Health

Myokine: Ein gesunder Superstoff gegen Krebs und Diabetes?

Durch Sport stimulierte Muskeln produzieren sogenannte Myokine. Diese hormonähnlichen Botenstoffe gelten als körpereigene Wundersubstanzen. Was können sie bewirken?

Teilen
0

„Sport ist Mord”, unken die Ungläubigen. „Sport ist gesund”, widersprechen die Wissenden. Denn Bewegung trainiert nicht nur das Herz-Kreislauf-System und stählt die Muskeln. Sie dient dem gesamten Organismus.

Das Zauberwort heißt „Myokine”. Die erst im Jahr 2007 entdeckten hormonähnlichen Botenstoffe gelten in der Medizin bereits als gesundheitsfördernde Wundersubstanzen. Sie wirken vorbeugend gegen chronische Krankheiten, reduzieren deren Symptome, können sie manchmal sogar heilen.

Die Muskeln sind die Manufaktur der Myokine. Sie produzieren diese Stoffe mit jeder Kontraktion und verteilen sie über die Blutbahnen zielgerichtet im Körper. Doch was genau sind Myokine und was bewirken sie?

Was sind Myokine?

Die bekanntesten Botenstoffe sind in Drüsen produzierte Hormone wie Adrenalin. Sie gelangen über das Blut zu den Zellen und regeln dort den Energie- und Wasserhaushalt. Myokine gehören zu der Gruppe der Zytokine und sind ebenfalls Botenstoffe. Sie ähneln den Hormonen, werden jedoch im Gewebe hergestellt. Sie aktivieren entzündungshemmende Abwehrzellen.

Bente Pedersen, Wissenschaftlerin am Centre of Inflammation and Metabolism in Kopenhagen, entdeckte die sogenannten Myokine. „Mys“ steht für Muskel und „kinos“ für Bewegung. „Die Skelettmuskulatur ist ein Organ, das Myokine als Reaktion auf Kontraktion produziert und freisetzt”, fasst Bente Pedersen ihr Forschungsergebnis zusammen.

© Garmin

Wie wirken Myokine?

Myokine stärken das Immunsystem, bauen Fettgewebe ab und regen das Herz-Kreislauf-System an. Sie fördern Muskel- und Knochenwachstum. Besonders bekannt sind die Botenstoffe jedoch für ihre antientzündliche Wirkung. Entzündungen – eigentlich eine Schutzreaktion des Körpers – befallen beispielsweise Gelenke, die Haut und Organe. Besonders nach bakteriellen Infektionen können sie lebensbedrohlich sein.

„Früher betrachtete man Muskeln nur als Kraftmaschinen. Heute wissen wir, dass die gesamte Muskelmasse ein Organ ist, das mit allen anderen Systemen im Körper ,kommuniziert‘. So werden auf zellulärer Ebene unterschiedlichste Heilprozesse angestoßen“, erklärt die Sportmedizinerin Prof. Christine Graf. Sie leitet die Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Deutschen Sporthochschule Köln.

Für mehrere Dutzend Myokine wurde die medizinische Wirksamkeit auch abseits von Entzündungen bereits nachgewiesen. Bekannt sind einige Hundert. Jeder dieser Botenstoffe spricht andere Organe oder Zellen an, mit unterschiedlichen Effekten.

Myokine unterstützen den Stoffwechsel und das Abnehmen

Bestimmte Myokine – beispielsweise Myonektin und Interleukin 6 – aktivieren Stoffwechselprozesse in der Leber, dem Gehirn und den Muskeln selbst. Durch sie kann der Körper die aufgenommenen Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette besser verarbeiten.

Dazu beteiligen sich Myokine an der Verteilung von Muskeln und Fett. Sie steuern insbesondere den Abbau von gefährlichem Eingeweidefettgewebe (Bauchfett). Das lagert sich um und in Organen ein und verursacht Entzündungen.

Myokine verbessern das Immunsystem

Mit der Bekämpfung von Entzündungen stärken Myokine das Immunsystem. Das reduziert die negativen Auswirkungen von Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern. Die zusätzlich unterstützten T-Lymphozyten und „natürlichen Killerzellen” können Viren in Sekundenbruchteilen zerstören.

„Man kann sagen, dass Myokine die Batterien des Immunsystems aufladen”, beschreibt der Konstanzer Humanmediziner Dr. med. Kurt Mosetter den Nutzen der Botenstoffe.

