Es sind diese doofen Dellen, die sich hauptsächlich an den Oberschenkeln oder am Po abzeichnen, die früher oder später jede Frau verzweifeln lassen. Und obwohl die Hautwölbungen aus gesundheitlicher Sicht völlig harmlos sind, kratzen sie bei vielen Betroffenen so sehr am Selbstbewusstsein, dass sie auf das Tragen von kurzen Röcken und Bikinis in der Öffentlichkeit komplett verzichten und sich auch zu Hause in Unterwäsche schrecklich unwohl fühlen. Es ist nur ein schwacher Trost, doch je nach Studie leiden 85 bis 98 Prozent aller über Zwanzigjährigen unter diesen Hubbeln. Müssen wir es also irgendwie schaffen, unsere Orangenhaut zu akzeptieren und uns endlich damit abzufinden? Nein! Ein Hautarzt verrät die effektivsten Tipps, um Cellulite sichtbar zu bekämpfen – von Ernährung über Sport bis hin zu den sinnvollsten kosmetischen Behandlungsmethoden.
Wie entsteht Cellulite?
Ja, es ist unfair! Während man Orangenhaut sogar bei vielen sehr schlanken Frauen entdeckt, sieht man sie bei Männern, selbst bei den übergewichtigsten, hingegen so gut wie nie. Warum das so ist? Zu verdanken haben wir das unserer Genetik und den Hormonen. „Ja, hier gibt es tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede“, bestätigt Dr. med. Welf Prager von der Dermatologischen Praxis Prager & Partner in Hamburg. „Das liegt in erster Linie daran, dass Frauen eine andere Bindegewebsstruktur haben, als Männer. Ihr Raster ist größer, daher kommt es an bestimmten Stellen zu den ungeliebten Dellen.“
Ganz konkret bedeutet das: Cellulite ist eine Bindegewebsschwäche. Die Stränge des weiblichen Bindegewebes verlaufen senkrecht zur Haut und parallel zueinander. Sie sind sehr flexibel, das ist wichtig, damit sie sich im Falle einer Schwangerschaft maximal dehnen können. Unsere Haut ist zudem dünner und gibt bereits bei sehr leichtem Druck nach, wodurch sich vergrößerte Fettkammern (sie können bis auf das Zehnfache anwachsen und dienen bei Schwangeren als eine Art Nahrungsreserve) schnell als Dellen an der Oberfläche abzeichnen. Bei Männern hingegen ist das Bindegewebe nicht nur fester, ihre Fasern sind zudem waagerecht zur Haut und außerdem netzartig angeordnet. Dadurch können sich die Fettkammern in den Zwischenräumen nicht so leicht ausdehnen.
Und obwohl Cellulite eine genetische Veranlagung ist und auch durch das Hormon Östrogen bedingt wird, kann jede Frau diese Dellen „mit verschiedenen Maßnahmen beeinflussen“, verspricht Experte Dr. Prager.
So kann die richtige Ernährung Cellulite mindern
„Die Ernährung kann Cellulite tatsächlich mindern. Doch ob man sich nun für eine basische oder salzarme Ernährung entscheidet, macht keinen Unterschied. Dadurch wird kurzfristig eventuell weniger Flüssigkeit im Gewebe eingelagert, doch langfristig gibt es keine Veränderungen“, macht Dermatologe Dr. Prager schnell deutlich.
„Das Einzige, was Cellulite wirklich mindern kann, ist eine grundsätzliche Gewichtsreduktion, genauer gesagt, eine Reduktion des Unterhautfettgewebes.“
Dr. Welf Prager, Dermatologe aus Hamburg
Das bedeutet, dass du deinem Ziel mit einer fett- und kalorienarmen Ernährung, bei der viel mageres Fleisch, Gemüse und Vollkornprodukte auf deinem Speiseplan stehen, grundsätzlich näher kommst. Denn alles, was viel Zucker enthält – oder auch kurzkettige Kohlenhydrate wie in Weißbrot und Pasta – lässt den Insulinspiegel sofort in die Höhe schießen. Dadurch wird Fett schneller im Körper eingelagert – am liebsten in den Zellen der Oberschenkel. Und das verstärkt die Dellen noch zusätzlich. Gleichzeitig liefert Zuckerhaltiges kaum Nährstoffe, sondern nur leere Kalorien. Auch Kaffee, Nikotin und Alkohol können Cellulite fördern, da sie die Gefäße verengen.
