Body & Soul

Plantarfasziitis: Das Messer im Schuh

Keine Rötung, keine Beule, kein Bluterguss: Eine Plantarfasziitis ist ein unsichtbarer Schmerz, der das Gehen zur Tortur macht. Wer zählt zur Risikogruppe? Welche Symptome sind klare Anzeichen? Wie klingen die Schmerzen ab?

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Michael Bennett ist wie eine Abrissbirne aus Fleisch und Blut. Er wiegt 124 Kilo bei einer Körpergröße von 1,93 Meter. Bennett spielt American Football in der National Football League. Als Defensive End verfolgt er Quarterbacks. Kommentatoren und Journalisten nennen ihn eine „Force”, eine Macht. Wenn Bennett den Quarterback zu Boden reißt oder wegstößt, jubeln Zehntausende in den Stadien.

Doch vor drei Jahren sorgte eine vermeintlich kleine Verletzung dafür, dass Michael Bennett nicht mehr richtig spielen konnte und seine Fans verstummten. Auf die Mannschaftstrainings verzichtete er fortan. Während der Partien am Wochenende gab er zwar alles, doch seine Leistungen brachen trotz schmerzstillender Medikamente ein. Die Macht mochte nicht mehr mit ihm sein.

Bennett litt damals an einer Plantarfasziitis im rechten Fuß. Keine Rötung, keine Beule, kein Bluterguss und kein Bruch. Ein unsichtbarer Schmerz begleitete beinahe seine vollständige Saison – und ließ den vermeintlich unbezwingbaren Riesen verletzlich wirken. Die Teamärzte seiner damaligen Mannschaft sprachen nicht von Heilung, sondern betonten lediglich das notwendige „Schmerzmanagement”.

Was ist eine Plantarfasziitis?

Der Begriff Plantarfasziitis beschreibt die Entzündung einer Fußsehne. Betroffen ist die Plantarfaszie an der Fußsohle. Verläuft die Reizung chronisch, kann es zu Kalziumeinlagerungen in den betreffenden Bereichen am Fersenbein kommen. Auf Röntgenbilder werden diese Einlagerungen oft als Fersensporn missinterpretiert. Genauso wie der Fersensporn ist eine Plantarfasziitis sehr schmerzhaft.

Besonders Läufer und andere Ausdauersportler leiden unter den Folgen. Der Schmerz, den Leidtragende am Übergang von Ferse zu Fußsohle spüren, ist stechend und hartnäckig. Das von Läufern gern praktizierte Herauslaufen der Schmerzen klappt nur selten. Jedes Mal, wenn ein Betroffener seinen Fuß auf den Asphalt oder den Waldboden aufsetzt, droht ein stechender Schmerz. Als ob man mit einem Messer im Schuh läuft.

Was sind die Symptome einer Plantarfasziitis?

Der Belastungsschmerz beim Gehen und Laufen ist nur ein Problem. Besonders unangenehm fühlt sich das Aufstehen am Morgen oder nach einer längeren Ruhephase am Abend an. In diesen Bewegungspausen kommt es zur sogenannten Plantarflexion. Der Fuß klappt ab, die Sehnen an der Fußsohle entspannen sich. Beim Aufstehen kommt es durch die ruckartige Beanspruchung der plantaren Sehnenplatte zu einem abrupten Schmerzempfinden.

Dieses kann so stark sein, dass Betroffene ihren Fuß vor Schmerz nicht aufsetzen können und vorsichtig über den Teppichboden schleichen. Das Stechen kann in dieser Intensität mehrere Minuten andauern – verschwindet aber in der Regel vorübergehend wieder von alleine. Bei der Diagnostik einer Plantarfasziitis ist dieser plötzliche Fersenschmerz sogar von Vorteil. Wird der Fuß entspannt und zieht der Arzt die Zehen nach oben, ist das ausgelöste Stechen ein wahrscheinliches Indiz für eine Plantarfasziitis. Diese Diagnosemethode ist als Windlass-Test bekannt.

Wer gehört zur Risikogruppe einer Plantarfasziitis?

Eine Plantarfasziitis kann jeden treffen. Etwa zehn Prozent der Menschen erleiden während ihres Lebens eine Entzündung der Fußsohlensehnen. Da ein unsauberer Gang und die Überlastung der Füße häufig Gründe für dieses Leiden sind, erwischt der Sohlenschmerz übergewichtige Personen prozentual besonders häufig. Je höher der Body-Mass-Index (BMI), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer schmerzhaften Fußsohle. Außerdem sind ältere Menschen häufiger betroffen als jüngere. Eine Ausnahme stellen Läufer und andere Ausdauersportler dar. Ihre Plantarfasziitis-Leiden resultieren meist nicht aus einem erhöhten BMI, sondern aus einer Verkürzung der Achillessehne. Diese kann durch eine dauerhafte Trainingsüberlastung entstehen.

Kann man eine Plantarfasziitis behandeln?

Michael Bennett konnte in der folgenden Saison wieder normal spielen. Auch mit 34 Jahren zählt er heute ohne die plantaren Fersenschmerzen wieder zu den Besten auf seiner Position. Eine Plantarfasziitis kann also behandelt werden und wieder vollständig abheilen. Im folgenden Kurzinterview erklärt Gelenkspezialist Dr. Sebastian Altenberger den Krankheitsverlauf.

Gelenkspezialist Dr. Sebastian Altenberger über Diagnose, Behandlung und Dauer

#BeatYesterday.org: Wie lange müssen Betroffene mit den schmerzenden Folgen einer Plantarfasziitis rechnen?

Dr. Sebastian Altenberger: In der Regel dauert es drei bis sechs Monate, bis die Beschwerden abklingen. Es hängt immer von der genauen Ursache ab. In den meisten Fällen ist eine Verkürzung der Achillessehne und damit die Plantarfaszie der Auslöser. Beide Strukturen bilden anatomisch eine Einheit. Seltener handelt es sich auch um eine rheumatoide Grunderkrankung. Dabei sind insbesondere nächtliche Kreuzschmerzen typisch. Differentialdiagnostisch kommt zudem eine Einengung des Baxter-Nervs infrage. Dieses Krankheitsbild findet man beim sogenannten Tarsaltunnelsyndrom. Es gibt also verschiedene Ursachen für die Schmerzen, die ein Arzt abklären und ausschließen muss.

#BeatYesterday.org: Die Überbelastung einzustellen, ist für Sportler die wichtigste Reaktion auf eine Plantarfasziitis. Doch was kann man noch dagegen tun?

Sebastian: Exzentrische Dehnübungen, beispielsweise an einer Treppenstufe, sind dreimal täglich jeweils 15-mal zu empfehlen. Ergänzend rate ich zu Eigenübungen für die Spiraldynamik. Stellt sich in den ersten drei Monaten keine Besserung ein, sollte eine rheumatische Abklärung erfolgen und auch eine Bestrahlung sowie eine Stoßwellenbehandlung erwogen werden.

#BeatYesterday.org: Wie wahrscheinlich ist es, dass die Schmerzen zurückkehren und Betroffene einen Rückfall erleiden?

Sebastian: Wenn das Krankheitsbild einmal zur Abheilung gebracht wurde, sind Rezidive, also Rückfälle, weiterhin möglich. Aber diese sind in der Regel rasch in den Griff zu bekommen, da man ja mit der Behandlung vertraut ist und rechtzeitig mit dieser beginnen kann.

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