In seinem Job gleitet Joachim Schlebusch grazil über das Parkett. Zu rhythmischen Klängen bringt der Tanzlehrer seinen Schülerinnen und Schülern Walzer, Rumba oder Foxtrott bei. Kraft und Geschwindigkeit, beides gepaart mit Geschmeidigkeit – nur dann versprühen die Tanzenden ihre volle Eleganz.
Wie wichtig eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur für die Beweglichkeit ist, weiß Joachim besser als viele andere: Er ist Natural Bodybuilder. Sein Körper ist so ausdefiniert, dass ihn eine hochkarätige Jury zum deutschen Meister im Natural Bodybuilding kürte.
Obwohl Joachim fast täglich seine Muskelpakete stählt, bleibt er auf dem Parkett agil und beweglich. Im Interview erklärt der #Core-Coach, wie er den Spagat zwischen den Sportarten meistert. Und warum eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur nicht nur der Ästhetik, sondern vor allem der Gesundheit dient.

#BeatYesterday.org: Viel Muskelmasse durchs Bodybuilding, dagegen geschmeidige Bewegungsabläufe beim Tanzen. Wie harmoniert das?
Joachim Schlebusch: Die beiden Sportarten passen gut zusammen. Viel Muskelmasse bedeutet eben nicht zwangsläufig weniger Beweglichkeit. Wer richtig trainiert, bleibt trotz Krafttraining dynamisch und agil.
#BeatYesterday.org: Wie trainiert man denn richtig?
Joachim: Ganz wichtig ist das bei vielen unbeliebte Stretching. Und das sowohl vor wie nach dem Workout. Nach einem intensiven Krafttraining sind die Muskeln angespannt und verkürzt. Dagegen arbeite ich an. Mit Dehnung unterstütze ich die Regeneration und bringe sie in die Ausgangsposition zurück. Dadurch bewahre ich mein Bewegungsvolumen und meine Dynamik. Dehne ich mich nicht richtig, bleibt der Muskel verkürzt und schränkt mich ein. Der Turner Fabian Hambüchen ist ein tolles Vorbild. Er ist unglaublich trainiert, aber trotzdem extrem beweglich und flexibel. Das gelingt nur durch fleißiges Dehnen. Ich habe das Glück, dass ich das Stretching durch meinen Beruf als Tanzlehrer gut in den Alltag integrieren kann.
Über Coach Joachim Schlebusch

Als Kind rang Joachim Schlebusch in einer Handballmannschaft um Siege. Dort war er allerdings immer der kleinste und schmächtigste Spieler des Teams. Um die körperlichen Defizite auf dem Feld auszugleichen, begann er mit dem Krafttraining. Aufgrund seiner Arbeitszeiten als Besitzer und Lehrer der Tanzschule Schlebusch in Schwerin musste er den Mannschaftssport aufgeben. Das Krafttraining blieb und wurde zu seiner titelgekrönten Leidenschaft.
#BeatYesterday.org: Wie profitierst du beim Bodybuilding noch vom Tanzen?
Joachim: Das Bodybuilding ist genauso wie das Tanzen ein Präsentationssport. Was ich mir im Training erarbeite, muss ich auf der Bühne darbieten können. Das gelingt vielen nur schwer. Ich muss locker, fit und ausdrucksstark sein. Eigenschaften, die beim Tanzen quasi zur Pflicht gehören. Ich habe dieses Körpergefühl seit frühen Jahren verinnerlicht und kann es beim Bodybuilding besser präsentieren.
Umgekehrt hilft mir ein fitter und trainierter Körper auch beim Tanzen. Beispielsweise beim Breakdance, der Körperstärke und -spannung erfordert.
#BeatYesterday.org: Laut Studien leiden allein in Deutschland acht von zehn Erwachsenen unter Rückenschmerzen. Wie wichtig ist Krafttraining für die Gesundheit?
Joachim: Der Rumpf gehört bei vielen zur Problemzone. Oftmals sind die Menschen dort zu wenig trainiert. Dabei reden wir von einem sehr wichtig Bereich. Die Rumpfmuskulatur muss den Oberkörper nicht nur aufrecht halten, sondern auch alle Bewegungen unterstützen. Sei es beim Hochheben und Tragen von Gegenständen, in der Bahn oder stehend an der Haltestelle. Überall stützt die Muskulatur den Körper. Ohne die nötige Muskelmasse führt das zu Problemen und Schmerzen.
#BeatYesterday.org: Der Oberkörper ist ein komplexes Konstrukt aus Muskelsträngen, Sehnen, Knochen. Wie aufwendig ist das Training der Rumpfmuskulatur?
Joachim: Überhaupt nicht aufwendig. Besonders die so oft vernachlässigte Bauchmuskulatur lässt sich zu Hause trainieren. Beinheben, ein paar Crunches, das reicht schon. Die Übungen sind nicht neu. Ich muss sie nur machen.
#BeatYesterday.org: Welche Grundsätze sind beim Core-Training wichtig?
