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Finding Neverland: mit Vollgas ins Zweirad-Abenteuer

Zwei Motorräder, ein Abenteurer-Paar, ein Ziel: Weihnachten in Cape Town. Knapp 26.000 Kilometer liegen zwischen Maias und Lennarts Zuhause und ihrem Traum, Weihnachten in Kapstadt zu verbringen. Auf #BeatYesterday.org berichtet Maia von ihrem Abenteuer. Teil #1: Vorbereitungen.

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Finding Neverland bedeutet, sich auf Abenteuer einzulassen, sich eine kindliche Unbeschwertheit zu bewahren, die Welt ohne Vorurteile zu sehen. Genau das wollen Maia und Lennart erleben. Das Schweizer Paar tourt mit seinen Motorrädern quer durch Europa bis nach Afrika. 26.000 Kilometer in vier Monaten. Ihr großes Ziel: Kapstadt in Südafrika.

Schon vor Beginn der Reise ihres Lebens müssen die Deutsche und der Niederländer wegen der Corona-Pandemie ihre Pläne umschmeißen und improvisieren. Maia, die in den kommenden Monaten über den Roadtrip berichten wird, erzählt, wie ihr Chef auf die Reisepläne reagierte und welche Überraschungen und Hindernisse bei der Vorbereitung noch auftauchten.

Die Abenteurer

Wie stellst du dir ein Abenteurer-Pärchen vor? Mutig, sportlich und mit sonnengebräunter Haut? Wir sind Maia und Lennart. Ich heiße eigentlich Maike, aber alle nennen mich Maia. Ich bin 33 Jahre alt und komme aus Deutschland. Mein Mann Lennart ist 35 und stammt aus Holland. Kennengelernt haben wir uns vor knapp fünf Jahren, als ich in die Schweiz kam. Lennart lebte bereits dort. Verliebt haben wir uns ganz klassisch: Als Arbeitskollegen auf der Weihnachtsfeier – aber darum soll es in diesem Beitrag zum Glück nicht gehen.

Wir, ein Abenteurer-Paar? Beim Wandern in den Bergen werden wir gerne von Senioren überholt. Wir sind nicht besonders mutig. Schönen dunklen Teint haben wir auch nicht, da wir meist Motorradbekleidung tragen. Die Bezeichnung Abenteurer-Pärchen beanspruchen wir dennoch. Wir sind seit dem 25. August 2018 verheiratet. Das Wort Paar passt also. Und wir starten kurz vor unserem Jahrestag in unser bislang größtes Abenteuer.

Maja auf ihrem Motorrad
Maia kam durch ihren Mann Lennart zum Motorradfahren. Seitdem ist sie dem Rausch auf zwei Rädern verfallen. © Lennart Andreas

Wie Neverland entstand

Im Juli 2019 gönnten wir uns ein paar Tage Ruhe auf einem Bauernhof in Italien. Weit ab vom Trubel und in Gesellschaft von Langhaar-Kälbern sprachen wir über Träume. Weihnachten in Kapstadt klang nach einer lässigen Idee. Ein Paradies für Motorradfahrer soll es auch sein.

Seit zwölf Jahren ist Lennart bevorzugt auf zwei Rädern unterwegs, auch auf Reisen. Ich wollte das immer, fand aber nie Zeit. Das änderte sich mit Lennart. Erst saß ich zwei Wochen bei ihm auf dem Rücksitz, ehe ich beschloss, meinen Führerschein zu machen und mir mein erstes eigenes Motorrad zuzulegen. Seither ist die gemeinsame Leidenschaft fester Bestandteil unserer Reisen.

