Dieser Text beginnt mit einem Irrtum. Meinem eigenen. Ich dachte, ich schreibe über Wissen. Jetzt schreibe ich über Nicht-Wissen.
Es geht um Frauengesundheit. Also um meinen Körper und denen von den Milliarden anderen. Beim Rethink Event von Garmin habe ich gelernt, dass er nicht schuld ist, wenn ich ihn nicht verstehe. Sondern dass ich mich wertschätzender mit ihm beschäftigen sollte.
1. Das Problem: Der männliche Maßstab
Leistungsfähigkeit wird zelebriert. In den sozialen Medien, beim Livesport im TV. Nur sind die Bedingungen nicht für alle gleich. Trainingslehren, medizinische Studien, sportliche Standards – sie basieren überwiegend auf dem männlichen Körper. Belastung, Erholung, Fortschritt. Und von vorn. Nicht mehr alles, aber vieles: Für den Mann gedacht.
Beim Sport hat das Folgen. Es entsteht ein Konstrukt, in dem der weibliche Körper wie ein Problem wirkt, das du überlisten musst.
Du hast Periodenschmerzen? Dann stell dich nicht so an.
Du fühlst dich abgeschlagen? Kämpfe gegen deinen „inneren Schweinehund”.
Du musst funktionieren.
Das sind Trugschlüsse mit weitreichenden Folgen. Wer nie gelernt hat, seinen Körpersignalen zu folgen, hört sie einfach nicht. Wer sie bewusst ignoriert und sich immer weiter pusht, verlernt, sie wahrzunehmen.
So leiden beispielsweise viele Sportlerinnen unter RED-S und verlieren ihre Periode. Oder kämpfen sich durch Zyklusstörungen. Aber das ist kein individuelles Scheitern, sondern ein strukturelles. Es ist das Ergebnis eines Systems, das Frauen auf vielfältige Weisen ausklammert. Um nicht zu sagen: benachteiligt.

2. Die Erkenntnis: Mein Rethink-Moment
Irgendwann merkt man, dass dieses System der falschen Vorstellungen auch in einem selbst lebt. Für mich war dieses „Irgendwann“ das Rethink-Event in Leipzig.
Neben Muskelkater vom Yoga und einer entspannenden Sound-Healing-Session nahm ich vor allem eins mit – Aha-Momente aus den zwei Panel-Talks. Aus ihnen speist sich dieser Text.
Und ich war wohl nicht die Einzige, der einiges plötzlich klarer wurde. Das ständige Kopfnicken in den Stuhlreihen hinter mir zeigte, wie sehr wir Frauen uns in den Worten der Speakerinnen wiederfanden.
Jedenfalls saß ich dort, lauschte gebannt und dachte: Irgendwie habe ich das alles schon gehört. Zyklusphasen, Hormone, Training, Ernährung. Und doch fühlte es sich an, als würde jemand einen Spiegel auf mich richten.
Ich merkte, wie lehrbuchhaft mein Wissen war. Wie gut ich meinen Körper in der Theorie kannte, aber wie oft ich in der Praxis gegen ihn arbeitete.
Klar wusste ich, wann die Lutealphase beginnt. Trotzdem geißelte ich mich immer wieder für meine Stimmungsschwankungen. Ich kannte die hormonellen Zusammenhänge und trotzdem dachte ich: Reiß dich zusammen. Die Theorie war da. Aber sie kam nicht an. Durfte in meinem Alltag nicht greifen.
Warum eigentlich? Ich schätze wegen der alten, leidigen Denkmuster.
Die verinnerlichte Abwertung des weiblichen Körpers. Die Scham. Das Schweigen. Das Beiseiteschieben.
In der Schule, wenn wir Tampons wie Schmuggelware unter den Tischen hin und her reichten. In Arztpraxen, wenn Beschwerden als Einbildung gelten. Oder auch in den Werbespots, wenn die Binden blaue Flüssigkeit aufsaugen. Als würden Frauen Tinte bluten.
Als wäre das Natürlichste an uns etwas, das niemand sehen darf.
Kein Wunder, dass so viele Frauen ihre Körpersignale überhören oder ignorieren. Wir haben nie gelernt, dass sie zählen. Besonders eine Aussage von diesem Rethink Event hallt noch immer in meinen Ohren:
„Im Unterricht lernen wir den Zyklus und den weiblichen Körper als Teil der menschlichen Fortpflanzung kennen. Aber nicht, was es bedeutet, Frau zu sein. Hauptsache wir wissen, wie man ein Kondom über einen Holzpenis zieht.“
Nadine Heck, Speakerin des Rethink Event

