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Golf und Technik: Navis am Hosenbund

Viele Golfer*innen wagen sich nur mit speziellen Smartwatches und Entfernungsmessern auf den Platz. Wann zusätzliche Technik extrem hilfreich sein kann – ein Expertengespräch.

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Beige Stoffhosen, navy-blaue Pullover aus Merinowolle, sportliche Blousons und elegante bis schnittige Kopfbedeckungen: Beim Golfen geht alles ein bisschen mondäner zu. Ein Klischee, das längst nicht mehr stimmt.

Golf wird bei vielen Sportler*innen und Menschen, die Spaß an Bewegung und frischer Luft haben, immer beliebter. Das komplexe Spiel, das Kraft, Präzision, Nervenstärke und strategisches Denken verlangt, fordert den Sportsgeist heraus. Golf macht stark, sagen Freizeitspieler*innen genauso wie Profis.

Statt dekadenter Zeitmesser schmücken immer häufiger Smartwatches Handgelenke geschickter Golfer*innen. Ambitionierte Spieler*innen vertrauen auf Sportuhren, die Leistungsdaten messen, den Herzschlag beobachten oder eine 2D-Animation des Golfkurses bieten. Die passende Uhr wie die elegante Garmin MARQ Golfer, die Smartwatches der Approach-Serie oder ein professioneller Entfernungsmesser sind längst Bestandteile des Standardequipments. Puls und Stresslevel vor dem entscheidenden Putt beobachten zu können – sicher nicht die schlechteste Idee.

Wann technische Hilfsmittel für Golfer*innen wichtig sind und warum manche von ihnen die Armbanduhren am liebsten am Hosenbund tragen, weiß Bernd Stegmaier. Der Münchner Freizeit-Golfer, Handicap 23, ist einer der renommiertesten Golf-Journalisten in Europa. Ein Gespräch über Eitelkeiten, die nötige Platzreife und die Vor- und Nachteile von digitalen Weg- und Zielweisern.

Golfer mit Garmin Uhr am Handgelenk beim Abschlag auf dem Golfplatz
Wie weit soll der Ball fliegen? Entfernungsmesser helfen, wenn die Distanz schwer zu schätzen ist. © Garmin

#BeatYesterday.org: Herr Stegmaier, man hört, dass beim Golfen nicht immer fair gespielt wird. Eigentlich ein Unding für einen sogenannten Gentleman-Sport.

Bernd Stegmaier: Beim Golfen lässt es sich sehr einfach schummeln. Und ich kann sagen: In keiner Sportart wird so viel Schmu betrieben wie beim Golf.

#BeatYesterday.org: Wie denn zum Beispiel?

Bernd Stegmaier: Da gibt es einige Klassiker. Zum Beispiel wenn ein Ball ins hohe Gras fliegt, ins Rough, weitab vom Fairway und dort mit bloßem Augen nicht gleich zu finden ist. Dann fällt Mancher oder Manchem zufällig ein zweiter Ball aus der Hosentasche. Komischerweise genau dort, wo er deutlich besser platziert liegt als der vermeintlich Verlorene. Auch beim Handicap tricksen einige. Sie machen sich absichtlich schlechter, damit sie bei Amateur-Turnieren, bei denen das Handicap ins Spielergebnis eingeflochten wird, höhere Siegchancen haben.

Handicap simpel erklärt

Für einen üblichen Golfkurs mit 18 Löchern sind 72 Schläge vorgesehen, um mit einem sogenannten „Par” abzuschließen. Wer dieses Niveau spielen kann, besitzt ein ausgezeichnetes Handicap von null. Spieler*innen mit einem Handicap von 23 benötigen im Schnitt etwa 95 Schläge für einen 72-Loch-Parcours, also 23 mehr als vorgesehen. Damit Amateur-Turniere und Freizeitrunden unabhängig vom Leistungsniveau spannender werden, wird das Handicap der Aktiven in das reale Ergebnis einbezogen.

