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E-Motorräder: Mit Vollgas in die Zukunft

Dominique Aegaerter fährt in der Supersport-WM und im MotoE-Weltcup um Siege. Der Motorradrennfahrer erklärt, was passieren muss, damit E-Motorrädern die Zukunft gehört.

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Ein mehrstimmiges Surren kündigt das Fahrerfeld an. Der Sound schraubt sich in die höhere Tonlagen als die Fahrer vor der Zuschauertribüne in Barcelona noch einmal an den Gasgriffen drehen. Mittendrin Dominique Aegerter. Der Schweizer jagt für das deutsche „Dynavolt Intact GP-Team” auf einem Elektro-Motorrad als Zweiter ins Ziel.

Ein Spätbremser, kein Sturzpilot

Seit frühester Kindheit sitzt Dominique, den alle Domi nennen, auf dem Motorrad. Schon als Dreijähriger braust er über den elterlichen Hof. Mit 18 fährt er seine erste komplette Weltmeisterschaft. Im Jahr 2010 steigt er in die Moto2-Klasse auf, der zweithöchsten Prototypen-Rennserie. 2014 landet Dominique beim Deutschen Grand Prix auf dem Sachsenring auf dem obersten Treppchen. Mittlerweile gilt er als Erfolgsgarant, startete für das niederländische Team „Ten Kate Racing Yamaha” bei der FIM Supersport-WM 2021 bereits mehrfach aus der Poleposition und hat im MotoE-Weltcup große Chancen auf den Titel. Sein Erfolgsgeheimnis: „Ich bin ein Spätbremser, aber kein Sturzpilot.”

Dominique Aegerter
Seine beste Saison: Beim MotoE-Weltcup in Barcelona fährt Dominique (rechts) am 6. Juni 2021 auf Platz 2. © Fritz Glaenzel

Mittlerweile fährt Dominique seine zweite Saison im MotoE-Weltcup. Der italienische Hersteller Energica Motor betreibt exklusiv die elektrische Rennserie innerhalb der MotoGP. Im Jahr 2022 öffnet sich der Weltcup voraussichtlich für die Rennboliden anderer Hersteller. Das könnte auf der Rennstrecke das lang ersehnte E-Fieber für E-Motorräder auslösen, das auf den Straßen in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch auf sich warten lässt. Im Vergleich zu elektrisch betriebenen Pkws tun sich die Zweiräder trotz leicht ansteigenden Zulassungszahlen noch schwer.

Das liegt zum einen daran, dass – anders als in der Automobilindustrie – nur wenige etablierte Motorradhersteller E-Modelle anbieten. Bislang sind KTM und Harley Davidson die einzigen etablierten Marken mit Elektromotorrädern auf dem Markt. Neue Hersteller, die sich voll auf E-Motorräder konzentrieren, befinden sich noch in den anfänglichen Wachstumsphasen.

Neben dem Angebot bremsen die kurzen Reichweite und langen Ladezeiten der E-Motorräder sowie die mangelhafte Ladeinfrastruktur die Begeisterung. Allerdings arbeiten Unternehmen daran, dass die Bikes auch mit Pkw-Ladesäulen kompatibel sind. Unter diesen Voraussetzungen können Hobby-Motorradfahrer weite Touren mit mehreren Ladestopps nur aufwendig planen. Allerdings könnte sich das in den kommenden Jahren ändern und die Nachfrage nach E-Motorrädern für den Straßengebrauch bald Fahrt aufnehmen.

Alternativlose Antriebe

Das wäre ökologisch und ökonomisch nur sinnvoll. E-Motorräder mit innovativen Batterien würden im Vergleich zu Verbrennern den Ausstoß von CO2 stark reduzieren. Durch die optimierte Beschleunigung, sowie Dank der schlanken Karosserie und der Wendigkeit könnten sich E-Motorräder noch stärker im urbanen Verkehr durchsetzen. Das würde die Innenstädte langfristig entschlacken.

Ökonomisch setzt die Industrie bereits voll Elektroantriebe – eine steigende Nachfrage bei Zweirädern könnte diesen Trend weiter forcieren. Und wie sich durch die Gas-Krise im Frühherbst beim Heizen zeigt: Je unabhängiger Europa von Zulieferern von fossilen Brennstoffen ist, desto stärker profitieren die Bürger*innen. Der Einsatz von erneuerbaren Energien in der Mobilität ist alternativlos, mahnen Expert*innen wie Michael Jost, Chefstratege bei VW.

Testpiloten für technologischen Fortschritt

Sportler*innen wie Dominique werben für den den Wandel. In Rennserien mit E-Vehikeln wie der MotoE-Weltcup sowie die Formel E, das elektrische Pendant zur Formel 1, sollen die Begeisterung für alternativ betriebene Fahrzeuge schüren. Zudem versprechen sich Förderer*innen der E-Mobilität technologische Fortschritte, die durch den Konkurrenzkampf im sportlichen Wettbewerb entstehen.