3. Die Lösung: Körper und Kontrolle
Obwohl der Körper kein Uhrwerk ist, behandeln wir ihn so. Ich selbst ertappe mich oft dabei, wie ich meinem Körper vertraue, nur solange er tut, was ich will.
Sobald er aus dem Takt gerät, schimpfe ich auf ihn oder will ihn reparieren. Beispielsweise an den Tagen, an denen ich alles Essbare in mich hineinstopfe, was meine Küchenschubladen hergeben.
Auf die Schuldgefühle folgt dann eine ausgiebige Einheit auf dem Hometrainer. So, als müsste ich Buße tun. Als sei ich nur dann gut genug, wenn ich mich im Griff habe.
Erst vor kurzem habe ich gelernt, dass der Kalorienbedarf vor der Periode um bis zu 300 Kalorien pro Tag ansteigt. Kein bloßes Gelüst, sondern ein notwendiger Mehrbedarf.
Im Sport ist dieser Kontrollwunsch besonders sichtbar. Es wird geplant, getrackt, durchgezogen – selbst dann, wenn der Körper etwas anderes sagt. Es wird nicht mit ihm gearbeitet, sondern an ihm oder gegen ihn.
Denn wenn im Trainingsplan das HIIT-Workout für Dienstag eingetragen ist, dann wird das gefälligst am Dienstag durchgezogen. Follikelphase hin oder her. Dabei wäre der bessere Gedanke: Follikelphase? Okay, heute bin ich nicht auf Vollgas gepolt. Es reicht ein ruhiger Lauf.
Nicht weniger diszipliniert. Aber mehr im Einklang mit mir selbst. Rethink ist dabei mehr als nur ein Eventtitel für mich. Es ist ein Mantra: Verstand und Wahrnehmung zusammendenken. Zuhören, wenn der Körper widerspricht.
Ich muss mir nicht erst erlauben, ich muss ausleben, dass ich und damit auch mein Körper wichtig sind.

4. Fazit – Von Wissen zu Bewusstsein
Frauengesundheit betrifft die Hälfte der Weltbevölkerung und wird dennoch als Mädchen-Bla-Bla belächelt und übergangen. Dabei muss Veränderung nicht gleich das große Ganze umwälzen. Sie beginnt im Kleinen. Im Alltag.
In einem Gedanken wie: Ich muss heute nicht funktionieren. Oder in der Frage: Was braucht mein Körper wirklich? Bewusstsein wächst dort, wo wir aufhören, uns zu bezwingen. Wo Wissen nicht nur Theorie bleibt, sondern zur Haltung wird. Und wo aus einem Irrtum – ein Anfang wird.
Menstruations-Tracking: Im Einklang mit dem Körper
Verwende die Garmin Connect-App, um deinen Zyklus oder deine Schwangerschaft aufzuzeichnen. Speichere Symptome, erhalte Informationen zu Training und Ernährung und vielem mehr. Die App für das Frauengesundheitstracking ermöglicht es dir sogar, Details direkt auf dem Wearable anzuzeigen und aufzuzeichnen.





















Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:
Jetzt mitdiskutierenDiskutiere über diesen Artikel