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Sabrina Filzmoser: Abenteurerin und Weltverbesserin

Ihr passen Pilotinnenoverall, Polizeiuniform und Bergsteigerinnenkluft. Doch Dr. Sabrina Filzmoser hilft lieber im Judoanzug jungen Menschen nahe des Mount Everest.

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Wer die Vita von Dr. Sabrina Filzmoser liest, wird ehrfürchtig das lange Leben einer außergewöhnlich aktiven Frau erahnen. Und liegt damit voll daneben. Die Österreicherin wurde erst 1980 geboren.

Von vorne: Sabrina beginnt mit acht Jahren ihre Judokarriere. Nach der Matura, ihrem Abitur, schafft sie es ins Österreichische Heeressport-Leistungszentrum und wird im Nationalteam professionell gefördert. Ihre Sportlerinnenlaufbahn reicht bis ins Jahr 2020 und ist von Medaillen geprägt. Sie nimmt erfolgreich an Europa- und Weltmeisterschaften teil, dazu viermal an Olympischen Spielen.

Sabrina Filzmoser im Helicopter
Sabrina fliegt Flugzeuge und Hubschrauber mit einer Berufspiloten-Lizenz. © IJF/privat

Doch Sport ist für Sabrina nicht alles. Einer Ausbildung im Maschinenbau folgt das Studium der Japanologie und Wirtschaftsinformatik. Sie krönt es mit einem Doktorin-Titel in Internationalem Management. Eine Berufspilotin-Lizenz für Flugzeuge und später für Hubschrauber – gedacht, gemacht. Im Jahr 2019 wechselt Sabrina in den Polizeidienst.

Die Leidenschaft fürs Bergsteigen lockt Sabrina ins Himalya-Gebirge nach Nepal und sogar auf den Manaslu (8.163 Meter), den achthöchsten Berg der Welt. Sie verliebt sich in Land und Leute. Und beginnt ein Abenteuer, das die Welt verbessern wird.

Die Komfortzone verlassen, Träume verwirklichen, Gutes tun – wie das funktioniert, erzählt Sabrina Filzmoser im #BeatYesterday-Interview.

Das Himalaya-Gebirge wurde Sabrina Filzmosers zweite Heimat. © IJF/privat

#BeatYesterday.org: Sabrina, du bist momentan in Nepal, auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest. Bist du rastlos, neugierig, abenteuerlustig?

Sabrina Filzmoser: Ich suche tatsächlich immer wieder nach Herausforderungen. Neugierig und abenteuerlustig – bin ich. Rastlos nicht. Was andere als Abenteuer bezeichnen, mutierte zu meiner Normalität. Ich habe viele Träume und Visionen. Aus manchen werden Ziele und die will ich erreichen. Viele meinen, dass der Profisport, eine berufliche Karriere und Projekte wie die Pilotin-Lizenz nicht zusammenpassen. Doch ich stand nie vor der Situation, mich entscheiden zu müssen. Natürlich gab es immer einen Fokus, aber der änderte sich auch wieder.

#BeatYesterday.org: Wie hast du das alles organisiert?

Sabrina: Vor Olympischen Spielen bereitete ich mich intensiv sportlich vor. In Verletzungs- oder Rehabilitationszeiten studierte ich. Gemeinsam hatten alle Phasen die gute Balance aus körperlicher Aktivität und geistiger Herausforderung.

#BeatYesterday.org: Hast du ein Ziel, wirst du irgendwann sagen: „Ich bin angekommen”?

Sabrina: Der Lebenstraum von einer Goldmedaille hätte so ein Ziel sein können. Doch selbst dann wäre ich nicht „angekommen”. Ich brauche neue Aufgaben und Ziele. Und das habe ich nie bereut.

Manche fallen nach ihrer sportlichen Karriere in ein tiefes Loch. Weil ihnen eine Ausbildung oder die Idee fehlt, wie es weitergeht. Intuitiv verwirklichte ich beides. Natürlich gab es auch schwere Zeiten, aber das ist im Sport so und im normalen Leben auch.