Viele Innovationen, die in der Vergangenheit Motorräder und Pkws sicherer oder effizienter machten, wurden einst für die Rennstrecke entwickelt und erstmals von Spitzenfahrer*innen ausprobiert. Diese wurden somit zu Testpilot*innen des technologischen Fortschrittes. Ähnliches gilt nun für Profifahrer. Auf seiner E-Maschine spürt er bereits viele Vorteile des elektrischen Antriebs. Zugleich weiß er, wo die Ingenieur*innen noch Aufholbedarf haben. Was passieren muss, damit sich E-Motorräder flächendeckend durchsetzen, verrät Dominique im Gespräch mit #BeatYesterday.org.

#BeatYesterday.org: Domi, du fährst dieses Jahr beim MotoE-Weltcup ein Energica Ego Corsa Elektro-Motorrad. Was macht ein Rennen mit sogenannten E-Krads aus?

Dominique „Domi“ Aegerter: Ein MotoE-Rennen geht nur über sechs oder sieben Runden. Das liegt daran, dass die E-Motorräder noch weniger Reichweite haben als herkömmliche Renner. Dadurch ist die Startposition unglaublich wichtig. Wenn die Startampel ausgeht, gebe ich Vollgas. Ich muss die Batterie nicht schonen, denn die kurze Renndistanz schaffen die Krads unter voller Leistung. Wir erreichen die gleichen Geschwindigkeiten wie mit Superbikes. Bis zu 260 km/h.

#BeatYesterday.org: Wie ist das Fahrgefühl auf einem E-Motorrad?

Dominique: Das ist schon eine Umstellung, weil es keine Gangschaltung gibt. Sobald ich am Gasgriff drehe, fährt das Bike los. Wenn ich den Gasgriff gleich voll aufziehen würde, könnte ich mich direkt überschlagen. Die Beschleunigung ist wesentlich besser als bei einem Verbrenner, dafür fehlt manchen bei den E-Motorrädern der Sound. An das Surren muss man sich gewöhnen.

Dominique Aegerter auf dem Motorrad
Mit wesentlich stärkerer Beschleunigung sorgen E-Motorräder für ordentlich Adrenalin auf der Rennstrecke. © Fritz Glaenzel

#BeatYesterday.org: Welche Tücken bringt das mit sich?

Dominique: Die größte Herausforderung ist, die Gasannahme zu kontrollieren. In langsamen Kurven verfüge ich über unheimlich viel Drehmoment, fast mehr als mit einem normalen Motorrad. In schnellen Kurven kann ich dafür das Gas schon vor dem Scheitelpunkt wieder voll aufmachen. In den langsameren Geschwindigkeiten ist die Motorleistung richtig gut. Aber ab Tempo 130 sind Benziner überlegen und beschleunigen viel schneller. Das liegt auch am Gewicht. E-Motorräder sind mit etwa 270 Kilogramm deutlich schwerer als zum Beispiel eine Moto2-Maschine mit 140 Kilogramm. Dadurch ist der Bremsweg eines Elektro-Bikes viel länger.

#BeatYesterday.org: Du warst schon als Kind erfolgreich auf dem „Töff” unterwegs. Hast du mittlerweile eher Strom oder Benzin im Blut?

Dominique: Beides. Bei den E-Motorrädern fasziniert mich die Beschleunigung. In unter drei Sekunden auf 100 Stundenkilometer – da kommen Bikes mit Verbrennermotoren gerade so ran. Allerdings ist die Reichweite der elektrischen Motorräder noch sehr begrenzt. Ich glaube, dass sich da viel entwickeln wird. Bis es soweit ist, habe ich noch eher Benzin im Blut, wenn ich ehrlich bin.

#BeatYesterday.org: Viele Motorradfahrer*innen denken wie du. Glaubst du, dass sich das bald ändern wird?

Dominique: Schwierig zu sagen. Der Motorensound und das Schalten beim Fahren von Benzinboliden lösen Emotionen bei Motorradfahrer*innen aus. Das fehlt den E-Bikes. Sollten sie allerdings das geringe Gewicht sowie eine ähnliche Leistung von herkömmlichen Maschinen aufweisen und deren Reichweite besitzen, werden sie interessanter für Fahrer*innen. Das braucht aber noch Zeit. Was ich mir vorstellen kann: Wenn man einem Kind, das heute mit Elektromobilität aufwächst, in ein paar Jahren ein Motorrad mit Verbrennungsmotor zeigt, sagt es vielleicht: „Was ist das denn für ein ohrenbetäubender Krach?”

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