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Kinesio-Tape: So wirken die bunten Klebestreifen auf deinen Körper

Bunte Klebebänder zieren die Haut von sportlich Aktiven. Was schrill aussieht, kann verschiedenste Effekte auf deinen Körper haben. Wie Kinesio-Tapes wirken und wie du sie selber klebst.

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Stoisch steht er auf dem Platz. Mit versteinerter Mine spannt er alle Muskeln seines Oberkörpers an. Starrt beinahe teilnahmslos geradeaus, ehe ihm die ersten Mitspieler um den Hals fallen. Besonders deutschen Fußballfans blieb diese Pose von Mario Balotelli schmerzhaft in Erinnerung. Besiegelte sie doch das Ausscheiden bei der Europameisterschaft 2008.

Nur den wenigsten fiel vermutlich der Rücken des Italieners auf. Diesen zierten drei lange Streifen Kinesio-Tape. Damals noch eine Seltenheit. Die bunten Klebebänder auf der Haut sind bei vielen sportlich Aktiven heute weit verbreitet. Diese Kinesio-Tapes sollen vor Verletzungen schützen, Schmerzen lindern und die Regeneration fördern. Doch wie genau wirken diese Tapes, und was sagt die Wissenschaft dazu?

Was ist Kinesio-Tape?

Kinesio-Tape siehst du mittlerweile überall. Regelmäßig schmückt das bunte Tape die Körper sportlich Aktiver im Profi- und Hobbybereich. Es gibt sie in den verschiedensten Farben und oft sind sie in speziellen Formen angebracht. Das soll das Gewebe massieren, die Durchblutung anregen oder den Transport von Lymphflüssigkeiten fördern.

Die elastischen Tapes aus Baumwolle entstammen der Physiotherapie. 1973 entwickelte sie der japanische Chiropraktiker Kenzo Kase als Behandlungsmethode für Sportverletzungen. Seitdem verbreiteten sie sich weltweit und viele Sportprofis schwören darauf.

Bei einer Verletzung oder Beschwerden kleben Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten die Tapes auf die betroffene Stelle. Manchmal auch an angrenzende Strukturen und Muskeln. An der Unterseite ist ein starker Polyacrylkleber, der das Band auf der Haut hält und zudem wasserfest ist. Durch ihre Elastizität bewahrst du trotzdem deine Beweglichkeit und bist im Alltag nicht eingeschränkt. Zudem ist das Gewebe atmungsaktiv.

Die Farben von Kinesio-Tape

Die Farben der Streifen dienen nicht der Schönheit, sondern sollen auf unterschiedliche Anwendungsgebiete hinweisen. Das bekannte blaue Tape soll beispielsweise Schwellungen lindern und Entzündungen vorbeugen können. Ein roter Streifen regt hingegen die Durchblutung an und soll bei muskulärer Überlastung helfen. Mit grünem Tape sollst du Organe beeinflussen und Unruhezustände ausgleichen können.

Bunte Kinesio-Tapes
Die unterschiedlichen Farben der Tapes gehen auf die traditionelle chinesische Farbenlehre zurück. © iStock.com/melodija

Wie wirken Kinesio-Tapes?

Kinesio-Tapes sollen bei leichten Beschwerden wie Verspannungen oder Blutergüssen helfen, Muskelverletzungen heilen, Gelenkbeschwerden lindern oder geschädigte Bänder entlasten. Einige Expertinnen und Experten setzen sie auch bei Migräne oder Wassereinlagerungen ein. Allerdings gibt es nur wenige wissenschaftliche Nachweise für ihre Effektivität. So erklärt die Sportwissenschaftlerin Lina Rahlf im Gespräch mit Spektrum der Wissenschaft: „Es gibt nur sehr wenige Nachweise für die Effektivität von Kinesio-Tapes.“ Viele Sportler und Sportlerinnen berichten jedoch von positiven Erfahrungen, auch wenn diese nicht objektiv messbar sind. Aber: Der sogenannte Placebo-Effekt ist nicht zu unterschätzen.

Was sagt die Wissenschaft?

Einzelne Studien befassten sich bereits mit dem subjektiven Empfinden. Eine Untersuchung der Abteilung für Orthopädie an der Universität im chinesischen Zhejiang zeigte die Wirkung beim Tennisellenbogen (Tennisarm). Als unterstützende Therapie konnten die Tapes die Schmerzen lindern und die Griffkraft wieder normalisieren.

