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Platzgerangel – Wohnungsbau vs. Vereinssport

Wohnungsbau statt Sportplätze, Wartelisten beim Kinderturnen: Die urbane Verdichtung macht dem Vereinssport zu schaffen. Gute Lösungen erfordern Initiative.

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Kinderturnen am Nachmittag, in verschiedenen Gruppen im Alter von 4 bis 12 Jahren. Laut Homepage werden da „spielerisch die Motorik und Selbsterfahrung gefördert, sowie der respektvolle Umgang mit seinem Gegenüber.“ Das will man unbedingt fürs Kind – doch leider ist eine Teilnahme erst nach Rücksprache mit der Geschäftsstelle möglich, denn einige der Kurse sind überlaufen. „Wir haben jetzt schon Wartelisten für das Kleinkinder-Turnen“, sagt Frank Fechner, der Vorsitzende des Eimsbüttler Turnvereins (ETV) in Hamburg. „Das kann doch nicht sein.“

„Der Druck wird immer größer“

Fechner, Chef eines Großvereins mit mehr als 14.000 Mitgliedern, ist einerseits Nutznießer des Drangs der Menschen in die Großstadt und des Trends zu Fitness und Bewegung. Andererseits muss er Mängel verwalten, denn der Kampf um teure Flächen wird härter. „Der Druck auf die bestehenden Sportanlagen wird immer größer“, sagt Fechner, „das kann die Lebensqualität in der Stadt massiv belasten.

10.000 neue Wohnungen im Jahr, Raum für 25.000 Menschen: Das ist das erklärte Ziel der Hamburger Wohnungsbaupolitik, um mit dem Andrang auch nur halbwegs Schritt zu halten. Beispiel „Neue Mitte Altona“: Auf einem Gelände der Bahn und einer Brauerei entstehen derzeit 10.000 Wohnungen, der erste Abschnitt ist schon bezogen. Die Zahl der bisher verbindlich geplanten Sportflächen lautet: null. Dabei sind die Vereine im Umkreis schon am Rande ihrer Möglichkeiten.

Immer mehr Sportplätze müssen Wohnraum weichen. | © iStock.com/MirekKijewski

Auf Kunstrasen, rund um die Uhr

Was sich in Hamburg abspielt, sieht in Städten wie Berlin, München, Hannover oder Stuttgart nicht wesentlich anders aus. Überall sind längst drei bis vier Asche- oder Rasenplätze durch einen Kunstrasenplatz ersetzt, der rund um die Uhr genutzt wird. Die gewonnenen Flächen werden unverzüglich bebaut, was Vereinen mit eigenen Anlagen einen warmen Geldregen einbringen kann, aber ihr langfristiges Problem nicht löst: Wohin mit den Menschen, die Sport machen wollen, und das zu fairen Preisen?

„Lebensqualität und sozialer Frieden in einem Quartier ist nicht besser und billiger zu haben als durch Sport“, sagt Thomas Beyer, früher einmal Leiter des Sportamts der Hansestadt. Dem würde kaum jemand widersprechen, doch manche Investoren nehmen darauf keine Rücksicht. Sie wollen sofort Renditen erzielen, die vielleicht ein erfolgreiches Luxus-Fitnessstudio erbringen kann, aber sicher kein Breitensportverein.

Lebensqualität und sozialer Frieden in einem Quartier ist nicht besser und billiger zu haben als durch Sport.

Thomas Beyer, ehemaliger Leiter des Sportamts Hamburg

Lücken suchen, Sportflächen stapeln

Beyer, der einen Verbund der größten Hamburger Vereine berät, ist dennoch nicht pessimistisch: „Weitsichtige Investoren begrüßen und fördern sogar Sportanlagen, weil sie die Attraktivität der angebotenen Wohnungen erhöhen.“ Daneben appelliert Beyer an die Fantasie der Planer: „Die boomenden Lieferdienste zum Beispiel, die brauchen Verteilzentren in den Stadtteilen. Warum nicht unter einer neuen Sportanlage?“

Wohin mit den Menschen, die Sport machen wollen, und das zu fairen Preisen? | © iStock.com/JackF

„Nicht beobachten, sondern anpacken!“

Dies ist ein Beispiel, wie der Sport selbst das Prinzip der Verdichtung anwenden kann – Lücken suchen, in die Höhe gehen, Flächen „stapeln“. Die klassischen, konservativ geführten Vereine tun sich dabei schwer, nach Beyers Einschätzung werden sich „einerseits kommerzielle Angebote durchsetzen, andererseits große Vereine, die selbst unternehmerisch handeln.“ Sein dringender Rat deshalb: „Nicht beobachten, nicht abwarten, sondern selbst anpacken.“

Wahrscheinlich wird es bei der Entwicklung Verlierer geben, wenn sich das Angebot nur noch nach der Popularität richtet. Der Fußball werde am Ende immer gut bedient werden, glaubt Frank Fechner, der ETV-Vorsitzende: „Fußball hat eine starke Lobby. Sorgen machen mir die vielen kleineren Sportarten. Im Basketball könnten wir doppelt so viele Mitglieder haben – wenn wir wüssten, wohin mit ihnen.“

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