Ashwagandha: Macht die Heilpflanze krank?

Inhalt:

Was ist Ashwagandha?
Wie wirkt Ashwagandha?
Welche Nebenwirkungen hat Ashwagandha?
Fazit: Solltest du Ashwagandha nutzen?

Heilpflanzen haben in Europa eine lange Tradition.

Salbei wirkt entzündungshemmend, Pfefferminzöl soll Kopfschmerzen lindern. Wenn der Magen grummelt, soll Kamille ihn beruhigen. Aus Johanniskrautöl lassen sich gleich mehrere Arzneien herstellen. Ja, die Natur ist eine einzige Hausapotheke.

Wie beliebt und akzeptiert regionale Heilpflanzen sind, so groß ist oft die Skepsis bei auswärtigen Alternativen. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, sagt schließlich der Volksmund.

Eine dieser exotischen Heilpflanzen, die sich in Europa trotzdem behaupten, ist Ashwagandha (Schlafbeere). Um die entsprechenden Präparate ist mancherorts bereits ein wahrer Hype entstanden. Doch ist der gerechtfertigt? Oder ist dieser Hype vielleicht sogar gefährlich? Das zeigt dieser Beitrag!

Was ist Ashwagandha?

Ashwagandha ist eine Heilpflanze aus dem Ayurveda, der traditionellen indischen Medizin. Dort wird sie seit Jahrtausenden als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten und Beschwerden genutzt. Das Wort entstammt dem Sanskrit, einer alten indischen Sprache der Gelehrten. Hierzulande ist die Pflanze meist als Schlafbeere, Winterkirsche oder indischer Ginseng bekannt.

Die Pflanze wächst in vielen Regionen Afrikas und Asiens. Aber auch in den heißen Regionen Spaniens oder Griechenlands hat sich die Schlafbeere ausgebreitet. Charakteristisch für das Nachtschattengewächs sind ihre roten Beeren. Die wichtigsten Wirkstoffe befinden sich jedoch in den Blättern und der Wurzel. Heute werden diese zu Pulver verarbeitet und als Nahrungsergänzungsmittel verkauft.

Dank ihrer Inhaltsstoffe zählt die Pflanze zu den natürlichen Adaptogenen. Das sind Substanzen, die deinen Körper anpassungsfähiger machen und Stresszustände regulieren sollen.

Wichtiger Hinweis: Bundesinstitut warnt vor Ashwagandha-Präparaten

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat vor der Einnahme von Ashwagandha-Präparaten gewarnt. Mehrere Fälle schwerer Leberschäden wurden nach der Einnahme dieser Produkte berichtet, darunter akute Hepatitis-Fälle in verschiedenen Ländern. Konsultiere unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin, bevor du Ashwagandha einnimmst.

Wie wirkt Ashwagandha?

Ashwagandha wird als traditionelle Heilpflanze für viele unterschiedliche Zwecke beworben. In einigen Ländern gilt sie beinahe als Wundermittel. So soll sie beispielsweise Krebszellen bekämpfen, Depressionen lindern oder Impotenz und Lepra heilen können. Aber Obacht: Diese Versprechungen sind maßlos übertrieben. Die amerikanische Medizinerin Laura Shane-McWhorter schreibt für eine Medizinplattform: „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Mittel wie Ashwagandha einen so großen gesundheitlichen Nutzen bietet.“ Laut der Expertin fehlen für viele Verheißungen die wissenschaftlichen Belege.

Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass Ashwagandha in bestimmten Bereichen positive Effekte haben kann.

Stressreduktion

Stress ist ein häufiger Auslöser für schwere Folgekrankheiten. Die Heilpflanze soll dich davor schützen können. Das fanden Forschende der Abteilung für Neuropsychiatrie und geriatrische Psychiatrie des indischen Asha-Krankenhauses heraus.

In ihrer Untersuchung verabreichten sie gestressten Menschen ein Ashwagandha-Extrakt. Nach einer 60-tägigen Behandlung sank der Cortisolspiegel (Stresshormon) um mehr als 27 Prozent. Außerdem fühlten sich die Behandelten stressresistenter und litten seltener unter Angstzuständen.

Kognitive Fähigkeiten

Die Heilpflanze soll aber nicht nur vorhandene Probleme lindern können. Auch soll sie beispielsweise deine kognitiven Fähigkeiten verbessern. Das beobachteten Forschende des Labors für Bewegung und Sporternährung in einer Studie der Universität Texas A&M in den USA.

Für insgesamt 14 Tage verabreichten sie den Teilnehmenden ein Ashwagandha-Extrakt. Nach der Behandlung konnten die Untersuchten ihre Leistungen in verschiedenen kognitiven Tests steigern. Ihre Aufmerksamkeit sowie das Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis verbesserten sich.

