Running

Oumou Aidara: Über die wahre Superkraft des Sports

Als Studentin kam Oumou aus Afrika nach Berlin. Die Anfangszeit? Turbulent, herausfordernd, psychisch belastend. Dann hat Oumou dank des Sports etwas sehr Wesentliches gelernt. Ein besonderes Interview.

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Oumou beim Trailrunning

Über Oumou Aidara

Oumou stammt aus dem Senegal, lebt seit einigen Jahren in Berlin. Mittlerweile ist Oumou dort in den Bereichen Fotografie und Kunst tätig. Außerdem ist Oumou als Ambassador im aktuellen Werbespot von Garmin zu sehen.

#BeatYesterday.org: Oumou, #BeatYesterday ist das Mantra von Garmin. Damit verknüpft jeder Mensch unterschiedliche Emotionen. Woran denkst du, wenn du #BeatYesterday hörst?

Oumou Aidara: Im ersten Moment fand ich es sehr kompetitiv, stark auf den Wettkampf gemünzt. Wortwörtlich übersetzt: Sein vergangenes „Ich“ schlagen. Mittlerweile hat es für mich noch eine leicht andere Bedeutung: Es geht nicht darum, sich selbst in der Vergangenheit zu besiegen. Sondern, sich zu entwickeln, bei den eigenen Zielen voranzukommen.

#BeatYesterday.org: Gab es bereits Situationen in deinem Leben, wo du #BeatYesterday leben musstest? Welche waren das – und wie hast du dich durchgesetzt?

Oumou: In der Vergangenheit hätte ich die Frage nicht sofort beantworten können. Ich habe mich früher heruntergezogen, weil ich meine Erfolge nicht feiern, oder sehen konnte. Heute sind die Momente und Fortschritte für mich offensichtlicher. Nur ein Beispiel: Genau heute vor einem Jahr wusste ich nicht einmal, wie man Fahrrad fährt. Nun habe ich vor kurzem an einem Wettkampf auf dem Rad teilgenommen. Das ist ein großer Erfolg! Mittlerweile weiß ich, dass es sich immer lohnt, die gestrige Version von mir selbst herauszufordern. Auch bei den Dingen, die mir vielleicht Angst machen, bei denen ich Mut brauche, mich aus meiner Komfortzone bewegen muss. Doch ich bin mir bewusst: Wenn ich diesen Schritt gehe, dann bin ich schon einen Schritt weiter als gestern.

#BeatYesterday.org: BeatYesterday bedeutet auch „Aus Erfahrungen von gestern lernen“. Was hast du zuletzt aufgeschnappt?

Oumou: Mehr ausruhen, mehr runterkommen. Das war nicht leicht, bis mein Kopf das angenommen hat. Ich musste das Ausruhen erst wieder lernen. Heute merke ich, wie gut mir das tut, wenn ich nach dem Sport, der Arbeit oder dem Lesen eines Buches abschalte. Ich lasse die Erfahrungen auf meine Seele wirken. Ich gebe mir Zeit, Erlebtes zu verarbeiten.

#BeatYesterday.org: Was tust du, wenn du nichts tust?

Oumou: Rumliegen, Musik hören und etwas essen. Oder auf der Straße die Menschen beobachten.

#BeatYesterday.org: Welche Bedeutung hat Bewegung für deinen Alltag?

Oumou: Sport ist ein Weg, mein Leben zu leben. Er gehört genauso dazu wie schlafen, trinken und essen. Ich kann mit dem Sport meine Emotionen regeln. Ich spüre durch ihn, wie es mir tatsächlich geht. Wenn ich mich im Leben manchmal entmutigt, ja schwach fühle, ist Sport ein Tool, mich zu empowern, mich wieder zu ermutigen.

Wenn ich mit meiner Arbeit oder einer Frage im Leben nicht weiterkomme, dann schnapp ich mir mein Rad. Da reichen ein, zwei Stunden, und ich finde zu mir. Ich fühle mich danach wieder stark. Ich sehe Herausforderungen auch klarer und habe die Energie, sie zu lösen. Bewegung kostet mich keine Kraft, meist gibt sie mir welche. Sport ist ein Werkzeug, mit dem ich mich wieder stark fühle. Stark genug, um die Challenges des Lebens zu meistern und Kontrolle zu gewinnen. Sport ist auch eine Art Medium, mit dem ich mich mit anderen connecten kann. Nach ein paar gelaufenen Kilometern fühle ich mich mit vorher Fremden verbunden.

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#BeatYesterday.org: Wenn man dir bei Instagram folgt, sieht man, dass du viele Sportarten treibst, dass du dich ausprobierst. Woher kommt diese Freude an der Vielfalt?

