Lifestyle

Abenteuer Alltag: die perfekte Balance

Der Hamburger Fotograf Lars Schneider hat in Skandinavien eine neue Heimat gefunden. Ein Porträt über einen Glücksuchenden, der sich traute.

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Es ist fast ganz still, nur der Gaskocher zischt. Dampf kriecht aus dem Topf. Der zarte Schneefall verflechtet sich mit den grauen Wolken zu einem ungemütlichen Himmel. Lars Schneider, eingepackt in dicker Jacke, fühlt sich wohl auf den Färöern. Die Inselgruppe liegt im Nordatlantik zwischen Norwegen und Island, etwa 400 Kilometer nördlich von Schottland. Knapp 51.000 Einwohner. Circa 80.000 Schafe versprenkelt über 18 Inseln. Das verspricht Ruhe.

Schneider passiert mit seinem Geländewagen die kurvigen Straßen der Eilande, kocht Kaffee auf dem moosigen Boden, schläft in einem Zelt auf dem Autodach. Mit seiner Kamera erkundet er die Färöer. Er filmt und fotografiert Hügel aus geschwungenem und scharfem Stein und Rinnsale, die zu einem Wasserfall anschwellen. Seine Aufnahmen zeigen stoppelige Weiden, ferne Häuser im Atlantiknebel, das Leben der Menschen. Gemeinsam mit einem Freund produziert Lars Schneider einen Film über den Insel-Trip. Er sagt darin: „Ich nehme mir die Zeit und warte auf den perfekten Moment. Das Fotografieren von Landschaften entspannt mich. Ich brauche diese Balance für meine Arbeit, für meinen Alltag. Bei all der Hektik.”

Lars Schneider sitzt neben seinem Zelt und kocht auf einem Campingkocher
Campen, Kochen, Wohlfühlen: Lars Schneider schläft regelmäßig in der Natur. © Lars Schneider

Abenteuer für große und kleine Weltentdecker

Auch wegen dieser Gehetztheit des Alltags zieht Lars Schneider im Frühjahr 2019 mit seiner Familie nach Norwegen in die Region Romsdal. Muckelige Städtchen hier und da, gesäumt von Wald, dort versteckt, wo das Wasser die Küsten einreißt und sich kilometerweit ins Binnenland frisst. Die Meeresarme, Fjorde genannt, sind weltbekannt. Sozusagen das fälschungssichere Wasserzeichen Norwegens.

Rückblick: Das Abenteuer Skandinavien beginnt für die Schneiders in einer bedeutenden Phase für viele Eltern: Der Sohn wird eingeschult. Doch die Konzepte der lokalen Schulen in Deutschland überzeugen nicht. Die einzige Einrichtung, die mit ihrem Ansatz und modernen Lernmethoden begeistert, befindet sich 30 Kilometer weit weg vom damaligen Hamburger Zuhause. Organisatorisch kaum machbar für die umtriebige Familie, zumal die Tochter zu der Zeit in den Kindergarten geht. „Dann erweckte meine Frau eine alte Idee in einem Nebensatz wieder zum Leben. Sie sagte: Vielleicht sollten wir doch nach Norwegen ziehen”, erzählt Lars Schneider.

Das Ehepaar liebt Norwegen. Schon rund 30 Mal bereisten beide das Land, fanden dort Freunde. Mit den Kindern ging es regelmäßig in die schottischen Highlands oder in den Norden Skandinaviens. Die Weite Norwegens verspricht Abenteuer für kleine und große Weltentdecker.

Lars Schneider vor einem Fjord-Panorama in Norwegen
Seit 2019 leben die Schneiders mit Fjord-Panorama in Norwegen. © Lars Schneider

Heimatfinden in Isfjorden

Die Suche nach einem Heim verläuft zunächst harzig. Beschaulich soll der Ort sein, bloß nicht zu beengt. Aber eine Schule sollte es in dem Städtchen schon geben. Die Natur muss nah sein, Berge, Seen und Wald wären toll, am besten alles zum Anfassen. Aber die Infrastruktur, ein Flughafen im Umkreis, zumindest die Bahn, sind genauso essenziell. Lars Schneider verdient sein Geld auf Reisen.

„Wir suchten die berühmte Nadel im Heuhaufen. Wir wollten in den Süden des Landes, spähten dort nach Häusern und Schulen. Fanden wir ein schönes Heim, gab es keine Schule in der Nähe. Andernorts war es umgekehrt”, sagt Schneider. Hilfe naht dann plötzlich. Ein alter Freund bekommt einen Tipp, auch eine Umfrage in einer Facebook-Gruppe hilft. Nächster Halt: Isfjorden.

Dieser Fleck Zivilisation besitzt eine Grundschule und zählt 1.400 mögliche Nachbarn. Molde, eine Stadt mit großen Regionalflughafen, ist etwas über eine Autostunde weg. Ålesund nur einen Ticken weiter, andere Richtung. Das Haus gefällt. Isfjorden wird es.

Katrin Schneider schiebt ihr Kind an norwegischen Häusern vorbei
Abgelegen und doch mobil: In Isfjorden fand Familie Schneider ein neues Zuhause. © Lars Schneider

Kein Kurzurlaub

Nach der Heimatsuche wird es wieder kompliziert. Wer sich abmelden will in Deutschland, braucht Kondition für einen Marathon. Behörden. Papiere. Unsicherheiten. Lars Schneider fragt sich während des Umzugs im Sommer, in welchem Land er jetzt gerade seine Steuern zahlen soll. In Norwegen lauert gleichzeitig ein ähnlicher Aufwand. Die Unklarheiten verflüchtigen sich langsam.