Der Grund dafür, dass das Hautbild mit dem Alter immer ungleichmäßiger wird, liegt unter anderem daran, dass der Körper zunehmend weniger Kollagen produziert, das für die Spannkraft der Haut verantwortlich ist. Nahrungsmittel, die die Kollagenbildung anregen und reich an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin C sind, können diesem Verlust in begrenzter Weise entgegenwirken. Empfehlenswert sind hier etwa mageres Fleisch, Lachs, Thunfisch, Nüsse, Leinsamen, Spinat, rotes Gemüse wie Äpfel, Beete, Tomaten und Paprika sowie vitaminreiche Orangen Mango oder Ananas. Diese Kollagen-Booster sind natürlich auch in Form von Nahrungsmittelergänzung erhältlich.
Was können Anti-Cellulite-Cremes & -Massagen wirklich?
Es wäre zu einfach, doch Cellulite lässt sich nicht wegcremen. Punkt. Egal, was die immer neuen, verheißungsvollen Beauty-Produkte auch behaupten. Dafür liegen die Ursachen viel zu tief in der Haut. Alle Lotionen, Kuren, Bäder oder Öle sind also ausschließlich eines: Ein verdammt lukratives Geschäft für die Hersteller. Der weltweite Umsatz dieser Produkte wird auf mehr als 5 Milliarden Euro jährlich geschätzt, allein in Deutschland sind es circa 60 Millionen.
„Auch mechanische Behandlungen, die das Bindegewebe massieren, bringen überhaupt nichts“, so Dr. Pragers Einschätzung zu Massage-Rollern und Co. Diese sind zwar durchblutungsfördernd und regen den Hautstoffwechsel an, so wie auch Bürsten oder Wechselduschen, liefern beim Kampf gegen Cellulite jedoch keine nennenswerten Ergebnisse.
Das sind die einzig effektiven Behandlungsmethoden
Wem der natürliche und vergleichsweise langsame Weg über eine gesunde Ernährung und regelmäßigen Sport zu mühsam ist – und wer bereit ist, die Kosten für eine therapeutische oder kosmetische Behandlung zu zahlen – hat einige zur Auswahl. Natürlich wollen wir von unserem Experten ganz genau wissen, welche Angebote nur Geldmacherei sind, und welche tatsächlich das Gewebe stärken und die Hautstruktur sichtbar und langfristig verbessern.
„Verfahren wie Endermologie, eine Bindegewebsmassage, oder Lymphdrainagen, bei denen die Flüssigkeit im Gewebe abgeleitet wird, bringen nur vorübergehende Erfolge“, so die ehrliche Meinung von Haut-Experte Dr. Prager. „Man muss hier an verschiedenen Bereichen ansetzen. Ich empfehle eine Kombination aus Stafflung des Bindegewebes mit Hitze, die durch eine Radio-Frequenz-Methode, die Diathermie, im Gewebe erzeugt wird. Ergänzt mit einer Zerstörung der Fettzellen durch fokussierten Ultraschall. Das ist ein Verfahren, das durch Stromimpulse eine Muskelkontraktion induziert.“
Neben diesen bewährten Therapien gibt es seit kurzem auch einen ganz neuen Ansatz im Bereich der Bekämpfung von Cellulite. „Cellfina ist ein neues Behandlungsverfahren, das nicht die Dellen, sondern die tiefen Einziehungen behandelt. Das sind nämlich verkürzte Bindegewebsstränge, die durch die neuartige Methode mit einer Nadel sicher durchtrennt werden“, erklärt Dr. Prager. Dadurch entspannt sich die Haut und ist sofort ausgeglichen. Erste Ergebnisse sind direkt nach dem Eingriff sichtbar, die Nebenwirkungsrate ist bei einer örtlichen Betäubung minimalst.
Das Verfahren aus den USA wird seit diesem Jahr von immer mehr deutschen Kliniken und Ärzten angeboten. Die Behandlung dauert je nach Größe der Hautfläche und Ausprägung der Dellen circa 45-60 Minuten, die Kosten liegen bei 1.500 Euro aufwärts.
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