und die lokale Vernetzung fortführen können. Auf #BeatYesterday.org erzählen wir ihre Geschichten. Sie sollen motivieren, inspirieren und den Sportvereinen den Respekt zollen, den sie für ihr Engagement verdienen. Eine Übersicht mit den geförderten Projekten findest du hier.

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20.11.2018

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