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Fluchen beim Sport: Wie Schimpfwörter deine Leistung verbessern

Fluchen ist verpönt und wirkt unhöflich. Im sportlichen Rahmen können die Kraftausdrücke angeblich Vorteile bringen. Wie soll das funktionieren?

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Scheiße. Fuck. So ein Dreck.

Für diese Worte schwangen Eltern früher mit dem mahnenden Finger. Oftmals folgten auf derartige Entgleisungen lästige Aufgaben im Haushalt, Fernsehverbote oder mildere Strafen.

Auch Erwachsene, die regelmäßig ihre sprachliche Manieren vergessen, wirken schnell unsympathisch und unprofessionell. In vielen Situationen sind Kraftausdrücke kontraproduktiv. Britische Forschende bewiesen in einer Studie dennoch einen Vorteil der Flucherei:

Beim Training oder während eines Wettkampfs können dir die sprachlichen Entgleisungen helfen, weil sie zusätzliche Energie verleihen. Klingt schräg? Ist es auch. Welche Effekte die Zeterei in deinem Körper auslöst und wie du davon beim Sport profitierst, erfährst du in diesem Beitrag.

Mann beim Krafttraining mit Hantelstange

© iStock.com/BartekSzewczyk

Pumpen und fluchen

Verbessert das Schimpfen vor einer anstrengenden Aufgabe die körperliche Leistung? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Keele Universität in Großbritannien gingen dieser Frage in einer Studie nach. Auch untersuchten sie, ob die Risikobereitschaft durch das Fluchen ansteigt. Für die Beweisführung wagte das Forschungsteam zwei Experimentreihen mit jungen Frauen und Männern (Durchschnittsalter 21,6 Jahre). Vor jedem Versuch wiederholten die Teilnehmenden zehnmal entweder ein neutrales Wort oder ein Schimpfwort.

Experiment: Griffkraft

Im ersten Experiment hielten die Teilnehmenden eine Griffkraftmaschine und wiederholten die vorgegebenen Worte. Anschließend drückten sie das Messgerät dreimal so kräftig wie möglich für mindestens zehn Sekunden. Aus den Maximalwerten der drei Versuche berechneten die Forschenden das Durchschnittsergebnis.

Experiment: Balloon Analogue Risk Task (BART)

Dieses Experiment untersuchte die wachsende Risikobereitschaft, die durch das Verwenden von Schimpfwörtern entstehen soll. Die Teilnehmenden sahen auf einem Bildschirm zehn Ballons, die sie per Knopf aufblasen konnten. Bei jeder Betätigung des Schalters strömte die gleiche Menge Luft in das Utensil.

Je häufiger sie pumpten, desto mehr Punkte erhielten sie. Platzte das Versuchsobjekt, fiel die Punktzahl jedoch auf null. Mit einem zweiten Knopf konnten die Teilnehmenden die bisher erreichten Punkte sichern und zum nächsten Ballon übergehen. Am Ende erfassten die Forschenden, welche Punktzahl sie am Ende erreichten.

Die Ergebnisse

Die Leistungen in beiden Experimenten waren nach dem Fluchen höher. Die Griffkraft verbesserte sich mit Schimpfworten im Schnitt um 2,49 Kilogramm. Zur Einordnung: Im Schnitt kommen erwachsene Frauen auf eine Griffkraft von etwa 30 Kilogramm, Männer schaffen fast 49.

Die Probandinnen und Probanden waren nach den sprachlichen Entgleisungen nicht nur stärker, sondern auch wagemutiger. Durchschnittlich betätigten sie 2,15 mal häufiger den Knopf zum Aufblasen.

Mann trainiert mit einem Reifen

© iStock / Getty Images Plus / jacoblund

Schimpfen hilft

Schimpfst du vor oder während einer anstrengenden Aktivität, verleihen dir die Kraftausdrücke womöglich einen Leistungsschub. Ob und wie groß dieser ausfällt, unterscheidet sich jedoch individuell. Doch was passiert beim Schimpfen in deinem Körper?

Fluchen lindert Schmerzen

Durch sprachliche Entgleisungen – eine Form der Wut – beginnen etliche Prozesse in deinem Körper. Der Organismus schüttet beispielsweise mehr Adrenalin aus. Das Stresshormon löst eine biochemische Schutzreaktion aus und vermindert kurzfristig deine Schmerzwahrnehmung. Auch produziert dein Körper weitere Botenstoffe wie Cortisol und Endorphine, die diesen Effekt verstärken. Das kann dir bei intensiven Workouts helfen, wenn die Muskeln aufgrund der Belastung förmlich brennen.

Emotionale Entladung baut Stress ab

Zeterst du zur rechten Zeit, hat das auch psychologische Effekte. Forschende vermuten, dass Schimpfwörter körperliche Stressreaktionen abmildern können. Ein Grund ist die emotionale Entladung, durch die du die vorhandenen Spannungen abbaust. Außerdem distanzierst du dich von negativen Gedanken, wenn du sie mit Kraftausdrücken verbalisierst.

Schimpfwörter steigern Kraft und Selbstvertrauen

Möchtest du ein neues Maximalgewicht stemmen, kann es helfen, wenn du vorher fluchst. Mit dem Schimpfen versetzt du dein Nervensystem in Aufruhr. Es überträgt Reize und Signale deutlich schneller, zudem steigt deine Herz- und Atemfrequenz. So gelangt der Sauerstoff besser in deine Muskeln. Diese können folglich mehr leisten. Aus dem Adrenalinkick und der spürbar höheren Leistungsfähigkeit speist sich außerdem dein Selbstvertrauen.

Frau und Mann beim Kettlebell Training

© iStock.com / dusanpetkovic

Rücksichtsvoll motzen

Trotz der positiven Effekte solltest du nicht immer und überall fluchen. Das schmälert die Wirkung und verunsichert deine Mitmenschen. Das solltest du bedenken, wenn du verbal entgleist.

Mitmenschen beachten

Besonders beim Krafttraining im Fitnessstudio bist du selten allein. Nimm Rücksicht, bevor du zu einer Tirade ansetzt. Sie könnte andere beleidigen oder sie in ihrer Konzentration stören. Stehst du inmitten anderer sportlich Aktiver, solltest du darauf verzichten oder nur leise motzen.

Humor statt Hass

Auch wenn die Wörter böse anmuten, musst du es nicht sein. Reale Wut bremst dich beim Workout aus, weil du unkonzentriert eher zu Fehlern neigst. Staust du negative Emotionen auf, bist du nach dem Training gestresster und geladener als zuvor. Besser: Sich humorvoll selbst auf „die Schippe nehmen”.

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