Wie sollten wir also nach Kapstadt kommen? Mit dem Flugzeug ist wohl am nahe liegendsten. Bikes könnten wir vor Ort mieten. Und unsere Flitterwochen wollten wir auch noch nachholen. Was, wenn wir einfach mit den Motorrädern bis nach Kapstadt fuhren? Es blieb nur eine Frage offen: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Maja sitzt auf ihrem Motorrad und schaut nach hinten
Bevor die beiden Wahlschweizer der Sonne in Kapstadt entgegenfahren, peilen sie den hohen Norden an. Eine Cap-to-Cap-Reise soll es werden. © Lennart Andreas

Größte Gefahr: Idee bleibt Idee

Viel zu oft sprechen Menschen über Träume, die sie sich nie erfüllt haben. Wir versprachen uns, alles daran zu setzen, unseren Traum zu erfüllen – obwohl der Verstand sogleich aufschrie und versuchte, auf die „Abers“ aufmerksam zu machen.

Es nützte nichts, einige wichtige Fragen mussten wir klären: Wollen wir für dieses Abenteuer unsere Jobs kündigen, unsere geliebte Wohnung aufgeben und alle finanziellen Reserven ausschöpfen? Und das alles ohne Unterstützung und im Bewusstsein, Gesundheit und Sicherheit zu riskieren?

Ja! Wir vertrauten uns, unserem Vorhaben und einem Ende, an dem meistens alles gut wird.

Das Gespräch mit den Chefs

Bei Lennart war es einfach: Er war inzwischen sein eigener Chef. Also stand nur mir das Gespräch bevor. Ich war nervös und aufgeregt, denn meine Bitte war, drei bis vier Monate unbezahlten Urlaub zu beziehen, ohne gleich meine Stelle zu verlieren. Das Problem: Wir sind eine sehr kleine Firma. Jeder krankheitsbedingte Ausfall von wenigen Tagen hat Auswirkungen auf den Rest des Teams.

Aber: Augen auf, Rücken gerade und rein ins Chefbüro. Einen Versuch sollte es wert sein. Erleichterung danach. Ich muss nicht kündigen, ich darf zurückkommen.

Vorbereitung

Unter Zeitdruck kommen wir erst so richtig in Fahrt. Der größte Teil unserer Vorbereitung fand deshalb erst in den letzten Wochen vor Abreise statt.

Wohnung: Offenes Gespräch und Facebook

Mehrere Monate Miete konnten wir uns ohne Einkommen nicht leisten. Ein offenes Gespräch mit unseren Vermietern brachte Erleichterung. Sie wollten uns mit der Miete entgegenkommen. Aber es wurde noch besser. Dank Facebook fanden wir einen Untermieter für die gesamte Zeit. Alle Möbel bleiben währenddessen auch in der Wohnung. Etwas Besseres konnte uns nicht passieren.

Motorräder: unverhoffter Zuwachs, unerwartete Hürden

Wir wollten zwei gebrauchte Bikes kaufen, diese umbauen und aufrüsten. Dann erhielten wir einen Anruf von Triumph Schweiz: Die Firma sollte beschließen, uns mit zwei neuen Tiger 900 Rally Pro auszustatten Glänzende, kraftvolle Power auf zwei Rädern stand nun in unserer Garage.

Damit ereilte uns ein Problem: Wer durch Afrika reisen will, muss beim Touring Club Schweiz, in Deutschland beim ADAC, eine Kaution in Höhe des Fahrzeugwerts plus des Zubehörs hinterlegen. Dafür erhält man ein „Carnet de Passage“. In diesem Dokument wird an jeder Grenze die Ein- und Ausfuhr des Motorrades abgestempelt. So wird sichergestellt, dass jedes Fahrzeug auch wirklich wieder ausgeführt wird.

Fast 30.000 Schweizer Franken mussten wir als Barkaution hinterlegen. So viel hatten wir nicht gespart. Liebe Menschen halfen aus.

Schrauber-Express-Kurs, Offroad-Training, Erste-Hilfe-Auffrischung

Zu unserem Vorbereitungsprogramm gehörte ein Schrauberkurs. Einen Reifen flicken, Vorder- und Hinterreifen ein- und ausbauen und den Luftfilter wechseln können wir jetzt. Auch wo Batterie und alle wichtigen Sicherungen sind, wissen wir seitdem.

