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Jochen Schweizers Strategie für jede Krise

Vor seinen Erfolgen musste Unternehmer Jochen Schweizer auch Niederlagen überstehen. Wie er mit Kompetenzerlebnissen schwierigen Krisen trotzt – und was du daraus lernen kannst.

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Jochen Schweizer ist Unternehmer. Investor. Motivationsredner. Was viele nicht wissen: Er ist ein Mensch, dessen Existenz physisch und wirtschaftlich mehrmals in Gefahr geriet.

Jochen Schweizer hatte einen schwierigen Start und musste sich nach den anfänglichen Erfolgen als Stuntman und Erlebnisveranstalter nicht nur einmal neu erfinden. Doch aus dem stetigen Auf und Ab entstand vor allem eines: Resilienz.

Ich kenne Jochen seit ein paar Jahren, wir teilen die Leidenschaft zum Sport. Im Interview sprechen wir über seinen Weg als Unternehmer, was ihn antreibt und wie er mit Niederlagen umgeht.

Und natürlich haben wir uns nach dem ausführlichen Gespräch für eine Surf-Session ins Wasser der Jochen-Schweizer-Arena geschmissen.

Kai Tutschke

Über Kai Tutschke

Kai Tutschke ist als Geschäftsführer für Garmin in Deutschland, Österreich und in der Schweiz verantwortlich. In seiner Freizeit ist der 49-Jährige selbst sportlich aktiv – unter anderem als Läufer, Gravelbiker oder beim Surfen. In seiner #BeatYesterday-Kolumne spricht er monatlich mit Menschen, die ihn begeistern.

Kai Tutschke: Jochen, wir kennen uns bereits seit ein paar Jahren und haben zusammen mit dem Foilsurfen eine neue Sportart ausprobiert. Meine Meinung: Ein aktives und sportives Leben führt zu einem erfüllten Dasein. Du fügst gerne hinzu, wie wichtig Selbstbestimmung ist. Wann hast du realisiert, dass du deinen Weg gehen musst?

Jochen Schweizer: Schon sehr früh, bereits mit circa zehn Jahren und das aus der Not heraus. Ich bin ein Kind der 50er-Jahre. Meine Mutter war alleinerziehend, ich hatte noch zwei Geschwister und das Geld war knapp. Taschengeld oder große Geschenke gab es bei uns nicht. Besonders zur Weihnachtszeit war das schwierig, denn ich habe den Weihnachtsmarkt geliebt. Wenn auch nur zum Schauen.

Kai Tutschke: Wie bist du in deiner Jugend mit Verzicht umgegangen?

Jochen Schweizer: Ich habe in dieser Zeit festgestellt, dass ich höher als alle meine Freunde auf Bäume klettern konnte. Und dann habe ich eins und eins zusammengezählt. Was gibt es auf Bäumen und auf dem Weihnachtsmarkt? Misteln! Als ich diese Verbindung gesehen habe, hat es klick gemacht. Mir wurde klar: Geld wächst auf Bäumen. Denn die silber angesprühten Mistelzweige wurden auf den Märkten teuer verkauft. Dank meiner Kletterkünste erreichte ich die entlegensten Pflänzchen, die sich ganz oben und an den Seiten der Kronen befanden. So konnte ich mein erstes Geschäft aufbauen: Jochis magische Misteln. Mit 12 Jahren habe ich damit angefangen und pro Zweig mehr verdient als meine Freunde monatlich Taschengeld bekamen. Wahnsinnig viel Geld zu der Zeit! Einer meiner Leitsätze entstand aus dieser Erfahrung: Persönliche Freiheit setzt finanzielle Unabhängigkeit voraus. Diese Situation habe ich damals das erste Mal erreicht und seitdem nie wieder aufgegeben.

Kai Tutschke: Bei allen kleinen und großen Erfolgen deines Lebens als Geschäftsmann: Niederlagen haben dein Leben genauso gesäumt. Was waren die härtesten Rückschläge?

Jochen Schweizer: Nach der Phase als Veranstalter von Bungee-Sprüngen in den frühen Neunzigerjahren wollte ich mein Unternehmen als Händler von Erlebnissen erweitern. Ich hatte die Vision, das Leben der Menschen durch eine große Bandbreite von Erlebnissen zu bereichern. Mit dieser Idee bin ich am Anfang brutal gescheitert, weil ich mich komplett übernommen hatte. Ich musste Mitarbeitende gehen lassen, mein Haus verkaufen. Sogar meine Beziehung zerbrach. Weil niemand meine Vision teilte, drohte die Insolvenz.

