Viele Monate blieben wir verschont. Nun beendet der aufkommende Sommer allmählich die ruhigen Nächte. Das tiefe Summen der fliegenden Blutsauger hält uns wach, Regenschauer und warme Temperaturen sind perfekte Bedingungen für Mücken. Der milde Winter hat sein übriges getan.
Ohne passenden Schutz wie Fliegengitter oder Moskitonetz können die Plagegeister so manche Nacht oder den gemütlichen Abend in der Natur stören. Noch lästiger sind aber die Stiche, wenn eine Mücke doch ein freies Stück Haut erwischt. Mit Spitzwegerich sollst du das nervige Jucken schnell beenden können.
Wie du dir eine Salbe aus dem Heilkraut herstellst und wogegen Spitzwegerich außerdem wirkt.
Was ist Spitzwegerich?
Spitzwegerich (botanischer Name: Plantago lanceolata) ist eine weitverbreitete krautige Pflanze, die besonders in Europa, Afrika und Asien beheimatet ist. Sie ist sehr robust und kann deswegen auf Wiesen und Weiden wachsen und am Straßenrand gedeihen. Schon früh erkannten die Menschen die heilenden Kräfte der Pflanze. Besonders für die Atemwege, weswegen Spitzwegerich auch als „Lungenkraut“ bekannt ist. Zusätzlich ist die Pflanze essbar. Aus ihren Blättern kannst du einen Salat kredenzen.
Tipp: Die jungen Blütenähren schmecken wie frische Champignons. Geröstet verfeinern sie Brote, Suppen oder Salate.
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Wie Spitzwegerich wirkt
Spitzwegerich ist eine Heilpflanze mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. Die in den Blättern enthaltenen Wirkstoffe wie Aucubin und Gerbstoffe wirken nicht nur antibakteriell, sondern auch entzündungshemmend, was sie ideal für die Behandlung von Hautirritationen und Mückenstichen macht.
Bei Atemwegsbeschwerden kann Spitzwegerich lindernd wirken, indem er den Hustenreiz hemmt und die Schleimhäute beruhigt. Darüber hinaus unterstützt die Pflanze die allgemeine Gesundheit durch Inhaltsstoffe wie Kieselsäure und Vitamin C, die das Immunsystem stärken und zur Festigkeit von Haaren, Nägeln und Bindegewebe beitragen.
Wie du Spitzwegerich erkennst
Die robuste Pflanze zeichnet sich durch längliche, lanzenartige Blätter aus, die etwa zehn bis 20 Zentimeter lang sind und fünf bis sieben deutlich erkennbare Blattrippen haben. Für die Nutzung seiner heilenden Wirkstoffe ist das Frühjahr die beste Zeit zum Pflücken der Blätter, da sie dann am wirkstoffreichsten sind. Gepflückte Blätter müssen nicht sofort verwendet werden. Getrocknet sind sie lange haltbar und ideal für die Zubereitung von Erkältungstees.
Von Mai bis September trägt die Pflanze zudem ihre charakteristischen Blüten. Diese zeigen einen grün-bräunlichen Mittelstrang, der oft von unauffälligen, kleinen Blütenblättern umgeben ist. Die Ährenstiele, auf denen die Blüten sitzen, sind kantig und können bis zu 15 Zentimeter lang werden.
Eine Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen ist beim Spitzwegerich sehr gering. Durch die charakteristischen langen Blätter ist die Pflanze auch für Newbies unter den Sammerinnen und Sammlern geeignet. Es gibt zwar andere Wegericharten, die dem Spitzwegerich ähnlich sind, aber diese sind ebenfalls ungiftig.
Wiesenpflaster: Natürliche Soforthilfe für unterwegs
Neben seinen Effekten bei Atemwegserkrankungen verspricht Spitzwegerich auch bei Mückenstichen oder kleinen Verletzungen schnelle Hilfe. Sogar bei frischen Schrammen während eines Ausflugs. Denn aus Spitzwegerich kannst du dir ein sogenanntes Wiesenpflaster herstellen.
Für das natürliche Pflaster nimmst du zwei bis drei Blätter in die Hand und zerdrückst sie zwischen deinen Fingern, bis etwas Saft austritt. Anschließend drückst du die Blätter auf die betroffene Stelle. Durch die enthaltenen Flavonoide und Schleimstoffe, die entzündungshemmend wirken, kannst du den Juckreiz und die Rötung eines Stiches lindern. Auch schützt du Wunden vor einer Entzündung.
