Outdoor

Tobias Eckert: Bock auf Kälte

Tobias Eckert ist Extrembergsteiger und Kältefan. Wenn es normale Menschen in die warme Stube zieht, locken ihn Alpen und Minusgrade. Wie er bei extremer Kälte schläft, isst und auf Toilette geht. Ein Fragenkatalog.

Teilen
0

Das kälteste Kaff der Welt liegt in einem mit Fichten gesprenkelten Tal in Westsibirien. In Oimjakon taucht die Messflüssigkeit im Thermometer auf minus 67,8 Grad Celsius. Heißes Wasser, das aus einer Tasse in die Luft geschüttet wird, gefriert augenblicklich zu Schnee. Nur etwa 450 Menschen harren in ihren Katen der Kälte aus. Tobias Eckert ist überraschenderweise (noch) keiner dieser Frierenden. Dabei mag er es genau so frostig.

Die Kälte ist das Element des Extrembergsteigers, der für Garmin als Systemadministrator tätig ist. Verziehen sich die meisten im Winter aus dem Hochgebirge, beginnt für den 31-Jährigen die Hauptsaison. Im extremen Terrain bei unnachgiebiger Witterung klettert Tobias am liebsten. Er schwärmt: „Am besten ist es, wenn es nach Sonnenuntergang knackig wird. Zweistellige Minusgrade und Schneestürme, die so stark wüten, dass der sogenannte Spindrift einsetzt. Der feinkörnige Schnee wirbelt wie von der Schwerkraft befreit durch die Luft. Das ist pures Abenteuer.”

Doch wie geht man richtig mit Kälte um? Wie wird sie erträglich? Und was, wenn bei minus 40 Grad Celsius ein Geschäft naht? Wir haben Tobias zehn Fragen gestellt.

Mit Schnee bedeckte Berge in den Alpen
Die Alpen sind im Winter der größte Gefrierschrank Europas. © privat

1. Was magst du an der Kälte?

Tobias Eckert: Wenn es richtig klirrend ist. Die Luft eiskalt, frisch, klar. Wenn der Atem sichtbar wird, das Gesicht gefriert. Die Wimpern. Der Bart. Alles. Wenn die Wangen brennen und die Lippen. Das ist geil. Und ich mag das Knirschen von hartem, gefrorenem Schnee. Als ob man auf Styropor läuft.

2. Wie ziehst du dich an, wenn es knackig kalt wird?

Tobi: Ich vertraue auf das Zwiebelprinzip. Die erste Schicht besteht aus Funktionsunterwäsche. Lange Hose, T-Shirt. Ich schwöre auf Merinowolle. Sie liegt geschmeidig auf der Haut, wärmt. Anders als Baumwolle saugt sich die Merino-Unterwäsche nicht mit Schweiß voll.

Wie es weitergeht, hängt von der Tour ab. Ist es richtig kalt, folgt ein zusätzlicher Fleecepullover. Ansonsten geht es mit den Jacken los. Softshell, Hardshell und am Ende ein richtiger Windbreaker, der gar nichts durchlässt. Keinen Wind, keinen Tropfen Wasser. Oben in der Schutzhütte werden die obersten Schichten durch eine Isolationsjacke ersetzt.

Garmin Mitarbeiter und Bergsteiger Tobias Eckhardt im Schnee
Die richtige Kleiderwahl entscheidet über Tobis Wohlbefinden am Berg. © privat

3. Welches Kleidungsstück wird gerne unterschätzt?

Tobi: Bei mir war es früher das Funktionsshirt. Jeder kennt das unangenehme Gefühl von einem vollgesogenen Baumwollshirt. Wenn das durch den aufgenommenen Schweiß klitschnass am Körper hängt, kühlt dieser aus. Unterwäsche wird beim Thema Kälte häufig unterschätzt.

Auch bei Schuhen sollte niemand sparen. Wenn man länger auf der Stelle stehen muss, als Nachsteigende*r zum Beispiel, der auf das Vorankommen seiner Seilpartner*innen wartet, hängt vieles an den Schuhen. Hat man da gespart, rächt es sich. Die Füße ziehen sofort Kälte. Die richtigen Schuhe zu finden – das kostet oft Zeit und noch mehr Geld.

Wenn die Füße doch kalt werden, habe ich wärmende Gel-Pads im Rucksack. Mit denen kann ich erkaltete Zehen aufwärmen.

4. Gibt es Kosmetika wie Lotionen oder Gesichtscremes, die dich schützen?

Tobi: Da kann ich gar nicht so viel sagen. Meistens bin ich zwei, drei Tage unterwegs, in denen es schon unangenehm werden kann. Die Haut trocknet aus, die Lippen werden spröde. In den Tagen danach behandle ich die Blessuren mit Feuchtigkeitscremes. Sollten die Expeditionen über mehrere Wochen in die Kälte führen, muss ich mich mit dem Thema beschäftigen. Bisher habe ich es eher unabsichtlich vernachlässigt.

5. Die Hände verlieren am schnellsten Wärme. Das ist besonders dann blöd, wenn du Fingerspitzengefühl und Feinmotorik benötigst. Wie beugst du kalten Pfoten vor?

Tobi: Handschuhe müssen viele Aufgaben erfüllen. Sie sollten wärmen und schützen. Zugleich brauche ich Fingerspitzengefühl, muss die Kraft dosieren können, genügend Grip finden. Expeditionshandschuhe sind zwar superwarm, dafür leider klobig, schwer beweglich. Zum Eisklettern eignen sich diese Fäustlinge nicht. Kombi-Handschuhe wärmen nicht so stark, aber bei Bewegung ausreichend, und ermöglichen eine gewisse Feinmotorik. Sie müssen aber definitiv wasserdicht sein.

