Dichte Rauchschwaden im Amsterdamer Pub, dazu Bob Marley und seine Reggae-Musik – daran denken viele, wenn über Cannabis gesprochen wird. Die Droge gilt als Mittel, das einen beruhigenden Rausch hervorrufen kann. Andere fürchten „Gras“ wiederum als Einstiegsdroge.
Mittlerweile setzen Pharmazeuten und Kosmetikhersteller die Blüten der weiblichen Hanfpflanze anderweitig ein. Mit dem klassischen „Kiffen“ hat der neue Trend Cannabidiol (CBD) aber wenig zu tun. Unternehmen verkaufen immer mehr Öle, Salben oder Sprays, die den Wirkstoff enthalten. Die Präparate sollen Schmerzen lindern, das Wachstum von Krebszellen hemmen oder Stress reduzieren. Als Medikament mit erwiesener Wirkung sind die Produkte jedoch nicht zugelassen. Was können die Wirkstoffe wirklich?

CBD und THC – die Unterschiede
Zum Verständnis: CBD und Tetrahydrocannabinol (THC) sind chemische Verbindungen, die in der Pflanze Cannabis sativa (Hanf) vorkommen. Sie werden als Cannabinoide bezeichnet. Im Gegensatz zum THC besitzt CBD keine psychoaktive Wirkung. Während CBD auf das gesamte Rezeptorennetzwerk unseres Körpers wirkt, beeinflusst THC vor allem die Nervenzellen des Gehirns und des Verdauungssystems. Dadurch entsteht die bekannte psychoaktive Wirkung.
Auch der Trend-Wirkstoff CBD enthält Spuren von THC, allerdings dürfen die vertriebenen CBD-Produkte einen THC-Anteil von 0,2 Prozent nicht überschreiten. Ansonsten ist das sogenannte Nutzhanf illegal. Von Cannabidiol wird niemand „high“. Der Konsum von CBD kann trotzdem etliche Wechselwirkungen hervorrufen, die Einfluss auf unseren Organismus nehmen. Diese machen CBD-Produkte so beliebt, obwohl nicht genau erforscht ist, welche etwaigen Nebenwirkungen bei regelmäßiger Anwendung drohen könnten.
Angebliche Wirkung
Die CBD-Konzentration liegt bei den meisten Kosmetika und anderen Produkten zwischen zwei und zweiundzwanzig Prozent. Angeblich soll das Erzeugnis der Cannabis-Pflanze folgende Symptome lindern:
Achtung: Keine der hier beschriebenen Wirkungen ist wissenschaftlich nachgewiesen, weshalb Ärzte vom Konsum abraten.
- Schlafstörungen
- Angst, Psychosen und Depressionen
- Muskelkrämpfe und Schmerzen
- Epilepsie und Krampfleiden
- Entzündungen
- Wachstum von Tumoren
Wissenschaftler vermuten, dass CBD nicht allein für einen positiven Effekt bei diesen Leiden verantwortlich ist, sondern lediglich die Wirkung anderer Medikamente verstärken kann. Abgesehen von Erfahrungsberichten gibt es keine validen Studien, die die versprochenen Wirkungsweisen bestätigen.
Einsatz von CBD
Nur bei bestimmten Formen der Epilepsie gilt der therapeutische Nutzen von CBD als gesichert. Das Antiepileptikum ist in Europa seit 2019 zur Behandlung von starker Epilepsie bei Kindern zugelassen. Doch auch hier drohen Nebenwirkungen. Angeblich soll das Medikament die Kalziumkonzentration in den Nervenzellen verändern und so den Leberstoffwechsel beeinflussen. Bei der Einnahme von Epidiolex ist eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte notwendig. Durch die entkrampfende Wirkung ist CBD außerdem ein Bestandteil des Medikaments Nabiximol. Dieses verabreichen Ärzte bei schmerzhaften Krämpfen infolge einer Multiplen Sklerose.
Der Einsatz bei anderen Symptomen wie Entzündungen oder Schlafstörungen entbehrt dagegen jeder wissenschaftlichen Grundlage. Erste Tierversuche zeigten zwar leichte Erfolge, diese lassen sich aber noch nicht auf den menschlichen Organismus übertragen. Ärzte warnen weiterhin vor der Einnahme. Doch obwohl CBD in Deutschland seit einigen Jahren verschreibungspflichtig ist, steigen die Verkaufszahlen.

Schwierige rechtliche Lage
Das „Chemische und Veterinäruntersuchungsamt” (CVUA) in Karlsruhe testete bisher 67 CDB-Produkte. Ein Viertel davon stufen sie als gesundheitsschädlich ein, da sie zu viel THC enthalten. Bereits geringe Dosen CBD können zu einem positiven Ergebnis bei einem Drogentest führen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät ebenfalls vom Kauf ab. Durch den zu hohen THC-Gehalt drohen bei regelmäßiger Einnahme gesundheitliche Schäden.
Die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) warnte im Jahr 2020 davor, dass hohe Dosen CBD bereits Schäden verursachen, ehe der Anwender diese bewusst wahrnimmt. Dabei wurde auch das Antiepileptikum Epidiolex untersucht. Die Behörde warnt vor Nebenwirkungen, die so mancher vermeintlichen Wunderwirkung deutlich widersprechen:
- Leberschäden
- erhöhtes Risiko für Sedierung bei gleichzeitiger Einnahme von Stoffen, die auf das zentrale Nervensystem wirken
- Durchfall
- verringerter Appetit
- Reizbarkeit und Unruhe
- Schläfrigkeit
Kaum erforscht und trotzdem auf dem Markt – wie kann das sein? Die Tests zur Marktzulassung sind sehr preisintensiv. Viele Produzenten und Verkäufer verzichten darauf und vertreiben ihre Produkte in einer rechtlichen Grauzone. Sie deklarieren ihre Produkte nicht als neuartig, was Wissenschaftler als höchst bedenklich einschätzen. Die fehlende wissenschaftliche Grundlage zu CBD macht den Verkauf zu einer riesigen Feldstudie. Wie sicher Cannabidiol ist, wird sich erst in den den kommenden Jahren herausstellen.
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