Oumou: Ich glaube, weil ich sehr unterschiedliche Stimmungen habe, weil ich manchmal stark zwischen ihnen schwanke und mich davon leiten lasse. Es gibt Momente, da sehne ich mich nach Monotonie, nach einem Rhythmus. Dann laufe ich sehr gerne. Und es gibt Tage, an denen mich dieses „immer wieder dasselbe tun“ fast erstickt. Da brauche ich für meine Kreativität andere Impulse und Bewegung. Ich mache viele unterschiedliche Dinge, weil ich möchte, dass der Sport immer zu meinen Bedürfnissen passt. Ich denke oft, „one life is not enough”. Für mich ist es nur ein starker Charakterzug, meine Neugierde, jeden Tag Neues auszuprobieren.

#BeatYesterday.org: Willst du, weil dir das Laufen nicht mehr reicht, jetzt bald Triathlons absolvieren? Was reizt dich daran?

Oumou: Dass ich viel gleichzeitig machen muss. Dadurch, dass ich mich auf mehr als eine Sache konzentrieren muss, lerne ich mehr Disziplin. Ich kann nicht einfach sagen, ich mache jetzt das und ganz viel später das andere. Ich muss es nacheinander abrufen.

#BeatYesterday.org: Worin bist du am besten?

Oumou: Ich koche gerne und gut. Vielleicht, weil ich so gut organisieren kann. Manche vertraute Mitmenschen nennen mich Organisations-Freak. Wenn ich Chaos vorfinde, macht es mir Spaß, wenn ich es in Ordnung bringe. Und mich entspannt es total, Sachen zu sortieren, zum Beispiel nach Farben. Da werde ich richtig ruhig, fühle mich zufrieden.

#BeatYesterday.org: Du stammst aus dem Senegal, lebst mittlerweile aber in Berlin. Was hat dich nach Deutschland geführt?

Oumou: Ich bin wegen meines Studiums nach Berlin gezogen. Habe hier an der Universität Design und Fotografie studiert. Wie alle anderen Studierenden habe ich viel gefeiert, über den Sport rasch Anschluss gefunden. Andererseits: Es war auch sehr herausfordernd, hier anzukommen. Ich hatte anfangs nicht geplant, hier zu bleiben. Ich dachte, ich komme für das Studium her und ziehe danach weiter. Aber dann kam die Pandemie, meine positiven sportlichen Erfahrungen in der Gemeinschaft blieben plötzlich aus.

Wenn man die Sprache nicht kennt, wird es schnell einsam um einen herum. Und wenn es keine erwachsenen Vertrauenspersonen um einen gibt, ist es schwer, fokussiert zu bleiben und sich nicht zu verlieren. Allgemein war das Leben ganz anders als das, was ich beim Aufwachsen in meiner Heimat gesehen habe. Das zu verarbeiten und zu akzeptieren, war herausfordernd, gerade auch psychisch. Mir auch einzugestehen, Spaß zu haben, rauszugehen, mein Leben zu leben. Ich brauchte dann eine Pause von Berlin, wollte mich auf mich konzentrieren und die Sprache lernen. Jetzt, wo ich zurück bin, ich angekommen bin, geht es mir sehr gut. Ich habe tolle Leute um mich herum, ich liebe die Stadt.

#BeatYesterday.org: Noch heute ist es leider so, dass Menschen nicht überall mit offenen Armen empfangen werden. Welche Erfahrungen hast du gemacht, seitdem du in Deutschland lebst?

Oumou: Ich habe mehrere Monate außerhalb von Berlin gelebt, in Süddeutschland. Da habe ich auch „shity moments“ wahrgenommen. Rassismus, Ausgrenzung, Beleidigungen. Dem wollte ich in meinem Kopf aber keinen Raum geben, ich wollte es bewusst nicht an mich ranlassen. Es gab so viele tolle Erfahrungen, auch außerhalb von Berlin. Nette Menschen, nette Begegnungen. Auf die habe ich mich konzentriert.

#BeatYesterday.org: Was war so ein Moment, der dir positiv in Erinnerung blieb?

Oumou: Ich kam mal in Bayern nach Hause, und da stand ein Teller mit einem großen Stück Apfelkuchen vor meiner Tür. Sogar eine Plastikgabel steckte im Kuchen, das war so ein süßes Detail, was mich sehr glücklich machte. In diesem Moment fühlte ich mich willkommen, akzeptiert und aufgenommen, gar nicht mehr fremd. Vor allem zeigte er nach ein, zwei blöden Erfahrungen: Ich werde hier nicht ausgegrenzt. Hier gibt es auch Menschen, die sich freuen, dass ich da bin. Die mir auch dieses Gefühl geben.

#BeatYesterday.org: Was auffällt: Dich kann man bei vielen sportlichen Aktivitäten beobachten, kaum aber in Teamsportarten.

Oumou: Ich bin sehr extrovertiert, ich umgebe mich gern mit Menschen. Das Laufen zum Beispiel sehe ich gar nicht als Einzelsport. Wenn der Sport nur aus dem „ich laufe jetzt los und komme wieder“ bestehen würde, wäre ich wahrscheinlich nicht im Laufsport aktiv. Klar, es gibt Trails, da läuft jede*r für sich. Aber normal ist es ja, dass man zusammen läuft, in einer Menschenmenge, in einer eigenen Gruppe. Das gegenseitige Anfeuern, das Geben von Ratschlägen untereinander – das macht den Sport für mich aus. Und ich finde, dass das Laufen den Menschen Raum gibt, in dem sie sich finden können.