Das Fortgehen ist aufwendig. Vier Leben ziehen um, von Hamburg in den hohen Norden. Tochter, Sohn, Mutter, Vater. Die ersten drei sind rasch glücklich in Isfjorden, der Papa anfangs frustriert. Er will angeln, laufen, vor allem mit den Kindern das Land durchstreifen, das Wetter ist fast durchgehend gut. Stattdessen warten Umzugskisten und Formulare. „Meine Frau hat gesagt, dass ich nicht so gestresst sein solle. Das laufe alles nicht weg. Das sei kein Kurzurlaub”, sagt Lars Schneider. Immerhin, der Sohn fragt fast täglich, ob sie bitte, bitte, bitte bleiben dürfen.

Lars Schneider wandert über eine Hängebrücke
Lars Schneider wanderte mit seiner Familie nach Norwegen aus und hat sich seinen Outdoor-Traum erfüllt. © Katrin Schneider

Ankommen und draußen sein

Lars Schneider merkt, dass er angekommen ist im neuen Zuhause, wenn er wieder beruflich losmuss. Früher, zu Hamburger Zeiten, verführten das Abenteuer des Herumkommens und das Fernweh stärker.

Fotografieren ist das andere Leben von Lars Schneider. Besonders für seine Outdoorfotos ist er bekannt geworden, er verbandelt Werbung mit der Kunst, erzählt Geschichten mit seinen Aufnahmen. Er fotografiert für die Touristik – Rügen, die Färöer-Inseln. Für Patagonia und andere populäre Outdoormarken durfte er arbeiten. Er liebt das Draußensein, den Rausch des Wilden, die rauen Elemente, die passenden Klamotten dazu. Genau diese Jobs führen inzwischen auch häufiger mitten in den Großstadtdschungel. Outdoorjacken, gewoben für Berg- und Kajaktouren, sind urbaner Lifestyle. Wanderhosen werden in Stockholm oder Kapstadt geshootet und im Café getragen. „Die Jobs für die Marken haben sich verändert, es geht wirklich mehr in Richtung Stadt”, sagt Schneider.

Vielleicht hat sich der Familienvater auch deshalb das Wilde in den Alltag geholt. Er geht angeln. Auf Trails laufen. Rennrad- und Skitouren, Mountainbiken, Paddeln, Wandern, so vieles mehr und alles direkt ums Eck. Aus der Küche guckt er auf den Outdoorspielplatz, ein Rummel für Draußenmenschen. Früher ging sein Vater mit ihm in die Natur Kajakfahren. Nun ist er selbst, wenn daheim, fast täglich mit den Kindern draußen. Schon nach zehn Minuten wird es so einsam, dass sie bis zum Sonnenuntergang kaum einen Menschen begegnen.

Lars Schneider fährt im Winter bei Schnee mit dem Fahrrad eine einsame Straße in Norwegen
Lars Schneider fährt in Norwegen auch im Winter gerne Rad. © Lars Schneider

Der Alltag gibt ihm Kraft für den Job

Fitter ist der Fotograf geworden, seitdem er in Norwegen läuft. Die Berge sind steil, die schroffe Natur fordert Schweiß und Anstrengung. Gut für die Waden. Die Kinder wachsen draußen auf – bescheiden mit dem, was es braucht. Der Ruhepol Isfjorden schenkt Lars Schneider Kraft, entspannt ihn nach großen Reisen, hilft beim Job. Die körperlich fordernde Arbeit als Fotograf fällt leichter mit der perfekten Balance. „Die Dinge, die ich früher nur im Urlaub gemacht habe, die sind jetzt Teil meines Alltags, wenn ich zu Hause bin. Ich bin fitter, entspannter und glücklicher”, sagt Lars Schneider.

Seine Ehefrau und er sind sicher: Isfjorden ist keine Reise. Das ist ein Nest. Vielleicht für immer. Neulich, erzählt Lars Schneider, sei er gelaufen, den Berg hinterm Haus hoch, mal wieder. Die Sohlen knirschten über Fels und Sand. Da habe er einen echten Glücksflash, ein berauschendes Gefühl, gespürt. Er sagt: „Da ist mir klar geworden, dass das hier kein Traum ist. Sondern Heimat.“

Lars Schneider angelt mit seinem Sohn am Ufer in Norwegen
Früher ging Lars Schneider mit seinem Vater angeln. Heute zieht es ihn mit dem Sohn ans Ufer. © Katrin Schneider

„Ich bin noch jung.”

Zurück zu den Färöern, zurück zum Film. Sicher einer der beliebtesten Streifen von Lars Schneider – über 150.000 Views hat er allein auf der Plattform „Vimeo” gesammelt und unzählige positive Bewertungen. Am Ende des Films puckern Wellen an die Küste, das Meer schäumt wie Brause. Schneider guckt auf die Gischt und in den perlmuttfarbenen Himmel. Dann sagt er einen Satz, der das Abenteuer Norwegen noch spezieller macht. Denn viele Menschen trauen sich den Wohnortwechsel und das Wagnis erst zu, wenn die Kinder groß sind und Rente oder Pension die Alltagsängste in Sicherheit wiegen. Lars Schneider hat einen seiner Träume im besten Alter erfüllt, voller Energie und Tatendrang, die Familie mittenmang. An der Küstenkante sitzend sagt er: „Ich bin noch jung.”

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