Running

Alltag Sport: Nicht so verbissen sein

Training, Job und Familie zu vereinen, ist für viele Nicht-Profis eine Herkulesaufgabe. Drei voll berufstätige Leistungsportler*innen haben uns verraten, wie ihnen der Spagat im Alltag gelingt.

Teilen
0

Training, Stullenschmieren, die Kinder zur Schule, dann die Arbeit. Und acht Stunden später noch mal dasselbe von vorn. Nur in anderer Reihenfolge. Berufstätige Leistungssportler*innen müssen ihren sportlichen Alltag gut organisieren. Ansonsten versinken sie in einem Chaos aus Nussaufstrichbroten, Kindertaxidienst und Intervalleinheiten.

Profis haben es im Gegensatz zu Leistungsportler*innen entspannter. Sie verdienen in manchen Sportarten unglaublich viel Geld. Andere sind in Förderprogrammen des Militärs oder der Polizei aktiv. Wieder andere studieren und können sich auf Ausbildung und Sport fokussieren.

Doch wie jonglieren diejenigen ihren Alltag, die Familie, Beruf und Training harmonisch zusammenführen müssen? Drei Athlet*innen verraten, wie sie die Challenge Leistungssport und Alltag meistern.

Dr. Paul Schmidt-Hellinger: „Den Arbeitsweg nutzen“

Dr. Paul Schmidt-Hellinger trägt als Lungenspezialist in der Berliner Charité viel Verantwortung. Der 35-Jährige arbeitet momentan im Schichtdienst auf einer Intensivstation, hauptsächlich am Wochenende. Der junge Familienvater lebt mit Frau und Kind am nördlichen Stadtrand von Berlin.

Sportliche Erfolge:

  • Deutscher Mannschaftsmeister im Marathon 2017
  • Seit 2009 Rekordhalter des Dresden-Marathons: 2:32 h
  • Persönliche Marathon-Bestleistung: 2:19 h

„Seit dem Beginn meines Medizinstudiums nutze ich meine Arbeitswege zum Trainieren. Das bietet sich im Ausdauerbereich ganz gut an. Ich habe vom Stadtrand in Berlin bis in die Charité 16 Kilometer Arbeitsweg. Wenn ich im Schnitt vier Tage die Woche arbeite, meistens in 12-Stunden-Schichten, kommen circa 120 Kilometer zusammen, die ich theoretisch laufen könnte. Normalerweise schaffe ich 80 bis 90.

Wenn ich Nachtschicht habe, laufe ich abends von 18.30 bis 19.30 Uhr. Dann sind meine mentalen Akkus aufgeladen. Morgens gehts von 8.30 bis 9.30 Uhr wieder zurück. Wenn ich nach der langen Nacht zu müde bin, jogge ich nur die fünf Kilometer bis zur S-Bahn und fahre den Rest der Strecke. Im vergangenen Jahr machten meine Arbeitswege 80 Prozent meiner Trainingskilometer aus. Wenn ich frei habe, nehme ich mir nur in seltenen Fällen anderthalb Stunden zum Laufen raus. jede*r mit kleinem Baby weiß, wie zeitintensiv die Fürsorge ist.

Dr. Paul Schmidt Hellinger beim Laufen
Erst Laufhose, dann Kittel: Dr. Paul Schmidt-Hellinger joggt zur Arbeit ins Krankenhaus. © Dr. Paul Schmidt-Hellinger

Früher habe ich mehr Zeit in die Regeneration investieren können. Ich ging in die Sauna oder in einen Yoga-Kurs. Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt und die nächste Bestzeit ist nicht mehr mein oberstes Ziel. Ich bin gerne Leistungssportler, möchte mich aber nicht wegen erhoffter Bestzeiten unter Druck setzen. Besonders wichtig ist meine Frau, die dafür sorgt, dass alle in der Familie ihre Kräfte gut einteilen. Ein kleiner Kniff: Ich habe zehn verschiedene Laufoutfits, weil ich nicht immer die Zeit habe, die Wäsche zu waschen. Auch so kann ich mir Luft verschaffen.

Neben meinem Laufsport habe ich noch eine weitere Aufgabe. Als Sportmediziner betreue ich ehrenamtlich Kaderathlet*innen, also deutsche Spitzensportler*innen. Ich übernehme eine Art Lotsenfunktion. Ich muss gesundheitliche Risiken erkennen, Befunde erklären, Spezialbehandlungen empfehlen. Bald fahre ich in die USA in ein Trainingslager. Meine Familie darf mich dort eine Woche lang begleiten. Das ist mir wichtig.“

Eva Hürlimann: „Ich habe keinen Trainingsplan“

Die Ultra-Athletin Eva Hürlimann, 38, baut gerade ein kleines Hotel am idyllischen Thunersee in der Schweiz auf. Die dreifache Mutter arbeitet zusätzlich als Motivationstrainerin und Markenbotschafterin.

Sportliche Erfolge:

  • Sieg beim Swissultra Deca 2019
  • Sieg beim Rocky Mountain BIKE Marathon 2019
  • Zweite im Ultrarad-Gesamtweltcup 2019

„Ich kriege die drei Dinge Sport, Beruf und Familie ganz gut unter einen Hut. Wahrscheinlich, weil ich locker bin. Ich habe keinen fixen Trainingsplan. Denn diesen würde ich eh nicht einhalten können.