Ein Offroad-Fahrtraining haben wir gemacht, um unsere Fahrkünste in der rauen Natur zu erproben. Mit einem erfahrenen Notfall-Mediziner, der sich mit Medizin in Ländern der „Dritten Welt“ auskennt, haben wir alle Eventualitäten auf der Reise durchgesprochen: Erste Hilfe, Gefahren durch Tiere, Reiseapotheke, Covid-19.

Impfung, Versicherung, Post

Neue Impfungen haben wir machen beziehungsweise alte auffrischen lassen. Die Post haben wir an eine vertrauensvolle Person umgeleitet. Unseren Versicherungsschutz für Krankheit und Unfälle im Ausland haben wir überprüft und angepasst. Leider lassen sich die Motorräder in den afrikanischen Ländern nicht weiter versichern. Zwar kauft man bei Einreise in gewisse Länder eine örtliche Versicherung, ob sie jedoch im Ernstfall greift, ist anzuzweifeln. Das Risiko gehört einfach dazu. Außerdem kündigten wir die Handy-Verträge. Wir sind jetzt mit Prepaid-Karten unterwegs.

Gadget-Regen

Während der vergangenen Wochen haben sich fast täglich neue Gadgets und Produkte in unserem Wohnzimmer gesammelt. So auch unsere neuen Garmin zūmo XT. Ich hatte bislang kein Navi an meinem Motorrad. Regelmäßige Irrfahrten standen somit auf meiner Tagesordnung.

Um mich an das neue Helferlein zu gewöhnen, ließ ich mich zunächst entlang bekannter Strecken führen. Im Zweifel wollte ich nicht zu sehr abgelenkt sein. Das klappte super und inzwischen ist das zūmo XT zum ständigen Begleiter geworden. Neben der Navigation bringt es mir auf dem Motorrad auch andere Vorteile. Ich kann den Straßenverlauf dauerhaft verfolgen. So bleibt nichts verborgen. Auch keine engen, schwer einsehbaren Kurven, die unter Motorradfahrern auch als blinde Kurven bekannt sind. Ergänzt wird die Ausstattung durch das Garmin inReach Mini für Notfälle.

Lennart gibt auf seinem Garmin zumo XT die Route ein
Das zūmo XT hilft den beiden Abenteurern bei der Orientierung – Kapstadt fest im Blick. © Lennart Andreas

Reisen in Corona-Zeiten

Wir haben viel diskutiert, ob es überhaupt zu verantworten ist, in der aktuellen Zeit zu reisen. Unser Fazit: Ja. Corona ist ein ernstes Thema, aber kein Grund für Panik und andauernde Angst. Wir werden uns auf unserer Reise verantwortungsvoll verhalten. Gewisse Hygienestandards sind für uns ohnehin – wir kommen beide aus der Gastronomie und Hotellerie – genau das: standard. Und vielleicht können wir der Krise auch Positives abgewinnen – ohne das Leid, welches viele Menschen aufgrund von Corona durchleben mussten und müssen, schmälern zu wollen.

Es ist uns bewusst, dass wir noch flexibler und wachsamer sein müssen auf dieser Reise. Jederzeit könnte es in einem Gebiet zu einem Ausbruch kommen und Quarantänemaßnahmen könnten verhängt werden. Wir sind also mental auf alles vorbereitet.