Ein Beispiel: Spieler*in A (Handicap 23) braucht 92 Schläge und spielt damit folglich eine 69er-Runde. Spieler*in B (Handicap 10) braucht 81 Schläge und beendet die Bahn also mit dem Ergebnis von 71 Schlägen. Spieler*in C (Handicap -3) landet bei 70 Schlägen, bekommt aber drei Versuche aufgerechnet und schließt mit einer 73er-Runde ab. Spieler*in A gewinnt.

#BeatYesterday.org: Ist es Schummelei, beim Golfen Reichweitenmesser oder Smartwatches zu benutzen?

Bernd Stegmaier: Nein, keine Schummelei. Aber bei diesem Thema scheiden sich trotzdem etwas die Geister. Es gibt Leute, die brauchen mehr Equipment, um sich beim Golfen gut zu fühlen. Und dann sind da andere, die diese elektronischen Hilfen nicht ganz so positiv sehen. Aber nur bei Profi-Turnieren sind technische Hilfsmittel grundsätzlich verboten. Moderne Messgeräte können mit Lasertechnik die Bodenneigung und die Windbedingungen erfassen und für die Spielenden digital aufbereiten. Das sind vor dem Ab- oder Fairwayschlag große Vorteile. Spieler*innen, die Wetter- und Platzverhältnisse nur mit ihrer Erfahrung einschätzen können, wären benachteiligt.

#BeatYesterday.org: Nutzen Sie technische Hilfsmittel beim Golfen?

Bernd Stegmaier: Ich spiele seit über 30 Jahren Golf und habe viel ausprobiert. Ich trage selbst eine Approach S60 von Garmin. Sie ist mir bei vielerlei Aktivitäten auf dem Golfplatz, besonders auf neuen Plätzen, sehr nützlich. Andererseits können Leute, die ihr Equipment weniger gescheit einsetzen, die Spielgeschwindigkeit und damit das Erlebnis für alle Beteiligten beeinträchtigen. Ein guter Umgang mit der grundsätzlich hilfreichen Technik ist für alle Beteiligten wichtig.

Garmin Approach Serie
Die Uhren der Garmin-Approach-Serie bieten Golfer*innen viele hilfreiche Funktionen. © Garmin

#BeatYesterday.org: Wie beieinträchtigen diese Spieler*innen das Spiel?

Bernd Stegmaier: Es gibt Spieler*innen auf den Plätzen, die etwas langsam sind. Das liegt manchmal auch an der Technik, die sie mitschleppen. Da wird der Weg zum Loch auf dem Uhren-Display angeguckt, dann noch mal via Laser nachgemessen, und dann noch mal auf die Uhr geschaut. Bummelnde Flights, so nennen wir Gruppen, die von Loch zu Loch tingeln, halten den gesamten Verkehr auf. Dabei können wir mit den gleichen Hilfsmitteln – nur richtig eingesetzt – den Spielfluss verbessern, ohne dass das eigene Spiel hektischer wird.

#BeatYesterday.org: Beschleunigung ohne Hektik – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wie soll das funktionieren?

Bernd Stegmaier: Mithilfe der zweidimensionalen Platzansicht, die mir das Uhren-Display anzeigt, kann ich mir leichter den idealen Weg zur Fahne überlegen. Die Uhr ist in diesen Situationen eine gute Entscheidungshilfe. Anhand der Distanz und des Terrains entscheide ich schneller, welches Eisen ich benutzen sollte. Dadurch, dass mir die Technik bei vielen kleinen Entscheidungen hilft, komme ich zügiger voran.

#BeatYesterday.org: Wann ist eine Garmin-Smartwatch beim Golf noch nützlich?