In den Laufgruppen achten wir sehr auf uns. Wenn jemand traurig ist, weil ein geliebter Mensch fort ist oder es im Job nicht läuft – dann fangen wir diesen Menschen auf. Laufen ist für mich fast das Gegenteil eines Einzelsports. Wenn du jemanden anfeuerst, gewinnst du ähnlich viel wie die Person, die ins Ziel läuft. Das ist einfach eine andere Art des Teamsports.

Ich habe kürzlich einen Satz gehört: „If you wanna go fast, you can go alone, if you want to go far, you have to go with people.” Übersetzt: Wenn du schnell sein möchtest, gehe alleine. Möchtest du weit kommen, solltest du dich mit Menschen umgeben. Das ist für mich so wahr! Und wenn du in einer Community trainierst, triffst du Menschen, die dir automatisch weiterhelfen. Eine Person kann dich beim Thema Ernährung unterstützen, eine andere kennt vielleicht die besten Tipps fürs Pacen. So ist es ein Geben und Nehmen.

#BeatYesterday.org: Wer dir bei Instagram folgt (Empfehlung an die Leserinnen und Leser) sieht, dass du für einige Werte besonders stehst. Welche sind das?

Oumou: Was ich eben sagte: Ich finde es extrem wichtig, dass wir allen Menschen den Raum geben, sich zu entfalten. Es geht um Akzeptanz und Teilhabe. Ich möchte den Menschen helfen, eine Bindung zum Sport aufzubauen. Dass sie sich trauen, Teil einer Community zu werden. Dass es nicht um die Leistung geht, nicht um teure Sportschuhe oder fesche Klamotten. Sondern darum, dass man gemeinsam Spaß an einer Sache hat, und da sind soziale und wirtschaftliche Gründe egal. Das ist so ein Wert, für den ich stehen möchte. Mit allem, was ich tue, schreibe oder gestalte.

#BeatYesterday.org: Ein Aspekt, der auch beim Sport sehr wichtig ist: mentale Gesundheit. Die kommt im Alltag oft zu kurz. Wie hilft dir Sport dabei, dass es dir mental gut geht?

Oumou: Ich habe sehr mit mentalen Problemen gekämpft, auch mit Suizidgedanken. Über einige Zeit nahm ich Medikamente, ich war auf Station im Krankenhaus. Eines muss ich klarstellen: Sport kuriert keine psychischen Erkrankungen. Aber er tut gut. Er hilft dabei, neue Energie zu finden, um sich der Sache zu stellen. Durch die Aktivität ausgeschüttete Endorphine setzen dazu Glücksgefühle frei. Ich persönlich habe immer nach dem Sport das Gefühl, dass ich etwas für mich getan habe. Den Körper intakt zu halten und ihn zu bewegen, das hilft beim Thema Mental Health sehr.

#BeatYesterday.org: Wie sorgst du dafür, dass das Training nicht zu etwas wird, was dich belastet? Eigene Ansprüche können auch zermürbend sein.

Oumou: Es ist auch nicht so, dass es jederzeit bei mir klappt. Auch ich habe schon drei Wochen kein einziges Mal Sport gemacht, weil der Körper überall wehtat, weil die Kraft fehlte, weil ich mental down war. Wichtig ist, dass man es immer wieder versucht. Hauptsache reinkommen, und wenn auch nur für einen zehnminütigen Spaziergang vor der Tür. Es ist ein Auf und Ab, man kann nicht alles erzwingen. Diese Grenzen muss man akzeptieren, wenn man gesund Sport machen möchte. Deine Gesundheit ist wichtiger als deine Statistiken.

#BeatYesterday.org: Zum Abschluss: Was ist dein Tipp für unsere Leserinnen und Leser, mit dem sie mental mehr auf sich achten können?

Oumou: Supportive sein, unterstützend. Zu sich selbst, aber auch zu anderen. Wer auf andere achtet, ihnen Raum gibt, ihnen zuhört, der wird die Erfahrung machen, dass das zurückkommt. Dass man sich dann in einem Umfeld bewegt, das auf einen aufpasst, sich um einen kümmert, wenn es schlechte Tage gibt. Dabei können auch einfache Tools wie ein Tagebuch beim Verarbeiten des Erlebten helfen. Auch ein persönlicher, mentaler Notfallplan gibt Halt. Also zu wissen, was einem in der Regel gut tut, wenn man einen schlechten Tag hat. Spaziergänge, Gespräche mit nahen Bekannten – es sind oft die kleinen Dinge, die einem wieder Energie geben.

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Über diesen Artikel

Hannes Hilbrecht

Autor:

Hannes Hilbrecht

Hannes ist mittlerweile seit mehr als zehn Jahren als Journalist tätig – davon fünf als …

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