Zusätzlich kannst du Spitzwegerich auch bei Entzündungen der Haut anwenden. Hast du beispielsweise ein Ekzem, beruhigt die Heilpflanze deine geschundene Haut und verringert den Juckreiz. Durch die Schutzschicht aus Schleimstoffen verhinderst du zudem eine zusätzliche Reizung der betroffenen Stellen.
Spitzwegerich-Salbe: So stellst du sie her
Obwohl Spitzwegerich an vielen Orten gedeiht, ist er nicht immer verfügbar. Besonders im Herbst und im Winter findest du kaum nutzbare Blätter der Heilpflanze. Möchtest du Insektenstiche oder kleine Verletzungen trotzdem versorgen, kannst du dir einen Spitzwegerich-Stick herstellen. Den Stick kannst du auch zum Einreiben deiner Brust verwenden, wenn dich eine Erkältung erwischt hat. Zu Salbe verarbeitet ist die Pflanze lange haltbar. Außerdem kannst du sie leicht in deinem Rucksack verstauen. So machst du deinen eigenen Spitzwegerich-Stick!
Zutaten
- 1 Handvoll frischer Spitzwegerichblätter
- 100 ml hochwertiges Olivenöl
- 10 g Bienenwachs
- 1 keimfreies Schraubglas
- Tiegel oder Lippenstifthülsen
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Zubereitung
Für die Salbe zerkleinerst du die Blätter zunächst mit einem Messer. Dadurch kann Saft austreten, der deine Salbe wirksam macht. Die zerkleinerten Blätter füllst du anschließend in dein Schraubglas und gibst das Olivenöl dazu. Achte darauf, dass das Öl alle Blätter bedeckt.
Danach verschließt du das Glas und lässt es für vier Wochen im Dunklen bei Zimmertemperatur stehen. Damit sich die Wirkstoffe verteilen, kannst du das Glas alle drei Tage ein wenig schütteln. Sind die vier Wochen vorbei, filterst du deine Mischung und trennst die festen Bestandteile vom Öl. Dafür eignet sich beispielsweise ein Baumwolltuch oder ein sehr feines Sieb.
Das Öl gibst du anschließend in einen Topf oder in ein Wasserbad und erhitzt es leicht. Achte darauf, dass es nicht kocht! Andernfalls gehen die wichtigen Wirkstoffe verloren. In das leicht erwärmte Öl gibst du nun das Bienenwachs und rührst, bis es sich aufgelöst hat.
Gieße die flüssige Salbe nun in deinen Tiegel oder deine Lippenstifthülsen und warte, bis sich die Salbe abgekühlt hat. Dann kannst du sie direkt verwenden. Deinen Vorrat an Spitzwegerich-Salbe lagerst du am besten im Kühlschrank. So bleibt sie lange frisch und kühlt bei Stichen zusätzlich.
Hinweis: Die Spitzwegerich-Salbe kannst du auch vegan herstellen. Dafür verzichtest du auf das Bienenwachs und ersetzt es durch Beerenwachs.
Quellen
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/fliegen-und-muecken/06846.html
- https://naturdetektive.bfn.de/lexikon/zum-lesen/pflanzen/wildpflanzen-und-was-man-damit-machen-kann/muecken-ex-aus-spitzwegerich.html
- https://www.netdoktor.de/heilpflanzen/spitzwegerich/
- https://www.liebstoeckl.eu/unser-konzept/michaels-kuechengeheimnisse/detail/spitzwegerich-das-natuerliche-antibiotikum/
- https://www.sidroga.de/kraeuterlexikon/spitzwegerich/
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/22957.html
- https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1360663
- https://www.ewalia.com/en/Ewalia-magic-tips/Herbal-Lexicon/Ribwort-Plantain
- https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/kraeuter-gewuerze/wildkraeuter/spitzwegerich.html
- https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/aucubin/6000
- https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/vitamine/zink-wirkung-tagesbedarf-und-ueberdosierung/
- https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/essen-und-wissen/vitamin-c-staerkt-die-abwehrkraefte-2004768
- https://www.br.de/radio/bayern1/spitzwegerich-140.html
- https://www.nationalpark-schwarzwald.de/de/nationalpark/blog/2020/neues-aus-der-hexenkueche-spitzwegerich
- https://idw-online.de/de/news554015
- https://utopia.de/ratgeber/spitzwegerich-salbe-selber-machen/
- https://www.krautundrueben.de/rezept-spitzwegerich-salbe-selbst-herstellen-2133
- https://www.nabu-duesseldorf.de/archiv-1/2021/der-spitzwegerich/
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