Motivationsprobleme kenne ich nicht. Ich will immer trainieren. Durch die begrenzten zeitlichen Ressourcen bin ich sogar motivierter. Wenn ich Zeit habe, freue ich mich auf das Training. Ich arbeite intensiv mit Intervallen und absolviere teilweise lange Einheiten mit dem Rennrad. Manchmal bis zu 300 Kilometer am Stück. Im Durchschnitt komme ich auf 8 bis 25 Trainingsstunden pro Woche.

Eva Hürlimann posiert hinter ihrem Fahrrad
Eva Hürlimann baut gerade ein Hotel auf und genießt nebenbei die letzten Jahre ihrer Karriere. © Eva Hürlimann

Mit 38 Jahren kenne ich meinen Körper. Ich kann Signale wahrnehmen, wenn ich müde bin oder meine drei Kinder etwas mehr Aufmerksamkeit brauchen. Ich achte auf meine Familie und passe das Training entsprechend an. Wenn ein Kind krank wird, ist das meine Priorität. Es passiert auch, dass ich an einem Tag auf alle Einheiten verzichten muss. Das stört mich nicht. Gegenüber jüngeren Athlet*innen habe ich einen großen Vorteil: Ich sehe das Ganze nicht mehr so verbissen.

Im Hauptjob vermiete ich Ferienwohnungen am Thunersee. Ich möchte den Gästen sportliche Erlebnisse in den Bergen anbieten, zum Beispiel Radtouren. Mein Traum ist es, sie zu unterrichten, mein Wissen über Bewegung, Ernährung und die Natur zu vermitteln.

Auch wenn ich noch ehrgeizig bin und sportliche Ziele habe, kann es sein, dass es meine letzte Saison ist. Ich liebe den Wettkampf und möchte weit vorne landen. Aber ich schätze eben auch das Gemeinsamsein in der Natur, ohne Zeitdruck, ohne Konkurrenz. Wenn ich mit Gästen diese Zeit und dieses Gefühl teilen kann, bin ich glücklich.“

Werner Schrittwieser: „Eine Frage der Flexibilität“

Werner Schrittwieser, 37, bloggt, schreibt und fotografiert als Journalist. Zudem arbeitet er als freiberuflicher PR-Berater. Der verheiratete Niederösterreicher hat einen elfjährigen Sohn.

Sportliche Erfolge:

  • Marathon-Bestzeit 2016 in Frankfurt: 2:55 h
  • Seit 2014 Profi-Blogger für Laufevents
  • In Österreich als „Running Schritti“ sehr bekannt

„Sport, Beruf, Familie: Es ist eine Sache der Planung und Flexibilität. Ich arbeite in keinem klassischen Bürojob, bei dem ich von 7 bis 16 Uhr anwesend sein muss. Ich bin selbstständig und kann mir meine Aufgaben selber einteilen. Oft arbeite ich in den Abendstunden und am Wochenende. Deshalb muss ich mich gut mit meiner Frau absprechen, damit es funktioniert. Im Schnitt laufe ich fünfmal die Woche, jeweils zwischen 10 und 15 Kilometer.

Job, Sport und Privates lassen sich gut kombinieren, denn ich habe Kooperationen mit Laufveranstaltungen, die ich im Bereich Social Media und Content betreue. Ich mache PR-Arbeit, fotografiere, blogge. Bei vielen Events, die ich begleite, ist die Familie mit dabei. Manchmal lässt sich meine Arbeit mit einem Urlaub verbinden. Zum Beispiel wenn ich im Ausland zu tun habe. Die Familie profitiert dann von den interessanten Sachen, die ich dort machen darf.

Werner Schrittwieser schaut während seines Lauftrainings auf seine garmin-Uhr
Laufen ist sein Hobby und auch sein Beruf: Blogger und Fotograf Werner Schrittwieser begleitet Laufevents. © Running Schritti

Die Verbindung von Beruf, Alltag und Sport klappt wunderbar. Es gibt kaum Reibungspunkte. Auch weil ich mir immer die Zeit für die Kinderbetreuung nehmen kann. Als mein Sohn noch klein war, arbeitete ich während er schlief. Die Flexibilität, die ich durch meinen Beruf im Sport erhalte, hilft mir sehr.

Andererseits muss ich dafür anders als viele andere am Wochenende ran. Da mir die Arbeit sehr viel Spaß macht, fällt mir das aber leicht. Ich investiere gerne ein paar Stunden mehr.“

Was dich sonst noch vorwärts bringt

Die Forerunner Serie: Ultra-funktionale Smartwatches für jede Distanz

Garmin Forerunner Serie
19.05.2021

Eine Laufuhr, die so tickt wie du

Für jeden Läufer die passende Laufuhr:

  • perfekt abgestimmt auf dein Level, deine Ansprüche und deine Interessen – egal, ob Ironman oder Marathoni
  • Joggen, Laufen, Sprinten, Ballern – der Begleiter an deinem Handgelenk unterstützt dich, dein Ziel zu erreichen
  • vom benutzerfreundlichen Trainingspartner bis zum hochfunktionalen Multisport-Experten mit erweiterten Leistungswerten
  • geeignet für jedes Tempo, jeden Läufer und jedes Handgelenk

zu Garmin.com
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel