FitnessWorkouts

Homeworkout am Hauklotz: Ich und mein Holz

Holzhacken ist Ganzkörpertraining, wenn du es richtig machst. #BeatYesterday.org-Autor Hannes Hilbrecht schreibt über sein liebstes Workout. Welche Muskeln sind gefordert? Wie viele Kalorien verbrennt er? Dazu Tipps vom deutschen Meister im Timbersport.

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Die Soljanka war sein härtester Gegner. Mein Vater saß am Abendbrottisch vor dem dampfenden Teller und schaute betrübt. Er konnte trotz seines Bärenhungers keinen Bissen essen. Nicht, weil er keinen Appetit auf eine seiner Leibspeisen hatte. Er schaffte es nicht, den Löffel zum Mund zu führen.

Den ganzen Tag hatte er auf unserem Hof Holz gehackt. Nun war sein ohnehin gewaltiger Bizeps, geformt von der Arbeit als Tischler und Küchenmonteur, so aufgepumpt, dass er die Beweglichkeit des Unterarms stark einschränkte. Er musste sich sehr tief über den Teller beugen, um zu essen. Holzhacken macht die Arme hart. Doch ist das wirklich so? #BeatYesterday.org beantwortet die wichtigsten Fragen zum Homeworkout Holzhacken.

Macht Holzhacken Spaß?

Früher fand ich es furchtbar. Der Wecker rasselte an einem Februarwochenende morgens um fünf. Die ganze Familie tappte vor dem Morgengrauen in den Wald. Vater und Onkel fuhren mit ihren Traktoren und den Anhängern voran. In einem Eschenhain sägten wir die vom Förster für uns markierten Bäume ab, entästeten sie und hauten dann die gesägten Stämme in transportierbare Spalten. Bei frostigen Temperaturen schwitzten wir uns die dicken Pullover feucht. So ein Familieneinsatz dauerte oft das ganzes Wochenende. Im Frühling kam das Holzhacken und Einlagern dazu, was mehrere Nachmittage verschlang.

Mittlerweile finde ich das Holzhacken großartig. Die frische Luft gibt Kraft für einen harten Arbeitstag. Ist das Holz trocken und idealerweise ein leicht reißendes Holz wie Esche oder Kiefer, kann die Tätigkeit sogar meditativ entspannen. Das Geräusch von einem sauber gespaltenen Stück Holz ist extrem beruhigend.

Und dann gibt es noch diesen Luftpolsterfolienmoment. Viele Menschen mögen es, die kleinen Plastikbläschen zu zerdrücken. Mich durchströmt dieses Glücksgefühl, wenn ein Holzscheit nur zu etwa 90 Prozent reißt und ich den Spaltvorgang mit meinen Händen beende. Ich ziehe die Stücke auseinander und das letzte Ächzen des Holzes stimuliert meine Sinne. Ich fühle mich stark.

Feuchtes und faseriges Holz raubt Kraft und Nerven. © Andreas Mulsow
Feuchtes und faseriges Holz raubt Kraft und Nerven. © Andreas Mulsow

Kann jeder Holzhacken?

Mit einer guten und nicht zu schweren Axt kann eigentlich jeder ohne große Schwierigkeiten Holz hacken. Wichtig sind jedoch die Holzart und der Zustand des Hackgutes. Feuchtes oder besonders faseriges Holz raubt Kraft und Nerven. Ist das Holzmark mit Astkernen durchsetzt, wird das Hacken harzig, also sehr schwierig. Danny Mahr, deutscher Meister im Timbersport (Holzfällersport), Feuerwehrmann und 105 Kilo schwerer Muskelberg empfiehlt: „Frisches Holz lässt sich am besten bearbeiten. Das reißt in der Regel richtig gut.”

Manche Holzstücke sind wie Beton. Sie wollen nicht reißen und selbst bei den härtesten Schlägen platzen nur Splitter ab. Doch eine alte Weisheit hilft. „So wie der Vogel scheißt, so der Baum reißt”, erklärt Mahr. Man muss die Stücke also von der richtigen Seite behacken – also von oben nach unten hauen. Wo nun genau oben und unten bei einem 30 Zentimeter langen Klotz ist, erkennt man unter anderem an der Wuchsrichtung des Astes.

Wo oben und unten bei einem Holzstück ist, verrät die Wuchsrichtung der Äste. © Andreas Mulsow
Wo oben und unten bei einem Holzstück ist, verrät die Wuchsrichtung der Äste. © Andreas Mulsow

Wie anstrengend ist Holzhacken?

Das hängt stark von der Dauer des Arbeitseinsatzes ab. Wer wie ich gerne mal acht Stunden an einem Tag hackt, glaubt am nächsten Tag, dass er in Wahrheit vier Stunden Bowlen und weitere vier Stunden im Fitnessstudio war. Insbesondere die Oberschenkel melden sich mit einem stattlichen Muskelkater. Der resultiert aus den vielen Bückbewegungen, die dazu dienen, die Hackware aufzuheben und auf den Hauklotz zu postieren. Außerdem holt ein gewiefter Hacker die Kraft nicht aus dem Rücken, sondern aus den Beinen. Im Hochleistungssport Timbersport wird übrigens in der Regel nicht auf Dauer, sondern auf Geschwindigkeit gehackt. „Bei Shows witzle ich immer: Ich bin nur so schnell bei der Sache, weil wir Sportholzfäller so schlechte Ausdauersportler sind”, sagt Mahr.