Kai Tutschke: In dieser Phase würden viele Menschen aufgeben. Es wäre absolut verständlich. Warum hast du weitergemacht?

Jochen Schweizer: Nach einem niederschmetternden Termin mit Investoren in New York flog ich zurück nach München. Mein Flug landete spät, aber ich wollte noch nicht nach Hause. Also ging es weiter nach Oberschleißheim zur Regattaanlage. Und genau dort habe ich verstanden, dass man eine schwere Niederlage am besten wegsteckt, wenn man etwas tut, was man sehr gut kann. Ich nenne das heute Kompetenzerlebnis. Für mich ein Mechanismus, um schwere Krisen zu überstehen.

Kai Tutschke: Kompetenzerlebnis ist ein spannender Begriff. Was genau bedeutet er – und welche Bewältigungsmechanismen stecken hinter der Strategie?

Jochen Schweizer: Ich paddel seit mehr als 50 Jahren, besaß schon damals eine schöne Sammlung alter Rennkajaks aus Mahagoniholz. Also nahm ich mir eines meiner Boote aus der Halle und ging raus aufs Wasser. 20 Minuten später war ich komplett bei mir. Am Ende bin ich zwei Stunden durch die Nacht gefahren. Ich dachte, entschuldige den Ausdruck: „Ich habe richtig auf die Fresse bekommen und jetzt mache ich etwas, was ich kann, in dem ich richtig gut bin.“ Das empfehle ich allen, die mit sich hadern. Wenn dir wandern guttut, dann gehe wandern. Wenn du gut segeln kannst, gehe segeln.

Kai Tutschke: Was bringt das?

Jochen Schweizer: In diesen Momenten erlebt man sich in der eigenen Kompetenz. So überschreibt man die im eigenen Bewusstsein eingebrannte Niederlage mit einer positiven Emotion. Nach diesen zwei Stunden stieg ich mit einem Gefühl der „Überwachheit“ aus dem Boot. Ich fuhr nach Hause, blickte in den Spiegel und sagte mir: Du wirst mit deiner Idee erfolgreich sein. Zehn Jahre später hatte das Unternehmen hunderte Mitarbeiter und vermittelte hunderttausende Erlebnisse. Und das jedes Jahr.

Kai Tutschke: Die meisten Menschen streben nach Erfolg, um sich wirtschaftlich abgesichert auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Zeit für sich und die Familie, Fokus auf die eigene Gesundheit. Dazu gehört auch der Sport, der im Alltag oft zu kurz kommt. Wenn Zeit so wichtig ist, warum gestehen sich die meisten Menschen zu wenig Freiraum ein?

Jochen Schweizer: Der entscheidende Fehler ist, dass die Menschen glauben, sie haben Zeit. Das ist falsch. Zeit ist die einzige Ressource im Leben, die mit absoluter Sicherheit jeden Tag abnimmt. Wir dürfen sie nicht vergeuden.

Kai Tutschke: Diese Gedanken erscheinen nach deinem erlebnisreichen Leben logisch. Hast du immer so gedacht?

Jochen Schweizer: Persönlich habe ich noch nie geglaubt, dass ich Zeit habe. Bei meinem Lebensstil dachte ich eher: Früher oder später gehe ich drauf. Daher lebe ich im Hier und Jetzt. Strebe nach dem Besten. Wenn es mich morgen zerbröselt, feiert eine große Party. „Because I had it“. Ich habe meine sieben Leben gelebt.

Kai Tutschke: Der Hedonismus, das Genießen des Jetzt, baut darauf, dass man sich gut fühlt. Mir persönlich hilft Sport. Wie oft treibst du in der Woche Sport?

Jochen Schweizer: Auch wenn ich nach wie vor viel arbeite: jeden Tag. Dazu meditiere ich täglich. Außerdem gönne ich mir jedes Jahr schöne Kajaktouren in meiner norwegischen Seelenheimat. Im Seekajak auf dem Meer oder in einem Flachbahnkajak auf ruhigem Wasser kann ich mich in der Monotonie verlieren. Das ähnelt einer Meditation.