Bernd Stegmaier: Wenn die Platzkarten nur wenige Infos hergeben und ich den Parcours noch nicht genügend kenne, sind die Geräte von Garmin sehr hilfreich. Als Journalist habe ich – vor Corona – etwa 40 Reisen pro Jahr unternommen. Neue Länder, unbekannte Plätze, andere Gewohnheiten. Da hilft so eine smarte Uhr bei der Akklimatisierung auf dem Golfplatz. Ich bekomme vor jedem Loch relevante geografische Daten und kann mir den Spielabschnitt vor jedem Abschlag digital ansehen. Gefahren wie eine enge Schneise, an der das Fairway schmal wird, Sandbunker oder einen Teich erkenne ich rechtzeitig. Außerdem erfahre ich die exakte Länge bis zum Hindernis. Das schont meinen Ballbestand und nicht zuletzt den Score.

#BeatYesterday.org: Können die Uhren die Ideallinie zum Loch vorschlagen, so wie Autonavis den kürzesten Heimweg anzeigen?

Bernd Stegmaier: Es gibt beim Golfen nicht die eine Ideallinie. Die ist immer abhängig vom individuellen Können der Golfer*innen. Professionals, die präzise und weit schlagen können, trauen sich die sogenannte Tiger Line zu. Dabei wird der Ball auf der kürzesten Route über alle Hindernisse im hohen Bogen hinweg geschlagen. Wer aber als Amateur*in eine Streuung von 20 bis 30 Metern hat und nicht die notwendige Power, landet im Dickicht oder verliert den Ball im Wasserloch. Die Ideallinie ist eine Frage des Könnens und des Selbstbewusstseins. Da kann keine Uhr helfen. Sondern nur eine gesunde Eigenwahrnehmung.

#BeatYesterday.org: In vielen Sportarten wird die Frage diskutiert: Lieber erst mal die Basics üben und dann Optimierungspotenziale ausreizen oder sofort mit allem, was nützlich ist, beginnen?

Bernd Stegmaier: Golfer*innen müssen in Deutschland zunächst die Platzreife ablegen, ehe sie überhaupt auf den Kurs dürfen. Das ist auch gut so. Erst wer diese Prüfung besteht, also auf der Driving Range, dem Übungsplatz, nachweist, ein gewisses Niveau zu beherrschen und die Regeln und Gepflogenheiten zu verstehen, darf eine Spielberechtigung für Golfplätze erwerben. Beim Golf können wir Spieler*innen die kleinen harten Bälle auf bis zu 170 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Das ist mitunter lebensgefährlich. Jedes Jahr gibt es weltweit ein, zwei Todesfälle auf Golfplätzen. Es ist also gut, dass wir nicht jede:n sofort auf die Golfwelt loslassen. Wenn die Platzfreife und die Basics erarbeitet sind, das gelingt in ein paar Wochen, kann eine gute technische Ausstattung ein besseres Sicherheitsgefühl geben. Richtig lohnend wird eine Smartwatch, wenn Golfer*innen ehrgeizig an sich arbeiten und höhere Ziele oder neue Plätze fokussieren.

#BeatYesterday.org: Gibt es konkrete Phasen, in denen Spielende den Erwerb einer Uhr erwägen sollten?

Bernd Stegmaier: Wenn Golfende neue Kurse erschließen wollen, beispielsweise ein Golfurlaub im Ausland naht, hilft so eine Smartwatch jedem weiter. Manchmal sind Plätze schlecht ausgeschildert oder der Rasen missverständlich gemäht, sodass auch schon Erfahrene eine Spielbahn verkehrt herum angefangen haben; sie falsch abgebogen sind. Das passiert nicht, wenn wir vor Ort die gewünschte Strecke auf der Uhr auswählen und das Gerät die Navigation übernimmt. Ist nach einigen tausend geschlagenen Bällen ein ausgeprägtes Gefühl für Schläger, Ball und Timing da, können akkurate Distanzmessungen helfen. Je genauer wir den Ball schlagen können, desto bedeutender ist eine präzise Einschätzung der Distanz. Für ambitionierte Spieler*innen, und die, die es werden wollen, ist die Zusatztechnik perspektivisch spannend.