Muskelwachstum

Auch die sportliche Leistung soll die Heilpflanze verbessern können. Das wiesen Forschende der Medizinischen Universität im indischen Pune nach.

Für die Studie nahmen Kraftsportler ein Ashwagandha-Extrakt zu sich.
In den abschließenden Test konnten sie ihre Leistung beim Bankdrücken und bei der Beinstrecker-Übung steigern. Zusätzlich wuchs ihre Oberarm- und Brustmuskulatur stärker als in der Kontrollgruppe, und es traten weniger Muskelverletzungen nach dem Training auf.

Schlafqualität

Der deutsche Name für Ashwagandha kommt nicht von ungefähr. Denn die sogenannte Schlafbeere soll deine Nachtruhe signifikant verbessern können. Das zeigte eine Studie an der Medizinischen Universität im indischen Mumbai. In dieser untersuchten die Forschenden gesunde Menschen und Menschen, die unter Schlaflosigkeit litten.

Bei beiden Gruppen zeigte die Schlafbeere ihre Effekte. So schliefen die Testpersonen nach Einnahme der Präparate schneller ein. Außerdem verbesserte sich die Schlafqualität. Die Effekte waren besonders deutlich bei Personen, die zuvor unter Schlafproblemen litten.

Immunsystem

Besonders in Indien nehmen die Menschen Ashwagandha nicht nur bei akuten Beschwerden ein. Denn die Pflanze soll auch präventiv wirken und dich vor Krankheiten schützen können. Den Effekt auf das Immunsystem untersuchten Forschende des Oklahoma Heart Instituts im amerikanischen Tulsa.

In ihrer Studie beobachteten sie, dass die Einnahme von Ashwagandha die Immunantwort auf Fremdstoffe erhöhen kann. Zusätzlich stieg die Aktivität der körpereigenen Killerzellen, die Viren, Bakterien und Allergene abwehren können.

Achtung: Viele der Studien wurden mit relativ kleinen Probandengruppen durchgeführt. Um die allgemeine Wirksamkeit von Ashwagandha zu bestätigen, sind größere Untersuchungen erforderlich.

Welche Nebenwirkungen hat Ashwagandha?

Obwohl Ashwagandha zahlreiche positive Effekte haben kann, sind auch erhebliche Nebenwirkungen und Risiken bekannt. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Kopfschmerzen und Durchfall. Auch kannst du dich müder fühlen.

Außerdem kann sich dein Testosteronspiegel erhöhen. Dies kann unter Umständen zu verstärkten Symptomen wie Akne oder Haarausfall führen. Zusätzlich kann durch den erhöhten Testosteronspiegel das Blut verdicken. Dadurch steigt das Risiko auf eine Thrombose. Das ist ein Gerinnsel in den Blutbahnen, welches den Blutfluss behindert und umgehend behandelt werden muss.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt aktuell vor der Einnahme von Ashwagandha-Präparaten. Es gab mehrere Fälle, in denen die Einnahme von Ashwagandha zu schweren Leberschäden geführt hat. In Ländern wie Island, Japan, Indien, Polen und den USA mussten junge, gesunde Personen nach der Einnahme stationär behandelt werden, da sie eine akute Hepatitis entwickelten. Die Ursache konnte in diesen Fällen eindeutig auf die Schlafbeere zurückgeführt werden, da andere Auslöser wie virale oder autoimmunologische Erkrankungen ausgeschlossen wurden.

Vereinzelte Studien zeigten außerdem einen Anstieg der Schilddrüsenhormone und eine dadurch erhöhte Aktivität der Drüse durch die Einnahme von Ashwagandha. Das kann für Menschen mit Schilddrüsenproblemen gefährlich sein. Leidest du an einer Schilddrüsenerkrankung, solltest du vor der Einnahme unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.

Fazit: Solltest du Ashwagandha nutzen?

Die Einnahme von Ashwagandha sollte sorgfältig abgewogen werden, insbesondere im Hinblick auf die Warnungen vor möglichen schweren Nebenwirkungen. Wenn du gesund bist und die Heilpflanze in moderaten Dosen ausprobieren möchtest, konsultiere zuvor deinen Arzt oder deine Ärztin und überwache aufmerksam deine gesundheitlichen Reaktionen. Beachte jedoch, dass es sicherere und besser erforschte Methoden zur Stressbewältigung und Verbesserung der Schlafqualität gibt, die möglicherweise geeigneter für dich sind.

Behalte dein Stresslevel im Blick

Finde heraus, ob du einen ruhigen, ausgeglichenen oder anstrengenden Tag hast. Lass dich zur Entspannung an kurze Atemübungen für zwischendurch erinnern.