Kai Tutschke: Das Ausprobieren neuer und komplexer Sportarten fördert dagegen die kognitiven Fähigkeiten. Zu deinem sportlichen Repertoire gehört beispielsweise das Surfen. Was reizt dich daran?

Jochen Schweizer: Es ist mein Soulsport. Als Kanute ist das naheliegend, denn auf und im Wasser bin ich zu Hause. Das Wellenreiten hat sich angeboten, als ich die Jochen-Schweizer-Arena und mit ihr die erste Tiefwasser-Indoorwelle Deutschlands eröffnet habe. Das Schöne an dieser Art des Surfens ist das schnelle Spüren eines Erfolgserlebnisses. Schon nach zwei bis drei Sessions kann man auf dem Brett stehen. Das verleiht Selbstvertrauen und macht viel Spaß.

Kai Tutschke: Auf dem Brett stehen ist für dich trotzdem nicht selbstverständlich. Dir wurde vor einiger Zeit ein künstliches Knie eingesetzt. Der vorangegangene Unfall war so heftig, dass sogar die Teilamputation deines Beins diskutiert wurde. Heute kannst du sämtliche Sportarten von Kajak- und Skifahren über Surfen und Mountainbiken bis Krafttraining beeindruckend ausüben. Wie hast du das geschafft?

Jochen Schweizer: Ich habe mich auf die Operation mental und körperlich bestmöglich vorbereitet. In den drei Monaten vor dem Eingriff habe ich täglich intensiv trainiert. Am dritten Tag nach der OP begann bereits das erste Elektrostimulationstraining. Dabei werden die Muskeln durch externe elektrische Stimulation gereizt. Im Anschluss folgte neun Monate lang Krankengymnastik – und das täglich. Ich wollte im Winter nach der Operation wieder auf Ski stehen. Das habe ich geschafft. Die erste Abfahrt war ein tolles Gefühl.

Kai Tutschke: Die Story spricht für einen außergewöhnlich starken Willen. Wo holst du diese mentale Stärke her?

Jochen Schweizer: Ich weiß, wo ich herkomme, und dass man im Leben wenig geschenkt bekommt. Wenn man etwas will, dann muss man es sich holen und hart dafür arbeiten. Meiner Meinung nach ist jeder Mensch eine Unternehmerin oder ein Unternehmer. Und zwar des eigenen Lebens. Wenn ich das akzeptiere, dann agiere ich im Alltag unternehmerisch und verfolge Ziele. Zwar begebe ich mich immer wieder in die Unsicherheit, aber nur in der Unsicherheit gibt es Chancen. Wer etwas riskiert, der kann verlieren. Wer es nicht tut, verliert garantiert. Wenn ich dieses Lebensrisiko bewusst annehme, gibt es kein Scheitern. Dann entstehen nur Situationen, die andere vielleicht als Versagen betrachten. Tatsächlich sind es nur neue Herausforderungen.

Kai Tutschke und Jochen Schweizer mit Surfbrettern
© Garmin

Kai Tutschke: Du sprachst die Jochen Schweizer Arena bereits an – ein Herzensprojekt. Eben weil sie Menschen im Alltag sportliche Erlebnisse ermöglicht. Doch auch hier gab es Aufs und Abs, vor allem durch die Corona-Lockdowns. Welche Pläne hast du noch für die Arena?

Jochen Schweizer: Da fallen mir konkret zwei Schlagworte ein: verändern und vergrößern. Die Jochen Schweizer Arena ist bereits CO2-neutralisiert. Dafür arbeiten wir mit Ökostrom und investieren in ein Projekt zum Schutz von Primärwäldern. Perspektivisch wollen wir den kompletten Strom selbst erzeugen. Dieses Projekt ist bereits in der Umsetzung. Dafür haben wir in der Nähe der Arena fünf Hektar für eine Photovoltaik-Freiflächenanlage gepachtet. Damit können wir unseren Energiebedarf weitgehend aus eigener Produktion decken. Das zweite große Projekt ist das Jochen Schweizer Quartier. Nördlich der Arena bauen wir mit einem Partner ein Hotel samt Tagungszentrum und Bürokomplex. Mit diesen Räumlichkeiten können wir unsere Veranstaltungslocation für Privat- und Firmenkunden noch attraktiver machen. Im Winter wird der Bauzaun errichtet, die Bagger rollen im Frühling an. Die Eröffnung ist für 2026 geplant.

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