Auch das Gewicht des Beils entscheidet darüber, wie anstrengend eine Trainingseinheit vor dem Holzschuppen ist. Ein rascher Hacker schlägt pro Stunde mindestens 250-mal zu. Je schwerer die Axt, desto größer der Energieaufwand. Besonders bei sperrigen Klötzen reicht das „normale” Hacken nicht aus. Es muss eine kraftraubende Technik angewandt werden. Die Axt wird hierbei lediglich mit der Schneide im Hackgut verkeilt, sofort wieder angehoben, in der Luft gedreht, und mit dem Axtkopf voran auf den Hauklotz geschlagen. Das ist extrem anstrengend, weil diese Prozedur oft wiederholt werden muss. Umso schöner ist das Gefühl, wenn ein „Sauhund”, so nenne ich fiese Stücke, mit einem finalen Knacken in mehrere Fragmente zerberstet. Holzhacken ist also ein Präzisionssport. Der richtige Aufsetzpunkt der Axt entscheidet darüber, wie leicht sich ein Stück Holz der Axt beugt. Das bestätigt auch Mahr: „Die Arbeit mit der Axt braucht nicht nur Eigengewicht und Muskeln, sondern eben Technik. Ich würde sagen: 40 Prozent macht die Kraft aus, 60 Prozent die Präzision und Sauberkeit. Man muss immer mitdenken und den Kopf einschalten. Einfach Draufhauen kostet nur Energie.”

Die Qualen lohnen sich übrigens auf der Waage. Ein sehr rascher Hacker, der die Stämme selbst zum Holzklotz trägt, kann bis zu 1.000 Kalorien pro Stunde verbrennen. Das entspricht einer zügigen Joggingrunde über die gleiche Zeit.

Holzhacken extrem

Wer körperlich Grenzen ausloten will, sollte einmal nach Herzenslust klöpen. Als „Klöpen” bezeichnet man das Aufspalten von großen Holzstämmen. Dazu wird mit einem Spalthammer (bis zu 3,4 Kilogramm schwer) eine kleine Fuge seitlich oder oberhalb in einen Baumstamm geschlagen. Anschließend wird ein Keil aufgesetzt und mit einem Hammer ein paar Zentimeter in das Holz hinein getrieben. Danach wird auf den Keil eingedroschen. Eisen klirrt, bis die Hände zittern. Ich habe schon die muskulösesten Männer und Frauen vom Dorf beim Klöpen vor Anstrengung weinen sehen.

Was sind die wichtigsten Tipps für das Holzhacken?

  • Unbedingt Handschuhe anziehen. Nicht nur, weil wir so die Finger vor Splittern schützen, sondern auch weil beim Schlag auf den Hauklotz starke Vibrationen entstehen. Ohne ein Polster um die Handflächen wird es irgendwann sehr schmerzhaft. Spätestens am nächsten Tag.
  • Mehrere Äxte benutzen, wenn der Holzhaufen unterschiedliche Schwierigkeitsstufen bereithält. Auch leichte Stücke mit der schwersten Axt zu bearbeiten, raubt unnötig Kraft. Holzhack-Profi Mahr empfiehlt, Stücke mit einer Länge zwischen 25 und 33 Zentimeter mit einer leichten Axt (bis 2 Kilo) zu hacken.
  • Volle Konzentration und bloß kein Alkohol. Ein Stolperer oder eine Unaufmerksamkeit könnten fatal enden. Idealerweise hackt man niemals alleine und hat immer jemanden in der Nähe, der im Notfall helfen oder Hilfe holen kann.
  • Der Axt-Tipp von Danny Mahr: Einsteiger sollten mit Äxten beginnen, die einen Fiberglas-Stiel haben. Diese Stiele sind viel robuster und du kannst bei Pflege sowie Lagerung nicht viel falsch machen. Äxte mit Holzgriff müssen hingegen extrem vorsichtig gelagert werden. Bekommen sie zu viel Feuchtigkeit, kann ein Holzstiel schnell mal während der Arbeit brechen. Das kann zu gefährlichen Situationen führen. Ein Profi wird vermutlich gleich zu einer Ochsenkopf Spaltaxt oder einem Spaltfix greifen.
Holzhacken fordert neben Kraft auch viel Konzentration und Technik. © Andreas Mulsow
Holzhacken fordert neben Kraft auch viel Konzentration und Technik. © Andreas Mulsow

Ist Holzhacken nun eine Trainingsmethode?

Für den regelmäßigen Trainingseinsatz ist das Holzhacken natürlich nicht geeignet. So viel Holz, wie man dafür regelmäßig spalten müsste, ist meist gar nicht vorhanden. Aber ein Arbeitstag am Hauklotz ist gerade für stabile Fitnessjunkies und Pumper ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Test. Anders als auf der Hantelbank geht es nicht um eine kurzzeitige Maximalbelastung oder ein hohes Intervall, sondern es zählt die bloße Kraftausdauer. Ein Tag am Holzklotz macht definitiv zäher und ganz sicher am Abend die Arme hart. Auch die Oberschenkel und sämtliche Muskeln des Oberkörpers werden gefordert, besonders die des unteren Rückens, wie Mahr erläutert: „Aus dem unteren Rücken holen wir die meiste Kraft. Das Arbeiten am Holz trainiert Muskulatur nachhaltig.”

Ich persönlich würde das Holzhacken eher als Ausgleich bezeichnen. Der harzige Duft des Holzes, die Arbeit an der frischen Luft und die monotone Tätigkeit mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen stärken das Selbstbewusstsein. Beim Holzhacken kriegt fast jeder den Kopf frei. Und spätestens die staubige Arbeitskleidung, schwielige Hände und eine warme Mahlzeit beschenken uns mit einem famosen Feierabendgefühl. Wenn wir die Suppe dann noch löffeln können.

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