#BeatYesterday.org: Einige Garmin-Geräte bieten Schwunganalysen an. Das sind technische Werte, die allen Golfer*innen weiterhelfen. Auch Einsteiger*innen.

Bernd Stegmaier: Sie können mit diesen Geräten erfahren, ob der oder die Golflehrer*in lobt, weil die Schwünge tatsächlich besser werden. Oder ob sich das Lob vor allem aus dem Interesse speist, von der Trainingszeit noch ein bisschen mehr zu verkaufen. Wer die Schwunganalyse gut lesen kann, ist sicherlich im Vorteil.

#BeatYesterday.org: Schauen Sie sich ihre Leistungsdaten oder Schwunganalysen während eines Spiels an?

Bernd Stegmaier: Ich schau schon mal hin, wie lang ein Schlag war oder wie viele Meter ich für ein Spiel fußläufig zurückgelegt habe. Da kommen ein paar Kilometer zusammen. Wie intensiv ich die Daten analysiere, hängt letztlich von der Intention des Spiels ab. Wenn ich den Kopf frei kriegen möchte und mit meiner Frau eine Bahn spiele, dann schaue ich nicht so stark auf die Statistiken. Wenn es aber darum geht, wer von uns zu Hause zweimal abwaschen muss, bin ich ehrgeizig.

Golferin auf einem Golfplatz
Achtung, Wasserloch! Durch die digitalen Platzkarten können Golfer*innen Hindernisse umgehen. © Garmin

#BeatYesterday.org: Wie viele Spieler*innen tragen mittlerweile Sportuhren?

Bernd Stegmaier: Die Mehrheit besitzt diese Geräte. Wobei manche sie während des Spiels gar nicht tragen, sondern lieber am Hosenbund befestigen oder im Wägelchen, mit dem sie von Loch zu Loch fahren, zurücklassen. Sie haben Angst, dass die Arme nicht gleichmäßig gebräunt werden. Der Golfer-Teint ist ihnen heilig.

#BeatYesterday.org: In den vergangenen Jahren sind viele neue Zubehör-Innovationen auf den Markt gekommen. Gibt es eine, die Ihnen noch fehlt?

Bernd Stegmaier: Ich hatte früher einen ganz einfachen Distanzmesser, der nicht viel mehr konnte, als genau die versprochene Aufgabe zu erfüllen. Den habe ich mir auf die Hutkrempe gesteckt. Vor jedem Schlag hat mir eine Stimme wie bei einem Autonavi die Distanz vorgelesen. Das war angenehm, weil ich nirgends nachschauen musste und keine Brille brauchte. Generell ist die Golf-Industrie sehr gut darin, ihre Produkte zu vermarkten. Jedes Jahr kommen Schläger raus, die es möglich machen sollen, ganz einfach zehn Meter weiter zu schlagen. Seit 30 Jahren gibt es diese Ankündigungen. Wenn es so weitergeht, müssen Einsteiger*innen ihre Bälle bald einen Kilometer weit schlagen können. Das ist Humbug.

Wer sich Equipment anschaffen möchte, sollte immer hinterfragen, was man wirklich für das eigene Spielglück benötigt. Wer ambitioniert spielt, Golf beherrscht und dazu gern neue Gefilde entdeckt, kann mit technischen Hilfsmitteln wie Uhren oder Distanzmessern einiges anfangen. Genauso Einsteiger*innen, die mit den Geräten Plätze besser verstehen und rascher auf dem Platz vorankommen möchten. Wichtig ist auch, dass die eigenen Schläger zum Können und den körperlichen Möglichkeiten passen. Hier bieten viele Proshops und Professionals das sogenannte Fitting an. Dabei wird der individuelle Schwung vermessen, dazu werden die passenden Schläger und vor allem Schäfte ausgesucht.

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