Umplanen noch vor dem Start

Geschlossene Grenzen lassen sich auch mit einer positiven Einstellung nicht passieren. Die erste Anpassung unserer Route steht deshalb leider schon fest: Wir wollten über Israel nach Afrika reisen. Das müssen wir ändern. Dann hatten wir vor, unsere Bikes mit einer Fähre von Griechenland nach Ägypten bringen zu lassen. Inzwischen ist aber sehr ungewiss, ob wir in Ägypten einreisen dürfen. Es wäre unverantwortlich, unsere Bikes dorthin zu schicken, ohne zu wissen, ob wir dort angekommen. Wir wären nämlich geflogen. In den vergangenen Tagen hat sich immer mehr bestätigt, dass wir einige Zeit vor den verschlossenen Grenzen Afrikas in Griechenland festsitzen könnten. Auch auf Nachfrage in verschiedenen afrikanischen Ländern kam nicht mehr Zuversicht auf.

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Wir stellten einen neuen Plan auf. Dieser führt uns zunächst nördlich über Deutschland nach Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Norwegen, Dänemark, mit der Fähre weiter nach Island, retour nach Dänemark. Ende Oktober werden wir entweder von Holland oder von England aus mit den Motorrädern nach Kenia fliegen, um von dort aus unsere ursprüngliche Tour bis nach Südafrika fortzusetzen. Ein wenig umständlich, aber dafür ist es spontan eine Cape-to-Cape-Reise geworden, die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Flexibilität ist in dieser Zeit eben mehr denn je gefragt. Und an der positiven Einstellung hat es uns schließlich noch nie gefehlt.

Majas und Lennarts Motorräder in der Dämmerung
Mit Vollgas dem Ziel entgegen. Am 31. Juli gestartet, wollen Maia und Lennart Weihnachten in Kapstadt verbringen. © Lennart Andreas, Maike Van

Reise- und Klimabudget

Wir haben viel gearbeitet, Lennart nahm zusätzliche Aufträge an, um die Kasse zu füllen. Während der kommenden Monate müssen wir von dem Ersparten leben. Zwar erhalten wir auch eine Vergütung für Reiseberichte, allerdings sind die 100 bis 300 Euro nur kleine Zuverdienste. Und wir wollen nicht nur schreiben, sondern auch genießen.

Wie teuer ein solcher Trip genau ist, hängt stark von den eigenen Bedürfnissen ab. Wir schlafen, so oft es geht, im Zelt und kochen selbst, das spart Geld. Unser Budget beläuft sich auf 50 Euro pro Person pro Tag. Darin enthalten sind Benzin, Essen und Übernachtung – einfach alles. Transporte mit Schiff und Flugzeug kommen extra hinzu. Für Afrika ist das Budget großzügiger kalkuliert. Da wir nun aber auch einen Teil Nordeuropas befahren, wird es kaum einzuhalten sein, wenn wir nicht konsequent Zelt und Homestays nutzen.

Die Anpassung der Route hat noch einen gravierenden Nachteil: Wir legen zwar nur ein paar Kilometer mehr zurück als ursprünglich geplant, dafür kommen aber nun deutlich mehr Flug- und Schiffskilometer hinzu. Mit Blick auf die ökologischen Faktoren schmerzt uns das durchaus. Umso dankbarer sind wir für die Partnerschaft mit einem Anbieter von freiwilligen CO2-Kompensationen. Die klugen Köpfe der Firma berechnen umfassend unseren CO2-Fußabdruck über die gesamte Reise und werden diesen entsprechend durch die Investition in Aufforstungsprojekte kompensieren. Damit reisen wir komplett klimaneutral. Für die ursprüngliche Route, direkt nach Afrika, wurde eine Schätzung von 15 bis 20 Tonnen CO2 vorgenommen. Das ist im Vergleich mehr, als der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz, der bei 12 Tonnen liegt.

Wusstest du? Eine Tonne CO2 wird zum Beispiel verursacht, wenn du

  • 5.000 Kilometer mit dem Auto fährst oder
  • einen Hin- und Rückflug vom Züricher Flughafen nach Gran Canaria machst.

In diesem Sinne: Neverland ist kein Ort, zu dem man reist, es ist die Reise selbst, die Einstellung, die man im Inneren mit sich trägt. Wir sind dann mal in Neverland…

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