#BeatYesterday.org: Du hast deinen Sport mit sozialen Aktivitäten verbunden. Wie kam es zu deinem Engagement in Nepal?

Sabrina: Meine sozialen Aktivitäten entwickelten sich langsam. Es begann daheim mit einfachen Dingen. Ich verschenkte mein Sportequipment an Judo- oder Radvereine. Das fanden andere Sportlerinnen und Sportler gut und machten mit. Das gab mir extremen Auftrieb. Im Jahr 2005 flog ich erstmals zum Bergsteigen nach Nepal. Dort lernte ich junge Judokas kennen und begann sie zu trainieren. Das war eine erfüllende Aufgabe – und ein wichtiger Lernprozess. Ich erlebte, was man mit zeitlichem Einsatz, etwas Geld und viel Wissen bewirken kann. Seitdem bin ich regelmäßig dort und es entstanden meine beiden nepalesischen Judo-Schulen. Seit 2012 reise ich auch nach Bhutan.

Sabrina trainiert Judo-Kids in ihrem Club in Monjo, Nepal.
Sabrina trainiert Judo-Kids in ihrem Club in Monjo, Nepal. © IJF/privat

#BeatYesterday.org: Erzähle uns von deinem Everest Judo Club. Musstest du viel für diese Schule und diesen Sport werben?

Sabrina: Der Weg war und ist immer noch sehr steinig: In den schwer zugänglichen Lebensräumen herrscht unglaubliche Armut. Die prekären politischen Bedingungen und die Korruption lähmen die nepalesische Administration. Hinzu kommen Naturkatastrophen wie Erdbeben, Erdrutsche oder eben eine Pandemie. Es ist fast unmöglich, dort etwas Stabiles aufzubauen.

Es gibt zwar einen nepalesischen Judoverband. Doch als ausländische Sportlerin muss ich immer wieder erklären, warum ich das mache und warum plötzlich auch Mädchen dabei sein können. Die International Judo Federation (IJF) hingegen zeigt sich aufgeschlossener. Sie fragt von selbst nach, was der Club braucht.

#BeatYesterday.org: Hilft dir die öffentliche Präsenz bei deinen Projekten?

Sabrina: Wenn ich auch eine totale Social-Media-Verneinerin war: Ohne Medien und Öffentlichkeit geht es nicht. Ich verhalte mich normalerweise so ruhig wie möglich. Doch heute werden meine Fans sogar böse, wenn sie nichts von mir hören. Sie wollen wissen, was ich mache und erlebe. Die Aufmerksamkeit fördert meine Projekte, die Menschen vor Ort und sogar den nepalesischen Tourismus. Inzwischen freue ich mich, wenn andere teilhaben und vielleicht sogar helfen.

Sabrina Filzmoser mit Judo-Kids in Kathmandu
Der IJF unterschützt Sabrinas Judo-Kids in Kathmandu. © IJF/privat

#BeatYesterday.org: Der Hintergrund deines Engagements ist neben dem Sport, den jungen Menschen zu einer Ausbildung und einem besseren Leben zu verhelfen. Wie förderst du das?

Sabrina: Nur mit offizieller in- und ausländischer Hilfe kommt man in Nepal nicht sehr weit. Viel einfacher ist die Zusammenarbeit mit engagierten Eltern und Gemeinden.

Mit einem Stipendien-Programm ermöglichen wir Judo-Kids ein zweimonatiges Training in Kathmandu. In der nepalesischen Hauptstadt können sie ihre Prüfung ablegen und den schwarzen Gürtel erreichen. Später arbeiten die Schülerinnen und Schüler dann als einheimische Coaches in den Judo-Schulen. Sie werden mehr akzeptiert als ausländische Lehrkräfte. Denn gehen diese, bricht das Projekt wieder zusammen. Ich organisiere die Flüge, die Betreuung und die medizinische Versorgung der Kids.