Frieren die Hände mit der Zeit, hilft Bewegung. Am besten jeden Finger einzeln aktivieren. Auch können Betroffene ihre Patscher direkt an den Körper pressen. Die warme Luft, die innerhalb der Zwiebelschichten gespeichert wird, heizt die Pfoten wieder auf. Aber Obacht: Erwärmen sich die Hände zu rasch, kann es durch die Reizüberflutung sehr schmerzen. Auf keinen Fall heißes Wasser oder Tee rüberkippen. Das verschlimmert den Schmerz dramatisch.

Auf seinen Touren klettert Tobias mit seiner fēnix 6 von Garmin. Mit der Smartwatch trackt und navigiert er seine Routen. Zwei bis drei Tage am Stück ist die Uhr durchgehend aktiviert – und hält trotz Maximalbelastung und minus 40 Grad Celsius durch. Tobias erklärt: „Ich hab zwar immer eine Powerbank für den Notfall dabei, benötige die aber nur regelmäßig für das Handy. Das geht wegen der Kälte häufiger aus.”

Die fenix 6 am Arm von Tobias Eckert
© privat

6. Warum ist es wichtig, Mund und Hals zu bedecken?

Tobi: Ich habe durch das Zwiebelprinzip den Hals ohnehin geschützt, die Jacken reichen mir bis zum Kinn. So kann ich notfalls meinen Mund im Stoff vergraben. Wenn es extrem kalt ist, nutze ich eine Sturmmaske.

Bei minus 20, minus 30 Grad Celsius reizt die Kälte die Bronchien. Das kann beim Luftholen sehr unangenehm sein. Deshalb atme ich bei extremer Kälte bevorzugt durch die Nase. Die Luft gelangt dann etwas aufgewärmter in die Lunge.

7. Wie trainierst du deine Kälteempfindlichkeit?

Tobi: Ich bereite mich auf Touren mit extremer Kälte sehr langfristig vor. Das eine ist – wie geschildert – die Kleidung. Das andere ist das Mindset. Man muss offen an die Kälte rangehen. Sie akzeptieren, Bock auf die Situation haben. Dann ist extreme Kälte nur halb so unangenehm.

Dazu gilt: Andauernd bewegen, aktiv sein, die Herausforderung sportlich annehmen. Und trotzdem sollte jede*r lieber eine Jacke zu viel als zu wenig dabei haben.

8. Was isst und trinkst du, wenn du im Winter länger draußen bist?

Tobi: Ich mag gesüßten Grünen Tee aus der Thermoskanne. Dazu habe ich immer eine Flasche Wasser dabei, die ich nah am Körper transportiere. Im Rucksack würde die Flüssigkeit zügig einfrieren. Das Gleiche gilt für Trinkblasen. Besonders die Tropfen, die im Schlauch zurückbleiben, vereisen rasch.

Bei längeren Touren, die sich über ein paar Tage erstrecken, koche ich mit einem Gasbrenner und Wasser meine gefriergetrockneten Mahlzeiten auf. Sie schmecken mir erstaunlich gut und wichtiger: Sie wärmen von innen. In meiner Jackentasche bunkere ich gerne eine Tüte Studentenfutter. Nüsse und Rosinen geben Energie. Von Müsliriegeln rate ich ab. Die werden bei Kälte schnell unappetitlich hart.

9. Du übernachtest bei frostigen Temperaturen im Gebirge. Worauf musst du beim Schlafen achten?

Tobi: Grundsätzlich führe ich die Ausrüstung für ein Notbiwak mit. Eine Luftmatratze kann lebensrettend sein. Würden mich nur Rettungsdecke und Isomatte vor dem Boden schützen, würde der Körper sofort auskühlen. Einen Schlafsack hab ich sowieso dabei. Für ein Notlager brauch ich außerdem einen sogenannten Biwaksack. Der wiegt nur ein paar Gramm, entscheidet aber darüber, ob man die Nacht durchsteht. Die Hülle schützt den Schlafsack vor dem Kontakt mit dem feuchten Schnee.

Tobias Eckert mit Kopflampe am Berg
Ein stilles Örtchen liegt idealer windgeschützt. © privat

10. Wie geht man bei Minusgraden „auf Toilette“?

Speziell bei Gratüberschreitungen, kein Scherz, vorsichtig sein und darauf achten, von wo der Wind kommt. Ich habe schon auf Touren mit mehreren Seilpartner*innen einiges erlebt. Das Zeug landet schneller im Gesicht als man schauen kann.

Ansonsten habe ich eine zusammengeknüllte PET-Flasche dabei, die ich für das kleine Geschäft nutze. Besonders nachts in einer Biwakschachtel oder in einem Notbiwak kann sie sehr wertvoll sein – sobald ich in sie hinein pinkel. Ich verwende sie, gut verschlossen, als Wärmflasche. Ein herrliches Gefühl.

Was dich sonst noch vorwärts bringt

Entdecke das Unbekannte mit der Fenix 6-Serie

FĒNIX® 6 SERIE mit Pulse OX
25.03.2021

ENTDECKE DAS BESTE IN DIR: FENIX 6 • FENIX 6 PRO • FENIX 6 SAPPHIRE

Geht mit dir durch jedes Abenteuer:

  • finde deinen Weg – mit GPS, Kompass, Höhenmesser, Streckennavigation, Trackback
  • zahlreiche Sport- und Outdoor-Apps für alle deine Aktivitäten
  • mit einer Akkupower, die auch lange Touren mitmacht
  • edles, robustes Design – und mit den Quickfit-Wechselarmbändern passt du deine Garmin schnell jeder Situation an – zum Sport, beim Meeting oder Dinner

zu Garmin.com
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel