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Sightjogging Prag: Intervalltraining auf historischen Spuren

Beim Sightjogging verbinden Sportler den Ausdauerlauf mit dem Bestaunen von Sehenswürdigkeiten. #BeatYesterday.org sucht die schönsten Laufstrecken der Welt. Den Anfang machen wir in Prag.

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Prag – die „Goldene Stadt“

Der Spitzname schürt Erwartungen — und die “Goldene Stadt” Prag hält ihre Versprechen. Wie ein Puppenhaus aus Stein und Mörtel schmiegt sich die tschechische Hauptstadt in pittoresker Anmut um die Moldau.

Die Gemäuer der Stadt atmen Geschichte. Drei Prager Fensterstürze, das erfolgreiche Attentat auf den Nazischergen Reinhard Heydrich, der Prager Frühling, die samtene Revolution oder die Flucht der DDR-Bürger in die westdeutsche Botschaft: Prag hat viel Weltgeschichte mitgemacht.

Doch nicht nur die Augen von History-Channel-Fans werden verwöhnt: Die Liebe geht in Prag auch durch den Magen. Das städtische Bier zählt zu den besten der Welt; die böhmischen und mährischen Kochkünste sind besonders herzhaft und prädestiniert für einen Cheat Day.

Die Laufbedingungen: Stau und stockender Verkehr

In Prag wird es kuschelig. Ein nicht enden wollender Strom von Touristen presst sich durch schmale Gassen. Vor den Sehenswürdigkeiten staut es sich manchmal minutenlang. Fahrräder sieht man in der Altstadt, dem kulturellen Zentrum, nur in den Schaufenstern der Sportfachgeschäfte.

Menschenmenge in Prag
Vor den Sehenswürdigkeiten in Prag stauen sich Touristen, zum Ausgleich hilft ein Blick auf die Moldau. © privat

Zwar werden die Straßen abends leerer, doch schon lauern neue Gefahren: Männer mit asiatischen Sonnenhüten und grünen Lichtschwertern locken in die Massagestudios, während die Prager Bierhallen ihre mehr oder weniger trinkfesten Gäste in die Nachtwelt entlassen. Das laufstörende Gewusel auf Schleuderbeinen wird erst in den sehr späten Stunden weniger. Wer Sightseeing und Joggingrunde kombinieren will, sollte deshalb früh aufstehen und im Morgengrauen vom Altstädter Ring Richtung Prager Burg ausweichen.

Die Strecke: Ein Auf und Ab

Prag ist eine Stadt der Brücken, etwa 180 sollen sich auf die gesamte Stadt verteilen. Folglich startet die Lauftour über Wasser. Startpunkt ist die westliche Altstadt, und das Profil der Runde wird beim Blick nach vorn schnell deutlich: Diese Laufrunde wird ein stetes Auf und Ab.

 

Eine Rampe, die ihren Namen verdient, führt Richtung Generali Stadion, der Heimat des wohl berühmtesten tschechischen Fußballvereins, dem AC Sparta Prag. Unweit vom Stadion können Jogger nach dem Durchqueren einer kleinen Grünanlage das Prager Metronom erkunden. Die Kunstinstallation soll den unerbittlichen Lauf der Zeit symbolisieren. Der Blick vom Metronom auf die Stadt ist hingegen zeitlos episch; wie gemalt liegt die Stadt zu den eigenen Füßen. Im Hintergrund dröhnt der Beat der Skateboardanlage, die sich die Prager Jugend erobert hat.

Läuferisch anspruchsvoll ist das Hinablaufen der nächsten Rampe, weil die porösen Betonplatten so manche Stolpergefahr aufstellen. Dass einige Irre hier mit dem Mountainbike runterschießen, erscheint umso verrückter. Rauf macht wirklich mehr Spaß als runter, und das mag was heißen. Anschließend führt die Route über die nächste Brücke zurück an den Rand der Altstadt. Prächtig ist der Blick auf die Karlsbrücke, die sich auf steinernen Sockeln und mit Statuen verziert 516 Meter über die Moldau spannt. Nach einigen hundert Metern an der Promenade wird eben jene Karlsbrücke überquert. Im Morgendunst ist die Brücke noch menschenleer, tagsüber wird sie von zehntausenden Schaulustigen verstopft. Nur die Wimpel der Stadtführer ragen aus der Menschentraube.

Waren die Rampen zum Metronom fordernd, wird der Weg zur Prager Burg und zur deutschen Botschaft zum Endgegner. Fast einen Kilometer geht es insgesamt steil berghoch, sodass die Lungen im gemäßigten Tempo nahe der Maximalleistung arbeiten. Der Blick von der Burgmauer verrät, wie groß die Metropole eigentlich ist: 1,5 Millionen Menschen leben hier; und am fernen Horizont tanzen sogar zwei Türme.

Das schwierigste Teilstück des Tages führt zur deutschen Botschaft, die Steigung beträgt locker über 20 Prozent. Wer hier gehen muss, braucht sich nicht zu schämen. Über eine kleine Nebenstraße gelangen Läufer zu der Rückseite des Prachtbaus. Und durch die Gitterstäbe können Interessierte beinahe ungestört in den Garten lugen. Hier harrten 1989 tausende Frauen, Männer und Kinder auf der Flucht aus der DDR aus. Kaum zu glauben! Ein Denkmal, das einen Trabbi auf Beinen zeigt, erinnert an ein großes Stück Geschichte.

Bevor es hinab geht, wartet noch ein letztes Intervall auf einen bewaldeten Hügel. Es ist der Gipfel. Die Füße freuen sich nach Beton, Asphalt und Kopfsteinpflaster über den sandigen Untergrund. Fast senkrecht abklaffende Hänge begrenzen den Pfad und mahnen zur Vorsicht. Diese Passage sollten Läufer nur im Hellen absolvieren. Die Kür ist ein rascher und technisch anspruchsvoller Lauf zurück ins städtische Tal. Über eine der kleinen Moldau-Inseln geht es schnurstracks zur letzten Attraktion des Laufes: dem ehrwürdigen Wenzelsplatz. Hier verkündete der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel die samtene Revolution.

Die Mahlzeit danach:

Prag bietet kulinarische Abenteuer – doch die Gerüchte vom “Eldorado der günstigen Küche” sind in der Innenstadt nur noch eine urbane Legende. Touristenpreise leeren das Portemonnaie. Am Stadtrand oder verborgen in tiefen Kellern gibt es aber immer noch Spitzenküche und tolles Bier zu Spottpreisen. Die Empfehlung: Im slowakischen Lokal “Blatnicka”, versteckt in einer Seitengasse, servieren die Köche ein famoses Gulasch nebst Knödel. Im Grand Orient Café überzeugen Eggs Benedict und Cappuccino im urigen Ambiente.

Eggs Benedict in einem Restaurant in Prag
Eggs Benedict sind im Prager Grand Orient Café kein Geheimtipp mehr. ©privat

Das Fazit

Praha, děláš těžké nohy! Prag, du machst schwere Beine! Das liegt nicht allein an der bergigen Laufrunde. Die Sehenswürdigkeiten sind auf so wenig Raum komprimiert, dass es keine öffentlichen Verkehrsmittel oder Taxen braucht. Prag lässt sich wunderbar auf zwei Beinen erkunden. An einem Wochenende ist Prag eine Stadt der 50.000 Schritte!

Du möchtest deine favorisierte Laufrunde in deiner Lieblingsstadt vorstellen? Schreibe uns eine Mail an redaktion@beatyesterday.org.

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