#BeatYesterday.org: Auf diese Weise förderst du auch das berufliche Vorankommen der Judokas?

Sabrina: Stipendien und Hilfe zur Selbsthilfe erhöhen auch die beruflichen Ausbildungschancen der Jugendlichen. In einigen Projekte beginnen sie direkt nach der Schule eine Lehre. Sie landen nicht auf der Straße oder suchen das schnelle Geld als Träger oder Hilfskraft. Gute Schulen können sich die Menschen im Gebirge jedoch nicht leisten. Deshalb brauchen wir Stipendien und andere Unterstützungen.

#BeatYesterday.org: Du bist aktuell auf einer “Funding-Aktion” unterwegs. Was ist es für eine Tour, wer nimmt teil und worin liegt deine Motivation?

Sabrina: Von Meereshöhe auf den Mount Everest kommen – das ist eine Herausforderung. Ohne zusätzlichen Sauerstoff, ohne Hilfsmittel. Das fühlt sich für mich ehrlich an, absolut rein. Nur so passt die Challenge zu mir.

Vom Golf von Bengalen in Indien fuhr ich zwölf Tage mit dem Mountainbike bis nach Khumbu im Everestgebiet. Dabei begleiteten mich meine nepalesischen Bekannten Laxmi und Harka, die beide sehr erfolgreich MTB-Wettbewerbe fahren. Nun gehe ich zu Fuß weiter, mit Zwischenstopps in allen Judo-Schulen auf meinem Weg.

Es ist nicht mein Ziel, einfach den Mount Everest zu erklimmen. Sondern ein Projekt damit zu verbinden. Eines, das ich wirklich will und womit ich anderen helfen kann. Besonders der Nepal Cycling School und dem Everest Judo Club mit seinen Stipendien. Es ist mir wichtig, dass die Aktion in den Medien geteilt und von den Menschen bemerkt wird.

Sabrina Filzmoser mit Kids aus der Cycling School
Social-Media-Kanäle verraten Sabrinas Position auf der Tour. Zeit für ein Foto. © IJF/privat

#BeatYesterday.org: Der Artikel trägt den Titel „Abenteurerin und Weltverbesserin”. Denn so wirkt es von außen. Ist es auch aus deiner Perspektive extreme Selbstverwirklichung und selbstlose Entwicklungshilfe in einem?

Sabrina: Vielleicht bin ich eine Abenteurerin und Weltverbesserin. Auch wenn ich es so nicht nennen würde und weniger pathetisch sehe.

Es beschreibt jedenfalls eine gute Wechselwirkung, denn ich möchte helfen. Doch es passiert automatisch, ich plane das nicht. Jeden Tag, jede Stunde bin ich überwältigt, wie freundlich und mit welcher Akzeptanz mir die Einheimischen begegnen. Und welche weltweite Präsenz diese gemeinnützigen Projekte und Aktionen hervorrufen.

Sabrina Filmoser mit ihrem Garmin inreach mini 2 und dem Edge 530
Sabrina Filzmoser findet ihren Weg. Mit Garmin. © Garmin Austria

#BeatYesterday.org: Sabrina, du bist mit dem Fahrrad und zu Fuß in extremen Gegenden unterwegs, kletterst bis auf die höchsten Gipfel. Welche Geräte von Garmin unterstützen und sichern dich?

Sabrina: Ich habe immer mein inReach Mini von Garmin dabei. Es übernimmt via Satellit das Livetracking und verbindet mich mit meinen Leuten. Sie wissen immer, wo ich gerade bin. Die 3D-Darstellung und die hohe Auflösung faszinieren mich. Am Bike habe ich einen Edge 530 mit dem Kartenmaterial von Indien und Nepal. Ohne diese Detail- und Routeninformationen sind meine Touren offroad oder in den Bergen kaum zu schaffen.

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