Joachim: Dass wir die Workouts ausgeglichen gestalten. Eine starke Bauchmuskulatur schützt nicht vor Schmerzen, wenn die Muskeln des Rückens vernachlässigt sind. Diese muskulären Dysbalancen führen zu Fehlhaltungen, die weitere Leiden begünstigen. Gleichzeitig erfüllen die Muskeln eine Schutzfunktion für wichtige Bereiche des Oberkörpers. Die Rückenmuskulatur beispielsweise bewegt und stabilisiert die Wirbelsäule und schützt vor Verletzungen der einzelnen Wirbel.
#BeatYesterday.org: Wann sollte man spätestens mit dem Core-Training beginnen?
Joachim: Am besten schon im jungen Alter und das regelmäßig. Bei vielen Kindern und Jugendlichen bemerke ich in meinen Kursen Probleme. Da fehlt die nötige Muskulatur im Rumpf. Sie haben bei den Übungen Schmerzen oder schaffen beispielsweise nur wenige Sit-ups. Im Alter, wenn die jugendliche Leichtigkeit verflogen ist, wird ein starker Rumpf sogar noch wichtiger, weil untrainierte Muskeln verletzungsanfälliger sind. Chronische Rückenschmerzen oder ein Bandscheibenvorfall sind klassische Folgen einer zu schwachen Oberkörpermuskulatur.
#BeatYesterday.org: Sit-ups machen keinen Spaß. Vielleicht scheitert es daran.
Joachim: Es braucht nicht mal die spezifischen Übungen für den Rumpf. Auch beim Tanzen trainieren wir den Oberkörper. Die Körperhaltungen erfordern über mehrere Minuten Spannung und Kontrolle des Körpers. Das spricht viele Muskelpartien im Rumpf an. Gleichzeitig bietet die Sportart viele Bewegungen, die wir im Alltag gar nicht ausführen. Das gilt für viele sportliche Aktivitäten. Auch Hula Hoop ist gut für den Core. Eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur bedeutet nicht zwangsweise stundenlanges Schuften im Fitnessstudio. Grundsätzlich eignen sich alle Sportarten, bei denen wir den Oberkörper belasten. Sogar Joggen.
#BeatYesterday.org: Nun braucht es einige Wochen und Monate, bis das Training gegen Rückenschmerzen hilft. Was sorgt für rasche Abhilfe?
Joachim: Wir müssen verstehen, dass es nicht allein um die Rückenmuskulatur geht. Häufig ist auch der Hüftbeuger betroffen. Durch die vielen Stunden im Sitzen ist er verkürzt, der gesamte Körper verkrampft. Betroffene spüren das lästige Zwicken im Rücken. Dabei reichen schon fünf Minuten Dehnung am Tag, um das zu verhindern.
Drei Übungen für einen starken Rumpf – von Joachim Schlebusch
1. Good Mornings
Eine Übung, die eine der größten Muskelpartien deines Rumpfes trainiert – die Rückenmuskulatur. Du brauchst weder ein Fitnessstudio noch zusätzliche Geräte. Eine Yoga-Matte oder eine Decke sind hilfreich, aber kein Muss.
Durchführung:
Lege dich flach auf den Bauch und winkle deine Arme auf Schulterhöhe um 90 Grad an. Hebe deinen Oberkörper leicht an. Die Kraft dazu sollte nur aus dem Rücken kommen. Lege deinen Oberkörper wieder ab und wiederhole den Ablauf zehn- bis fünfzehnmal.
2. Schlitten fahren
Besonders wenn du tagsüber viel am Schreibtisch sitzt, sehnen sich deine Bauchmuskeln nach Herausforderungen. Denn auf deinem Bürostuhl beanspruchst du sie nur sehr selten. Regelmäßiges Training stabilisiert deinen Rumpf und beugt Schmerzen vor.
Durchführung:
Setze dich auf deine Matte und strecke die Beine aus. Lehne deinen Oberkörper leicht nach hinten und winkle deine Unterschenkel an als würdest du auf einem Schlitten sitzen. Diese Position hältst du, so lange du kannst. Die Übung ist herausfordernder, je weiter du deinen Oberkörper nach hinten lehnst. Versuche, mindestens 30 bis 45 Sekunden durchzuhalten.
3. Seitstütz
Nachdem du dich der vorderen und hinteren Muskulatur deines Rumpfes gewidmet hast, komplettieren die Seiten dein kleines Workout. Eine gute Übung für zu Hause ist der Seitstütz. Dabei trainierst du nicht nur deine seitliche Muskulatur, sondern beanspruchst deinen gesamten Rumpf in der Position.
Durchführung:
Lege dich seitlich auf deine Unterlage und stelle deinen Unterarm in einer Linie zu deiner Schulter auf. Die Hand zeigt nach vorn. Lege deine Beine parallel aufeinander und stütze dich nach oben, sodass dein Körper eine Linie bildet. Nur dein Arm und deine Füße berühren noch den Boden. Pro Seite hältst du diese Position mindestens 30 Sekunden.
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