Einen schmerzlindernden Effekt beobachteten auch Forschende des Zentrums für Sportmedizin an der Universität in Teheran. Bei ihrer Untersuchung konnte Kinesio-Tape das Schmerzempfinden bei Betroffenen von Kniearthrose verringern. An der Universität in North Florida belegten Forschende ähnliche Effekte bei Rückenschmerzen.

Viele weitere Studien zeigen ebenfalls positive Effekte. Allerdings weisen viele dieser Studien methodische Schwächen auf. Es fehlten Kontrollgruppen oder es nahmen nur wenige Menschen teil. Bei einem Aspekt sind sich Expertinnen und Experten aber einig: Die bunten Streifen schaden nicht und verzögern keine Heilungsverläufe.

Hinweis: Expertinnen und Experten merken an, dass bei vielen Untersuchungen der Placebo-Effekt das Empfinden der Teilnehmenden beeinflusst haben könnte. Das zeigte auch eine Studie der Universität Jena. In dieser empfanden Teilnehmende positive Effekte, obwohl sie tatsächlich nur ein Placebo-Tape am Körper trugen.

Mann mit roten und blauen Kinesio-Tapes an den Waden beim Lauftraining
Bei Bewegung sollen die Tapes den Lymph- und Blutfluss anregen. © iStock.com/sportpoint

Wie du Kinesio-Tape selber anwendest

Bei starken Verletzungen oder Beschwerden solltest du dich niemals selbst behandeln. Geht es um leichte Beschwerden wie Muskelverspannungen kannst du das Tape jedoch selbst anbringen – vorausgesetzt, du hast es zuvor gelernt. Lasse dich bei der ersten Anwendung von Profis anleiten. Sie zeigen dir genau, wie und wo du das Baumwollband bei deinen Beschwerden kleben musst. Bei manchen Beschwerden wie Rückenschmerzen benötigst du ohnehin Hilfe, weil du mit den Armen und Händen kaum betroffene Regionen erreichst.

Auch findest du diverse Anleitungen im Internet. Achte aber darauf, dass diese aus fachkundigen Quellen stammen. Sonst bleiben die erhofften Effekte aus. Besser vorbereitet bist du mit einem Kinesio-Tape-Kurs. Diese kannst du dir online buchen und lernst das Tapen von Profis.

Tipp: Mit Videoanleitungen auf Youtube kannst du das Tapen schrittweise nachmachen oder dein Wissen auffrischen. Diese Videos helfen dir beim

Wichtiger Hinweis: Beschwerden wie Ödeme solltest du immer mit einer Ärztin oder einem Arzt abklären, bevor du sie privat tapest. Setzt du die Streifen falsch, bleibt die erhoffte Wirkung definitiv aus.

Was du bei der Anwendung beachten solltest

Du weißt, wie du das Tape richtig kleben musst? Dann kannst du mit dem Tapen beginnen. Bereite dich aber vor, damit die Klebestreifen ihre Wirkung entfalten und lange haften. Zunächst solltest du die Haut der betroffenen Stelle gründlich reinigen. Hast du in dem Bereich Haare, rasiere sie vorher, damit der Kleber haften kann. Außerdem ersparst du dir die Schmerzen beim Entfernen des Tapes.

Achte bei der Auswahl des Tapes auf hohe Qualität. Billige Tapes verlieren oft schnell ihre Elastizität und lösen sich schneller ab. Bevor du das Tape aufklebst, schneide es auf die passende Länge und Breite für den Anwendungsbereich zu. Runde die Ecken der Streifen mit einer Schere ab. So verhinderst du, dass sie sich nach dem Kleben aufrollen.

Löse die Schutzfolie vorsichtig von der Klebefläche, ohne diese zu berühren, da dies die Klebekraft vermindert. Klebe das Tape mit leichter Spannung von der Mitte aus auf die betroffene Stelle. Die Enden solltest du ohne Spannung anbringen. Reibe anschließend über das Tape, um den Kleber zu aktivieren. Wiederhole diesen Vorgang mit allen weiteren Streifen.

Das Tape sollte mindestens eine Woche auf der betroffenen Stelle bleiben. Nach drei bis fünf Tagen solltest du die Wirkung aber am stärksten spüren. Zum Ablösen kannst du das Tape vorher mit Wasser durchnässen oder beispielsweise Babyöl verwenden.

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Über diesen Artikel

Kevin Berg © Redaktion

Autor:

Kevin Berg

Kevin Berg ist seit 2019 #BeatYesterday-Redakteur mit vielen Interessen. Als Journalist wurde Kevin an einer …

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