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Streitfrage: Gewichtsklassen beim Laufen?

Sollten bei Laufwettkämpfen neben Alters- auch Gewichtskategorien gelten? Diese Frage spaltet die Community und zwei #BeatYesterday-Autoren. Jetzt in den Kommentaren mitdiskutieren.

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Redakteur Kevin Berg
Kevin Berg © privat

Ein Massiv auf zwei Beinen: Kevin Berg sieht ein bisschen aus wie die gleichnamige Figur aus dem Serien-Epos „Game of Thrones”. Der Kampfkünstler wünscht sich Gewichtsklassen, damit er als schwerer Sportler auch mal Siegchancen hat.

Pro Gewichtsklassen: Mehr Spektakel

Wie würde ein Boxkampf zwischen Tyson Fury und Floyd Mayweather wohl enden?

Ein Blick auf die Waage spoilert das Ergebnis: Der bullige Brite lässt den Zeiger bis auf 120 Kilogramm schnellen, während Mayweather beinahe mickrige 68 wiegt. Mit nur einem Hieb könnte Fury seinen Kontrahenten ins Weltall katapultieren – wenn er denn trifft. Der schnelle Knock-out wäre den wenigsten Fans ein 50.000 Dollar-Ticket in der ersten Reihe wert. Deshalb gibt es Gewichtsklassen. Sie sollen einen ausgeglicheneren Wettkampf ermöglichen.

Dasselbe Prinzip wünsche ich mir bei Laufwettbewerben. Doch beim großen Rennen gibt es zwar Alters-, aber keine Gewichtskategorien. Wie unfair! Viele Teilnehmende übertreffen die 75 Kilo kaum. Mein Gewicht pendelt sich bei einer Körpergröße von 1.89 Meter im dreistelligen Bereich ein. Natürlich schütteln mich die Hänflinge ab, wenn ich 40 Kilogramm Mehrgewicht schnaufend über die Strecke schleppe. Wie schnell die Herumhopsenden wohl wären, wenn sie zwei gefüllte 20-Liter-Kanister auf dem Rücken trügen?

Was bei mir durch schwere Knochen (auch Pizza genannt) bedingt ist, trifft großgewachsene oder muskulöse Laufende trotz gesunder Ernährung völlig unverschuldet. Jedes Kilo mehr bezahlen sie mit einer Portion Wettbewerbsnachteil. Sie müssen durch den Extraballast mehr Leistung für die dieselbe Zeit aufbringen. Das beweist spätestens der Kalorienverbrauch, den eine Smartwatch von Garmin präzise darstellt.

Massige Marathonis haben es auch aus anderen Gründen schwerer. Gegenwind drückt unermüdlich gegen den Körper, wirkt wie eine böige Bremse. Ein Elend, das leichtere und kleinere Laufende scheinbar schwerelos ertragen. Dank ihrer körperlichen Aerodynamik bieten sie weniger Angriffspunkte. Wer entgegnen will, dass Körperfläche bei Rückenwind nützlich ist: Wie oft kommt der vor?

Gewichtsklassen beim Laufen wären fair und unterhaltsam. Stell dir vor, im Marathon-Superschwergewicht würden ausschließlich 120 Kilo schwere Kanten über die Strecke marodieren. Die Erde würde genauso beben wie die Zuschauenden – vor Begeisterung. Am besten: Das Spektakel wäre nicht schon nach zwei Stunden vorbei.

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Jedes Kilo zählt

Ein Kilogramm mehr oder weniger mag nicht entscheidend wirken. Doch der Einfluss auf die läuferische Leistung ist immens. Amerikanische Forschende ermittelten, dass bereits ein abgenommenes Kilogramm etwa 2.5 Sekunden Zeitgewinn pro Kilometer verspricht – das allerdings im Bezug auf den Marathon. Wichtig ist: Die Laufenden sollten nicht ihre Muskelmasse reduzieren, sondern sich auf den Fettabbau konzentrieren.

Rüdiger Laube

Eher der Typ galante Grauschopfgazelle: Rüdiger Laube, für immer 49, ist trotzdem gertenschlank und flink auf den Beinen. Seine Haltung: Das Alter kann man nicht beeinflussen, das Gewicht schon.

Kontra Gewichtsklassen: Keine Gerechtigkeit, aber Chaos

Es nervt, das Bohei um die Leistungsklassen bei Langstreckenläuferinnen und -läufern. Die anatomisch motivierte Geschlechtertrennung hat sich etabliert. Altersklassen auch. Die Anzahl der gelebten Tage lässt sich genauso wenig leugnen wie der kontinuierliche körperliche Verfall.

Warum aber Gewichtsklassen bei Laufwettbewerben einführen? Wollen schwergewichtige Athletinnen und Athleten – bewusst provokativ gemeint – ihre locker gehandhabte Nahrungsaufnahme sportlich honoriert wissen? Nicht falsch verstehen: Keineswegs sollen kräftig gebaute Menschen auf ihr Essen reduziert oder pauschal geschmäht werden. Es ist bekannt, dass schwer nicht mit adipös einhergeht. Bodyshaming gilt es zu bekämpfen. Es ist doch nur inklusiv, wenn alle Körpertypen an EINEM Rennen teilnehmen.

Im Kampfsport mag die Gewichtsklassifizierung funktionieren. Ein 60 Kilogramm leichter Ringer würde seinen 90 Kilogramm schweren Gegner nur zufällig auf die Matte befördern. Andersherum geht das besser. Doch haben die gewichtsabhängigen Grenzen in sportlichen Duellen etwas mit Laufen tun? Nur in Nuancen.

Superschlaue argumentieren, dass der BMI der ideale Maßstab für die Einteilung in Gewichtsklassen sei – auch beim Laufen. Er berücksichtigt neben dem Gewicht und damit auch Größe und mutmaßliche Schrittlänge. Die Mess- und Wiegewoche vor dem New-York-City-Marathon würde den knapp 50.000 Teilnehmenden sicher Freude bereiten.

Bevor neue Regeln für Rauchende und Nichtrauchende oder Laufende mit windschlüpfriger Kurzhaarfrisur und bremsendem Toupier-Bob diskutiert werden, ein Fazit:

Sein Alter kann ein Mensch nicht beeinflussen. Sein Gewicht schon. Und die Auswahl einer dazu passenden Sportart auch. Neue Klassifizierungen würden nur eines stiften: Chaos.

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Leistungsniveau im Alter

Die körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen verringert sich ab einem Alter von 30 bis 40 Jahren um durchschnittlich 0,7 Prozent jährlich. Zudem nehmen die Muskelmasse und die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) ab. Auch die Regeneration nach einer Trainingseinheit verlangt mehr Zeit.

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