Myokine fördern die Durchblutung

Myokine können die Gefäßgesundheit fördern. Außerdem stimuliert ein hoher Myokinwachstumsfaktor (in der Fachsprache VEGF) die Adern zu weiteren Verzweigungen. Die Muskeln werden besser durchblutet und können mehr leisten.

Ähnlich funktioniert der Botenstoff bei Nervenzellen. Das Myokin BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) ist ein Wachstumsfaktor, der über Synapsen auf Nervenzellen wirkt und die Denkleistung steigert. Ein niedriger BDNF-Wert wird mit Alzheimer und Depressionen in Verbindung gebracht. Das erforschte Prof. Christoph Handschin, ein Zellbiologe am Biozentrum der Universität Basel.

Myokine verhindern Diabetes

Das körpereigene Wachstumshormon Insulin bewirkt die Aufnahme von Zucker in die Muskelzellen. Bei vorerkrankten Menschen können Myokine eine Dysfunktion ausgleichen. Dadurch können Personen aus Risikogruppen eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung verhindern.

Aktuelle Studien prognostizieren, dass Myokine einen Typ-2-Diabetes in einem frühen Stadium sogar heilen können. Zudem sollen die Botenstoffe die Produktion natürlicher Killerzellen fördern, die die Entstehung und das Wachstum von Tumoren unterbinden.

Myokine helfen bei Krebserkrankungen

Durch Bewegung produzierte Myokine können die Entstehung und das Fortschreiten von Krebsleiden beeinflussen. Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fand heraus, dass selbst bei fortgeschrittenem Verlauf eine schonende Ganzkörper-Elektromyostimulation (Aktivierung der Muskeln durch Reizstrom) zu einer Ausschüttung von Myokinen führte. Sie verhinderte das Wachstum von Tumorzellen und begünstigte deren Zelltod.

Wie produziere ich am besten Myokine?

Besonders beim Krafttraining setzen Muskeln Myokine frei. Im Fitnessstudio eignen sich Übungen mit Hanteln, dem Eigengewicht oder Gummibändern. Auch zu Hause kann die Herstellung der begehrten Botenstoffe angeregt werden. Für einige Liegestütze, Dips und Kniebeuge-Strecksprung-Kombinationen brauchen Aktive weder viel Platz noch Zeit.

Auch zwei bis drei Ausdauer- oder Kraftsporteinheiten von 15 bis 20 Minuten reichen für ein optimales Myokine-Level aus. Sie wirken besser als wöchentlich eine Stunde Fußball oder Tennis. Sogar der Arbeitsweg mit dem Fahrrad oder der abendliche Spaziergang fördern die Gesundheit. Wichtig ist, dass ausreichend Zeit für die Regeneration bleibt. In dieser Phase stellen die Muskeln die Myokine her.

„Die Erkenntnisse rund um Myokine machen Sport und Bewegung endgültig zur Therapie”, schreibt die Bad Homburger Ärztin Dr. med. Petra Brecht.

Bewegung: Auf die Dosis kommt es an

Forschende empfehlen 150 bis 300 Minuten Bewegung mittlerer Intensität pro Woche oder 75 bis 150 Minuten mit hoher Intensität. Für einen komfortablen Wochenüberblick messen die Smartwatches von Garmin automatisch die „Intensitätsminuten”.

Die Funktion basiert auf der Herzfrequenz und der Schrittfrequenz. So unterscheidet die Uhr normale Alltagsbewegungen von Spazierengehen, Treppensteigen oder sportlichen Aktivitäten.

Was dich sonst noch vorwärts bringt

Venu 2 Plus – Die Smartwatch für deinen aktiven Lebensstil.

Genieße den neuen Komfort mit Bluetooth Telefonie und Sprachassistenz direkt über deine Uhr. Nimm Gespräche direkt über die Uhr an, antworte sofort auf Textnachrichten oder steuere deine Smart Home Geräte. Mit über 25 Sport-Apps, animierten Workouts und innovativen Fitness- & Gesundheitsfunktionen eröffnet dir die Venu 2 Plus ganz neue Möglichkeiten. Mit mehr Power rund um die Uhr bei einer Akkulaufzeit von bis zu 9 Tagen. Entdecke echten Lifestyle: Kontaktloses Bezahlen, deine offline Playlisten immer dabei und stets in Kontakt mit deinen Freunden.

Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel